Katholische Kirche in Vietnam

Habe gerade einen Artikel gefunden über den verstorbenen Erzbischof von Hanoi, Paul Joseph Kardinal Pham Dinh Tung.

Interessant in dieser Passage sind die Hervorgebungen von mir:

Anlässlich des 89. Geburtstags von Paul Joseph Kardinal Pham Dinh Tung, dem emeritierten Erzbischof von Hanoi, waren im vergangenen Juni 1.000 Katholiken nach einer Heiligen Messe betend durch Hanoi gezogen. Ziel war das Gebäude, in dem vor der kommunistischen Machtübernahme die diplomatische Vertretung des Heiligen Stuhls untergebracht gewesen war. Die Katholiken forderten die Rückerstattung des Gebäudes und damit die Wiederherstellung rechtsstaatlicher Verhältnisse. Hinter dem unmittelbaren Anlaß verbirgt sich ein erstarktes Selbstbewußtsein der jahrzehntelang unterdrückten Kirche, die vom Staat die freie Ausübung der Religion einfordert.

Genau das ist der Grund, warum der Staat in Vietnam ein Problem mit der Kirche hat: Es geht um Land und Gebäude. Dass Katholiken an der Ausübung ihrer Religion gehindert werden stimmt nicht. Sie werden an der Ausübung von Politik gehindert. Das mag man kritisieren, sollte es aber auch benennen und sicht nicht hinter der Religion verstecken.

10 thoughts on “Katholische Kirche in Vietnam”

  1. *gebetsmühlean

    Rechtsstaatlichkeit, Freiheit und Gerechtigkeit zu fordern, ist eine der vornehmsten Aufgaben der Kirchen. Ich kann daran nichts Schlimmes finden. Wenn man das am Beispiel enteigneter Gebäude tun kann, finde ich daran nichts Schlimmes. Die Kirchen haben über viele Jahrhunderte viel Unrecht begangen oder gedeckt und sich viel zu oft mit dreckigen Diktaturen verbrüdert. Da finde ich ganz erfrischend zu sehen, dass sie mitunter lernfähig sind. Vollkommen unnötig finde ich dagegen, solchen Bestrebungen wiederholt verbal in den Rücken zu fallen statt sie zu stützen.

  2. Du kriegt es einfach nicht: Sie machen eben kaum den Mund auf hier gegen die Regierung und kämpfen für eine freie Presse oder was auch immer. Sondern verstecken sich hinter der Religionsfreiheit. Sehr mutig. Es geht um Kohle, sonst nix.

    /gebetsmühle aus

  3. Bei der Religionsfreiheit anzusetzen ist für eine Kirche ein naheliegender Ansatz, finde ich. Und irgendwie gehören Kirchengebäude am Rande dazu.

  4. Auch das ist nicht so einfach: es handelt sich um die ehemalige diplomatische Vertretung des Vatikan. Das mag im weitesten Sinne ein Kirchengebäude sein, hat aber schon einen komischen Beigeschmack.

  5. Meine Güte, ein schauerlicher Progagandatext, der mit Seriösität so viel zu tun hat wie die Sendungen Karl-Eduard von Schnitzlers mit Journalismus. Die gute und friedfertige, auf Ausgleich bedachte Regierung hie, die bösen demagogischen Katholiken da… Man fasst es nicht.
    Die katholische Kirche hat aus ihrer langen Geschichte ja manches auf dem Kerbholz, aber dass man sie heute zu üblen Hetzern erklärt, indem man ihr in Form ebensolcher Hetze eine vier-, fünftausend Jahre alten Textstelle aus dem Alten Testament vorhält, das weckt ganz automatisch meine Solidarität.

  6. Ob es eine Diktatur ist weiss ich nicht. Es ist ein sozialistisches Land, also mitnichten demokratisch nach westlichen Maßstäben. Ich habe auch mitnichten gesagt dass hier alles gut ist (und kann das auch nicht, Konsequenzen s.o.). Im übrigen heisst die katholische Kirche kritisieren nicht automatisch Partei für die Regierung ergreifen, oder?
    Tja, differenzieren ist halt schwer wenn man (noch) fettgenährt im reichen Westen sitzt. Das ist schwarzweiß doch bequemer und so schön einfach.
    Ich frage mich, warum Du, wenn Du doch so ein Freiheitskämpfer bist, nicht einfach herkommst und der Regierung einfach mal sagst, was Sache ist. Oder irgendwas tust.

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