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Iconist: Eine iPad-Zeitschrift in der Kritik

Mein ehemaliger Arbeitgeber Axel Springer hat mir einen Gutscheincode geschickt, mit dem ich das neue ICONIST Magazin testen kann. Das ist nett, wer mag schon einen Rabatt Gutschein ablehnen. Ich wollte das Magazin mir anschauen, keine Frage. Ich schreibe das also nicht, weil Springer mich drum bittet. Das mal vorab.
Iconist ist ein rein fürs iPad gemachten Hochglanzmagazin. Mir ist die Zielgruppe nicht so ganz klar, aber es dürften wohlhabende Geschäftsleute um die 50 sein, die auch etwas technikaffin sind. Nicht dass man Technik braucht um das Magazin zu bedienen. Das geht recht einfach, wenn auch Neugier hilfreich ist um die Funktionen zu entdecken – scrollen zum Beispiel. Apropos Technik: an der Performance muss noch gearbeitet werden. Die Wartezeit beim Aufrufen von Artikel nervt und geht gar nicht. ansonsten stand eindeutig das Wired Magazin Pate. Man hat sich um interaktive Elemente bemüht, kleine Filmchen eingebunden, hat eine Portrait und eine Landscape Version (in der ich übrigens nicht in der Lage war die Prada Story aufzurufen).
Dennoch hat man ein wenig den Eindruck, das Multimedia eingebunden wurde, weil man es kann, nicht weil es sinnvoll ist (bei Wired sind die interaktiven Grafiken hervorragend). Keine Frage, Iconist ist mangels Konkurrenz die Nummer 1 der iPad Magazine in Deutschland. Aber es muss noch einiges getan werden.
Das betrifft vor allem den Inhalt. Man hätte auch einige Artikel mit Blindtext füllen können, so belanglos sind sie. Warum Natalia Avalon und David Garrett Modepüppchen spielen, ist mir schleierhaft. Die Rolls Rolls Story ist recht nett gemacht, aber ein 360 Grad Panorama wäre noch schöner gewesen.
Ich denke nicht dass es ausreicht, sinnleere Geschichten (Virtual Lookbook) um große Markennamen zu stricken, um mit Iconist Erfolg zu haben. Da geht noch mehr.

Im Übrigen stürzt Iconist gerne mal ab, vor allem beim Weiterblättern, auch noch etwas was behoben werden sollte.

Springer hätte besser daran getan, Iconist gratis oder deutlich günstiger rauszugeben. Ich hätte mich geärgert, für ein solches Testexemplar Geld auszugeben. Aber vielleicht bin ich auch nicht die Zielgruppe, was die Inhalte angeht.

Protest, aber nicht nur weil es Springer ist

Springer mahnt Anwaltskosten vom Bildblog, weil die nicht innerhalb kürzester Zeit einen kleinen lächerlichen Fehler behoben haben. Gleichwohl haben sie wohl schneller korrigiert als in der Springerzentrale jemand den Paternoster hoch- und runterfährt. Dennoch kommt Springer mit der Anwaltskohle.

Es ist lächerlich, kleinkariert und dumm. Nicht weil es Springer ist. Ich habe solche Fälle schon öfter aufgegriffen hier, immer dann wenn ein großer Konzern den kleinen Kritiker mit Anwaltsgebühren mundtot machen will. Bei Springer kommt noch eine andere Komponente hinzu: Mit dem Kampfblatt Bild hat man im eigenen Haus ein Beispiel, weil man sich einen Dreck schert ob Dinge richtig oder Falsch sind und niemals ohen Zwang Geld zahlen würde an den kleinen Mann, den man eben mal in einer Millionenauflage fälschlich durch denselben Dreck gezogen hat.

