Die toten Weblogs

Hugo E. Martin hat mich drauf gestoßen, was der von mir sehr geschätzte Bernt von zur Mühlen im Medienboten geschrieben hat:

Die Lebenserwartung der Mehrheit von Weblogs ist gering. Nur die wenigsten überstehen den Moment der euphorischen Einrichtung im Netz. Wie der angefangene Jogging-Sport, der abgebrochene Zigaretten-Entzug oder der gute Vorsatz zum neuen Jahr. Im Netz stapeln sich Tonnen von angefangenen Weblogs, die bereits wenige Tage nach ihrer Einrichtung schlecht riechen und dann in den Zustand der Verwesung übergehen. Kuscheltiere des Internets. Web-Leichen. Ohne Verpflichtung zur Entsorgung.

Richtig. Es gibt Datenmüll. So kann man das nennen. Man könnte es eben auch als eingefrorene Kommunikation sehen. Als Online-Antiquariat. Warum – vom literarischen oder künstlerischen Aspekt einmal abgesehen – sind die Tagebücher des Promis X. auch 20 Jahre nach seinem Tod noch wichtig, ein Weblogeintrag aber nicht?

Es geht nicht um tot oder lebendig, sondern darum, was drinnen steht. Ein Blog muss nicht weitergeführt werden. Es kann eine Momentaufnahme bleiben. Nur verschwindet diese nicht, sondern bleibt für alle archiviert. Das ist nicht wirklich neu. Neu ist die Masse der Blogs. Sie pauschal als Lifestyle oder Hype abzutun, greift zu kurz. Ein Teenagerblog ist ein Teenagerblog. Wird das Mädel 18, mag es vielleicht nicht mehr bloggen. Und?

Im übrigen: Wir müssen keine Blogs lesen, und schon gar nicht alle. Wir sind frei in der Entscheidung. Das ist wie Fernsehen: Bevor ich mich über Pilcher im ZDF aufrege, schalte ich halt um auf arte.

Geldmaschine Fußball – Hackmann for Innenminister

Ich bin nun wirklich kein Fußballfreund, eher das Gegenteil. Und deshalb übrrascht es mich selbst wenig, wenn schreibende Kollegen zunehmend erkennen, dass Fußballvereine, so sie im Ligafußball unterwegs sind, längst keine Veeine mehr sind, sondern raffgierige Unternehmen, denen kaum noch etwas heilig ist.

Was die FIFA alles schützen wollte
, zeigt, wie unverschämt da vorgegangen wird.

Interessant ist auch ein Beitrag bei Freitag17:

So wird die Deutsche Fußball-Liga (DFL) mit Beginn der Spielzeit 2006/7 die Bildproduktion in den Stadien der ersten und der zweiten Bundesliga durch eine Tochterfirma übernehmen. Journalistisch bedeutet das, es existiert zukünftig kein Fernsehbild mehr, das nicht vom Veranstalter selbst produziert und damit auch kontrolliert wurde. Schon in den letzten Jahren sorgte das Regelbuch, mit dem die DFL die übertragenden Sender reglementierte, für Einschränkungen der Berichterstattung. Laut gibt das keiner der Redakteure, Reporter und Regisseure zu. Man will ja die Freundschaft zur DFL und damit die Fernsehrechte nicht gefährden.

Was FIFA und DFL veranstalten, ist eine Form der Informationsdiktatur, die unerträglich geworden ist. Die Pressefreiheit wird ausgehöhlt, die Meinungsfreiheit im übrigen auch, wenn es nach der FIFA geht. Redeverbot für Beckenbauer, Auschankverbot für alles außer Becks und Bud, Zeigeverbot von Fußballveranstaltungen, Fotoverbote in den Stadien, Verbote, Verbote, Verbote. Warum machen wir Herrn Blatter/Herrn Hackmann nicht gleich zum Innenminister?

Wie Flickr meine Heimatstadt Königstein sieht

Ich habe mir mal den Spaß gemacht, meine Heimatstadt Königstein zu Flickrn (das ist wie Googlen, nur bei Flickr). Und siehe da: der Osten scheint uns zu übeholen. Es gibt nämlich nicht nur mein Königstein im Taunus, sondern auch das Königstein in Sachsen. Während letzteres in Google eher durch seine NPD-Parlamentarier traurige Berühmtheit erlangt hat, ist es in Flickr die Festung. Und die ist größer als unsere Burg.

