Wer hat diesen Markus Lanz eingestellt???

Ich sehe gerade Markus Lanz und kann gar nicht verstehen wie diese FlachpfeifeTiefflieger es ins Fernsehen geschafft hat. Seine Lockerheit ist sowas von gespielt, er kann aus seinem Schubladendenken nicht raus, ist gleich angepisst wenn einer seiner Interviewgäste eine Frage stellt. Was jovial gemeint ist ist schlimmstes deutsches Spießertum. Solche Leute sagen immer “ich frage nur was die Menschen sich fragen”, weil sie selbst keine intelligenten Fragen stellen können.

In der Sendung http://www.zdf.de/ZDFmediathek#/beitrag/video/1268154/Markus-Lanz-vom-23-Februar-2011 gibt es einen schönen Verprecher von Spreng, wenn er aus Versehen von “stigmatisiert” spricht, auch wenn er die Schublade meinte. Deutsche Journalisten stigmatisieren in der Tat gerne, wie Bäumler auch bestätigt, der Jobs nicht bekam, weil er “nur” der Eisprinz war.

Wenn Spreng dann sagt, Journalisten würden sich eben das Spektakulärste halten und das herausstellen, dann ist das zu kurz gegriffen: Es ist am Bequemsten für einen Journalisten. Es scheint, wie Bäumler mit Verweis auf Frankreich zeigt, ein deutsches Problem zu sein, zu akzeptieren, dass jemand sich beruflich verändert.

Ich merke das ja selbst als Auswanderer: Da können viele Leute nicht umgehen mit, statt mich zu fragen was ich so mache hier haben viele Freunde schlicht den Kontakt abgebrochen. Es scheint in Deutschland eine Angst vor Veränderung zu geben, die fast lähmend ist.

Markus Lanz schafft es eben nicht in seiner Sendung, darzustellen. welches Problem aus den Klischees entsteht, sondern bedient sie. Ein guter Talkmaster stellt seine Interviewgäste in den Vordergrund un gibt ihnen Raum zu erzählen, und unterbricht sie nicht mit dummen Sprüchen, die lustig sein sollen, über pubertäres Gebabbel aber nicht hinaus kommen. Naja, in einigen Jahren wird halt bei ihm “langweiliger Talkmaster” in Klammern stehen.

Klimawandel, Impfungen, Ärzteskepsis: Warum wir so misstrauisch werden

Ich hatte vor wenigen Tagen eine interessante Diskussion mit einem Paar aus Holland, das gerade in Laos ist. Es ging um Klimawandel und Medizin und dass beide sehr skeptisch sind. Er ist Ingenieur, sie ist Biologin. Ihre These: Wir können niecht sicher sein, dass wir alles wissen. Wir können nicht sicher sein dass CO2 schädlich ist und das Klima verändert. Wir können nicht sicher sein dass Impfungen wirklich helfen und nicht eine Erfidung der Pharmaindustrie sind.

Was ich hörte war das typische Anti-Gerede: Es gibt Wissenschaftler, die sagen dass….CO2 keine Rolle spielt, Klimawandel nicht Menschenverursacht sein kann, Impfungen nicht sinnvoll sind. Und so weiter.

Ich versuchte mit einem Beispiel, dass ich neulich aufschnappte, deutlich zu machen wie die Situation ist: Wenn ich mit einem kranken Kind zu mehreren, vielen Ärzten gehe, und die alle sagen es ist krank, und dann einer sagt, das Kind ist nicht krank, werde ich es behandeln oder nicht? Natürlich gibt es eine Chance das der eine Arzt richtig liegt, aber die ist sehr gering. Je mehr andere Ärzte ich konsultiere, umso besser wird das Meinungsbild. 100 Prozent werde ich nie erreichen.

Wir treffen täglich Entscheidungen nach diesem Wahrscheinlichkeitsmuster. Wir nennen es den gesunden Menschenverstand, gepaart mit tradiertem Wissen.Weichen wir davon ab (was bisweilen durch aus sinnvoll sein kann), wissen wir in der Regel auch, welches Risko wir eingehen, wenn wir Neuland betreten.

