Category Archives: Pressefreiheit

Unser neuer Führer heisst Thilo (Satire)

Audioboo. Es wird zurückgeschossen. Der Feind hat uns provoziert und das lassen wir uns nicht gefallen. Wer mit dem Feind kooperiert wird bestraft. Unmissverständlich. Es gibt keine Freundschaft mit dem Feind. Wer mit dem Feind Informationen austauscht, ist unser Feind und wird ebenfalls bestraft. Es ist egal, ob subversive Elemente in unserer Gesellschaft meinen zu wissen, was wahre Freiheit ist. Wir haben Gesetze in Deuschland und, und die werden unmissverständlich angewandt. Es interessiert mich nicht, ob irgendwelche Gestalten meinen, diese Gesetze seien vielleicht nicht mehr aktuell. Was stört es eine deutsche Eiche, wenn ein Schwein sich an ihr reibt?

Im Ãœbrigen ist das Leben nunmal kein Zuckerberg.

Der Führer spricht zum Internet (mp3)

Hintergrund: Der schleswig-holsteinische Datenschützer Thilo Weicher droht Webseitenbesitzern, die einen Facebook-Like-Button haben, mit Bußgeldern bis 50.000 Euro.

Und so sieht Thilos Webseite aus. https://www.datenschutzzentrum.de/ (https???)

Der Neid auf Julian Assange

Ich habe in verschiedenen Blogs gelesen, dass ja eigentlich der Ruhm dem Informanten gehört, der die Cables Wikileaks zugespielat hat. Das ist richtig. Nur eben nicht alleine. Und das Schicksal des Informanten ist es, meist geheim zu bleiben, Dies jedoch Wikileaks vorzuwerfen oder gar Assange, ist Unsinn. Bob Woodward und Carl Bernstein hat auch niemand ernsthaft vorgeworfen, sich in der Tat des Informaten zu sonnen. Es bedarf für einen Scoop diese Größenordnung eben nicht nur einen mutigen Informanten, sondern auch jemanden, der bereit ist, das zu veröffentlichen. Wie man am Beispiel Assange sieht, ist das auch nicht ungefährlich. (Natürlich leidet Mannig, aber wenn Assange in der Nebenzelle sitzen würde würde das Mannings Situation auch nicht verbessern).

Ich habe eher das Gefühl, dass es heute kaum mehr möglich ist, ein Held zu sein. In der Zeit der Superlative muss der Held unfehlbar sein, auch wenn das gar nicht sein Anspruch ist. Assange will Regierungen den Spiegel vor die Nase halten und Ungerechtigkeiten aufdecken. Er will NICHT ein guter oder schlechter Liebhaber sein, zumindest nicht öffentlich. Die Anforderungen, die derzeit zwischen den Zeilen zu lesen sind, gehen weit über das hinaus, was ein Held zu leisten vermag.

Auf Twitter schrieb neulich jemand, wenn Assange Chinese wäre und chinesische Geheimnisse veröffentlicht hätte, hätte man ihn für den Friedensnobelpreis vorgeschlagen. Das zeigt aber auch, dass die sogenannte Demokratie auf Sand gebaut ist. Immer mehr Staaten (Venezuela, Kambodscha, Ungarn in jüngster Zeit) verbieten per Gesetz Kritik an der Regierung, und in den USA ist das de facto auch schon der Fall. Es wird ein Gesetz aus dem Jahr 1917 herangezogen (Espionage Act), nach dem jeder amerikanische Verleger eigentlich ins Gefängnis gehört.

Die bis an die Grenze der Erträglichkeit unfähige amerikanische Regierung und Verwaltung versucht nun verzweifelt, den Berichtenden zu fangen, statt sich Gedanken zu machen, ob die Nachricht nicht vielleicht zum Nachdenken anregen sollte. Da ist es doch praktisch einen Ausländer zu haben, dem man auch noch eine Sexgeschichte anhängen kann und der nun Schuld ist an allem. Die Jagd auf Assange lenkt von der eigenen Unfähigkeit ab.

Die deutsche Regierung duckt sich mal wieder, wenn es um die Freiheit geht. Überraschender Weise scheint ausgerechnet der Innenminister der einzig helle Kopf im Kabinett Merkel zu sein. Die Liberalen kümmern sich um sich und ihre 3 Prozent, die SPD macht jeden Scheiss mit, um überhaupt noch was zu machen, die Grünen protestieren höchstens der Form halber, und die Rechte der CDU will am liebsten das Internet ganz abschalten, damit alles so ist wie früher.

Assange ist deshalb ein Held, weil er der westlichen Welt ihre eigene Verlogenheit vor Augen führt. Das, was der Westen von Ländern wie China fordert, ist er selbst nicht bereit, zu erfüllen. Die Grenzen der Redefreiheit werden auch im Westen immer enger, im Zweifel ist es die nationale Sicherheit, die bedroht ist, und damit kann man alles verbieten.

Dass deutsche Journalisten nun versuchen, am Bild des Helden zu kratzen, liegt am Neid derselben. Ich halte ohnehin nicht viel von den den Kollegen, die den Tag damit verbringen, Agenturmeldungen zu kopieren und ansonsten moralinsauer eine Welt kommentieren, von der sie immer weniger verstehen. Wer recherchiert denn noch eine Geschichte, wer versucht denn noch an geheime Dokumente heranzukommen? Warum den Aufstand machen wenn die Agenturen doch auch 200 Zeilen über Lena liefern.

Assange führt deshalb auch die westliche Presse vor. Spiegel, Guardian und Co. haben es gerade noch rechtzeitig erkannt und sind lieber auf den fahrenden Zug aufgesprungen als stehen zu bleiben. Der Rest muss sich nun rechtfertigen, und das klappt am besten, wenn man einfach Assange und Wikileaks versucht zu diskreditieren und sich staatsmännisch gibt, wenn man fordert, das Diplomatenpost geheim zu bleiben habe.