Flickr sagt zum Tag “Königstein”:
Related tags: sachsen, saxony, festung
See also: fortress, deutschland, elbe, burg, germany, castle

Kein Taunus, kein Hessen. Taggen Ossis besser?

Interessant aber ist, dass “mein Königstein” unter anderem von auch ausländischen Tagesbesuchern getaggt wurde. Und deren Kommentare zu lesen is hochinteressant. Schon in der Blogwelt fand ich einmal einen interessanten Eintrag eines Australiers, der aus Versehen den falschen Zug aus Frankfurt genommen hatte und dann bei uns landete. Weil damals der Zug nur alle Stunde fuhr, sah er sich ein wenig um und bloggte seine Eindrücke. so bekommt man mal einen anderen Blick auf sein ganz unmittelbares Lebensumfeld. Man sieht Dinge anders – oder sieht zumindest, wie andere die Dinge sehen. Das kann durchaus aufmunternd sein. Oder auch Schmunzeln machen.

We stumbled on this fun celebration. St. Martin’s Day looks kind of like a mix between Halloween and Christmas. Kids make paper lanterns they suspend on long sticks.

Und dann entdecke ich auch noch einen Kommentar von Heiko Hebig, der wohl den Flickr-Fotrografen kennt, der gerade in Königstein war. Die Welt ist ein Dorf. Ein globales Dorf.

WM-Tickets als geldwerter Vorteil und eine merkwürdige Googlenachricht

Wer WM-Tickets geschenkt bekommt, beispielsweise als Journalist, muss die als geldwerten Vorteil behandeln – sprich versteuern. Das sagen mir handwerk.de und Steuernetz.de.Naja, ich abeite da ja auch, werde also hier schon eine Geschichte ankündigen über “Wie Fans aus dem Stadion ihren Freunden berichten…”. Dazu muss ich nunmal auch ins Stadion.

Bei dieser “Recherche” entdeckte ich dann eine Merkwürdigkeit:

Suche ich in Google nach “wm-tickets geldwerter vorteil”, kommt neben einigen Treffern diese Meldung:

Aus Rechtsgründen hat Google 3 Ergebnis(se) von dieser Seite entfernt. Weitere Informationen über diese Rechtsgründe finden Sie unter ChillingEffects.org.

Weiß da jemand was mehr? Bisher betraf das doch eher Nazis und Kinderpornos…

Renner bringt es auf den Punkt

Tim Renner in der Welt (Christiane hat mich drauf gebracht):

“Selbst bei den Jugendradios gibt es zum größten Teil nur noch altbekannte Hits, Neues dagegen kaum. Bei den meisten sind 500 Titel in der Rotation, früher waren es in der Regel mehr als 4000. Und diese Menge kann man heute locker auf einem iPod speichern.”

Und auch Jan Weyrauch (youFM) ist schlauer:
“Ich glaube, daß sich Radiomacher darüber bewußt sein müssen, daß es mit dem Abspielen für den größten gemeinsamen Nenner nicht mehr getan ist”, sagt Weyrauch.

Danke. Schön, dass das auch mal Große sagen. Unsereiner Podcaster muss ja immer noch erklären, dass die Zeiten der reinen Massenkommunikation vorbei sind und die so genannten Nischen eben auch unser Leben abbilden.

Microsofts Sicherheits-Podcast

Netzpolitik.org schreibt über Microsoft, das seine Sicherheitstipps jetzt auch als Podcast anbieten will, so gut, dass ich dem nichts hinzuzufügen habe:

Dass ausgerechnet Microsoft über Sicherheit aufklärt, ist ja kein besonders neuer Witz. Aber ich kann mir schon vorstellen, wie man in Redmond Podcasts interpretiert: Windows-Media-Files, natürlich nur im neusten MediaPlayer abspielbar (mit dem gesamten Rattenschwanz an Nutzerkontrolle), natürlich nicht unterwegs brauchbar außer auf zertifizierten “playsforsure”-Geräten… Wenn Microsoft ehrlich wäre, müssten sie nur in der ersten Sendung sagen: “Wenn Sie dies sehen können, haben Sie von Sicherheit keine Ahnung.”

