Sprachgebrauch für Journalisten

Ich hab heute auf den Seiten der Special Olympics einen guten Presseservice gefunden: Gedanken zum Sprachgebrauch, wenn es um Menschen mit Behinderung geht. Sie gelten nicht nur für die Special Olypmpics Athleten, sondern sollten eigentlich Allemeingut sein. Was mit besonders gefällt: Die Anregungen sind nicht politisch korrekt, sondern schlicht logisch.

Anzuwendende Terminologien:

* Eine Person hat eine geistige Behinderung. Sie leidet nicht an, ist nicht betroffen, von oder gar ein Opfer von geistiger Behinderung.
* Es sind Personen, Menschen oder Individuen mit geistiger Behinderung.
* Eine Person benutzt einen Rollstuhl, sie ist nicht an einen Rollstuhl gebunden.
* Man unterscheidet zwischen Erwachsenen, Kindern und Jugendlichen mit geistiger Behinderung. Sie sind entweder als Erwachsene, als Kinder, als Jugendliche oder als ältere bzw. jüngere Athleten zu bezeichnen.
* “Down`s Syndrom” und mongoloid sind durch Down Syndrom ersetzt worden.
* Die Special Olympics Teilnehmer sind Athleten und als solche zu bezeichnen. Unter gar keinen Umständen sollte das Wort in Anführungszeichen erscheinen!
* Über Menschen mit geistiger Behinderung soll im gleichen Stil berichtet werden, wie über Menschen ohne geistige Behinderung. Bei der ersten Nennung des Athleten, wird der volle Name angegeben. Bei allen weiteren, nur noch der Nachname.
* Eine Person ist körperbehindert und nicht verkrüppelt.
* Der Terminus “Special Olympics International” sollte immer dann verwendet werden, wenn von der weltweiten Special Olympics Organisation die Rede ist.

Terminologien, die Sie vermeiden sollten:

* Wenn Sie von Special Olympics Athleten sprechen, dann bezeichnen Sie nicht alle automatisch als Kinder. Erwachsene Athleten machen einen großen Teil der Organisation aus.
* Das Adjektiv “unglücklich” sollte nicht verwendet werden, wenn Sie über Menschen mit geistiger Behinderung sprechen. Erschwerende Umstände müssen nicht das ganze Leben im negativen Sinn definieren.
* Es heißt nicht „die Special Olympics“ – es sei denn, es wird ein bestimmtes Ereignis beschrieben oder über bestimmte Funktionäre gesprochen.
* Die Leistungen von Personen mit Behinderungen dürfen nicht übertrieben dargestellt werden. Auch wenn die Leistungen anerkannt und gewürdigt werden sollten, hat die Bewegung für die Rechte von behinderten Menschen versucht, der Öffentlichkeit bewusst zu machen, dass es negative Auswirkungen haben kann, wenn über die Leistungen von körperlich oder geistig behinderten Menschen mit übertriebenen Phrasen berichtet wird.
* Das Wort “special” oder „besonders“ sollte sparsam eingesetzt werden, wenn Sie über Personen mit geistiger Behinderung sprechen. Dieser Ausdruck kann, wenn er im Ãœberfluss verwendet wird, schnell zum Klischee werden, das immer mit Special Olympics in Verbindung gebracht wird.

5 thoughts on “Sprachgebrauch für Journalisten”

  1. Diese Sprachgebrauchsregeln sollten in den Medien eine Selbstverständlichkeit sein. Aber leider liest man noch immer sehr viel Unsensibles. Oft wird Behinderung mit Krankheit gleichgesetzt. Die Schreibweise “an den Rollstuhl gefesselt” findet man auch noch.

  2. Da spricht mir jemand aus der Seele. Danke schön. Dieser Sprachmüll wird aber nicht nur in der Beratung, sondern auch im Vertrieb gerne genommen. Versuchte mich doch neulich ein Verkäufer mit folgendem Argumentvon Anzeige ine ienm Fachblatt zu überzeugen: “Anzeigen haben schon ihren Sinn, sonst gäbe es sie nicht”. Klasse, lieber Verkäufer, ich bin beeindruckt, quatsch überwältigt. Es gibt auch Kriege und Aids und sonst noch viele Dinge. Die machen für mich auch keinen Sinn. Wir sollten mal ein Podcast über das Thema machen, lieber Thomas Wanhoff, ich bin dabei.

    Grüße von einem ( oops geoutet) Trainer & Berater

  3. Vor allen Dingen, wenn aussondernde Sprache als “unsensibel” bezeichnet wird – als ob dies ein kleiner Lapsus, eine lässliche Kleinigkeit wäre oder aber sich sog. “Behinderten” nur seeeehr sensiiiiiiibel, quasi in-Watte-packend genähert werden müsse, ist an sich schon wieder genau das: aussondernd. Und dies trotz oder gerade wegen vorgeblicher “Sensibilität”.

  4. Eben in meinen eigenen Google-Anzeigen:
    “Single mit Behinderung? Handicap-Love.de – Die seriöse Singlebörse für Behinderte” Warum brauchen behinderte Menschen eine eigene Singlebörse?

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