Niemand hat gefordert, dass Diplomatenpost nicht geheim sein soll. Wenn aber Staaten etwas anderes sagen als sie tun, wenn wie im Helikoptervideo gezeigt im Irak einfach mal so rumgeballert wird, dann darf das nicht geheim bleiben. Regierungen sind nicht der Staat und sie sie – zumindest in einer funktionierenden Demokratie – dem Bürger Rechenschaft schuldig. Und das bedeutet auch, auf unangenehme Fragen so zu antworten, dass der Fragesteller befriedigt ist.

Angst vor Google – Verschwörung bei ZEIT ONLINE – Gedanken zu einer Debatte

Und wieder hat wer zugeschlagen, diesmal Susanne Gaschke von der Zeit. Google muss demokratisiert werden, fordert sie.
Schauen wir uns mal ihren Artikel bei Zeit Online an:

Nun kommt das internetfähige Google-Handy Nexus One auf den Markt. Wie mit nahezu jedem modernen Handy kann man auch mit diesem Fotos machen – nur hat das Nexus ein Programm, das diese Fotos per Internet gleich zu identifizieren vermag.

Das geht auch schon mit anderen Android Handys. Apples iphoto zum Beispiel erkennt Gesichter, und die Software der Polizeibehörden ebenfalls. Mitnichten ist das ein Googleproblem. Mal abgesehen davon, dass es eine Rechtslage gibt, die es schlicht verbietet (zumindest in Deutschland), unerlaubt Bilder zu veröffentlichen. Statt aber Recht durchzusetzen (der Böse ist immer noch der der das Foto veröffentlicht) wird einfach mal der Überbringer der schlechten Nachricht verantwortlich gemacht.

Und was alles die Autorin auf uns zukommen sieht:

Es geht um Monopolansprüche auf die Ressourcen der Wissensgesellschaft. Es geht um Überwachung – durch Privatunternehmen und Mitbürger. Es geht um personalisierte Werbung, die den Kunden umzingelt.

Naja, Wikipedia hat diesen Monopolanspruch auch irgendwie, wenn es um Wissen geht. Und der Begriff der Überwachung ist mal wieder so eine Unterstellung, wie sie Journalisten eigentlich unterlassen sollten. Tatsächlich ist es der Staat der überwacht, und zwar nicht zu knapp. Und personalisierte Werbung, die den Kunden umzingelt??? Mich stört ehrlich der Werbemüll im Briefkasten mehr. Mal abgesehen davon das Werbung dezenter als bei Google kaum geht. Aber aus irgendeinem Grund ist Werbung ja jetzt auch böse. (Gerade von Printjournalisten ist das geradezu lächerlich, als ob die Zeit keine Werbung hätte. Und natürlich ist die auch personalisiert, wenn auch gröber).

Leider muss man bei Journalisten wie Frau Gaschke immer ein paar Absätze lesen, bis man sieht, dass manches vom Anfang relativiert wird. So räumt sie ein, dass man mit der Bilderkennung auch Bauwerke erkennen kann und so Informationen zum Beispiel zum Kölner Dom bekommt. Und das Google die Gesichtserkennung noch gar nicht freigeschaltet hat, eben WEIL es Bedenken gibt.

Weiteres Beispiel Street View, eine der verlogensten Debatten die ich je gehört habe. Mal abgesehen davon dass ich kein Recht am Bild einer Gemeinde oder gar eines Hauses erkennen kann: Solche Ideen gab es schon Jahre zuvor (ich selbst habe vor Jahren schon unter Cityimages.de alle Straßen meines Heimatortes fotografiert, mit GPS-Daten versehen und in eine Datenbank eingegeben, um diese Daten dann für Touristen mit Infos zu Sehenswürdigkeiten zu verknüpfen). Google halt lediglich den Vorteil, die Ressourcen zu haben und das Geld, um Autos mit Kameras durch die Welt zu schicken.

Bevor Google jemanden fotografieren lässt, muss die Firma den Betroffenen um Erlaubnis bitten.

Und so was von Journalisten: Liebe Frau Gaschke, einfach mal zurück ins Seminar für Journalisten gehen und ein bisserl Rechtslage lernen: Erstens muss man nicht um Erlaubnis fragen, ob man jemanden fotografieren darf (zumindest rechtlich nicht, gleichwohl gehört es zum guten Ton), sondern ob man es veröffentlichen darf, zum anderen aber, und das werden Ihnen die Kollegen Fotografen sicher auch sagen können, geht es um bildbestimmend. Sonst würden Sie niemals eine Fußgängerzone fotografieren dürfen. Schauen Sie mal in die Zeit und geben Sie mit bei jedem Foto bitte die schriftliche Bestätigung, dass diese Menschen mit einer Veröffentlichung einverstanden waren. Die hier zum Beispiel. Oder die hier am Strand.Oder die hier
Google macht – im Gegensatz zur Zeit – alle Gesichter unkenntlich. Die ZEIT nicht. Im übrigen finde ich die manuelle Facebook-Version des Bildertaggens viel unerträglicher.

Spätestens bei folgendem Absatz frage ich mich aber welche Kompetenz Frau Gaschke eigentlich hat:

Der Vorstandsvorsitzende Schmidt hat darauf eine einfache Antwort: »Wenn es etwas gibt, von dem Sie nicht wollen, dass es irgendjemand erfährt, sollten Sie es vielleicht gar nicht erst tun.«..Das aber ist totalitäres Denken. Eine demokratische Gesellschaft muss sich politisch dagegen wehren. Mit Gesetzen. Mit Demonstrationen oder Flashmobs vor Googles geheimen Serverzentren.

Natürlich ist das was Schmidt sagt Unsinn. Man kann alles tun, aber man sollte es vielleicht nicht veröffentlichen. Google selbst veröffentlicht nichts, Google listet nur was schon öffentlich IST!!