Nun bin ich jemand, der gerne Neuland betritt und gerne Dinge hinterfragt. Aber ich verneine sie nicht. Das ist das was Klimawandelskeptiker und Impfgegner machen. Wie Florian Freistetter bei den Scienceblogs so schön schrieb:

Das “Standardmodell der Kosmologie”, dass den Urknall und die darauf folgenden Entwicklungen bestreibt ist hervorragend durch Beobachtungen bestätigt – trotzdem herrscht in der Öffentlichkeit manchmal der Eindruck vor, die Wissenschaft hätte sich den Urknall einfach so “ausgedacht” (so ähnlich wie bei dunkler Materie und dunkler Energie wo oft die selben falschen Behauptungen aufgestellt werden). Das liegt wahrscheinlich daran, dass die Urknallkosmologie, genauso wie beispielsweise die Relativitätstheorie, erstens eine allumfassende Theorie ist die alle Aspekte unserer Umwelt berührt. Zweitens lassen sich die grundlegenden Aussagen die den Urknall betreffen in wenigen einfachen Worten zusammenfassen (was nicht heisst, dass man deswegen schon die ganze Theorie verstanden hätte 😉 ). Insofern ist es nicht verwunderlich, dass sich das öffentliche Interesse und auch das Interesse der Pseudowissenschaftler und Esoteriker auf wissenschaftliche Themen dieser Art konzentriert. Es gibt haufenweise Leute, die Urknall oder Relativitätstheorie für großen Unsinn halten (die Kritiker und Leugner der Strömungslehre oder Stereochemie sind dagegen beispielsweise deutlich in der Minderheit).

So ist es auch bei Kimawandelleugnern und Impf- und Arztgegnern: Man such sich etwas Populäres, Generelles aus, dann muss man nicht spezifisch werden.

Doch warum ist das Misstrauen gegenüber der Wissenschaft größer werdend (gefühlt)? In der Regel wird die Kritik an Wissenschaft damit begründet, dass Wissenschaftler nur Marionetten mulitinationaler Konzerne sind. Reine Forsciung gibt es nicht, weil irgendwer das bezahlen muss, und der hat Eigeninteressen. Oder wie es meine Gesprächspartnerin formulierte:

“Scientists are looking for proof of a hypothesis, not if it is wrong”.

Das mag zu einem bestimmten Grad so sein, wobei es nunmal in der Natur der Sache liegt, dass man schaut ob eine Hypothese stimmt – und wenn sie nicht stimmt, man eben bewiesen hat das sie falsch ist.

Das allein kann nicht der Grund für ein grundsätzliches Misstrauen sein.

Es liegt an der Religion. Ja. Sie lesen richtig. Ich glaube das es einen Verlust an Werten gibt, und damit Verbunden einen Verlaust an Bindung und Selbstreflektion. Religion, welche auch immer, gibt uns einen Rahmen in dem wir uns bewegen können. Den können wir eng oder weiter auslegen, aber wir haben etwas zum Festhalten. Die säkulare Gesellschaft gibt uns das nicht. Und deshalb wird “das System” permanent in Frage gestellt. Wir glauben nicht mehr an Gott, sondern nur an uns – und unsere Gebote und Weltvorstellung. Weil uns das aber nicht reicht, suchen wir nach anderen, die dasselbe glauben – und finden sie beispielsweise bei Klimawandelleugnern und Arztgegnern. Weil wir dort eben nichts beweisen müssen, sondern glauben können, macht es das so einfach. Weil wir am Ende das Metaphysische bemühen, das Irgendwas, dass uns niemals eine wissenschaftliche Sicherheit geben kann, bauen wir uns eine Art Ersatz-Glauben.

Viele der Menschen, die so so glauben, scheinen eine tiefe Unzufriedenheit in sich zu tragen – und machen dies “am System” fest. Der Job macht keine Freude, die Politik frustriert, die Lebensbedingungen sind anders. Meine These: Die Religion hat, wenn Kritik am System/Göttlichen aufkam, uns aufgefordert, in uns zu gehen und uns zu fragen, warum wir Gott in Frage stellen. Diese Selbstbesinnung fehlt, weil es eine moralischen Autorität fehlt, die uns dazu auffordert.

Nicht, das ich den Gottesstaat will. Aber ich glaube (!) fest daran, dass wir einen Rahmen brauchen, in dem wir uns innerhalb eines System definieren können. Und der uns deutlich macht, dass nicht “das System” für unsere Unzufriedenheit verantwortlich ist, sonder wir und wie wir innerhalb dessen agieren.

