Alles über den nicht stattfindenden Weltuntergang 2012

Das hier ist hemmungslose Werbung: Mein Scienceblogs-Kollege Florian Freistetter hat ein Buch geschrieben, ein Kompendium aller Artikel zum Thema Weltuntergangsverschwörung 2012, und das kann man kaufen – und sollte man kaufen. Warum? Zum einen ist Florian ein guter Schreiber, und weiß eine Menge, zum anderen lebt er auch davon, und Leistung soll sich ja auch lohnen. Also, Kindle anschalten und runterladen, oder einfach so bei Amazon bestellen.

Warum Geschäfte in Asien manchmal sehr risikoreich sind

Es wird ja allenthalben vom asiatischen Boom gesprochen. Tatsächlich explodieren gerade in Südostasien die Zahlen, die Wachtstumsraten sind der Traum der Industrieländer. Und in der Tat steigt der Lebensstandard, mehr Leute haben bessere Lebensbedingungen. Was ist der Grund?

Zum einen billige Löhne. Ich bin der festen Überzeugung, dass letztlich die Auslagerung der westlichen Produktionen nach Asien zum Boom beigetragen haben. Dazu kommen dann noch Ausbeutung von Ressourcen und schon hat man eine Menge Geld im Land. Das fließt aber selten in die Infrastruktur, dafür häufig in die Taschen der Regierenden.
Nun ist das so eine Sache mit Fabriken, die Schuhe herstellen. Die Investitionen sind gering, und man kann die Maschinen auch schnell wieder abbauen und in ein anderes Land bringen. Genau das passiert in China, zur Freude Vietnams, Laos und Kambodscha. In China sind die Löhne so gestiegen, dass es für viele keinen Sinn mehr macht dort zu produzieren. Die Frage ist nur, wann es auch in Vietnam und Kambodscha so sein wird. Wenn Laos bereits ein mittleres Einkommen von 1000 USD pro Jahr hat, dann kann man sich vorstellen, wie schnell die Löhne steigen werden (hinzu kommt noch ein gehöriges Stück Inflation).

Auch die Minen werden nicht immer Rohstoffe haben. Irgendwann ist Schluss, und was bleibt sind grosse Löcher in der Erde.

Wo also sind die nachhaltigen Investitionen? Wie sollen die asiatischen Ländern überleben, wenn der Goldrausch vorbei ist?

Im Augenblick kommen Investoren aus Malaysia, China und Korea in diese Ländern und bauen gigantische Vorstädte und Shoppingmalls. Hierzu eine kleine Geschichte aus Laos:

In der Hauptstadt gibt es einen Waterpark mit Rutschen und Schwimmbad. Eine kleine Firma hier hatte den vor wenigen Monaten übernommen und für 120.000 Dollar renoviert (nicht viel, aber für die Firma eine Menge Geld). Vor einer Woche kamen plötzlich Bauarbeiter und zogen einen Zaun hoch, und zwar genau vor diesem Wasserpark und dem Nachbargelände. Die Parkbetreiber protestieren und forderten die Bauarbeiter auf, aufzuhören. Plötzlich kamen Polizisten mit AK47 Gewehren. Die Parkbetreiber waren erleichtert, und wiesen die Polizisten an den Bauarbeitern zu erklären dass sie nicht einfach einen Zaun vor dem Park hochziehen können.
Die Polizisten grinsten und antworteten nach Angaben von Augenzeugen sinngemäß: “Wir sind hier um sicherzustellen, dass der Zaun ohne Störung gebaut werden kann. Das Grundstück ist an einen chinesischen Investor verkauft.”

Angeblich habe der Investor Kompensation angeboten, aber der Kern ist: Man kann hier einen Vertrag haben, nur interessiert das keinen, wenn ein großer Investor kommt. Es gibt in diesen Ländern KEINE Rechtssicherheit, und man kann sein Geld abschreiben. Vor allem kleinere Unternehmen, die zum Teil schon lange in Asien sind, bekommen das gerade zu spüren.

Die Shoppingmalls übrigens werden in der Regel mit Schwarzgeld gebaut und sind grosse Geldwäscheanlagen. Das funktioniert so:
Ein Investor muss Geld waschen. Also baut er eine Shoppingmall mit schmutzigem Geld. Dann bringt er die Shops auf den Markt – er verkauft Leasingverträge. Ein 4×4 Meter Shop kostet um die 200.000 Dollar. Reiche Laoten müssen ebenfalls Geld waschen und legen das Geld auf den Tisch. Für den Investor ist das Geld nun gewaschen, und fuer die Laoten auch, weil sie nun einen Shop besitzen. Nur bringt der ja noch kein Geld. Soll er auch nicht. Er wird billig vermietet oder gar nicht. Die Laoten nämlich versuchen den Leasingvertrag weiterzuverkaufen, und zwar mit Gewinn. Das ist das eigentliche Geschäft. Der Mallbetreiber versucht nur schnelle Kasse zu machen, ihn interessiert es nicht, welche Mischung an Läden es gibt und ob die erfolgreich sind oder nicht. (In Thailand ist das übrigens anders, zumindest bei den großen Malls).