Es ist nicht Google, das überwacht. Erstens gibt man selbst das meiste von sich preis. Ich weiss, dass Susanne Gaschke eine Journalisten ist, 1967 geboren, sich für Kinder einsetzt, mit dem SPD-Politiker Hans-Peter Bartels verheiratet ist und sogar einen Wikipedia-Eintrag hat. Diese Informationen habe ich von ihrem Arbeitgeber ZEIT und eben aus der Wikipedia. Google hat sie nur gelistet.
Frau Gaschke gehört zu den Journalisten, die trotz akademischem Hintergrund das Internet nicht verstanden haben. Es ist so wie wenn man unliebsame Bücher aus der Bibliothek entfernen will und dafür die Karteikästen entfernt, die Bücher aber belässt. Frau Gaschke, glauben Sie denn das Bing und Yahoo nicht an ähnlichen Techniken arbeiten bzw. diese schon haben?

Ich finde es beeindruckend, dass jemand nach Demokratie ruft, um ein Unternehmen zu bekämpfen. Freies Unternehmertum ist einer der Grundpfeiler der Demokratie, und Firmen müssen sich an bestehende Gesetze halten. Und falls nicht, wird das von Gerichten geklärt und nicht von Politikern. Eine Lex Google allerdings wäre die eigentliche Bedrohung der Demokratie. Wie auch Journalisten, die Artikel zu Themen schreiben, zu denen sie auch ein Buch geschrieben haben, und man sich des Eindrucks nicht erwehren kann, dass der Artikel vielleicht nur eine PR-Maßnahme ist.

Susanne Gaschke ist Redakteurin der Zeit und Autorin des Buches “Klick: Strategien gegen die digitale Verdummung”.

DAS nenne ich von Werbung umzingelt sein.

Google macht öffentlich, was es sammelt. Der Staat macht das nicht, Es gibt keine Kontrolle. Politiker nicken Gesetze ab, die Deutschland zu einem der restriktivsten Länder machen, kaum woanders gibt es solche technischen Überwachungsmöglichkeiten seitens des Staates, ohne politische Kontrolle. Wo war die Demokratie bei Zensursula? Es bedurfte der FDP, nicht der SPD, um diese Frau wieder zurückzupfeifen. Demos sind vor dem BKA angebracht, und vor der SPD-Parteizentrale, aber bitte nicht vor Googles geheimen Serverzentren (ein geradezu kindischer Ausdruck im übrigen).

Kann die Frau Goebbels bitte mal die Fresse halten?

ZensursulaEben lese ich das:

Doch wir werden weiter Diskussionen führen, wie wir Meinungsfreiheit, Demokratie und Menschenwürde im Internet im richtigen Maß erhalten. Sonst droht das großartige Internet ein rechtsfreier Chaosraum zu werden, in dem man hemmungslos mobben, beleidigen und betrügen kann.“

Gesagt hat das die schlimmste Politikerin, die Deutschland je gesehen hat. Ursula von der Leyen. Schlimm ist sie, weil sie ganz offen die Verfassung untergraben will und mit billigster Demagogie versucht Wählerstimmen zu fangen. Billig und gefährlich, wie es das Land seit den 30er Jahren nicht mehr gesehen hat.
Ich scheisse im Übrigen gleich auf das Geschrei der politisch Korrekten, die sich solche Vergleiche verbitten. Sollen die sich doch von der Zensumisterin kontrollieren lassen, ich kann das nicht ertragen. Aus der Geschichte lernen heißt auch, das sich vergegenwärtigen dürfen und es zu verhindern. Das geht aber nur in dem ich vergleiche.

Was diese Frau da macht, geht an die Substanz. Ich dachte Schäuble sei für die Freiheit gefährlich, aber der wahre Feind ist von der Leyen.

Frau von der Leyen, können sie bitte an den Herd zurückkehren, da gehören sie nämlich hin. Nicht weil sie eine Frau sind. Sondern weil sie eine Beleidigung für alle die Frauen sind, die am Herd stehen müssen, weil sie, obwohl sie qualifiziert sind, keine Chance im Job bekommen und statt dessen ansehen müssen, wie eine Mutterkreuzanwarterin dieses Land gerade in den Überwachungsstaat überführt.

Ich weiss, das ist radikal. Aber lieber radikal in Worten als in Taten. Und mit moderaten Tönen bewirkt man nichts. Wehret den Anfängen!

UPDATE: Timo hat herausgefunden, wie alles anfing (Nein, wir lassen uns trotz allem den Spaß am Leben nicht nehmen)

Foto: http://www.flickr.com/photos/jabb/3447925093/sizes/s/
Creative Commons BY-SA

Darf man ein Bild vom Flugzeugabsturz twittern – und retwittern?

Ja. Denke ich. Twitter ist ein Informationsmedium, ein schnelles dazu, wie man gestern wieder erleben durfte. Es war BreakingNewsOnline, die eine (nach ihren Angaben bestätigte) Meldung mit als erste herausgaben, es war Twitterer @patrick, der in einem Flugzeug in Schiphol saß und von dort als Augenzeuge twitterte und es waren Autofahrer auf der A9, die erste Bilder auf twitpic schickten. (Wie auch bei der Landung im Hudson River)

Jetzt geht in Deutschland (und auch anderswo) wieder einmal die Betroffenheitskiste los: Darf man das?

RT @stormgrass: Sending twitpics of plane crashes doesn’t have anything to do with the dissemination of news, it’s another form of voyeurism

Natürlich darf man das. Weil das ja auch Journalisten dürfen. Und wollten Blogger nich auch einmal eine (Gegen)-Öffentlichkeit sein? Machen wir den Überbringer der schlechten Nachricht zum Buhmann, weil wir nicht zugeben wollen, dass wir genau diese Bilder sehen wollen?

Es braucht eben keinen TV-Sender mehr, der den Pressesprecher von Schiphol versucht anzurufen, um einen Absturz von offiziöser Seite bestätigt zu bekommen, wenn jeder den Funkverkehr am Flughafen mithören kann (“We have an emergency. Don’t taxi”).

twitter_Schiphol

Was ist der Unterschied zwischen einem Kamerteam eines TV-Senders, das zum Unfallort rast und einem Passanten, der dort steht und ein Foto postet?

