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Nur wer eine richtige Reise macht, hat was zu erzählen

Ich bin ja nun wirklich weit gereist, und ich muss sagen, dass man ein Land nur dann kennenlernen kann, wenn man sich dort längere Zeit aufhält. Ich habe es einfach, weil ich in den Ländern, in denen andere Urlaub machen, lebe. Aber Ich war auch lange auf der anderen Seite und die beste Art zu Reisen war immer, mindestens 2-wöchige Rundreisen zu machen. Natürlich wird man auch hier nur die Highlights eines Landes sehen, aber manchmal ist auch der Weg das Ziel. Vor allem die Überlandfahrten in der Türkei oder in Südostasien haben mir einen Einblick gegeben wie es es fernab der touristischen Hotspots aussieht.
Bagan
In den USA war ich oft in New York und Washington D.C., aber so richtig gefallen hat mir eine Rundreise von Washington nach Boston entlang der Ostküste. Ähnlich war das auch in Australien: Wir sind von Melbourne nach Sydney gefahren und haben unterwegs in kleinen Städten in kleinen Bed-and-Breakfast-Pensionen übernachtet. Das hat unser Bild von Australien sehr nachhaltig verändert.
Gerade die Erfahrungen die man zwischen zwei Städten macht, in kleinen Dörfern, an einem Obststand, auf einem lokalen Markt sind das Salz in der Suppe einer Reise.
Viele Touristen suchen sich EIN Ziel aus und bleiben dort 2 Wochen. Wie langweilig. Ich war unendlich viele Male in Thailand, aber ich war noch nie in Pukhet oder Patthaya (dafür aber auf Kho Samui für ein paar Tage). So richtig genossen habe ich aber unsere Reise von Bangkok aus in den Nordosten, das sogenannte Isaan-Gebiet, wo wir das ländliche und ursprüngliche Thailand kennengelernt haben.
Ein anderen Beispiel ist Buthan: Dort wird man zu Recht geradezu genötigt, einmal quer durchs Land zu fahren, und wir haben es nicht bereut. Oder sogar Bali: Wer dort seine Zeit nur in Kuta Beach verbringt, verschwendet sie: Ubud und Lovina im Norden sind nicht weit weg, geben dem Reisenden aber ein weitaus umfassenderes Bild der Insel. Man hat Myanmar nicht gesehen wenn man nicht in Bagan und Mandalay war, und Sri Lanka ohne Candy sollte man gar nicht erst in Erwägung ziehen.

Rundreisen müssen nicht Rentergruppen sein: Die Gruppenreisen die ich mitgemacht habe waren bunt gemischt. Und außerdem kann man sich heute Rundreisen auch individiuell zusammenstellen: Alle großen Reiseveranstalter bieten heute Reisen für FITs (Foreign Individual Travellers) an und schneidern einem einen solchen Urlaub maßgerecht.

Reisen in einem Land ohne Straßen

Ich reise seit über zehn Jahren durch Asien, und habe bisher jede dieser Reisen genossen. Eines aber nervt mich noch immer: Endlose Überlandfahrten. Ob Thailand oder Sri Lanka, Buthan oder eben Vietnam: für 100 Kilometer braucht man bis zu 3, manchmal sogar vier Stunden. Natürlich liegt das schlicht daran, dass man hier zu Lande kein so ausgebautes Autobahnnetz hat wie in den meisten westlichen Ländern. Ich denke, das ist nicht nur in Asien so. Von Nordafrika höre ich ähnliche Erlebnisse. Wer in seinem schicken Hotel in Tunesien sitzt, wird auch mal rauswollen und die Umgebung erkunden. Und dann ist guter Rat teuer: Wie soll ich in einem Land reisen?

In Vietnam gibt es zwar so genannte Highways, das bedeutet aber lediglich, dass eine halbwegs asphaltierte Straße von A nach B führt. In der Regel gibt es eine Spur in jede Richtung, die Breite dieser Spur ist Auslegungssache und wird je nach Bedarf angepasst. Manchmal gibt es einen Betonabsperrung in der Mitte, aber eher selten. Die Sträßen führen direkt durch die Dörfer, das bedeutet, das ständig Hühner, Hunde, Menschen, Motorräder, Kühe oder autos kreuzen.