Wenn Frank Schmiechen auf Twitter auf das alte Feindbild verweist, dann muss er leider verstehen dass Springer alles tut dieses Feindbild immer wieder aufrechtzuhalten. Was um alles in der Welt hat die Anwälte geritten wegen so einer Lapalie einen Aufstand zu machen? War es denn nicht egal was Bildblog schreibt, hat man nicht gar erste Versuche einer Kommunikation versucht? Das hat eine Zeitlang meine Sympathie gehabt, ich dachte man kann wirklich dazulernen bei Springer. aber in meiner kurzen Zeit dort habe ich selbst erleben müssen, dass das immer nur Strohfeuer sind. Irgendwann zieht man sich wieder zurück hinter die Barrikaden. Von wem auch immer die errichtet wurden.

Oh, und ich folge keineswegs einem Sascha Lobo, sondern, wie oben angesprochen, versuche jene zu unterstützen, die gegen einen Großkonzern kaum eine Chance haben.

Nichts von dem was ich sage ist eine Tatsache. Es ist eine Meinung. Nur mal so für die Anwälte.

Waldemar Hartmann bei Welt Online

Man mag es mit bekannten Namen bei Welt.de, gleich, ob die laengst abgeschrieben sind oder nicht. Deshalb wohl konnte man sich auch Waldemar Hartmann holen, der Dinosaurier unter den Fussballmoderatoren und eigentlich ausgestorben. Ok, das mag Geschmackssache sein. Was mich entsetzt ist die Machart. Es ist etwas anderes, ob ich als Videoblogger mal eben aus einem Museum berichte oder ob man einen TV-Star nimmt. Den dann vor eine Wackel-Cam zu setzen, ist albern. Eigentlich dachte ich, dass man darueber hinweg sei – weiland schlug Christoph Keese mal intern vor, einfach Leuten ne Cam in die Hand zu geben und dann wuerden die schon machen. Aber wenn man bei Welt.de nicht alles Equipment verkauft hat, dann ist man durchaus in der Lage, ein wenig Licht zu geben.
Die Kunst des Authentischen beim Videobloggen ist, dass es authentisch aussieht, aber gleichwohl nicht heisst, dass man alles an Regeln vergisst. Mehr Licht, wuerde Goethe sagen. Das mal als Minumum. Dann bitte die Kamera hoeher halten, dann gehen auch die Augenringe weg und Waldi sieht weniger aus wie aus dem Bett gefallen. Auch am Hintergrund kann man arbeiten, der sieht aus wie Backstage bei einem Sporthauseroeffnung.
Der Ton ist ok, das leichte Rauschen schlage ich jetzt mal meinen Boxen zu.
Aber das waere nicht das erste Mal, dass der Koeder eher dem Angler gefaellt als den Fischen.
Und noch eine Anmerkung. Natuelrich zieht der Name Waldi, und deswegen werden schon qua Reichweite von Welt.de einige Dopanloads zusammenkommen. Aber das hat nichts damit zu tun, dass man an der Machart noch arbeiten kann.

(Disclaimer: Ich habe 2006/2007 bei Welt.de den Bereich Audio und Video aufgebaut).

Welt steht zur Debatte

Das muss dann doch sein: Christian Ruhnau hat es geschafft, die Debatte ist seit heute morgen online. Uli Wickert schreibt und lässt mit sich reden und viele andere auch.

Die Seite soll zum zentralen Ort des engagierten, aber fairen Meinungsstreit in Deutschland werden, der von den kompetentesten und originellsten Köpfen der deutschsprachigen und internationalen Publizistik geführt wird. Alle Leser, die Freude an streitbaren, aber sachlichen Auseinandersetzungen über aktuelle Fragen der Gegenwart haben, sind herzlich eingeladen, sich aktiv an den Debatten zu beteiligen.

Ich hoffe mal, dass jetzt dort nicht wieder Springer-Bashing anfängt, sondern auch mal den Autoren zugehört wird und man sich mit Ihnen auseinandersetzt. Man muss nicht gleicher Meinung sein, das wäre ja langweilig, aber ein guter Ton in der Debatte schadet auch nicht. Und wer Unsinn schreibt (als Autor) der wird schon schnell merken, was er davon hat, denke ich.

Glückwunsch an die Ex-Kollegen!