Es sind die so genannten journalistischen Standards. Die sagen letztlich, dass man sich respektvoll verhalten soll, vor allem keine Fotos von Toten und die Rettungsarbeiten nicht behindern.

Ich habe Bilder gesehen gestern von Twitterern, die von der Autobahn aus ein Bild gemacht haben. Ich habe auch Bilder gesehen im TV, wie man sehr nahe an Ermittler heranzoomte, die gerade Tote fotografierten.

Es scheint in Deutschland ein psychologisches Problem mit dem Thema Tod zu geben: Wann immer es um Bürgerjounalismus in Zusammenhang mit Unfällen geht, wird laut “Gaffer” geschrien (gerne auch von jenen, die beim Schreien den CNN-Live-Feed schauen). Sonst nicht. Verbreitung von Geschäftgeheimnissen (“Neues Macbook: erste Fotos”) – kein Problem. “Google spricht mit Twitter” (unbestätigt, @Ibo war die erste Quelle für das jüngste Gerücht, ich fands gut genug als solches zu retweeten) – munter diskutieren. Probleme die man gerade mit Kunden hat in der Öffentlichkeit diskutieren – macht doch Spaß die lächerich zu machen. Nur Unfälle, das ist Bäh. Ein Tabu. Vielleicht das letzte Tabu, und deshalb halten wir so daran fest.

Es ist ein Unterschied, ob Menschen ein Foto machen weil sie da sind oder ihr Auto mitten auf der Fahrbahn stehen lassen, um Bilder von Toten zu schießen. Diese würden auch kaum auf Twitter verbreitet werden – im Gegenteil, ich glaube auch hier an die Selbstregulierung, ein Sturm der Entrüstung würde zu recht losbrechen. Und das könnte sogar eher zu Konsequenzen (Bild löschen) führen als bei klassischen Medien.

Es geht hier auch keineswegs darum, dass Twitter die klassischen Medien ersetzen soll. Das ist Unsinn. Es geht um die Quellen. Die Bestätigung einer Nachricht im angelsächsischen Journalismus ist gegeben, wenn man eine zweite zuverlässige Quelle hat. In Deutschland wartet man entweder darauf, was die Agenturen melden oder aber auch eine offizielle Bekanntmachung. Wie sehr sich diese (Zahl der Toten) wiedersprechen können, haben wir gestern gesehen.

Wir alle haben heute technisch den Zugang zu den Quellen, haben Webcams, Funkverkehr, Webseiten von Feuerwehren (oder gar Tweets). Wir können uns damit in vielen Bereichen eher ein Bild machen. Es gab binnen einer halben Stunde 4000 Tweets zu Schiphol, natürlich vieles retweetet, aber dennoch Berichte wie der von Patrick oder anderer Menschen am Airport. Das sind genau so gute Quellen wie Richard Quest im Studio London, der allgemeines Bla Bla über Fliegen im Allgemeinen sagt.

Irgendwie mag man in Deutschland noch keine Grautöne. Entweder oder. Blogger gegen Journalisten. Podcasts gegen Radio. Twitter gegen Google. Das ist großer Schmarrn. Die Welt ist komplex, in deshalb müssen wir verstehen, das Entwicklungen wie das Internet sie noch komplexer machen, statt eine Vereinfachung zu fordern.

Wen wir jetzt sagen, die Berichterstattung über Flugzeugabstürze ist nur klassischen Medien vorbehalten, dann muss das letztlich auch für alle Bereiche gelten, Politik, Webwelt. Und dann sind wir wieder dort, wo wir vor 5 oder gar zehn Jahren waren.

Statt zu meckern über Bürgerjournalisten und was die alles anstellen könnten (erinnert mich an das böse Internet), sollten wir um Standards bemüht sein und denen auch die Finger klopfen, die sich nicht dran halten.

Bin ich im übrigen nur an meine journalistischen Standards gebunden, wenn ich in einer ordentlichen Redaktion sitze? Oder darf ich auch auf Twitter und in meinem Blog journalistisch tätig sein? Was ist der Unterschied, ob ich wie weiland bei der Frankfurter Neuen Presse mit der GLEICHEN Quellenlage eine Breakingnews rausschicke oder das heute als Freelancer über Twitter gebe?

Bayern kontrolliert das Internet-TV

Eben bei Turi 2 gefunden:

Internet-Fernsehen darf in Bayern ab 1. August nur noch mit einer Lizenz gesendet werden. Das gilt für alle Live-Stream-Angebote, die mehr als 500 Zuschauer gleichzeitig zulassen.
“Süddeutsche Zeitung”, Seite 13

Dem ist tatsächlich so, wie die Bayerische Landesmedienanstalt in ihrer Sitzung vom 10.7. beschlossen hat:

Hinsichtlich der Genehmigung von Internet-Fernseh-Angeboten sieht die geänderte Satzung eine zweistufige Unterscheidung dieser Angebote vor, wenn sie im Streaming-Verfahren verbreitet werden:

– Von 500 bis 10.000 gleichzeitigen Zugriffsmöglichkeiten: genehmigungspflichtig und – soweit programminhaltlich keine Bedenken bestehen – genehmigungs­fähig ohne weitere Voraussetzungen,

– über 10.000 gleichzeitige Zugriffsmöglichkeiten: Organisationsverfahren wie bei einem normalen Kabelprogramm unter den Voraussetzungen des § 10 Abs. 2 und 3 FSS.

