Späte FAZ-Analyse zu Weblogs und so

Hach, man mag ja der alten Tante FAZ Trägheit und Innivationsfeindlichkeit vorwerfen, zumindest sicherlich nicht (mehr) jedem Trend hinterherzulaufen, aber manchmal hat sich auch recht, wenn sie allzu Gehyptes analysiert.

. Für die Mehrheit der deutschen Bevölkerung gilt immer noch: Es wird nur wahrgenommen, was in der Zeitung steht oder im Fernsehen läuft. Die Mehrheit der Deutschen bekommt von der Blogosphäre schlicht nichts mit, da können die Blogger noch so in die Tasten hauen.

Wie recht sie haben. Das vergessen auch die Blogger, die (wie ich) zurzeit und auch die nächsten Monate vornehmlich von Zeitungslesern bezahklt werden, allzu gerne.

Ja, Blogger haben nicht den Einfluss den Massenmedien haben. In Deutschland auch, weil sich zuviele mit Blogs beschäftigen statt mit anderen Dingen – vor allem “massen”-taugliche Themen – oder überhaupt Themen.

Dennoch kann ich dieses ständige “Blogger sind keine Journalisten” und “bald gibt es keien Zeitungen mehr” nicht mehr hören. Natürlich wird es weiterhin Zeitungen geben, sie werden nur anders aussehen müssen, weil die klassischen News keine ware mehr sind. Dann können Journalisten auch wieder beweisen, ob sie mehr drauf haben als Agenturmeldungen zusammenkleistern. Eine Riesenchance also.

Und Blogger sollten sich mal überlegen, warum die Top-Blogs sich nur mit sich selbst beschäftigen und eben keine Sau da draußen interessieren (dieses eingeschlossen, ich rechtfertige mich aber mit meinem Wissenschaftspodcast..)

Und eines sollten die Zeitungen auch nicht vergessen: Google hat ein gutes Gedächtnis, was Blogs angeht. Darüber kommen Nutzer auf Zeitungsseiten und auf Blogs gleichermaßen. Weil der Inhalt zählt. Und Leser sind nicht dumm: Wer demnächst was zum Thema Lufthansa und Internet an Bord sucht, wird die Boeingseite lesen, die das Ganze hochjubelt, die Zeitungsnachricht, die den Start des Dienstes verkündet und den Blogger, der mal erzählt, was das taugt.

Niggemeier vs. Springer-Akademie

Hach herrlich anzusehen, wie alte Feindschaften einfach nicht aus der Welt zu kriegen sind. Ob Turi vs. Don Alphonso oder jetzt Stefan Niggemeier vs. Jan-Eric Peters aka Axel-Springer-Akademie.

Runde 1: Niggemeier punktet mit einem Aufwärts-Haken:

Also, nein, natürlich nicht richtig, gottogottogott, wer weiß, was die dann schreiben! Nein, das Blog der Axel-Springer-Akademie heißt „jepblog” — „jep” wie „Jan-Eric Peters”, dem Direktor der Akademie. Und Peters schreibt auf, was seine Journalistenschüler aufgeschrieben haben. Er formuliert dann etwa: „Journalistenschülerin Margita Feldrapp schreibt über…” und dann kann man einen oder zwei Absätze lang lesen, was Journalistenschülerin Margita Feldrapp womöglich in ihr Blog schrübe, wenn sie eines hätte.

Runde 2: Peters landet einen Lebertreffer

Jetzt bin ich beruhigt, es geht Ihnen gut, der Beißreflex funktioniert noch. Hab mich amüsiert, schreiben können Sie ja wirklich. Der Inhalt allerdings… Wie wär’s? Kommen Sie doch mal vorbei, ich lade Sie ein: 90 Minuten Diskussion mit den Schülern, Thema Medienjournalismus, Fragen über Gut und Böse, Verantwortung und warum man in Ihrem Bildblog nicht mal kommentieren darf (geschweige denn schrüben, äh, schreiben).

