Es gab mal einen TV-Sender der hieß Euronews und dessen beste Sendung hieß No Comment: Man brachte einfach einen Livestream eines Ereignisses, ohne Kommentatoren-Blabla. so etwas wünsche ich mir auch aus Chile.
Denn die Rettungsaktion offenbart die Hilflosigkeit der Medien. Ich schau mir das Ereignis auf BBC, CNN, Al Jazeera und CCTV an: Alle haben das gleiche Bild, nämlich das der chilenischen Regierung. Alle haben die gleichen Informationen, und das sind nicht eben viele. Ich nehme an, Auch ARD und ZDF haben keinen Korrespondenten in der Mine.
Mario Gomez, 59, is the oldest and the ninth of thirty-three miners being liberated from the collapsed San Jose mine near Copiapo, Chile on October 13, 2010. The miners have been trapped for 69 days since the collapse of the mine on August 5, 2010…*** MANDATORY CREDIT: HUGO INFANTE/GOVERNMENT OF CHILE. Lizenz: Creative CommonsAttribution, Share Alike
Das Ereignis zeigt gleich zweifach die Misere der TV-Sender: Man überträgt ohne irgendwas zu sagen zu haben. Eigentlich würde der Stream aus Chile vollkommen ausreichen. Statt dessen füllt man die eigentlich ganz nette Stille mit Dummgeblubber. Bei CNN ist das besonders schlimm, weil sie es alle paar Minuten wiederholen. DEr BBC Korrespondent hat wenigstens zugegeben, dass er weniger Ahnung habe was ein paar hunert Meter hinter ihm vor sich geht als die Kollegen in London, die Zugriff auf die offiziellen TV-Bilder haben
Es gibt aber noch ein anderes Problem: Die TV-Bilder der chilenischen Regierung sind erste Sahne. Die Kameraleute berichten nahe genug, aber nicht aufdringlich. Es gibt alle Bilder die wir brauchen um einen Eindruck zu bekommen. Hochprofessionell das Ganze, inklusive der Cam aus der Mine, dem Funkverkehr und der Dolmetscherin. Das ist Medienarbeitm vom Feinsten und ich wage zu bezweifeln dass man das in Deutschland auch so gemacht hätte (die widerwärtigen RTL-Reporter hätten wahrscheinlich einen eigenen Schacht gegraben und nur gegen Vertragsunterschrift Leute hochgeholt)
So bleibt den Reportern nur Hilflosigkeit, während die Zuschauer im Internet auf zahllosen Seiten ihren Emotionen freien Lauf lassen, Scherze machen, Weinen, sich freuen, diskutieren. Chile hat sogar einen eigenen Flickr-Stream für die Bilder vor Ort (vor Ort ist hier mal im ureigenen Sinne benutzt) und stellt die Fotos auch noch unter CC-Lizenz. Wo in Deutschland plötzlich Videos vom Stuttgart 21 verschwinden, zeigt Chile wie offene Pressearbeit funktioniert. Offen, weil sie es genau so machen wie es jeder anständige TV-Sender gemacht hätte. Die Frage ist nur, ob es noch anständige TV-Sender gibt.