Jetzt bleibt mir nur die Hoffnung, dass man beim Fernsehen im Sinne eines organisierten Vollprogramms denkt. Das geht nur so klar aus dem Text nicht hervor. Geändert wurde diese Absätze (hier Altversion zitiert)

Weitere lokale/regionale Fernsehprogramme in einem Versorgungsgebiet können in Einzelfällen organisiert werden, wenn zusätzliche drahtlose Fernsehkanäle oder Kabelfernsehkanäle verfügbar sind und dadurch ein besonderer Beitrag zur Meinungsvielfalt erzielt wird sowie die wirtschaftliche Tragfähigkeit der lokalen/regionalen Fernsehprogramme in ihrer Gesamtheit nicht beeinträchtigt wird.

Daneben sind in den festgelegten Versorgungsgebieten zulässig

1. lokale Kabelfernsehprogramme privater Kabelanlagenbetreiber mit einem Programmangebot von bis zu zwei Stunden originärem Bewegtbild pro Woche oder im Wesentlichen mit Serviceangeboten oder einem mindestens hälftigen Textbildangebot für Kabelanlagen mit bis zu 5000 ange-
schlossenen Wohneinheiten,
2. Fernsehprogramme nach Art. 26 Abs. 6 BayMG.

Praktisch nicht kontrollierbar
Schauen wir uns das Ganze mal praktisch an: Wenn ich bei UStream einen Livestream vom Oktoberfest anbiete, ist die BLM dann überhaupt zuständig? Wenn mein Wohnsitz in Hessen ist, ich aber vom Christkindlmarkt in Nürnberg einen Livestream ins Netz stelle, ist die BLM dann zuständig?
Und wie bitte werden die Zuschauer gemessen? Gleichzeitige Zugriffsmöglichkeiten? Was bitte soll das denn?

Keine Ahnung welche Performance Ustream derzeit hat, aber es entbehrt nicht einer gewissen Ironie was ich weiland 2006 beim Medienforum NRW erlebte: Da wollten wir nämlich per UStream senden, und die damalige Pressefrau untersagte uns die Nutzung des Presse-Wifi: Das sei für sowas nicht gedacht.

Und das ausgerechnet im Hoheitsgebiet von Norbert Schneider von der Landesmedienanstalt NRW. Der hatte ja damals schon eine staatliche Kontrolle des Internet gefordert (das ist der Mann, der irgendwie nicht mitbekommen hat, dass er im freien Deutschland ist und nicht in der DDR).

Interessant kann das auch für die Pornoindustrie werden, die ja Livecams im Internet anbietet. Kann man ja auch als Fernsehen werten.

Radiostreaming ist schon länger reguliert
2007 hat die BLM schon einmal zugeschlagen, damals regulierte man das Internetradio.

Erfasst wird Internetradio, das im sog. Streaming-Verfahren verbreitet wird. Audio-Dateien bzw. -files, die (einzeln) von einem Server im Abrufverfahren geladen werden können, werden als Telemedium betrachtet, das genehmigungsfrei angeboten werden kann.

Wird ein Audioangebot im Streaming-Verfahren gleichzeitig mindestens 500 parallelen Nutzern (mind. 500 Ports) angeboten, gehen die Landesmedienanstalten grundsätzlich von einer Darbietung an die Allgemeinheit, also von genehmigungspflichtigem Hörfunk aus.

Dahinter steckt die recht dämliche Ansicht, dass Streaming für alle ist und einzelne Dateien nicht. Was bitte macht ein Flashplayer auf meiner Podcastseite? Er streamt eine einzene Datei.

Geht es vielleicht um die Marktkontrolle. Schließlich wächst der Markt für Internetradios.Man kann sie per Iphone hören und auf der Arbeit. Interessant dabei ist, dass man noch vom Live-Stream spricht. Was aber, wenn es einen on-demand-stream gibt. Sind das dann Dateien?

Das Konzept der Rundfunkgesetze ist längst überholt, zeigt sich mal wieder. Die Regelungen sind nicht auf das Medium Internet übertragbar. Sie hatten vor allem einen technischen Hintergrund (begrenzte Anzahl Frequenzen), und der hat sich mal eben erledigt. Deshalb brauchen wir keine Regulierung. Wir brauchen ein paar Gesetze was man darf und was nicht und gut ist. Für die Überwachung gibt es dann Strafverfolgungsbehören. Alles andere ist der Versuch staatlicher Einflussnahme auf das Recht zur freien Meinungsäußerung und der freien Presse.

Live-Radio fuer jedermann

Spon schreibt gerade ueber 100mikes.com., eine Webseite, die eine Art Streaming Radio fuer jedermann ist. Mann kann sich dort einloggen und live senden. Keine schlecht Idee, zumal die Videoblogger ja uch versuchen, hier und da live zu senden.

Während einer Live-Sendung klinkt man sich per Website ein, vergangene Sendungen lädt man als MP3 herunter oder lässt sie sich per RSS-Abo zuschicken. Das alles ist nicht nur billig, sondern vor allem auch viel einfacher, als einen Podcast einzurichten.

Aaalso, zum einen muessen die Server erst mal zeigen, wie viele Streams sie schaffen. Daran scheitern naemlich die Video-Streaming-Dienste. Dann gibt es natuerlich schon sowas, man kann auch Podcasts quasi per Telefon einsprechen.

Aber eigentlich werden Aepfel mit Birnen verglichen. Denn Podcasts sind eben NICHT live, sie sind quasi die Erweiterung von live. Denn ich muss nicht irgendwann an einem Rechner sitzen, sondern kann es mir aussuchen, wann ich das hoere. Es hat schon einen Grund das aeltere Sendungen per Feed als MP3 geladen werden koennen (was man uebrigens technisch dann als Podcast bezeichnet).

Und noch etwas: einen Podcast einzurichten ist keineswegs schieriger, ich behaupte es sind weniger Schritte, z.B. bei Podhost.de. Anmelden, Felder ausfuellen, Datei hochladen – fertig. Wo ist das Problem?

