Die Situation in Thailand und die Auswirkungen auf die Region

Ich bin ja nun nicht so weit weg von Bangkok und mein Twitterfeed ist voller Meldungen von Freunden und Bekannten, die von dort berichten. Ich denke zusammen mit dem was klassische Medien berichten (vor allem NYT, BBC und CNN), bekomme ich ein ganz gutes Bild.
Im Augenblick scheint die Situation fast ausweglos. Keine Seite will nachgeben. Eine dritte Partei ist nicht in Sicht, und der Druck von Thaksin, der angeblich neulich beim Shoppen in Paris gesehen wurde, laesst auch nicht nach. Abhisit scheint sich ebenfalls keinen Zentimeter zu bewegen. Beiden Parteien geht es nach wie vor um Macht und Geld. Mit Demokratie hat diese Auseinandersetzung nichts, aber auch gar nichts zu tun. Thaksin will seine Kohle zurueck, die ihm ein Gericht eingefroren hat, und weiter seine Geschaefte machen.
Abhisit und die Yellow Shirts, vor allem auch die sie bestimmenden Zirkel, wollen ihre Pfruende ebenfalls nicht aufgeben und wissen, dass es eng wird fuer sie, sollte Thaksin oder jemand aus dessen Lager wieder an die Macht kommen. (Die Frage ist ob Thaksin ueberhaupt zurueckkehren will. Er fuerchtet ein Attentat aus den eigenen Reihen, das ihn zum Maertyrer macht und gleichzeitig den Weg frei fuer seine eigene Leute, seine Geschaefte zu uebernehmen. Jeder wuerde Abhisit verantwortlich machen oder die Armee).

Auswirkungen auf die Region

Die Proteste und Auseinandersetzungen sind zwar nur auf Bangkok begrenzt, die Auswirkungen sind aber in der ganzen Region zu spueren. Kambodscha zum Beispiel ist wirtschaftlich abhaengig von Thailand, Oel, Lebensmittel, Internet, alles kommt von dort. Auch wenn es wegen des Prehar Vihar Tempels immer wieder diplomatische Spannungen gibt, braucht Kambodscha Thailand.

Im Bereich des Tourismus sieht man dramatische Einbussen fuer Kambodscha, Laos, Vietnam und Burma, weil viele Reisenden diese Laender mit einem Aufenthalt in Thailand verbinden. Auch wenn derzeit nichst gegen einen Badeaufenthalt in Phuket spricht, haben manche Angst. Firmen in Bangkok sprechen von Ausfaellen in Hoehe von 75 Prozent, manche Hotels in der Innenstadt gar 100 Prozent.

Sollte sich gar, was wir alle nicht hoffen, der Krieg als Buergerkrieg auf das gesamte Land ausbreiten, dann drohen noch weitere Konsequenzen. Thailand ist der weltgroesste Reisexporteur, da moegen zwar Konkurrenten profitieren (vor allem die Philippinen, Vietnam produziert keinen guten Reis, da werden Kunden nur im Notfall darauf zurueckkommen), aber es koennte auch zu einer Verknappung kommen und ausserdem zu Einnahmeausfaellen. Das wird wieder die Farmer und Landbevoelkerung betreffen, die dann eventuell noch radikaler werden.

Thailand ist auch Exporteur von hoeherwertigen Guetern in die Region, gerade im Bereich Lebensmittel laeuft das meiste ueber Bangkok.

Wenn Thailand hustet, ist Suedostasien krank. Das stimmt vor allem fuer die armen umliegenden Laender. Vielleicht auch deshalb schuert Kambodschas Hun Sen das Feuer nicht weiter. Vietnam und Laos halten sich sehr bedeckt, schon deshalb weil sie
auf keinen Fall solche Bilder im eigenen Land haben wollen. Und Burma macht sich Sorgen um seinen wichtigsten Geschaeftspartner. Die Anrainer haben also ein Interesse an einem stabilen Thailand.

Dumm nur, dass sie sich bislang von ihren Partnern jedwede Einmischung in innere Angelegenheiten verboten haben. Deswegen koennen sie auch jetzt nicht oeffentlich Partei ergreifen oder sich als Mediator anbieten. ASEAN ist in solchen Dingen noch wirkungsloser als die Europaeische Union.

Solange in Thaikand selbst einflussreiche Geschaeftsleute eine Chance sehen, vom Sieg der einen oder andere Partei zu profitieren, werden sie diese unterstuetzen. Thaksin und seine Vasallen buttern noch immer Geld in die Protestbewegung, und die Regierung hat ohnehin genuegend Ressourcen. Es scheint also anders als bei den Anrainern intern derzeit kein groesses Interesse zu geben, wirtschaftlichen Druck auf die Parteien auszuueben.

So bleibt uns allen nur, aus sicherer Entfernung zuzuschauen, zu beten und zu hoffen dass doch die beiden Parteien noch zur Verkunft kommen.

UPDATE: Ich musste einige Passagen ändern damit der Artikel auch mit den Gesetzen Thailands konform ist. Das betrifft das Lese Majeste

2 thoughts on “Die Situation in Thailand und die Auswirkungen auf die Region”

  1. Als die Yellowshirts den Flughafen dicht gemacht haben war ich zufällig kurze Zeit später in Laos. Die Auswirkungen auf die Gästezahlen waren fast 1:1 wie in Thailand zu spüren. Logischerweise weil Laos keine internationalen Direktflüge hat. Hast Du da Infos drüber?

    Cambodia könnte ja über Vietnam genau so einfach erreicht werden wie über Thailand.

    Einen Bürgerkrieg über das ganze Land halt ich für nicht wahrscheinlich. Es sind ja derzeit keine Bürger die sich bekämpfen, sondern die Arme versucht etwas zu unterdrücken und ausserhalb von Bangkok ist der Support für die Opposition ja noch viel größer. Und wie es scheint haben sie Fehler erkannt mit übermäßiger Gewaltanwendung. Gestern gab es z.B. fast keine Verletzte.

  2. Es fliegt nicht viel nach Laos rein, Thai Air eben und Vietnam Airlines und Air Asia. Die Meisten Touristen kommen aber eben über Bangkok, und selbst wenn der Airport sicher ist bleiben sie lieber zuhause.
    Die Fluege nach Vietnam sind zu teuer als das man dass als Hub nimmt, und ich weiss gar nicht ob uberhaupt wer direkt fliegt (Lufthansa stoppt in BKK).

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