Patrick gibt’s uns allen

Da denke ich, Mensch, der Breitenbach vom Werbeblogger, der ist halt auch nur ein Mann, schauste mal rein in den Link. Wet-shirt-Contest, Why not. Ich bekenne: Ich habs bis zu Ende gesehen und hatte natürlich die Hände auf der Leertaste und den Pfeiltasten 🙂

Den Geek-Comment der Woche hat aber der von mir so geschätzte Gerrit abgegeben:

Ich war ja erst misstrauisch – wieso dauert der Song genauso lang wie die Ladezeit – die können doch gar nicht wissen, wie schnell meine Leitung ist. Aber das Ergebnis fegt jeden Zweifel weg!

So muss man erst mal drauf sein: beim Betrachten nasser Frauen die Ladezeit berechnen und mit dem Datendurchsatz vergleichen. Respekt.

Ach so: Ich habs einer Freundin geschickt und die schaut gerade und hört zu … ist also auch was für Frauen.

Sensor am Klo

Ich war heute mal wieder überfordert: Toilette in einem neuen Bürogebäude, Waschbecken mit Sensor. Das geht noch. Dann aber der Handtuchautomat. Sensor steht drauf. Nur, was für ein Sensor? Nasse Hände drunter halten? Fehlanzeige. Mit dem nassen Daumen aufs Gehäuse drücken, da wo “Sensor” steht? Fehlanzeige. Wütend mit beiden Händen am Handtuch ziehen? Bingo. Das war der Sensor. Er schaut, ob jemand am Handtuch zieht und gibt dann Stoff. Bin ich zu kompliziert?

Wenn Spammer zu doof zum Spammen sind…

…. dann sieht die Mail so aus:

Wenn Sie sich fur diese Stelle interessieren, gehen Sie bitte zu unserer Internetseite: www.%_RND_DOMAIN . Hier konnen Sie mehr Information finden und den Antrag ausfullen.
Also, Sie konnen das Antragsformular ausfullen und uns es per E-Mail schicken: support@%_RND_DOMAIN .

Also wirklich, lieber Spammer, Zeit für ne erfundene Domain können Sie sich doch noch nehmen, oder?

DFB abgeschaltet

Da hat N24 ganz schnell eben abgeschaltet, als nach der Klinsi-PK zum Fitnesstest dieser oberunsympathscie PR-Mensch des DFB noch die versammelte Journalistenschar zum Supertermin einer Firma lotste, bei der irgendeine Frau irgend ein T-Shirt dem Bundesfussballtrainer übergab. Danke, N24. Diese elende PR-Show des DFB für seine Sponsoren ist ja kaum noch zum Aushalten.

Jamie Oliver Podcast

Spätestens jetzt wird auch meine liebe Freundin Nicole eine Podcasthörerein werden: Junkstar-Koch Jamie Oliver podcastet. Das teilt mit ipodfun mit.

Interessant: Der “User-Generated-content”-Apekt:

Later on this year I’ll be producing my own podcast – and I would love it if you would all be part of it.
If you’ve got any problems in the kitchen – with food, recipes, equipment or whatever – you can tell me all about it by leaving a message on my podcast hotline. Me and my mate Pete will then do our best to solve your problem for you.
So if you can’t get your souffle to rise, your meringue to stiffen or your cream to peak – let us know and your message might be in with a chance of making it on to the show.
We’ll only use the very best (and funniest!) messages, so get calling now – the hotline will only be up for a limited amount of time. Also, don’t forget to read the terms of use below before you call …
We’d love to hear from you, wherever you are in the world, so dial +44 (0)207 043 8223 now and leave your message!

Rick Stevens im “Travel with Rick”-Podcast macht das auch schon: Die Anrufe in seiner Radioshow kommen auch im Podcast und machen Spaß zuzuhören.

Mein Leben in Wow oder Second Life

Derzeit hypt ja Second Life, und auch die Berichte über Manager-Treffen in World of Warcraft liest man bisweilen gerne. Während WoW eher für reine Kommunikation genutzt wird, soll Second Life ein neues Business Modell sein (was ja WoW eigentlich schon ist).

