Wie die Süddeutsche eine No-News Geschichte schreibt: Hitler-KFC in Thailand

Recherche in anderen Ländern ist schwierig für den deutschen Redakteur der Süddeutschen, deshalb ist er so froh das Internet zu haben. Und das brachte vor ein paar Tagen oder Wochen ein Hitler-Restaurant in Bangkok hervor. Zu schön um wahr zu sein, möchte man meinen. Ist es auch. Also, nicht wahr. Aber es ist nunmal im Internet, und Blogger schreiben darüber.

Und so liest man bei der Süddeutschen:

“Heil Hühnchen”: Ein thailändischer Gastronom klaut angeblich für sein Restaurant das Logo von Kentucky Fried Chicken und ersetzt KFC-Gründer Colonel Sanders ausgerechnet durch Adolf Hitler. KFC kündigt daraufhin rechtliche Schritte an. Aber ist das alles wirklich so geschehen?

Normalerweise würde ein Chefredakteur jetzt den Volo antreten lassen und ihm erklären, dass man in einer Zeitung den Leuten sagt was geschehen ist, und nicht was nicht oder vielleicht geschehen ist oder gar den Leser fragt ob es geschehen ist. Aber der Chef war wohl nicht da.

Also schreibt man auf, wie eine Geschichte keine wurde, nur weil – andere Journalisten – nachgefragt haben.

Aber muss KFC tatsächlich akut um sein Image bangen? Hat sich die Geschichte tatsächlich so zugetragen? Je mehr sich die Medien der Sache annehmen, desto verworrener wird sie

Als Kronzeuge erscheint Andrew Spooner, ein Blogger, wie die Süddeutsche schreibt, obwohl sie sich auf seine Tweets beruft. Spooner ist ein Journalist, wenn auch von zweifelhaftem Ruf, in Bangkok und London. Allerdings hatte er tatsächlich nicht behauptet, das Restaurant sei in Bangkok. Für den Europäer ist alles was in Thailand passiert, in Bangkok. Deshalb schreibt die Süddeutsche auch, das Restaurant sei in einer “anderen Stadt in Thailand” (es ist Ubon Ratchathani und hat mal eben 200,000 Einwohner) gewesen.

Gewesen. Denn es gibt es gar nicht mehr. Wohl schon seit 2011 nicht mehr. Aber dann wäre ja die ganze Arbeit umsonst gewesen. Also beschreibt man – wohl ungewollt – das eigenen Scheitern.

Ich habe nichts zu verheimlichen. Doch!

Der Spiegel hat es in einem Artikel auf den Punkt gebracht, deswegen möchte ich vor allem diesen einen Absatz hier einfach mal einfügen.

“Sie haben etwas zu verbergen: Ihr Privatleben. Deshalb haben Sie zu Hause Vorhänge an den Fenstern, deshalb verschicken Sie vieles lieber als Brief, nicht als Postkarte.
Was heute als bedeutungslose Information erscheinen mag, könnte eines Tages verhängnisvoll sein. Niemand weiß, welche Regierungsformen in der Zukunft herrschen, welche gesellschaftlichen Werte gelten werden.
Die meisten Menschen wissen nicht, für wen oder was sich Geheimdienste interessieren. Wenn es tatsächlich – wie behauptet – vornehmlich um die Suche nach Terroristen geht, dürften besonders unauffällige Menschen ins Visier geraten. Vielleicht auch nur, weil Sie mit jemandem in Kontakt stehen, der noch unauffälliger ist als Sie selbst – und damit verdächtig. In kurzer Zeit lässt sich aus den Daten, die die Geheimdienste erfassen, ein umfassendes Profil und eine Karte des sozialen Umfelds erstellen.
Einem Algorithmus nutzen auch vermeintlich unwichtige Informationen. Sie können mindestens zur Vergleichsstichprobe werden – bis irgendwann ein Computer unterscheiden kann, was harmloses Geschwätz ist und was nicht. So gesehen helfen Ihre nichtssagenden E-Mails an Tante Frida womöglich der NSA.
Es geht nicht nur um Sie. Wer trotz allem glaubt, dass weder er selbst noch eines seiner Familienmitglieder, noch ein Bekannter eines Familienmitglieds je in das Suchraster eines Geheimdiensts fallen könnte, sollte einmal einen Schritt zurücktreten. Eine automatisierte Überwachung kann in anderen Ländern helfen, blitzschnell Regierungsgegner ausfindig zu machen. Hierzulande bedroht sie Firmeninhaber oder Forscher, Ärzte oder Aktivisten. Und sie kann Journalisten und deren Informanten in Gefahr bringen.
Organisationen, auch die NSA, bestehen aus Menschen, und Menschen sind fehlbar. Allzu mächtige, allzu gut informierte Geheimdienstmitarbeiter könnten durch Unachtsamkeit Daten in die Öffentlichkeit bringen – oder sie für eigene Zwecke missbrauchen.”

Oder mit anderen Worten: sagt später nicht ihr hättet das nicht gewusst