Was die Qualitaet angeht, glaube ich auch hier an gute Inhalte. Ja, gerade abends mag es schoen sein, wenn da einer mal per Web plaudert. Zusammen mit einem Twitterstrom, Chat oder was auch immer kann sich da eine nette Community ausbilden. Talkradio per 100mikes.com ist eine gute Idee, die wunderbar zu Podcasts, Weblogs, Vlogs etc passt. Das ist eine Erweiterung, aber kein anstatt. Aber auch der Spiegel tut sich mit einer vielfaeltigen Welt halt schwer.

Das BKA und der Ãœberwachungstaat: Tagesspiegel nach Stasi-Art beobachtet

Liebes BKA, es mag ja sein, dass der letzte Stasi-Film Eindruck auf Dich gemacht hat, und du nun auch einen Oscar willst. Vielleicht auch sind da ein paar Jungspunde, die nicht mehr wissen, welche unrühmliche Geschichte die deutschen Staaten haben, wenn es um Verletzungen von Grundrechten wie Pressefreiheit und Briefgeheimnis geht. Vielleicht auch fühlt ihr Euch beflügelt von geistigen Amokläufern wie Herrn Schäuble, die den Rechtsstaat wohl vollends gegen die Wand laufen lassen wollen. Oder Euch ist langweilig, weil ihr den Kampf gegen das organisierte Verbrechen verloren habt und nun versucht, Links-Terroristen zu jagen (warum denke ich da nur an Don Quichote?)
Dennoch dürfte ihr nicht Briefe an den Tagesspiegel und an Journalisten öffnen, nur weil es Euch eben mal so gefällt. Auch wenn ihr in einem Richter einem Bruder im Geiste gefunden habt, der Euch das wohl in einem Anfall falsch verstandener Vaterlandsliebe erlaubt hat, dürfte ihr ruhig vorher Euer Hirn einschalten. Dann nämlich wisst ihr, wohin so was führt. Oder wollt ihr das etwa? Ich hoffe doch nicht.

Besorgt aus dem fernen Asien nach Deutschland schauend
Ein Auswanderer, der keine Briefpost mehr bekommt, also auch nicht untersucht werden kann 🙂

Niggemeier vs. Springer-Akademie

Hach herrlich anzusehen, wie alte Feindschaften einfach nicht aus der Welt zu kriegen sind. Ob Turi vs. Don Alphonso oder jetzt Stefan Niggemeier vs. Jan-Eric Peters aka Axel-Springer-Akademie.

Runde 1: Niggemeier punktet mit einem Aufwärts-Haken:

Also, nein, natürlich nicht richtig, gottogottogott, wer weiß, was die dann schreiben! Nein, das Blog der Axel-Springer-Akademie heißt „jepblog” — „jep” wie „Jan-Eric Peters”, dem Direktor der Akademie. Und Peters schreibt auf, was seine Journalistenschüler aufgeschrieben haben. Er formuliert dann etwa: „Journalistenschülerin Margita Feldrapp schreibt über…” und dann kann man einen oder zwei Absätze lang lesen, was Journalistenschülerin Margita Feldrapp womöglich in ihr Blog schrübe, wenn sie eines hätte.

Runde 2: Peters landet einen Lebertreffer

Jetzt bin ich beruhigt, es geht Ihnen gut, der Beißreflex funktioniert noch. Hab mich amüsiert, schreiben können Sie ja wirklich. Der Inhalt allerdings… Wie wär’s? Kommen Sie doch mal vorbei, ich lade Sie ein: 90 Minuten Diskussion mit den Schülern, Thema Medienjournalismus, Fragen über Gut und Böse, Verantwortung und warum man in Ihrem Bildblog nicht mal kommentieren darf (geschweige denn schrüben, äh, schreiben).

Weil Boxen aber langweilig ist und Wrestling viel cooler, lässt es sich auch Thomas Knüwer nicht nehmen, in den Ring zu steigen:

So einfach ist das eben nicht mit dem Netz. Das weiß auch Jan-Eric Peters. Der hat mal “Welt Kompakt” gegründet und leitet nun die frisch gegründete Axel-Springer-Medienakademie. Die jungen Menschen, hat sich Peters, gedacht, sollen auch mal ins Internet. Mit nem Weblog. Weil das aber ja alles nicht so leicht ist, siehe oben, dürfen sie nicht selbst. Könnten ja verderben, die guten Kleinen. Nein, der Akademieleiter gibt seine Volontäre wieder. So wie Muttern erzählt, was ihrem Nachwuchs im Kindergarten passiert ist, während der mit gesenktem Kopf daneben sitzt. So entstehen Neurosen, glaube ich.

So, jetzt schauen wir mal kurz in der Ringpause, um was es bei diesem Titelkampf eigentlich geht: Darum, dass Peters bloggt statt seine Journalistenschüler bloggen zu lassen. Dass er wohl mal Knüwer gefragt hat, ob der ihn (respektive das Akademieblog) in seine Blogroll aufnimmt. Dass die Springer-Akademie irgendwie eben auch die BILD-Akademie ist und deshalb ein Stück weit für deren Taten verantwortlich gemacht wird.

Nun bin ich kein wirklich neutraler Mensch, weil ich ebenfalls bei Springer (www.welt.de) arbeite, aber auch wenn es damals noch kein Web gab und kein Blogs, die das virtuell dokumentieren, ich sehr wohl den Wallraff unterm Arm und den Stoppt-Bild-Aufkleber auf dem Tornister getragen habe.

Ich frage mich, ob nicht beide Seiten ein wenig ihre wahren Motive dar- und dann auch ablegen sollten. Die Akademie will Anerkennung bei Medienleuten, Niggemeier und andere Vergeltung für Bild-Schandtaten.

Schlichtungsversuch:
1. Die Akademie lässt die Schüler selbst bloggen
2. Stefan Niggemeier referiert über Bildblog bei der Akademie, gerne auch in einem Streitgespräch mit Jan-Eric Peters
3. Thomas Knüwer erzählt mal, was er vom Kauf von StudiVZ durch seinen Arbeitgeber Holtzbrinck hält.