Ich bin nicht der Mann von Michaela Schaffrath – nur der Schwager

Weil ich hier mittlerweile eine Menge Treffer bekomme, sei nur klargestellt, das mein Bruder Michael der Ehemann von Michaela Schaffrath ist (passt doch auch namentlich besser), gleichwohl ich stolz bin eine so nette und liebe Schwägerin zu haben. Die Familienbande bedeute aber nicht, dass ich hier irgendwelche Kontakte zu ihr, oder gar Emails oder Telefonnummern vermittele. Unter Creative Commons Licence sind aber die Hochzeitsbilder: http://www.flickr.com/photos/wanhoff/3640053503
Danke für Euer Verständnis!

Michaela Schaffrath

Laotischer Schwert Tanz




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Originally uploaded by thomaswanhoff

Das Bild ist aufgenommen bei einer Tanzvorführung im French Culture Center in Vientiane, Laos. Die Tanzgruppe kommt aus einem kleinen Dorf am Nam Ngum Lake, und es wird gesagt dass sie selten das Dorf verlassen.
Der Tanz selber, das Bild zeigt es, ist sehr ursprünglich, ich kenne das nur von Urvölkern im Amazonas oder abgelegenen Teilen Indonesiens. Insofern war es etwas überraschend zu sehen, dss es solche einfachen Tänze auch hier gibt.

Weniger ursprünglich übrigens die Socken und Schuhe, die wohl ein Tribut an die moderne Welt sind – bei späteren Tänzen wurden die Shirts dann ausgezogen. Ich vermute mal man wollte zeigen dass man nicht ganz so hinterwäldlerisch ist wie der Tanz zeigt.

Und heir noch was zum Hören:

Listen!

Unerhört, dieses Volk! Eine Vision einer neuen Staatsform

So, was haben wir gelernt aus den Ereignissen in den 90er Jahren in Europa und 20 Jahre später in Nordafrika? Dass ein Volk nicht mehr alles mit sich machen lässt. Und das es eben KEINER Gewalt bedarf, eine Regierung oder einen Herrscher aus dem Amt zu werfen. Gandhi hatte einfach Recht. Hat die BRD die DDR noch verfassungswidrig annektiert (was unter anderem den Erfolg der Linken ausmacht), so haben sich andere Länder emanzipiert. Es mag nicht überall rundlaufen, aber Regierungen, wie schlecht oder gut sie auch sind, wissen eins: Das Volk kann jederzeit wieder auf die Straße gehen.

Nun behauptet der altgediente Politiker gerne, so könne man nicht regieren. Kann man schon. Schauen wir uns Unternehmen an, so funktionieren die unter anderem dann besonders gut, wenn jeder seinen Job macht. Bei börsennotierten Unternehmen wird dann von den Aktionären die Reißleine gezogen, wenn das Management versagt.

Ich stelle mir eine Staatsform vor, wo gerne alle 4 oder 6 Jahre gewählt wird, es aber keine Parteien mehr gibt. Parteien gehören verboten. Wer gewählt werden will, muss genug Anhänger finden. Lass ein Parlament dann ruhig 1000 oder 2000 oder gar 3000 Abgeordnete haben. Wenn die keiner Partei angehören und keine bilden dürfen, müssen sie sich anders einigen. Und was arbeiten. Reduzieren den Beamtenapparat und lass es die Abgeordneten machen (2 Wahlperioden, dann ist Schluss). Dann lösen die Probleme, statt das Wählervolk zu umschwänzeln. Und da kommt die Vernunft ins Spiel. Ich glaube nämlich daran, dass Menschen durchaus vernünftig sein können, wenn man sie nur lässt. Das demonstrierende Volk in Ägypten, die Menschen in der DDR waren sehr vernünftig.

Das Volk sagt den Politikern: Hier, wir haben Euch gewählt, ihr habt die Steuergelder, macht was Ordentliches draus. Behelligt uns nicht mit Einzelheiten, macht einen guten Job. Unsere Dividende ist Wohlfahrt. Genug zu Essen, soziale Absicherung, Gesundheitsvorsorge, Schutz vor äußeren Feinden. Gebt so wenig Geld aus wie möglich. Denkt dran, wir beobachten Euch. Wenn ihr Mist baut, sind wir auch der Straße und auf CNN, Al Jazeera, CCTV oder was auch immer. Am Ende gewinnen wir ohnehin , also macht einen guten Job.