Wer durch Vietnam reist, sollte, so meine Empfehlung, über Land zunächst versuchen einen Flug zu nehmen. Das ist immer noch die sicherste Art zu reisen. Wo keine Flughäfen, sind eventuell Bahnhöfe vorhanden. Bahnfahrten sind meines Erachtens wesentlich sicherer als Autofahrten, wenn auch nicht schneller und wahrscheinlich auch nicht konfortabler. Von Saigon nach Phan Thiet oder von Hue nach Hoi An sollte das aber locker zu machen sein.

Wen schon auf nur vier Rädern durch Vietnam, dann bitte in einem Mietwagen mit Fahrer oder einem Bus, der über einen Reiseveranstalter gebucht wurde. Öffentliche Busse sind etwas für Abenteuerer, und selbst ein Auto fahren ist ebenfalls eher nervenaufreibend.

Ähnliches gilt aber auch für andere Länder und Kontinente. Reisen per Auto oder gar Motorrad ist wirklich nur was für Kenner. Am besten ist es, sich vorher Hotels in verschiedenen Städten zu buchen und dann zu schauen, wie man am besten von A nach B kommt. Ich weiß dass Fliegen ncht gerade die umweltfreundlichste Form ist, deswegen empfehle ich auch Züge. Oder eben Busse, die dürften wohl der beste Kompromiss sein.

Back from Bhutan

Näheres zum touristischen Aspekt einer Bhutanreise gibt es da drüben (in Wort, Bild, Video und Audio…). Hier mal ein wenig Generelles.

Zum einen kennt Bhutan keine Sau. Wenn die nicht das Rauchen verboten hätten (was nicht wirklich interessiert), wenn die nicht ihre Bewohner zwingen würden, in der Landestracht herumzulaufen (was auch immer weniger machen), und wenn sie nicht sensationelle Bogenschützen hätten (was man neidlos eingestehen muss, auch wenn es zu olympischen Gold noch nicht gereicht hat), dann wüssten wir nicht, ob es eine indische Provinz ist oder – Achtung Kalaur – wirklich neben Propan liegt.

Das aber ist ungerecht: Denn verglichen mit Nepal hat Bhutan mehr zu bieten (wenn auch nicht mehr Achtausender). Es ist sauberer (während Kathmandu im Dreck versinkt), die Menschen sind gelassener und die Natur ist noch in Ordnung. Der Vergleich mit Nepal ist wichtig: Beide nähren sich von ihrem Dasein als Himalayastaaten, sind extrem stark von Indien abhängig und leben auch nicht gerade schlecht vom Tourismus.

Nur, dass die Nepali einfach nicht verstehen wollen, das Berge mit Bäumen nunmal schöner aussehen, dafür aber Wiesen dem Touristen besser gefallen, wenn sie nicht mit Plastikmüll überseht sind. Leider haben wir ähnliche Mülltendenzen auch in Bhutan sehen müssen, vor allem in den Städten. Chipstüten und Bonbonverpackungen werden einfach achtlos weggeworfen.

Das Land will – so hörten wir aus gewöhnlich gut unterrichteten Kreisen – demnächst die Visagebühren nochmals erhöhen. Weil man eben glaubt, lieber wenige zahlungskräftige Touristen haben zu wollen als den Massentourismus. Nur scheidet der mangels Strand ohnehin aus. Ãœberschlagen bringt das dem Staat etwa 12 Millionen Dollar pro Jahr. Das ist nicht eben viel. Ich denke, man könnte da mehr machen, ohne dass die Natur leidet wie sooft befürchtet. Es waren in Nepal nicht die Touristen, die die Bäume abgeholtzt haben. Und es sind auch nicht Touristen, die in den Nationalparks wildern.

Deshalb bleibt zu hoffen, dass 2008, wenn sowohl der König als auch der höchste Mönch zurücktreten und außerdem so etwas wie demokartische Elemente dazukommen, sich das Land mehr öffnet. Der Krieg gegen Einflüsse von außen ist ohnehin schon im vollen Gange. Erste Sprache in allen Schulen ist Englisch – es wird in neun von zehn Schulfächern gesprochen. Dzonka, die Landesprache, wird in einem eigenen Fach gelehrt. so bleibt es ebenfalls spannend, wie dieser Kulturkampf letztlich ausgehen wird.