Nun, werde ich demnächst im SL-Supermarkt einkaufen? Nein. Warum nicht? Weil ich dem Käse nicht ansehen kann, ob er er schimmelig ist oder schon hart. Weil ich an manchen Geschäften eben die Beratung schätze, die persönliche. Für typische Internetkäufe (Buch bei Amazon, Speicherriegel beim Computeruniverse, Zugkarte bei Bahn.de) brauche ich kein Second Life. Da will ich spielen. Mal abgesehen davon, dass die Bahn Lichtjahre brauchen würde, ihr System zu implementieren. Und auch in WoW will ich keine T-Shirts für mich, sondern Rüstungen für meinen Krieger kaufen.

Ich denke, man sollte nicht den Fehler machen, eine zweite Identität mit der Hauptidentität gleichzusetzen und Verhaltensweisen zu übertragen. Natürlich gibt es Hardcore-WoW-Spieler, die irgendwann nicht mehr aufhören können. Aber das sind wenige. Die meisten sehen das als Hobby, dem man sich zwar mit viel Zeit und Engagement und auch Geld widmet, aber das verändert nicht ihr ganzes Leben. Ich habe 2005 in Anaheim die härtesten der harten kennen gelernt und ja, sie haben noch ein Sozialleben. Die von mir so gerne zitierten Rosenzüchtern haben das auch noch, ein Leben außerhalb der Rosenzucht.

Statt jede neue Web-Entwicklung gleich zum unabwendbaren wichtigen Teil unseres Lebens zu machen, sollten wir mal überlegen, wie ein paar mehr Leute als wir Web-ZwoNullies das nutzen. Robert Basic hat neulich schon darüber geschrieben, dass wir quasi im Elfenbeinturm sitzen. Er sieht den Anfang einer Entwicklung, die dann irgendwann in der Masse enden wird.

Ich bin da etwas vorsichtiger, weil leider nicht alles, was gut ist, sich auch durchsetzt. es gibt auch andere Faktoren, wie Preis, allgemeinen Lebensstandard, Notwendigkeit. Man sehen sich die LCD- und Plasma-Fernseher an: Viele sind Schrott was das Bild angeht, werden aber immer wieder gekauft.

Umso gefährlicher ist es, wenn jetzt Studien und Umfragen aus dem Boden sprieße, die belegen sollen, was nicht belegt werden kann: Das mit dem Internet jetzt alles anders wird. Wenn die New York Times mehr aufs Internet setzt, dann kann sie das leichten Herzens, weil sie so viele Zugriffe hat, dass es sich definitiv lohnt. Aber gerade die Social-Web-Menschen sollten wissen, dass es eben kleine Unterschiede gibt und die Großen nicht immer ein gutes Beispiel für die Kleinen sind.
Ob Forrester oder Wunschel: Es macht keinen Sinn, Podcasting zu untersuchen, wenn es sich fast monatlich ändert, der Begriff Download nicht einmal hinreichend erklärt wird und tatsächliche Downloadzahlen gar nicht erhältlich sind. Und selbst wenn: es sind so verschwinden wenig, dass nur viel Marketing-Bla-Bla notwendig ist, um das Groß zu machen.

Ich denke, wir sollten versuchen, die Dinge vor allem einfacher zu machen: Ich kann das nicht, ich bin kein Programmierer. Aber um Podcasting und Weblogs größer zu machen, muss es einfacher werden und massentauglich. Im übrigen meine ich damit die technische Voraussetzung, nicht den Inhalt. Ich glaube nämlich, dass die Menschen wieder mehr Inhalte wollen. Sie sind nur zu bequem, sie zu suchen. Dabei sollten wir ihnen helfen.

Sollte hier ein WoW-Fan mitlesen: Ich bräuchte da mal Hilfe..
Weil Robert ein Netter ist, hab ich ganz schnell ganz viel Hilfe bekommen! Danke!

Zeitungen auf dem Weg ins Internet

Weil es mich ja gleich aus zwei Gründen bewegt, möchte ich hier auf ein Blog hinweisen, dass ich über Heiko gefunden habe: Zeitungen auf dem Weg in die Online-Welt: Kommentare und Kurzanalysen
Interessant dabei ist – neben anderen – der Beitrag über Zeitungen und Foren.