In Vientiane sind derzeit 4 Shoppingmalls angekündigt. Eine weitere (Thalat Sao Mall 2) ist fertig, aber weitgehend leer. Eine Mall nahe des That Luang wird nicht mehr weitergebaut, niemand kann etwas sagen warum (es wird vermutet man hat keine Shopkäufer gefunden). Und von der Regent Mall hört man derzeit auch nichts mehr.

In Saigon (Vietnam) haben wir das gleiche gesehen: Ob Vincom oder Paragon, beide Malls machen keinen Umsatz und haben keine Kunden, sind aber gigantische Investitionen gewesen. Nach wie vor gibt es in Saigon keine Mall wie man sie aus Bangkok, Kuala Lumpur oder Jakarta kennt. Warum nur?

Vietnam, Kambodscha und Laos sind schlicht noch nicht weit genug entwickelt für profitablen Einzelhandel, zumindest wenn es um Malls im internationalen Maßstab geht. Ordentliche Mallbetreiber scheuen derzeit das Risiko, die gesamte Investition alleine zu stemmen und es fehlt ihnen vor allem an den Marken, die ins Einkaufszentrum kommen muessen. Ohne diese funktioniert aber das Einkommen aus den regelmäßigen Mieten nicht.

Sevenload nur in Deutschland?

Vielleicht habe ich ja was nicht mitbekommen, aber seit wann kann ich im Ausland Sevenload nicht aufrufen?

So sieht das aus wenn ich MEIN EIGENES Video aufrufen will:

Sevenload Screenshot

Ja, I know, es ist gar nicht mehr meins, wenn Sevenload es hat. Aber was bitte bringt die dazu den Aufruf aus Laos (und auch Thailand) zu verbieten. Wer das Internet noch immer nicht verstanden hat soll bitte keine Videoplattformen betreiben.

Wenn das ZDF nach Laos kommt

UPDATE: Ich habe gerade den ersten Teil gesehen, die Vietnam-Reportage, und die ist exzellent gelungen. Und sie macht Hoffnung auf den Bericht aus Laos, den ich morgen erst sehen kann. Vielleicht soll ja der Artikel auf der Webseite nur ein Teaser sein?

UPDATE 2: So, jetzt habe ich auch den Laos-Film sehen können. Vorneweg: Der Vietnam-Beitrag war besser. Laos wird dem Klischee der Reiseführer folgend als Land der schönen Landschaften dargestellt. Was es sicher auch ist. Aber es sind eben zu viele Klischees im Beitrag, und zu wenig und zu deutlich wird nachgeschaut. Die Basi-Zeremonie ist nicht nur Tradition, sondern ein Geschäft – bis zu 300 USD muss man bezahlen, je nach Anzahl der Mönche, die man bucht. Sinouk ist übrigens kein Kaffeebaron. Dieser Titel geht and Frau Dao, die das wahre Imperium besitzt. Schade auch, dass weder darauf hingewiesen wurde, dass Dreharbeiten von der Regierung genehmigt werden müssen, noch, was man vielleicht nicht filmen durfte. Sicher ist der Beitrag kritisch, aber eben gerade nur so weit, dass man wieder kommen darf. Ein schöner Beitrag, ein netter Beitrag, aber eben auch nur das was jeder macht.

Das ZDF hat ja eigentlich einen Bildungsauftrag. Es soll den Gebührenzahlern die Welt erklären. Nun ist das so eine Sache: Das Traumschiff zum Beispiel zeigt die Welt, aber eben sehr verzerrt (Man kann nicht mit der Bambusbahn nach Phnom Penh fahren, mal abgesehen davon dass es extrem gefährlich ist). Nun also hat sich ein ZDF-Team nach Laos begeben, und ich habe zumindest bei ZDF.de schon einen Artikel gefunden.

Die Welt, die Peter Kunz vom Studio Südostasien zeichnet, ist genau die, die die laotische Regierung gerne sehen will. Kleine Startups, Opfer der US-Bombenangriffe, ansonsten heile Welt, und alles wird gut.

Es liegt nicht wie überall sonst in Asien Plastikabfall herum, wohl auch deswegen, weil der bescheidene, neue Wohlstand zur Wegwerfgesellschaft doch noch nicht reicht

Was ein Unsinn: Jedes noch so kleine Dorf hat irgendwo ein Loch, oder wenn es einen Fluss hat einen Abhang, der als Müllkippe dient. Da wird alles hineingeworfen, was weg soll: Plastiktüten, Autobatterien, Reiniger, etc. Das fließt dann irgendwann alles ins Grundwasser. Sieht man nur nicht, wenn man im Landrover durchs Dorf saust. In jedem noch so kleinen Laden wird alles was man kauft in eine Plastiktüte gesteckt.