Ich habe in vielen ehrenamtlichen Projekten mitgearbeitet, die alles eines gemeinsam hatten: Keine demokratischen Strukturen. Wie John Berns, Organisator des Barcamp Banglok einmal gesagt hat, ein Barcamp ist keine Demokratie, sondern eine Do-oktarie. Just do it. Wir vertrauen Dir, und Du wirst selbst sehen was passiert, wenn Du Mist baust. So habe ich mit anderen Rockkonzerte organistert, eine Kleinkunstbühne ins Leben gerufen, Medienkongresse organisiert und Barcamps. Keine Abstimmung. Kein Präsident. Chairman, Komittee. Einfach machen.

Und nun das Wetter.

Warum vietnamesische Firmen es so schwer haben

Der Titel ist etwas ironisch gemeint. Tatsächlich machen sie es sich schwer, oder sie verdienen es, Hürden zu haben. In Vietnam selbst habe ich immer wieder festgestellt, dass Wettbewerb schlicht nicht akzeptiert wird. Eine Firma wird alles versuchen, um einen Wettbewerber gar nicht erst in einem Markt kommen zulassen. Und zwar meist mit äußerst unfreundlichen Methoden.

Als andere Airlines den Eintritt in den domestic market in Vietnam versuchten, rief die staatseigene Airline sofort nach der Regierung. Das dürfe man nicht zulassen. Solche Rufe kommen in Vietnam immer häufiger.

Jetzt kommen sie auch im benachbarten Laos. Eine vietnamesische Kaffeefirma, die bereits das Monopol hat beim Kaffeeanbau, will nun von der Regierung “Hilfe”, um die Produkte, vor allem Instant Coffee, auch auf dem laotischen Markt besser zu verkaufen. Das Problem. Nestle gilt als mehr modern und wird deshalb – zum gleichen Preis ürbigens – häufiger gekauft. Die Kaffeecompany verweist auf ihre Investionen ins Land, aber auch die Promotion von laotischem Kaffee. Was ironisch ist, denn diese Firma produziert – auch typisch vietnamesisch – die schlechteste Qualität.

In Asien ist es absolut üblich, sich Märkte so zu sichern, in allem Branchen. Eine Telefongesellschaft hat sich für den Verkauf fit gemacht, bekommt aber Signale, dass man das in der Regierung nicht so gerne sähe.

Wer mit westlichen Methoden in Asien Geschäfte machen möchte, muss höllisch aufpassen, wenn er gegen einen lokalen Anbieter an

Apple, die Zunft der Zeitungen, Kioske und Marktwirtschaft

Das Handelsblatt ist ganz vorne bei der Bewegung der Zeitungsverleger gegen Apple. Man fürchtet um die Marktwirtschaft, weil Apple vorschreibt, was im Appstore verkauft wird und wie. Interessant.
Jene Zeitungsverleger, die seit Jahren kein eigenes digitales Geschäftsmodell auf die Beine bekommen, die statt dessen Staatsknete für Copy-und-Paste-Journalismus via Leistungsschutzrecht wollen, die sich von einem Computerhersteller (!) vorführen lassen müssen, wie man mit digitalen Inhalten Geld verdient, jene Verleger also beschweren sich jetzt.

Nehmen wir an ich habe einen Kiosk. Ich möchte dort Cola, Zigaretten und Zeitungen verkaufen. Die freie Marktwirtschaft würde bedeutet, dass ich die Waren zum Preis A einkaufe und zum Preis B verkaufe. so etwas lernet man in den ersten Stunden im Rechnungswesen. Die Differenz ist der Gewinn den ich mache, richtig? Nein. Die Zeitungen schreiben mir den Preis vor. Sie bestimmen den Gewinn.

Jetzt ist Apple ein wenig mehr als ein Kiosk: Es sorgt sich nicht nur um den Vertrieb an POS, sondern auch praktisch um den Großhandel, indem es die Infrastruktur zur Verfügung stellt.

Nehmen wir an ich bin ein Gemüsegroßhändler. Ich kaufe sehr viele Gemüse in Holland ein, bringe es dank meiner modernen und per Computer optimierten Flotte schnell und günstig zu den Supermärkten. Und dies zu einem Preis A, zu dem ich einkaufe, und B, zu dem ich verkaufe. Wem mein Preis B zu teuer ist, der kann gerne schauen ob er die gleiche Leistung woanders bekommt. Das verstehe ich unter Marktwirtschaft.