Internet-Foren sind mittlerweile ein fester Bestandteil der meisten Nachrichten-Sites. Oberstes Ziel der Foren ist in vielen Fällen ein wesentlicher Beitrag zur Leserbindung.
Wird dieses Ziel erreicht?
Schaut man auf die Aktivität solcher Foren, so muss dieses in vielen Fällen bezweifelt werden. Auf vielen der Foren hat ein wesentlicher Teil der registrierten Nutzer nie auch nur einen Beitrag verfasst (bis zu 62% in meiner Analyse). Und auch die sonstigen Nutzer sind nicht viel aktiver.

Recht hat Matthias Kretschmer. Allerdings besteht die Gefahr, registrierte User mit Lesenden zu verwechseln. Denn von der Zahl der Leserbriefschreiber kann man bei uns auch nicht auf die Auflage schließen.

Vielmehr sollten Foren verstärkt in die redaktionellen Beiträge eingebunden werden.

Und genau daran scheitern viele Printredaktionen. Leider werden Onliner immer noch mehr als technische Redaktion wahrgenommen denn als inhaltliche. Und ich selbst habe oft genug die Frage gehört “Was hat Print davon?” Es geht also gar nicht um den Leser. Leider vergessen Chefredakteure oft, dass sie nicht Papier verkaufen, sondern Informationen. Und Print hat nun mal einen Zeitpunkt, an dem die Informationsflut zu Ende ist – den Redaktionsschluss. Was gut ist, weil Print sich dadurch auch auf seine analysierende Aufgabe konzentrieren kann, während die Onliner – bisweilen auch leider – weiter den Nachrichtenstrom copy und pasten.

Nehmen wir an, die meisten Onlineleser kommen tagsüber währen der Arbeit auf unsere Seite: Wenn Sie aktuelle Nachrichten bei uns lesen, und dann noch morgens in der Zeitung erfahren haben, dass Sie bei uns übe den Einbürgerungstest diskutieren können – wunderbar. Nur muss das auch die Printredaktion gut finden und entsprechend unterstützen, also auch am Tag drauf erste Beiträge abdrucken.

Das Argument, die Leser seien zu alt fürs Internet lasse ich nicht gelten – das mag auf einige zutreffen, aber die bekommen ja dann am nächsten Tag auch wieder was aus dem Internet zu lesen.

Liebe Spiegel-Leute!

Ihr müsst nicht unbedingt meinen Reisepodcast erwähnen, wenn ihr eine Geschichte auf Spiegel Online über Reisepodcasts macht. Ich bin da bescheiden. Aber in eine Geschichte über Reisepodcasts nur einen deutschen zu nennen, ist dann doch etwas wenig, oder?

Zwei Klicks, und schon gibt es eine tolle Liste:

Wo ist Amerika?
Podcast und Blog über unsere Freunde “von drüben” aus dem Land dort drüben. Wer Amerika …

Big City Life
Stefan und Steve berichten über die Hotspots in Wien und Hamburg. Welche Bar, welcher Clu …

Ayurveda-Podcast
Gunnar Thoermers sprudelnde Infoquelle rund um die alte indische Heilkunst Ayurveda.

Geheimtipp Deutschland
Reisetipps für Ziele in ganz Deutschland. Das Weite suchen und das Reizvolle in der Nähe …

SWR International
Das multikulturelle Team der Fachredaktion betreut die breite Palette von Themen aus dem G …

GEOaudio: Hören und Reisen
Der GEO-Podcast: Spannende Hintergrundgeschichten, Interviews mit GEO-Reportern und Expert …

Einen Tank voll Abenteuer – Motorradweltreise
Videopodcast über meine Weltreise mit einer Yamaha tt600R.

Avigo – Podcast
Der akustische Reiseführer von Avigo

und mehr….

Aber klar, das kostet Zeit, dann muss man auch noch reinhören, dann isses doch einfacher, so ne Pressemitteilung abzuschreiben und dann noch ein wenig Pro-Forma-Kritik reinzuschreiben:

Die sprachliche und technische Qualität der Hördateien ist allerdings teilweise dürftig. Zwar artikuliert sich die Sprecherin der Beiträge verständlich und nuanciert, doch offenbart sie manchmal Schwierigkeiten mit der Aussprache. So scheint sie einen Hang zum Lispeln zu haben.