Materielle Dinge sind für viele Laoten zweitrangig, Buddhas Erkenntnis sitzt sehr tief.

Dann soll Herr Kunz mal bitte hinhören, warum die Laoten in den Tempel gehen: Sie beten für Wohlstand. Die Mär vom Erkenntnis suchenden Buddhisten ist genauso falsch wie die Annahme, das Westler alles gute Christen sind. Warum wohl schicken Laoten vom Land Ihre Kinder weg in die Stadt? Warum verkaufen Sie ihr Land? Nicht allein weil sie arm sind, sondern weil sie Wohlstand haben wollen. Und den meisten ist sehr bewusst, was ihre Kinder in der Stadt machen. Und wenn man einmal schaut, wie sich Familien verändern, sobald etwas Geld da ist, ist es vorbei mit der Idylle. Habgier ist eines der größten Probleme, das Laos gerade hat (und natürlich fängt das in den Städten an, es ist aber eine Frage der Zeit, wenn es auch im letzten Dorf angekommen ist.)

Sinouk heißt der Kaffee, und Sinouk heißt auch sein Produzent.

Ich selbst kenne Sinouk (sowohl ihn selbst als auch seinen Kaffee, bei uns zu Hause gibt es Scandinavian Arabica Roast), ein in der Tat bemerkenswerter Mann. Leider wird weder erwähnt dass er organischen Kaffee anbaut, noch, dass die Kaffeeidylle am Bolaven dadurch getrübt ist, das 90 Prozent in Hand einer Firma sind: Dao Coffee, die vor allem minderwertigen Instantkaffee produzieren.

Zum Fortschritt gehört, dass die einst vertriebenen Kapitalisten und die regierenden Kommunisten sich dafür wieder die Hand reichen.

Klingt schön romantisch und friedlich, ist es aber nicht: Wer in Laos Geschäfte machen will, muss viel Geld unter dem Tisch ausgeben. Die Regierung hält überall die Hand auf, mit tatsächlichen und erfundenen Steuern. Die Worldbank hat gerade Laos auf einen der letzten Plätze gesetzt, was das Geschäftsklima betrifft. Hand reichen? Nein. Vielmehr wird Laos gerade an China und Vietnam verkauft. Das sind die größten Investoren in Laos.

Peter Kim wird heute Abend seinen ersten großen Auftritt vor geladenem Publikum haben. In der Kulturhalle von Vientiane treffen wir ihn zur Generalprobe.

Peter Kim ist Teil der Hiphop-Tanzgruppe Lao Bang Fai. Ich habe ihn vor über einem Jahr im French Cultural Center gesehen. Er tanzt nicht Hiphop, sondern hat ein Solo am Anfang der Show, das eher Mitleid erregend ist. Ich habe viele Auftritte von Lao Bang Fai gesehen seitdem, aber niemals wieder Peter Kim.

Der Artikel bringt nichts Neues. Sowohl die Geschichten von Beer Lao als auch von Sinouk-Kaffee sind schon oft erzählt worden. Warum macht sich ein Team des ZDF nicht einmal die Mühe, hinter die Kulissen zu schauen? Neue Geschichten zu finden? Zum Beispiel über die Projekte der GIZ, und ob sie wirklich bringen, was sie versprechen? Oder aber die Gruppe junger laotischer Filmemacher, die gerade mit der Regierung um die Zensur kämpfen mussten. Oder, oder, oder. Oder den Einfluss Chinas?

Ursi und Michi in Laos

Ich bekomme immer wieder über Google Alerts Links auf Blog von Backpackern und anderen Reisenden in Laos. Ursi und Mich sind wohl gerade hier, und bloggen. Ein Absatz made my day:

Dazu kommt, dass alles hier in französischer Hand ist von Luang Prabang aufwärts. Das ist fast schon eine Maffia, die sich gegenseitig hilft und die Bälle zuspielt; als Gast ist man da stellenweise doch schon verloren. Da werden dann überzogene Preise für schlechte Dienstleistungen verlangt, so dass man sich schon fragen muss, ob das denn noch alles so normal ist, oder ob man im falschen Film sitzt.

Sehr gut beobachtet. Es ist eine Mafia, und man verteilt das Geld fast ausschließlich unter sich, im übrigen auch gerne Gelder der französischen Regierung oder andere Formen von Spenden. Deshalb kann ich auch nur abraten, Elephant Asia zu unterstützen oder das dazu gehörende Elephant Conservation Center. Da wird einer auf NGO gemacht ohne irgendeinen Background. Und vor allem wird jeder andere schlecht gemacht.