Weil Boxen aber langweilig ist und Wrestling viel cooler, lässt es sich auch Thomas Knüwer nicht nehmen, in den Ring zu steigen:

So einfach ist das eben nicht mit dem Netz. Das weiß auch Jan-Eric Peters. Der hat mal “Welt Kompakt” gegründet und leitet nun die frisch gegründete Axel-Springer-Medienakademie. Die jungen Menschen, hat sich Peters, gedacht, sollen auch mal ins Internet. Mit nem Weblog. Weil das aber ja alles nicht so leicht ist, siehe oben, dürfen sie nicht selbst. Könnten ja verderben, die guten Kleinen. Nein, der Akademieleiter gibt seine Volontäre wieder. So wie Muttern erzählt, was ihrem Nachwuchs im Kindergarten passiert ist, während der mit gesenktem Kopf daneben sitzt. So entstehen Neurosen, glaube ich.

So, jetzt schauen wir mal kurz in der Ringpause, um was es bei diesem Titelkampf eigentlich geht: Darum, dass Peters bloggt statt seine Journalistenschüler bloggen zu lassen. Dass er wohl mal Knüwer gefragt hat, ob der ihn (respektive das Akademieblog) in seine Blogroll aufnimmt. Dass die Springer-Akademie irgendwie eben auch die BILD-Akademie ist und deshalb ein Stück weit für deren Taten verantwortlich gemacht wird.

Nun bin ich kein wirklich neutraler Mensch, weil ich ebenfalls bei Springer (www.welt.de) arbeite, aber auch wenn es damals noch kein Web gab und kein Blogs, die das virtuell dokumentieren, ich sehr wohl den Wallraff unterm Arm und den Stoppt-Bild-Aufkleber auf dem Tornister getragen habe.

Ich frage mich, ob nicht beide Seiten ein wenig ihre wahren Motive dar- und dann auch ablegen sollten. Die Akademie will Anerkennung bei Medienleuten, Niggemeier und andere Vergeltung für Bild-Schandtaten.

Schlichtungsversuch:
1. Die Akademie lässt die Schüler selbst bloggen
2. Stefan Niggemeier referiert über Bildblog bei der Akademie, gerne auch in einem Streitgespräch mit Jan-Eric Peters
3. Thomas Knüwer erzählt mal, was er vom Kauf von StudiVZ durch seinen Arbeitgeber Holtzbrinck hält.

ARD und Podcasting

Die ARD scheint ernst zu machen in Sachen Podcasting. Zum einen warten wir auf die tolle neue Plattform, zum anderen scheinen die Anstalten (!) konsequent so zu tun, als ob es Podcasts nur bei ihnen gäbe. Ich kann das ja ein Stück weit verstehen, nur helfen wird es nix. Sie denken eben, die Welt sei wirklich so wie sie sie darstellen.

Letztes Beispiel der HR:
Neue Podcasts braucht das Land

Podcasting ist erwachsen geworden und hat die Reifeprüfung bestanden

.. ist derzeit im Netz zu lesen.
Ich finde das Bild einfach schön: 2006 sagt der ECO-Verband, Podcasting sei in die “Pubertät gekommen.” Ein Jahr später hat Podcasting die Reifeprüfung bestanden und ist erwachsen geworden.

Einige ironisch gemeinte Anmerkungen:
– was wird Podcasting nächstes Jahr sein? In der Midlifecrisis? Mit dem Studium fertig? Wird es Video heiraten und eine Mediafamilie gründen? Schauen Sie wieder rein wenn es heißt. Das Leben des Karl-Heinz Podcastings

– so schön die Bilder gemeint sind, sie vermitteln leider das Gegenteil: Wer gerade erwachsen geworden ist und seine Reifeprüfung bestanden hat, wird noch nicht wirklich ernst genommen. Und schließlich vermitteln die Fotos ja auch was ganz anderes: Da sollten wir uns eher Sorgen um den Nachwuchs machen, wie dieses Foto von iFranz geschossen zeigt.
Podcast-Kongress

Disclaimer: Ich bin nicht ganz unbeteiligt am Podcastday2006 und 2007, einer ähnlichen Veranstaltung. Für mich kann es nicht genügend Veranstaltungen geben, die Podcasting bekannt machen – ob Kongress, Day oder Podcamp.