Was ich unter Planwirtschaft verstehe, ist, wenn eine Supermarktkette versucht, mir zu sagen wann ich meinen LKW wohin zu fahren haben und zu welchem Preis. Oder gar wenn ein TV-Hersteller kommt, an den ich auch ab und an meine LKW vermiete. Mein Service ist die pünktliche und garantierte Lieferung eines Produktes. Wer morgens Gemüse haben will, kann meinen Service kaufen wie beschrieben. Das dies viele Leute tun, scheint mein Service gut zu sein.

Jetzt kommen die Verleger daher und wollen quasi mein Unternehmen verstaatlichen. Jene unfähigen Geschäftsleute, deren Absatz seit Jahren nach unten geht, wollen einer Firma wie Apple quasi das Geschäftsmodell vorschreiben. Hallo?

Wenn es denn so wichtig ist, warum entwickeln die Verleger nicht a) eine eigene Plattform oder gehen b) auf Android? Letzteres ist zumindest offener als Apple, und die meisten Devices werden eh auf Android laufen am Ende dieses Jahres.

Der Grund ist einfach: Weil niemand ihre Produkte kaufen wird, und es einfacher ist Apple Firmenpolitik dafür verantwortlich zu machen als endlich eine Zeitung zu machen, die wieder mehr Leser findet.

Preah Vihear: Hintergrund zum Thailand-Kambodscha-Streit

Seit 2008 ist der Streit zwischen Thailand und Kambodscha um den Preah Vihear Tempel heftiger geworden. Auslöser war die Anerkennung als World Heritage Site. Schon in den 60er Jahren hatte die UNO den Tempel formal Kambodscha zugesprochen. Problem dabei: Von Kambodscha ist die auf einer 500 Meter hohen Klippe gelegene Anlage nicht zugänglich.
Ich war 2005 dort, und war überascht wie professionell die Thais die Anlage gemanegt haben – und vor allem von Minen befreit haben.
2008 kam es dann zu ersten militärischen Auseinandersetzungen. Ich wohnte damals noch in Phnom Penh und habe mitbekommen, wie eine Nation stolz den Thais versuchte Widerstand zu leisten. Da das korrupte System in Kambodscha sein Geld zwar der Elite zuschiebt, nicht aber den Soldaten, fuhren viele Kambodschaner an die Grenze um den Soldaten Essen zu bringen.
Jetzt sind die Streitereien erneut eskaliert, es geht (auch) um die umliegenden Hindu-Tempel. Doch eigentlich geht es um etws ganz anderes als das Kulturerbe. Es geht um Geld und politischen Einfluss.
Kambodscha hat in Siem Reap gelernt wie man aus ein paar Ruinen Geld macht. Das einzige Fischerdorf an der Tempelanlage Angkor Wat ist zur Cash Cow des Landes geworden, ein Grossprojekt nach dem anderen entsteht dort. Ähnliches verspricht man sich auch von Preah Vihear: Als Weltkulturerbe sind Einnahmen quasi garantiert. Vor allem auch, weil viele Touristen Angkor Wat schon gesehen haben und neue Orte suchen. Kambodscha würde dort gerne mehr Tourismus entwickeln. Dumm nur, das bisher keine Infrastruktur vorhanden ist, kein Hotel, nicht mal eine geeignete Strasse.
Thailand hat die Tempelanlage in den vergangenen Jahrzehnten gepflegt und gewartet, vor allem aber von kambodschanischen Minen befreit. Der Tempel ist einer Attraktion für Reisende auf dem Weg ins Isaan-Gebiet. Das will man sich nicht nehmen lassen, und am liebsten auch nicht die umliegenden Tempel. Thailand sieht sich zu recht als der Stärkere, zumindest was militärische und wirtschaftliche Kraft angeht. Kambodscha ist wirtschaftlich abhängig von Importen aus Thailand.
Nun hat der Streit aber auch eine handfeste politische Komponente. Thailand ist im Innern seit Jahren gespalten, beide politischen Lager bewegen sich keinen Deut. Premierminister Abhisit ist der Tempel eine willkommene Gelegenheit, von seinen innenpolitischen Problemen abzulenken.
Kamboschas diktatorischer Ministerpräsident Hun Sen nutzt den Streit aus den gleichen Motiven. Er führt sein Volk in einen Krieg gegen das ungebliebte Thailand, da vergessen viele, dass er es ist, der thailändischen Investoren grosse Teile des Südwestens des Landes verkauft hat. Von seinem repressiven und korrupten System einmal abgesehen. Der alte Mann ist auch schlau genug zu wissen dass es niemals wirklich zu einem Krieg kommen wird. Er hat weder die Ressourcen noch die geringste Chance. Aber er geniesst die Aufmerksamkeit der internationalen politischen Bühne.
Wenn ich hier in Phnom Penh, wo ich gerade weile, mit einfachen Menschen wie einem Mototaxi-Fahrer spreche, dann ist das Thema Preah Vihear in aller Munde. Manche sorgen sich, manche sagen nur “have problem with Thailand”, manche aber auch haben einen nationalitischen Ton wenn sie sagen “it is Cambodian temple, Thai cannot keep it”. Ich bin überrascht wie tief in die zumindest städtische Bevölkerung der Konfilkt eingedrungen ist. Ob das Propaganda ist oder ein tatsächlich grösseres Interesse an politischen Themen, kann ich nicht beurteilen.