Good news fürs Vok, bad news für Anwälte

Eben gelesen bei Curious Creatures:

In ihrem Grußwort zum 57. Deutschen Anwaltstag in Köln am 26. Mai 2006 stellte Justizministerin Brigitte Zypries eine Änderung bei den Abmahnkosten in Aussicht:
“Wir werden deshalb bei Abmahnungen wegen Urheberrechtsverletzungen den Gegenstandswert präziser regeln und auch deckeln: Einfach gelagerte Fälle mit einer nur unerheblichen Rechtsverletzung dürfen nicht mehr als 50 bis 100 Euro für Abmahnung und Anwalt nach sich ziehen.”
.

Ich frage mich, warum es ein Naturgestezt zu sein scheint, dass die Politik Jahre braucht, entwicklungen zu erkennen. Blockt den Erkenntnisstrom die Bürokratie ab? Münte war ja schon peinlich neulich mit der Einsicht, dass wohl Praktikanten für den Aufschwung sorgen.

Wenn die Polizei macht, was die NPD will

Ich hab heute wieder mal den Glauben an den deutschen Rechtsstaat verloren. Ich habe Fotos von einer NPD-Demo gemacht. Als ich wieder wegging – zur Gegendemo – werde ich plötzlich von der Polizei aufgehalten. Soll heißen: Plötzlich stoppt ein Polizeibus, drei Mann springen raus, rufen “Bleiben Sie stehen!” Mir wird vorgeworfen, jemanden geschlagen zu haben. Das entbehrt nicht einer gewissen Ironie: Ständig waren hunderte Polizisten um mich herum. Auf dem Weg zum Polizeiauto kommt ein junger NPDler dazu. Der Polizist fragt ihn, wer denn nun geschlagen worden sei. “Geschlagen? Keiner, aber der Typ hat Fotos gemacht, Portraitfotos, das darf er nicht”, sagt der Mann. Ich frage den Polizisten, warum – nur weil ich Fotos mache – die Polizei mich aufgreift. Der Polizist sagt: “Der Mann hatte mir gesagt, der da oben läuft, halten sie den fest.” Und das hat die Polizei dann getan.

Sie nahmen meine Personalien auf und gaben sie dem Anwalt der NPD, der mir gleich mit juristischen Schritten drohte – unter anderem einer Abmahnung, wenn ich den Namen seiner Kanzlei nenne. Soweit sind wir schon: Ich darf nicht einmal den Namen nennen. Außerdem will er mir verbieten, Fotos der NPD-Schergen zu veröffentlichen. Nun kann er dass, wenn es um reine Portraitfotos geht. Nicht aber um solche von der Demo. Und die stehen gleich an mehrerern Orten – bei der Frankfurter Neuen Presse und bei Flickr (laden gerade noch hoch).

Ich denke, nur Öffentlichkeit bringt Bewusstsein. Wer demonstrieren will, muss sich zeigen – und wird gesehen. Die Nazis sind nicht eine abstrakte Gruppe, es sind Menschen, die vielleicht neben uns wohnen. Dort sollten wir ihnen entgegegen stehen.

Das ist auch ein Grund warum ich das schreibe: Denn die Polizei hat der NPD meine Personalien gegeben. Ob sie das durften? Keine Ahnung. Sie haben es getan. Der Polizist ist mir aber namentlich bekannt. Nur mal so als Schutz, sollte meinem Auto plötzlich mal die Luft aus den Reifen weichen.

Der Kulturkrieg

Universal Music auf der Jagd (BOO)

“Die herbstliche Jagdsaison ist erföffnet. Nachdem man reichlich Raubkopierer erlegt hat, wendet man sich nun grösseren Tieren zu. Jetzt werden die Web-Portale bejagt. An erster Stelle stehen YouTube und MySpace.” schreibt Boo-Company.

Ich hätte nicht wenig Lust zu hoffen, dass hier eine kleine sozial-kulturelle Revolution im Kampf um kuturelle Güter ihren Kampf beginnt. Da nehmen sich Hundertausende Inhalte (die sie über Konsumkosten und GEZ ohnehin of schon bezahlt haben) und verwursteln die im Netz. Und jetzt kommen die Große und schießen auf die Demonstranten. Wirklich kein Platz des himmlischen Friedens, das Netz.

Blogged with Flock

Piratenpartei gegründet

Ist keine Neuigkeit in den Blogs, soll vielmehr die Aufmerksamkeit erhöhen. Wir sind gespannt.
Piratenpartei gegründet

Wir zielen auf die Gründung der “Piratenpartei Deutschland” ab. Diese soll Meinungsfreiheit und Privatsphäre aller Menschen in Deutschland erhalten und die fortschrittsbehindernden Auswüchse des Urheber- und Patentrechts zugunsten einer freien Wissensgesellschaft neufassen. Die offizielle Gründung der Partei ist für Anfang September geplant.
Wir sind eine basisdemokratische Initiative: jeder kann mitmachen.

Die Freiheit im Web 2.0 – oder wie Unternehmen das Wort “Freiheit” benutzen

Ich stelle mir gerde vor, wie ein Oppositioneller in Burma laut “Freiheit, Freiheit, ich will frei sein” ruft. Wie er sagt “Ich möchte sagen, was ich denke” und singt “Die Gedanken sind frei.”

Dann kommen drei Leute auf ihn zu. Der erste ist Achim Weiss, Geschäftsführer von GMX. Der bietet ihm einen GMX-Account an, versehen mit dem Werbeslogan “Die Gedanken sind frei.” Der zweite ist Michael Krammer, E-Plus-Geschäftsführer. Er bietet dem Oppositionellen einen Handy-Flatrate an (die gar keine ist), weil sie ja mit “Freedom of Speech” werben.

Und schließlich kommt Philipp Humm, Verantwortlicher von T-Mobile, die den neuen Blackberrydienst mit dem Spruch “Wanna be free” einführen und bietet 5MB Datenvolumen.