Readers Edition: Die letzten machen das Licht aus

Peter Schink und Steffen Büffel, die letzten beiden, die nicht “entlassen” wurden bei der Readers Edition, haben Stellung genommen. Peter schreibt unter anderem:

Weshalb Steffen und ich noch als Moderatoren gelistet werden – obwohl wir in den letzten Wochen und Monaten nicht aktiv waren – lässt sich nur vermuten … eventuell ist das auf unseren etwas prominenteren Status in der deutschen Social-Media- und Citizen-Journalism-Szene zurückzuführen.

Verwunderlich ist neben dem Tonfall gegenüber den Ehrenamtlichen (“Wir konnten nicht feststellen, dass Du mit diesen Aufgaben so gut zurecht kommst, wie es nötig wäre.” und “Zumindest warst Du mit den wenigen Aktivitäten in den letzten Wochen nur mäßig hilfreich.”) auch das Vorgehen an sich. Begründet wurde der Rausschmiss mit der mangelnden Aktivität

Sowohl Peter als auch Steffen haben um “Entlassung gebeten”. Damit ist das Projekt als User Generated Content Projekt erst mal gestorben.

Es ist einfach nicht zu verstehen, wie man bei einem Projekt, das auf Freiwilligkeit fußte, so unsensibel sein konnte. Das muss doch jedem klar sein, dass diese Sau durchs Bloggerdorf getrieben wird, noch ehe die Sonne rauskommt. Herr Maier und Herr Martin, was zum Teufel ist da los?

Readers Edition “feuert” Moderatoren

las ich bei einem einer der solchen. Schade auch, aber ich habe das kommen sehen. Wer weiß mehr?

UPDATE: Hier mal ein Auszug aus dem RE-Blog, was Hugo E. Martin geschrieben hat.
“Die Verstärkung macht auch eine neue Ausrichtung bei den “Moderatoren” notwendig

– wer zukünftig als Moderator im Bereich Moderation mitarbeiten will, braucht natürlich die entsprechende Ausbildung, Qualifikation, Erfahrung, Talent, einen RE-kompatiblen Themenschwerpunkt und ein planbares Zeitbudget

– wer seine Moderatoren-Tätigkeit in der Entwicklung der Community und der Umsetzung von neuen Ideen rund um Citizen Journalismus & Social Media einbringen will und Interesse, Ideen und ein Zeitbudget mitbringt, wird sich als Community Moderator einbringen

– und wer als Frau oder Mann der ersten Stunde, als Alt-Moderator, oder als Begleiter, Kritiker, Sponsor, etc. in die ‘Hall of Fame’ einziehen möchte, ebenfalls herzlich willkommen!”

Leider kein Wort zur Auseinandersetzung. Als ob es sie nicht gäbe.

Der Blogsdorfer Anzeiger hat auch noch was geschrieben

Ich habe mal das feuert in Anführungen gesetzt, weil es ja eher als Zitat gemeint ist.

Disclaimer: Mit Hugo E. Martin habe ich zusammen das Projekt “zeitung.Crispynews” betrieben.

Bewegtbild: IP erfindet die Werbung neu

Eben reingekommen:

Das neue Jahr steht im Zeichen der bewegten Bilder im Netz: IP Deutschland liegt voll im Trend und startet mit einer Vielfalt von innovativen Werbemöglichkeiten – angefangen beim Sponsoring von Bewegtbild-Inhalten bis hin zu Spots mit Interaktion. (…) Eine Variante, die Werbebotschaft mit Bewegtbild im Netz zu kombinieren, ist das Sponsoring: Werbungtreibende können die Video-Podcast auf RTL.de und n-tv.de mit einem Opener und Closer sponsern sowie die RTL Aktuell Video-News mit einem Sponsoring-Opener. Zusätzlich bieten die RTL Aktuell Videos eine permanente Integration sowohl auf der Video-News-Seite als auch auf der Homepage von RTLaktuell.de in der Rubrik “Video-News”…Außerdem bietet die IP Deutschland auf RTL.de und n-tv.de eine Video-Podcast Spot-Integration an. Hier kann in allen angebotenen Podcasts neben dem klassischen Sponsoring ein Werbespot integriert werden.

