Es gibt keinen Grund, weniger Einwanderer zu fordern

Da ist man kaum mal acht Jahre weg und schon färben sich Teile Deutschlands braun. Dabei war der deutsche Herbst doch eigentlich vom Linksterrorismus gefärbt, der aber wohl in Rente gegangen ist. Es gibt kaum einen Beitrag zur Einwanderung auf Twitter oder Facebook (zumindest in meiner Timeline), auf den nicht Leute mit sowohl schlecht als auch rechten Argumenten versuchen zu beweisen, warum das Boot voll ist (meistens Leute aus dem Binnenland) oder die Grenzen löchrig (gerne auch solche, die in Ungarn durch den Zaun geschlüpft sind).

Heute las ich Belehrendes über Asyl und Migration. Das mag zwar technisch ein Unterschied sein, oder besser juristisch, aber ändert nichts an der Tatsache, dass es um Menschen geht, die alles, was sie haben, zurücklassen und sich eine neue Heimat suchen. Wir Deutschen sind da eigentlich ganz gut darin, schließlich haben wir maßgeblich zur Besiedelung Amerikas beigetragen. Gut, wir haben keinen Antrag gestellt, sondern das Aufkommen einer Asylantrags-Bürokratie der lokalen Bevölkerung mit Gewalt unterbinden können. Das funktionierte für eine Weile auch in einigen Ländern Afrikas, wo wir uns ebenfalls darin auszeichneten, möglichst wenig Integrationsfähigkeit zu zeigen.

Und dann sind ja auch noch die Ostdeutschen, die wohl nicht wirklich wegen der schöneren Wälder in den Westen kamen, so nach der Wende. Oder jene wie meine Großmutter, die in den letzten Kriegstagen aus dem damaligen deutschen Osten es soeben in den Westen geschafft hat.

Ich habe als Jugendlicher mit Asylanten aus Afghanistan gearbeitet, als es die Sowjets waren, die das Land zerbombten. Und mit Menschen aus Ethiopien, die immer noch besser Englisch sprachen als ich und viele meiner Freunde damals. Ich lebe seit 8 Jahren in Ländern, aus denen Menschen aus politischen und wirtschaftlichen Gründen fliehen mussten. Ich kenne viele Geschichten von Kambodschanern, Vietnamesen und Laoten, und weiss wie schwer es war, das Land zu verlassen.

Kein Flüchtling macht sich das einfach. Der gemeine Deutsche, der im Durchschnitt niemals mehr als 50 Kilometer von dem Ort lebt, in dem er aufgewachsen ist lebt, wird das nicht verstehen wollen. Aber er/sie soll sich einfach mal vorstellen, von heute auf morgen alle Ersparnisse aufzubrauchen, um auf einem schäbigen Rostkahn wochenlang auf dem Meer herumzuschippern, nur um dann von Grenzbeamten unfreundlich behandelt zu werden.

Nicht nur, dass Deutschland langsam die Deutschen ausgehen (selbst die Nazis kriegen wohl keinen mehr hoch), offenbar gehen dem Land der Ideen wohl auch die Ideen aus, wie und wo man neue Impulse bekommt. Ich habe in den Ländern hier mehr gelernt als in den Jahren in Deutschland zuvor. Es gibt nichts was einen Menschen mehr bereichert als der Austausch mit anderen Menschen. Das liegt in unserer Natur. Wir sind historisch gesehen Auswanderer und Migranten. Oder gar biologisch gesehen. Wem das nicht passt, der soll halt zurückgehen. Nach Afrika, wo wir herkommen.