Was uns verbindet: Leben im asiatischen Umfeld

Ich lebe zur Zeit in einem Compound in Bangkok, in Deutschland würde man das Reihenhaussiedlung nennen oder Wohnsiedlung. Wir haben in Vietnam in einem Hochaus gelebt, in Phnom Penh in einem kleinen Apartmenthaus und in Laos in einem – unserem ersten – freistehenden Haus. Was wir überall hatten waren einheimische Nachbarn (im Englischen Locals genannt, was mir immer nach Eingeborenen klingt, aber wohl nicht so gemeint ist).

Nun kennen wir aus Deutschland die Dynamiken, die sich in Nachbarschaften bilden. Jeder hat nette und weniger nette Nachbarn, solche mit denen man auch mal feiert und solche die man nicht mal grüßt. Und man gibt jedem seiner Nachbarn Beschreibungen, die mal mehr, mal weniger abhängig sind von persönlichen Neigungen.

Das ist in Asien nicht anders. In der kleinen Seitenstraße in der unser Haus steht, sind vier weitere Häuser auf unserer Seite. Gleich neben uns wohnen Chinesen die selten überhaupt da sind. Daneben eine Wohngemeinschaft aus 3 Thais – wo die Frau immer die Hausarbeit macht und die Männer sich ums Essen kümmern, meist in Form von Delivery Pizza. Deren Nachbarn sind eine Thaifamilie mit zwei Kindern, Eltern und zwei Großmüttern, und der letzte in der Reihe ist eine Familie mit zwei Kindern, er ist Australier und sie ist Thai (plus die Nichte, die als Maid arbeitet).

Dann sind da noch die beiden alten Frauen auf der anderen Straßenseite, die so nett sind dass sie mir manchmal Desserts bringen und mir eine Bananenstaude geschenkt haben. Und die Familie deren Vater peinlichst genau darauf achtet dass beide Autos immer tiptop sauber sind. Und die andere Familie die morgens früh raus muss weil sie ein Restaurant haben (was so gegen 6.30 Uhr öffnet).

Wo immer ich gelebt habe war es so: Nachbarn und Nachbarschaften sind immer gleich. Ein Mikrokosmos mit bestimmten, fast universellen Dynamiken. Natürlich auch lokale Besonderheiten, sonst wäre das ja langweilig. Aber die Menschen, die ähneln sich doch viel mehr als man meinem mag. Sooo groß sind kulturelle Unterschiede gar nicht, zumindest was das Zusammenleben hier angeht.

Fleisch aus dem Labor: Immer her damit

Pig SlaughterDie Deutschen sind ja ein Volk von Fleischessern. 13kg/person/year Rind ist schon eine Menge, wobei die Amis mit 42 noch weit drüber liegen (wir führen aber beim Schwein). Aber egal, die Frage ist, wie lange können wir uns Fleischkonsum noch leisten? Und was essen wir da eigentlich?

Weltweit reden wir über 63 Millionen Tonnen Rindfleisch, 99 Millionen Tonnen Schwein, 12 Milionen Tonnen Ziege, und 83 Millionen Tonnen Huhn. China allein hat in den letzten 20 Jahren seinen Rindfleischkonsum von 2 auf über 10 kg pro Person und Jahr gesteigert. Man kann sich leicht vorstellen, wie das aussieht wenn Brasilien., Indien und Afrika noch weiter wachsen, plus Südostasien.

Um es auf den Punkt zu bringen: So viele Rinder und Schweine kann es gar nicht geben, um den Bedarf zu stillen. Und selbst wenn, werden die Folgen kaum zu ertragen sein. Einmal ist es das Methan, das von Rindern ausgestoßen wird und einen erheblichen Anteil am Klimawandel hat. Zum anderen aber auch indirekte Folgen, wie eine Studie aus Östtereich zeigt:

A major leverage point for the reduction of greenhouse gas emissions of pork production is the facilitation of European animal feed. The majority of vital protein plants such as soybean are currently produced in and imported from areas where de-forestation leads to major climatic and environmental impacts. For this reason the soybean production makes up to 80% of the greenhouse gas emissions of Austrian AMA pork meat. – See more at: http://seri.at/en/projects/completed-projects/spar-pork-meat/#sthash.aLuwVGdB.dpuf

Soja ist auch nicht das Allheilmittel. Ein vegetarischer Tag, wie ihn die Grünen fordern, ist in der Tat hilfreich, wenn auch nicht in Gesetzesform (wobei ich den Aufschrei schon witzig finde, gründen sich doch erhebliche Teile Deutschland auf den Katholizismus, der einen fleischlosen Tag den Gläubigen sehr ans Herz legt).

Die Lösung ist zwar noch nicht in den Supermarktregalen, aber machbar. Kein anderer als Sergej Brin hat es finanziert, und Professor Mark Post hat es verwirklicht: Das erste Fleisch aus dem Labor.

Jetzt nölen natürlich echte Männer rum, das sei kein echtes Fleisch. Na gut, dann wollen wir mal schauen:

Wenn echtes Fleisch nur von echten Tieren kommt, dann sollten echte Männer die auch töten können. Wer hat schon mal ein Schwein, Rind oder Huhn geschlachtet? Wer wäre bereit, dies zur Nahrungsversorgung regelmäßig zu tun?