Man kann also einen Werbespot in einem Video schalten. Gut, dass IP Deutschland das anbietet. Nicht gut, wie sie das tun. Als ob die Zielgruppe der oben zitierten Meldung nicht wüsste, was Bewegtbild-Werbung ist. Schreibt die Praktikantin solche Mitteilungen?

Man versucht halt, innovativ zu sein. Innovativ sind da eher Audioads, die sich gerade mit einem Preis auszeichnen ließen (Veit verzeih mir, aber das ist zu offensichtlich). Die integrieren Videowerbung ähnlich wie schon Audiospots, und zwar technisch so, dass dies erst bei Abruf geschieht. Interessant wird sein, wie das dann in Flashplayer eingebunden werden kann. Denn die meisten Leute, behaupte ich mal frech, schauen sich Videos in Flash an. Wichtig ist, dass jetzt die Werbeindustrie endlich Spots en masse schaltet, und nicht nur hier und da mal was ausprobieren, was nicht viel kostet und auch nicht viel schadet.

Mein Parteibuch geschlossen – meins habe ich schon lange zurückgegeben

Beweggründe:

Durch die Erfahrungen mit meiner Webseite bin ich inzwischen zu der Überzeugung gelangt, dass öffentliches Engagement von deutschen Politikern nur solange erwünscht ist, wie Duckmäuser den in den von ihnen kontrollierten Massenmedien verbreiteten Unfug nachplappern.

Jawoll. Deswegen habe ich meine Karriere dort auch bald beendet. Übrigens überhaupt nachplappern.

Ach so, und Anwälten gehört zumindest dieses Handwerk gelegt:

Nachdem ich in den letzten Tagen mit vier Abmahnungen belästigt worden bin und vom Landgericht Hamburg meine Verpflichtung zur Zahlung von mehr als 500 Euro “Anwaltskosten” für eine einstweilige Verfügung, die mir untersagt, ein Anwaltsschreiben zu veröffentlichen, bestätigt wurde, beabsichtige ich nun, keine neuen kritischen Beiträge auf meiner Webseite Mein-Parteibuch.de mehr zu veröffentlichen.

Dass ich ein Schreiben dieser Abzocker nicht veröffentlichen darf, ist unerhört.

Podcamp in Second Life: Zusammenfassungen zum Thema Podcasting

Weil es noch keine Downloads der Mitschnitte gibt, hier zunächst mal der Technorati-Link zu Blogeinträgen.

Ich weilte nicht die ganze Zeit dort, weil die Zeitverschiebung doch groß war (es fing um Mitternacht an).

Zunächst: Skeptiker aufgepasst, ich kann nur raten, mal eine Komferenz in Second Life zu besuchen. Es ist wirklich nahe am Real Life, auch was Verhaltensweisen angeht (Leute tippen ständig, chatten, hören nicht zu und laufen rein und raus).

Aber danl Audiostream und Videostream ist es eben möglich, dabei zu sein, zu interagieren, auch spontan selbst einen Vortrag zu halten. Technik, die mich begeistert.