Integration – weltweit betrachtet

Rabbit

Ich sitze gerade zu Hause und höre ABC Australien Radio. Darin ein Bericht über die vielen Veranstaltungen die es zum Chinese New Year gibt. Australien hat eine große chinesische Bevölkerung, und die das Jahr des Hasen, das morgen beginnt, wird entsprechend gefeiert. Australier nehmen daran teil, weil es eben auch schöne Feiern sind.
In Vietnam wird entsprechend Tet gefeiert, eine Woche lang.Manche Vietnamesen können gar nicht verstehen, dass in anderen Ländern nicht Tet gefeiert wird (ein Bekannter ist gefragt worden, ob er über Tet nach Hause, also Europa, fährt, weil in Vietnam jeder Tet bei den Lieben in seiner Heimatstadt verbringt). In Vietnam wird aber auch Weihnachten gefeiert, nicht im christlichen Sinne, aber as Dekorationen angeht. In Laos feiern wir das Neue Jahr im April (Pi Mai), zusammen mit Thailand und Kambodscha. Aber auch hier wird morgen in der kleinen chinesischen Community das neue Jahr gefeiert und das beste Hotel am Platz lädt zum Löwentanz am Freitag.

Traditionen anderer Kulturen weden in Asien nicht kritisiert sonder leicht adaptiert. Das heisst nicht dass es hier nicht zu Spannungen zwiwischen Nationalitäten kommt. Aber es gibt eine politische Komponente und eine kulturelle. Letztere sorgt für ein recht entspanntes Verhalten, erster für das Gegenteil.

Minderheiten in Asien werden in der Regel aus politischen Gründen verfolgt, weil es einfacher ist sie veranstwortlichen zu machen (was in Europa ja auch nicht viel anders ist). Chinesen nehmen Vietnamesen Arbeitsplätze weg, heißt es zum Beispiel. Gleichzeitig gibt man immer mehr Lizenzen für Rohstoffe an China.

Das Beispiel Australien zeigt, dass man sich weitaus entspannter mit anderten Kulturen beschäftigen kann als das in Deutschland der Fall ist. die 85.000 Vietnamesen in Deutschland werden entweder Tet im Gastland feiern, oder, wie die meisten nach Hause fahren. Ich denke mal die meisten Nachbarn wissen darüber nichts. Gleiches gilt für die 80.000 Chinesen die in Deutschland leben. Insgesamt leben übrigens 800.000 Asiaten in Deutschland. Überhaupt sollte man sich mal diese Tabelle anschauen, wenn es darum geht woher welche Ausländer kommen, um dann zu schauen, ob es rein zahlenmäßig ein Integrationsproblem gibt.

Ich finde die Vielfältigkeit in Asien eine absolute Bereicherung, und ich gehe auch gerne zum Day Out der Australier, zum St. Patricks Day oder zum franzöischen Staatsfeiertags-Fest. Je mehr, je besser. Statt multikultureller Festivals wäre es besser, einfach zu den Festen der Kulturen zu gehen.

Foto von Steward Ho Creative Commons Licence CC-NC-SA