“Das Labor-Fleisch ist nicht hochwertig”. Was zu beweisen wäre, weil man im Labor sehr gut steuern kann, welche “guten” Inhaltsstoffe in welcher Konzentration vorhanden sind. Vielmehr aber stellt sich die Frage, wie hochwertig das Fleisch ist das wir jetzt essen. 50 Prozent sind Hackfleisch, was in der Nahrungsmittelindustrie aus Pink Slime aka Fleischabfällen hergestellt wird. Das Billigfleisch vom Aldi und Co. kommt aus Massentierhaltung. Wurst wird NICHT aus Rinderfilet gemacht, und IKEAs Meatballs auch nicht.

Laborfleisch ist die einzige Lösung die wir haben. Man sollte alles Geld das für den Militäretat gebraucht wird unverzüglich in diese Forschung stecken. Damit kann man nämlich künftige (Nahrungs-)kriege verhinden.

Es geht mir übrigens nicht darum, dass ein handgefüttertes argentinisches Angusrind nicht gutes Fleisch produziert. Das ist klar. Es geht um die Masse an Fleisch, die produziert wird und die Schaden verursacht.

Es ist wohl eine Haltungsfrage, ob man das Fleisch essen würde oder nicht. Solche, die im Geiste nie wirkliche die Höhle verlassen haben, werden wohl immer wieder Argumente dagegen finden. Bis, wie von Professor Post vorgeschlagen, Laborfleisch wesentlich billiger ist, weil das andere Fleisch mit einer Umweltabgabe versehen ist.

Jamie Oliver hat es in seiner Show mal gezeigt, wie es geht. Das Töten eines Huhns heutzutage.

Persönliches und Nachdenkliches

Mein Vater wäre heute 74 Jahre alt geworden. Er ist vor 23 Jahren an Krebs gestorben. Mittlerweile lebe ich fast genauso lange ohne ihn wie mit ihm.

Was mich so nachdenklich macht ist, wie schnell die Zeit vergeht. 23 Jahre sind eine lange Zeit, aber es kommt mir gar nicht so lange vor. Ich habe auch nicht das Gefühl, schon 47 Jahre auf diesem Planeten zu sein. Man sagt ja dass Mittvierziger ohnehin eine verzerrte Realität haben was ihr gefühltes Alter angeht.

Wenn ich in Erinnerungen schwelge, dann ist es immer schwierig, mein Alter in den Erinnerungen zu bestimmen. Oder anders gesagt: In meinen Erinnerungen bin ich zeitlos. Sicher, als Kind war ich ein Kind, aber das Gefühl ist nicht das eines Kindes, sondern einfach nur mein Ich.

Vielleicht liegt es daran, dass ich mich in der Tat wesentlich jünger fühle als ich aussehe und bin. Ein Freund von mir, Benjamin aus Sydney, hat neulich ganz schön beschrieben wie man das Kind in sich finden und bewahren soll. Vielleicht liegt es auch an meinem Lebensumfeld: In Asien sind um die 60 Prozent der Bevölkerung unter 30 Jahre alt. Das heisst, ich bin nur von jungen Menschen umgeben. Vielleicht färbt das ab und hat Einfluss auf Selbstreflektion.

Ich habe mir ein Skateboard gekauft. Nicht weil ich wieder jung sein will oder jetzt in Rapperklamotten rumlaufe. Es hat einen simplen Grund: Damit kann ich mit meinen Hunden hier ein wenig Sport machen. Die können mich ziehen und es ist einfacher als mit dem Fahrrad – da laufen sie mir permanent vor’s Rad. Weil ich früher immer mit dem Skateboard zur Schule bin, ist das für mich eher ein Fortbewegungsmittel denn modisches Gadget. Mag aber von aussen anders aussehen. Gleiches gilt fürs Moped. Mag sein dass bäuchige Mittvierziger komisch aussehen auf einer Honda Scoopy-I, aber es ist halt praktisch: Man kommt durch jeden Stau und findet immer einen Parkplatz.

Ich überlege wie man Vater war als er 47 Jahre alt war. Er war anders sozialisiert, im streng katholischen Bayern aufgewachsen, als ältester Sohn mit viel Verantwortung im autoritären Elternhaus ausgestattet – an der er auch oft scheiterte. Wäre er Skateboard gefahren? Nein. Ich glaube Jeans tragen war so ziemlich das modernste, soweit ich mich erinnere. Ich weiß er war intellektuell fähig, outside the box zu denken. Aber ich glaube das Kind in ihm durfte nicht raus.

Da stellt sich die Frage, ob das an seiner Persönlichkeit lag, oder ein Zeichen seiner Generation. Natürlich hatte meine Elterngeneration weniger Freiheiten und wurde auch so sozialisiert. Natürlich sind die Eltern immer Spießer. Und natürlich gibt es Ausnahmen.

Wie schaut es bei Euch aus, liebe Leser ? Seht ihr euch alterslos? Seht ihr Euch als weise Alte?