Dedric Mauriac schrieb:

Setting here at Podcast Island, I listen to a presentation on how to get your interviewees to open up. This helps your listeners get stories that they want to hear. Do something (walk around outside for the interview) Pause after the question and don’t overstep the answer Ask the question everyone wants to ask Ask the question no one would think to ask Get past the professional interviewee Ask the interviewee to introduce themselves Ask how the interviewee explains what they do to family Talk about food – apply analogies with what they do Find a mystery (suspense) and try to solve it let others tell a story recording the ambient sounds defines the location get out there …

Ich hatte mir den Vortrag “Finding Your Niche Market & Listeners – Lynette Radio – Creative ways to attract the right kind of listeners” angehört, die erste Session am Samstag, und muss Lynette recht geben: Es geht nicht nur um Massenkommunikation (as I said many times before), sondern eben auch um die kleinen Nischen, in denen ich direkter mit der Zielgruppe kommuniziere, ihre Bedürfnisse besser kennenlerne, sie stärker an mich binde. Das ist kein Entweder oder, sondern eine Ergänzung bisheriger Kommunikationsmaßnahmen. So ich Inhalteanbieter bin, sollte ich mich “in meinem Gebiet auskennen und regelmäßig senden”, so Lynette. recht hat sie.

Rauchverbot: Wird ja mal Zeit

Eben in der Welt

Für Tabakfreunde wird es ernst: Die EU-Kommission hat sich nach Informationen von WELT.de für ein umfassendes Rauchverbot in Gaststätten, Bierlokalen, Bars, öffentlichen Gebäuden und am Arbeitsplatz ausgesprochen. “Eine solche Regelung würde der Gesundheit der Bevölkerung den größten Nutzen bringen”, heißt es in einem Strategiepapier.

Dass wir kein Rauchverbot haben, liegt schlicht daran, dass Politiker längst schon nicht mehr in der Lage sind, Entscheidungen zu treffen. Nur wenn der Druck zu groß ist, Wahlen vor der Tür stehen und ihr eigenes Amt bedroht ist, reagieren sie überhaupt noch. Ist jetzt keine fundamentale Analyse, aber trotzdem.

DLD07: Das große Summary

Auf vielfachen Wunsch und weil versprochen, meine große Zusammenfassung zum DLD07:

Ich denke es hat wenig Sinn, die Panels abzufeiern, ich möchte das anhand einiger Zitate und Gedanken machen, die mir aufgefallen sind (und den Weg in mein schickes Gmund-Büchlein gefunden haben)

Zum Beispiel der oft gehörte Satz: “All companies become Internet companies”.

Ganz von der Hand zu weisen ist das nicht: Selbst das kleinste Restaurant kann per Qype ins Internet gelangen, ohne selbst etwas zu machen und ist damit zumindest auch im Internet vertreten. Ich mahne nur an daran zu denken, das man im Internet weder Brot backen kann noch ein Auto bauen. Es ist eine technische Plattform für den Austausch von Informationen, mehr nicht. Diese mag Pflichtprogramm sein für jede Firma, aber sie ist nicht alles.
Das kam in einem kleinen Scherz zutage, der auf dem Panel gemacht wurde, auf dem ein Lufthansa-Vertreter saß und der gegen die ganze Web-2.0-Posse ankämpfen musste:

“You dont really want beta-airplanes”

Dazu passte auch Luc Besson: “No one will ever watch a movie for its technology”. Soll heißen: Die Story ist wichtig. Gilt im übrigen auch für Webseiten von Verlagen: Die Inhalte sind es, die den Erfolg ausmachen, sei es Sex oder Politik. Schicke Tools alleine bringen nichts.

Ein anderer Satz von Nichola Negroponte: “There are no boders anymore”
Das ist wichtiger als es klingen mag: Es gibt keine Möglichkeit einer Kontrolle mehr, man kann Zensur versuchen, wird es aber langfristig nicht durchsetzen. Das betrifft auch staatlichen Einfluß auf anderen Ebenen, siehe die Frage, ob eine Zeitung eine TV-Lizenz braucht wenn sie im Internet sendet. Oder andere Gesetze, die auf einer weltweiten Handelsplattform einfach keine Anwendung mehr finden können. Die Juristerei der Staaten ist eben nur für Staaten gemacht, für die Juristen ist das Internet eine Horrorvorstellung. Ich kenne das Problem vom Podcasting: Was in den USA erlaubt ist, kann hier verboten sein, weil bornierte Menschen bei der Gema nicht verstehen, das Künstler weltweit tätig sind.