Ich finde es einigermaßen erschreckend, dass wir 16 Jahre nach der Maueröffnung das Wort Freiheit seiner ursprünglichen und hochpolitischen Bedeutung berauben und -weil den Marketingstrategen nichts mehr einfällt und sie in Sozialkunde wohl krank waren – diese Begriffe so fast zynisch benutzen.

Ich möchte die drei Herren – zusammen mit ihren Marketingverantwortlichen – mal folgendes empfehlen: Schreiben Sie ihren Slogan auf ein Pappschild (weiße Pappe, schwarze Schrift, sonst nix) und stellen sie sich auf den Platz den Himmlischen Friedens in Peking. Mal sehen, wie das ankommt.

Dazu passt diese Meldung

Und zum Geschftsgebaren von BASE passt das unglaubliche Erlebnis von Carola

ARD und ZDF abschaffen oder: Warum keiner die EU-Fernsehrichtlinie braucht

Der Artikel in der Welt über die Ausweitung der EU-Fernsehrichtlinie zeigt es wieder einmal: Die öffentlich-rechtlichen Anstalten sind nur noch Selbstzweck. Sie klammern sich an jeden Strohhalm, nicht, um gutes Programm zu machen, sondern um an sich bestehen zu bleiben. Jedes Gesetz versuchen sie nach ihren Gunsten zu beeinflussen, flüchten sich vor einem Wettbewerb um Inhalte unter den Mantel der Regierungen, wie ein verängstigtes Kind.

Jetzt also das Internet, dass die Herren Intendanten ja ohnehin verschlafen haben. Da fangen einfach Leute an, selbst Bewegtbilder zu produzieren. Nicht, dass die Bürokratien der ÖR sich schon mit den Privatsendern herumschlagen mussten (da helfen einem die Herren Politiker ja noch, wenn der Wettbewerb allzu stark wird), nein, jetzt will jeder Fernsehen machen, und zwar übers Internet. Das geht natürlich nicht, wie soll man denn dann die Milliardeneinnahmen für Gebühren (und demnächst ja noch die Technik-Gebühr für die Satellitenübertragung) rechtfertigen?

Jetzt lesen wir in der Welt: “Audiovisuelle Mediendienste im Internet konkurrieren mit klassischen Fernsehsendern. Man will deshalb gleiche Spielregeln für alle Akteure schaffen.” Nur, dass diese Regeln eben diese sind, die VOR dem Internet aufgestellt wurden. Da ging es um Technik und Kontrolle der Massen. Hat sich leider erledigt, dieses Argument, denn die Massen können sogar ihre Inhalte jetzt selbst produzieren.

Während im Internet die Menschen täglich kreativ sind, neue Dinge schaffen, Menschen zusammenbringen (oder auch mal auseinander), vor allem aber kommunizieren, versucht der Staat mittels seiner Organe (dazu zählt im übrigen auch die Gema, die zwar kein Staatsorgan ist, sich aber ebenso unter einem schützenden Gesetzesmantel bewegt) seine Kontrolle durchzusetzen. Und das nicht etwa, wie es sein wollte, um die Menschen vor zuviel Staat zu schützen, sondern um sich, den Staat, vor den Menschen zu schützen.

Auch die Diskussionen um die Broadcasttreaty passen in dieses Bild:

Der WIPO Broadcasting Treaty soll Rundfunkunternehmen Rechte an ihren Sendungen geben, die in dieser Form noch nicht vom Urheberrecht abgedeckt sind. Kritiker, zu denen sich kürzlich auch die UNSECO mit einer Studie gesellte, warnen vor einer mangelnden Ausbalancierung der Rechte der Sender einerseits und des Anspruchs der Öffentlichkeit auf den Zugang zu Information andererseits. Auch Überschneidungen mit bestehenden urheberrechtlichen Ansprüchen werden befürchtet sowie die Vereinnahmung von Inhalten, die unter der weitgehend offenen Creative-Commons-Lizenz stehen: Einmal gesendet, könnten sie von den Rundfunkunternehmen ihrem Fundus einverleibt werden, befürchten Kritiker.

Why the hell muss der Staat die Meinungen seiner Bürger kontrollieren? Ich dachte, dieses Modell hätte seit 1989 ausgedient?

Aber es geht gar nicht nur um die Inhalte. Es geht um Märkte, und es geht um Geld.

Bei den öffentlich-rechtlichen Anstalten haben die Politiker Einfluss: da wird brav gesendet, was genehm ist. Der Meinungsmarkt ist unter Kontrolle. Aber auch monetär rechnet sich das: Statt teurer PR-Etats, die man vor dem Steuerzahler rechtfertigen müsste, zahlen über die Gebühren die Zuschauer selbst die Verlautbarungen (denn, liebe Anstalten, wirklich kritisch seid ihr doch nur auf wenigen Sendeplätzen). Die gleichen, die das Hohelied der Werbeethik singen sind die, die das Produktplacement quasi erfunden haben. Verlogener geht es nicht.

Das ist wie beim Rauchen oder bei den Wettspielen: Es geht nicht um die Gesundheit oder den Schutz der Bürger vor Wettschulden. es geht um die Kohle. Und deshalb brauchen wir das Internet: Um Menschen eine Stimme zu geben, die sie wirklich frei äußern dürfen.

UPDATE2: Andreas Auwärter setzt sich auch mit dem Thema auseinander (siehe auch Kommentare).

UPDATE: Wir können auch anders:

50 Cent mag nicht fotografiert werden

Wegen eines Fotografierverbots des Veranstalters berichtet die Deutsche Presse-Agentur nicht über das Konzert des US-Rappers 50 Cent an diesem Sonntag (4.6./20.00 Uhr) in Frankfurt/Main.

Selbst Bundesklinsi hat neulich schon mit solchen Marrotten angefangen. Das ist ein freies Land, liebe Künstler, Sportler und Politiker, also hört auf mit so einem Schwachsinn.

Upps. Hätte fast die FIFA vergessen: Für die gilt das natürlich auch!