Moderne Sklaverei ist nicht nur im Rotlichtviertel

Ich habe ja verschiedentlich schon darauf hingewiesen, dass es zwar die Spendensäckel der Hilfsorganisationen füllt, wenn man moderne Sklaverei auf Prostitution und Kinderarbeit reduziert, aber mit der Realität nicht viel zu tun hat. The Guardian hat ein halbes Jahr lang recherchiert und einen hervorragenden Bericht über die Arbeit auf Fischkuttern in Thailand geschrieben.Diese Kutter holen jene Fische aus dem Meer die dann auf Krabbenfarmen verfüttert werden, und diese Krabben landen dann in den Tiefkühltruhen europäischer und amerikanischer Supermarktketten. Exporteur ist CP Food, eines der größten Unternehmen in Thailand, und ja, auch Aldi wird von CP Food beliefert.

Was der Guardian berichtet ist aber nur die Spitze des Eisbergs. Thailand ist kein Einzelfall, solche Boote gibt es auch in Vietnam, Kambodscha und in Afrika. Lange Zeit hat man sich mit Menschenhandel in der Prostitution beschäftigt, was in der Tat existiert, aber nicht in dem Ausmaß in dem es empfunden wird. Es verkauft sich halt besser. Vergessen werden die Männer und Frauen die in Fabriken arbeiten, auf Fischkuttern oder auf Baustellen. In Laos “kaufen” chinesische Investoren ganze Dörfer leer, um Arbeitskräfte zu bekommen. In Vietnam war das ähnlich, vor allem in der Bauxit-Industrie – nur sind da jetzt die Spannungen zwischen Vietnam und China dazwischengekommen.

Moderne Sklaverei braucht folgende Bedingungen: Korrupte Regierungen die nicht kontrollieren, skrupellose Geschäftsleute, denen ein Menschenleben nichts wert ist, Abnehmer in Übersee die nicht genau hinschauen und Konsumenten, denen egal ist woher das billige Essen kommt.

Nein, nicht jeder Pangasius oder Giant Shrimp aus Asien ist durch Sklaverei gewachsen, aber viele. Noch immer gibt es in Bangladesch, Pakistan und Nepal Textilfabriken in denen Menschen wie Tiere gehalten werden. Ja, es gibt auch gute Beispiele, vor allem Uniqlo scheint da ganz vorne zu sein was faire Verträge angeht. (Übrigens verkauft Starbucks eine Menge Fair Trade Kaffee, nur mal am Rande).

Und ja, ich will dem deutschen Konsumenten ein schlechtes Gewissen machen. Ich habe es auch, wenn ich hier zum 7/11 gehe – der gehört nämlich auch CP Food. (Die sagen übrigens dass 72 Prozent ihrer Lieferanten zertifiziert sind. Macht halt immer noch 18 Prozent Sklavenschiffe). Aber in Thailand wird ein Unternehmen nicht auf Beschuldigungen aus dem Ausland reagieren, und hier im Lande gibt es solche Reportagen nicht. Ich kaufe also soweit es geht am Markt, wir essen ohnehin vegetarisch (und ich keine Shrimps wegen Cholesterin). Aber wenn Aldi und Walmart CP Food auslisten, dann hat das einen Effekt.

Also die Bitte, schaut Euch mal den Bericht oder wenigstens das Video unten an. (Dies auch vor dem Hinterrund dass gerade 100.000 kambodschanische Gastarbeiten Thailand verlassen weil sie Angst vor Repressalien haben. Die Junta verneint das zwar, aber die Arbeiter glauben und vertrauen dem nicht – ich würde das auch nicht)