Im übrigen nannte er Nationalism a desease, was ich nur unterschreiben kann.

Katharina Fake von Flickr sprach vom “Sunset of the Web”, weil man vielleicht bald keine Bowser mehr braucht, sondern Endgeräte hat, die Webinformationen zum Beispiel mobil verarbeiten. Mag sein, aber ich bin nichts der Freund einer Einzellösung. Eigentlich müsste ja auch Email schon tot sein (in USA kann man das übrigens fast schon sagen angesichts der Verbreitung von IM-Diensten).

Zum Thema Marken und Brands gab es auf dem Panel “Where is the audience?” interessante Gedanken. Einer “Google gives no emotion and no brand”. Die große Chance für kleine Leute ist, bei Google nach oben zu kommen. Die große Chance der Marken ist, das mit Image zu kompensieren. Das bedeutet aber eine starke Marke zu sein und vor allem Vertrauen zu schaffen, gerade auch weil der Kunde kritischer wird und höhere Ansprüche stellt.

Dave Morgan beschrieb das Problem so: Er hatte einen billigen Flug gebucht aber wohl seinen Ausdruck verloren und wusste plötzlich gar nicht mehr bei wem er gebucht hatte, weil er nur auf den Preis schaute. Es gibt keine Bindung für ihn zu der Firma.

Andere beklagten ein “terrific lack of leadership”, das Kräften Auftrieb gäbe, die eine “Bottom-up-leadership” präferieren. Das mag nach Sozialismus klingen, ich nenne es echte demokratische Teilhabe. Kritischen vielschichtigen Journalismus dank Blogger, große Märkte dank Ebay, Kulturaustausch durchs Blogs und – ja, das meine ich ernst – Tauschbörsen.

So und quasi als Fazit ein paar Thesen:
Social media und User generated content sind keine Inhalte von Verlagen und großen Firmen, sondern schlicht Inhalte von jedermann. Das heißt: eigentlich brauchen wir keine Verlage mehr, wir können das selbst machen.

Computer und Web sind nur Hilfsmittel und kein Selbstzweck, auch wenn einige von dieser Scheinwelt gut leben können.

Video im Web ist nicht die Zukunft, sondern eine Möglichkeit zur Unterhaltung/zur Bildung. Kein next big thing, sondern eher die Möglichkeit einer Marktverbreiterung

Audio kommt aus der ist in einer Nische und bleibt dort auch , aber durchaus erfolgreich.

Fischschwarm

Meine Vorstellung einer Macht von unten ist, dass sich Menschen per Internet zu Clustern (auch Schwärmen) zusammenfinden können, schnell und ohne großen Aufwand, und als solche etwas bewegen, um sich dann wieder anderen Dingen zuwenden zu können. Wie Fischschwärme, die mal groß sein müssen, um Räuber abzuwehren und dann wieder klein, um sich hinter einem Blatt verstecken zu können. Die Flexibilität der Individuen, gepaart mit einer nicht berechenbaren Geschwindigkeit und der Möglichkeit, große Netze zu bilden, sollte den Großen der Branche zu denken geben.

Der Satz der alles zusammenfasst kam von John Naisbitt: Whatever the future holds its nothing if there is no joy.

Eigenlob, sozusagen: Die Welt vs. Wikipedia

Ich bin ja nicht eingebunden in die Redaktion hier bei der Welt, habe aber am Rande mitbekommen, wie Fehler gemacht und auch wieder ausgebügelt werden. Es ging um das Wikileaks-Projekt, was bisweilen Journalisten, die nur Wiki hören, mit der Wikipedia in Verbindung bringen. So auch die Kollegen im 15. Stock hier in Berlin. Bekamen aber einen Hinweis, und – schwupp – besserten nach. Lob gab es von Tim Bartel