Bauboom in Kambodscha

Ich habe ja an verschiedenen Stellen schon meine Bedenken angebracht, was den Boom in Kambodscha betrifft. Ich glaube, es ist mehr spekulatives denn fundamentales im Markt. Soll heissen: Es werden zwar gerade neue schicke Gebaeude gebaut, aber noch fehlt es dem Land an einer wirklich florierenden eigenen Wirtschaft. Es gibt ausser in Textilien kaum produzierendes Gewerbe, es fehlt vor allem ausgebildeten und qualifizierten Arbeitskraeften. Der Hotelboom in Siem Reap duerfte auch bald vorbei sein, wenn nicht das Wasser- und Stromproblem geloest wird. In Sihanoukville fehlt es dagegen an allem: Gerade mal zwei Hotels, die einem groesseren Publikum genuegen koennen, und auch wenn Sokha jetzt noch ein neues bauen will, so fehlt es dennoch an Infrastruktur. Die Stadt ist immer noch ein Backpackerdorf.

Noch groesser durfte das Problem aber durch die Landflucht werden. Immer mehr Bauern verkaufen ihre Reisfelder, wenn sie Glueck haben an eine Textilfabrik, in der sie dann Arbeit finden. Oft genug wird das Geld aber in ein neues Auto gesteckt, oder es werden Schulden getilgt, die die naechste Generation schon gemacht hat. Oder es wird verspielt. Und dann wollen alle ihr Glueck in der Stadt suchen. Auf dem Land geschieht nichts. Keine Industrie. Nur ein paar NGO-Projekte.

Das viele Geld, dass hier tatsaechlich in bar vorhanden ist, wird mehr oder weniger sinnlos verbraten. In Luxusartikel, in Projekte von Freunden, selten aber in Fonds oder aehnlichem. Was uebrigens auch daran liegt, dass es hier kaum Finanzberater gibt.

Leider haben die NGO hier ganze Arbeit geleistet: Statt eine Idee zu haben, wie die Leute demnaechst leben sollen, hat man nur das Ueberleben gesichert. Heerscharen von Lehrern vermitteln Lesen und Schreiben, aber beim Rechnen hoert es schon auf.

Dass nur als ergaezende Anmerkungen zu einem wirklich guten Artikel, der auf n-tv erschienen ist.

4 thoughts on “Bauboom in Kambodscha”

  1. Glücklich das Land, in dem es keine Finanzberater gibt, die einem Aktien aufschwatzen.

  2. Es geht nicht um aufschwaetzten, es geht um Beratung. Du magst nicht einige Millionen Dollar in bar rumliegen haben, aber hier ist das so. Und die Leute hier wissen wirklich nicht, was sie damit machen sollen. Nicht alle Finanzberater sind boese.

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