Niggemeier vs. Springer-Akademie

Hach herrlich anzusehen, wie alte Feindschaften einfach nicht aus der Welt zu kriegen sind. Ob Turi vs. Don Alphonso oder jetzt Stefan Niggemeier vs. Jan-Eric Peters aka Axel-Springer-Akademie.

Runde 1: Niggemeier punktet mit einem Aufwärts-Haken:

Also, nein, natürlich nicht richtig, gottogottogott, wer weiß, was die dann schreiben! Nein, das Blog der Axel-Springer-Akademie heißt „jepblog” — „jep” wie „Jan-Eric Peters”, dem Direktor der Akademie. Und Peters schreibt auf, was seine Journalistenschüler aufgeschrieben haben. Er formuliert dann etwa: „Journalistenschülerin Margita Feldrapp schreibt über…” und dann kann man einen oder zwei Absätze lang lesen, was Journalistenschülerin Margita Feldrapp womöglich in ihr Blog schrübe, wenn sie eines hätte.

Runde 2: Peters landet einen Lebertreffer

Jetzt bin ich beruhigt, es geht Ihnen gut, der Beißreflex funktioniert noch. Hab mich amüsiert, schreiben können Sie ja wirklich. Der Inhalt allerdings… Wie wär’s? Kommen Sie doch mal vorbei, ich lade Sie ein: 90 Minuten Diskussion mit den Schülern, Thema Medienjournalismus, Fragen über Gut und Böse, Verantwortung und warum man in Ihrem Bildblog nicht mal kommentieren darf (geschweige denn schrüben, äh, schreiben).

Weil Boxen aber langweilig ist und Wrestling viel cooler, lässt es sich auch Thomas Knüwer nicht nehmen, in den Ring zu steigen:

So einfach ist das eben nicht mit dem Netz. Das weiß auch Jan-Eric Peters. Der hat mal “Welt Kompakt” gegründet und leitet nun die frisch gegründete Axel-Springer-Medienakademie. Die jungen Menschen, hat sich Peters, gedacht, sollen auch mal ins Internet. Mit nem Weblog. Weil das aber ja alles nicht so leicht ist, siehe oben, dürfen sie nicht selbst. Könnten ja verderben, die guten Kleinen. Nein, der Akademieleiter gibt seine Volontäre wieder. So wie Muttern erzählt, was ihrem Nachwuchs im Kindergarten passiert ist, während der mit gesenktem Kopf daneben sitzt. So entstehen Neurosen, glaube ich.

So, jetzt schauen wir mal kurz in der Ringpause, um was es bei diesem Titelkampf eigentlich geht: Darum, dass Peters bloggt statt seine Journalistenschüler bloggen zu lassen. Dass er wohl mal Knüwer gefragt hat, ob der ihn (respektive das Akademieblog) in seine Blogroll aufnimmt. Dass die Springer-Akademie irgendwie eben auch die BILD-Akademie ist und deshalb ein Stück weit für deren Taten verantwortlich gemacht wird.

Nun bin ich kein wirklich neutraler Mensch, weil ich ebenfalls bei Springer (www.welt.de) arbeite, aber auch wenn es damals noch kein Web gab und kein Blogs, die das virtuell dokumentieren, ich sehr wohl den Wallraff unterm Arm und den Stoppt-Bild-Aufkleber auf dem Tornister getragen habe.

Ich frage mich, ob nicht beide Seiten ein wenig ihre wahren Motive dar- und dann auch ablegen sollten. Die Akademie will Anerkennung bei Medienleuten, Niggemeier und andere Vergeltung für Bild-Schandtaten.

Schlichtungsversuch:
1. Die Akademie lässt die Schüler selbst bloggen
2. Stefan Niggemeier referiert über Bildblog bei der Akademie, gerne auch in einem Streitgespräch mit Jan-Eric Peters
3. Thomas Knüwer erzählt mal, was er vom Kauf von StudiVZ durch seinen Arbeitgeber Holtzbrinck hält.