Merckle: Ein feiger Tod

Nicht schlechtes über Verstorbene? Mag sein, es sei denn sie provozieren es. So wie der Tycoon Adolf Merckle. Warum nur wirft sich ein Mann, der Milliarden kontrollierte und bewegte, vor den Zug? Gesundheitsgründe einmal ausgeschlossen, gehe ich davon aus, dass es daran liegt, dass er jetzt nichts mehr bewegte. Er musste sich eingestehen, dass er zu der Sorte Manager gehört, die Krisen nicht wirklich meistern können, zumindest ab einer gewissen Größenordnung.

Wirtschaftsbosse machen heute keine Fehler, sondern wechseln in einen anderen Konzern oder verkaufen die Fehlinvestition. Solange es nicht ans Eingemachte geht, ist alles kontrollierbar. Nur Verluste in einer Größenordnung wie sie Merckle wohl hatte waren das Eingeständnis des eigenen Versagens. Schon die Idee der Staatsknete zeigte, wie hilflos der Mann wohl sein mag. Der verstand seine eigene Welt nicht mehr.

Nun sind Menschen wie er psychologisch tatsächlich in einer anderen Welt. Sie machen keine Fehler, aber die anderen. Und so zieht er einen Zugführer mit in den Tod, ist zu feige, das selbst zu machen, lässt einen anderen die schmutzige Arbeit machen und rächt sich so auch noch für das, was man ihm angetan hat (der Lokführer steht da nur als Beispiel für die Gesellschaft an sich).

Statt sich seinen Problemen zu stellen, haut er ab. Und legt wohl auch noch den Zugverkehr lahm. Männer, und gerade erfolgreiche, suchen gerne einen Selbstmord, der anderen Schuldgefühle vermitteln soll, unter andere gerne auch eine schrecklichen Anblick. Sie schlafen nicht friedlich ein, sondern ballern sich die Birne weg oder lassen sich vom Zug zerschreddern. Und ziehen andere mit ein. Weil sie kontrollieren müssen. Bis in den Tod.

Er wusste genau, dass man nicht unendlich lange auf Pump leben kann. Das gilt für Privatleute wie für Unternehmen. Es gibt einen Unterschied zwischen einem Kredit um für gewissen Zeit die Liquidität zu sichern und einer kompletten Unternehmensfinanzierung auf Pump. Das ist das wirklich Problem der Wirtschaftskrise, die wir haben. Zu viele Kredite. Udn zu viele Manager wie Adolf Merckle, die sich nicht rechtzeitig eingestehen wollten, dass sie ein Spiel mitgemacht haben, von dem sie wussten, dass sie es irgendwann verlieren. Verloren hat er trotzdem. Sein Leben. Und sein Ansehen.

9 thoughts on “Merckle: Ein feiger Tod”

  1. Nein Thomas! Das geht nicht!
    Da ist ein Mensch gestorben. Ein Mensch den Du nicht kanntest. Sorry, aber ich finde einige Kommentare zum Tod von Merckle wirklich abartig!

  2. Julian, ich war mir dessen bewusst, deshalb der Einleitungssatz. Aber war es nicht dieser Mann selbst, der mit der Art und Weise seines Ablebens genau das wollte: Öffentlich diskutiert zu werden? Er hat einen öffentlichen Tod gesucht. Vielleicht tue ich ihm sogar einen Gefallen posthum.
    Nein, das Tabu der schlechten Rede über Tote mag ich nicht mehr mitmachen.

    Ach und abartig ist ein Wort, dass ich gar nicht mag. Geschmacklos hättest Du sagen können, Oder voll daneben. Abnorm vielleicht noch. Aber abartig hat einen bösen Beigeschmack.

  3. “Vielleicht tue ich ihm sogar einen Gefallen posthum.”

    Bestimmt. Und vergelt’s Gott.

  4. Ja, ich finde viele dieser Kommentare boesartig und abscheulich.(sorry falls das jetzt nicht gefaellt)

  5. Im Radio meinte einer “er hätte sich wohl ohnmächtig gefühlt, weil die Banken seinen Firmen kein Geld mehr gegeben hätten. Und weil seine Anfrage nach Staatsbürgschaft bekannt wurde”. Nun ja, wer 8 Milliarden (!!!) Euro Privatvermögen hat, dem kann ich persönlich keine finanziellen Sorgen unterstellen.

    Ich bin für absolute Selbstbestimmung. Jeder sollte frei entscheiden können, wie und wielange er lebt. Aber anderen Menschen damit zu Schaden (hier dem Lokführer) das geht gar nicht!

    Und da ist eher das Verhalten von Herrn Merckle abartig, nicht der Blogbeitrag oder andere Kommentare.

  6. Hallo? Ich hatte nicht den Eindruck das Thomas die Form des Selbstmordes zum Mittelpunkt seines Eintrages gemacht hat!

  7. Äh, doch habe ich schon: “Und so zieht er einen Zugführer mit in den Tod,”, “Warum nur wirft sich ein Mann, der Milliarden kontrollierte und bewegte, vor den Zug”. Ich drehe es nur etwas weiter und zeige auf, warum er diese Art gewählt hat.

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