Wie könnte ihr eigentlich bei so umfangreicher Recherche zu dieser Aussage kommen:

Noch sind die Travelpods also ein Nischenphänomen, das nicht mit den ausführlichen, tiefgehenden Informationen eines guten Reiseführers konkurrieren kann.

Nun, dummerweise sehen das sogar die Kollegen von Geo anders. Das sind die in dem grünen Kasten auf Eurer Reiseseite. Die machen nämlich auch einen Podcast. Und woher wisst ihr, ob die Inhalte meiner Sendung nicht ausführlich und tiefergehend sind?

Demnächst bitte etwas ausführlicher und tiefergehend! (Dann wisst ihr bald auch, dass ein Podcast nicht eine MP3-Datei ist, die man übers Internet herunteladen kann, sondern dass man das abonnieren kann…)

Die FAZ, Wikipedia und Tibet

Liebe FAZ!
Ich kann mich den Worten von Ralf im Netzbuch-Blog nur anschliessen: “Der FAZ-Artikel ist plumpe Interessenspolitik. Als Autor zu verschweigen, dass man im angerissenen Konfliktfeld des Artikels Partei ist, ist unverzeihlicher als alles, was je falsch in der Wikipedia stehen könnte.”

FAZler, steckt den hinter der Zeitung nur der kluge Kopf der Leser? Man kann ja über Wikipedia viel Kritisches sagen, gerade, was Wahrheiten angeht. Aber ausgerechnet den Artikel über Tibet zu nehmen und dann die Tibetinitiative als Kronzeugen anzuführen, ist nun wirklich nicht der Weisheit letzter Schluss.

Denn ein Grundsatz gilt in der Wikipedia: Der der Neutralität. Und neutral kann weder die chinesische Regierung sein noch die Tibetinitiative. Sie können mitdiskutieren – vor allem letztere – und Hinweise geben.

Matthias Schindler hat das mal bei Netzpolitik präzisiert:

Hand in Hand mit der Neutralität geht übrigens auch die Pflicht, Quellen zu nennen. Klingt trivial, ist es aber nicht immer. Wikipedia ist kein Ort, um die Frage der ethnischen Zusammensetzung Tibets (oder die Frage, wie viel Gebiet Tibet genau ist) zu klären. Wir verweisen auf belastbare externe Quellen, die dies mit eigenen Worten darstellen.

Was aber gar nicht geht, ist, dass der Autor des FAZ-Artikels offensichtlich ehemaliger Vorsitzender dieser Initiative ist.

Was gestern und heute einzelne Wikipedianer aufgeregt hat, ist die Tatsache, daß der FAZ-Autor offenbar Mitglied der TID ist und mal ihr erster Vorsitzender war. Wäre da nicht noch im Artikel dafür etwas Platz gewesen? Stand nicht ein Kollege bereit, der hier den Artikel hätte schreiben können?

Kurz mal zitiert aus dem Kodex der FAZ:

Ihr Ziel ist es, einen möglichst hohen Lesernutzen zu stiften. Sie sieht dazu als unabdingbare Voraussetzung ihre journalistische Unabhängigkeit, die wiederum ihre Glaubwürdigkeit begründet. Die Mitglieder der Redaktion verpflichten sich, ihren Möglichkeiten entsprechend diese Unabhängigkeit zu wahren.

Mal abgesehen davon, dass Artikel “Wir haben einen Fehler in der Wikipedia gefunden” (die kostenlos ist und ehrenamtlich verfasst wird) natürlich viel schöner zu schreiben sind als “Wir haben einen Fehler in der FAZ gefunden.” Ich bin mal gespannt, wie die FAZ-Leser das diskutieren.

Einblick in eine Agentur

Carnivora.tv ist der Video-Podcast der Werbeagentur “Con Carne”, die damit zeigen will, wie kreativ sie ist. Aus der Beschreibung:

carnivora.TV ist der erste Agentur-Podcast im deutschen Web. Unter dem Claim „Werbung, Web und Wirklichkeit“ soll carnivora.TV ein Forum für Werbungstreibende, Kreative und Medien bilden, das bewusst polarisiert und Diskussionen anregen soll. Nebenbei soll carnivora.TV auch exemplarisch die neue Medienmacht des Internets demonstrieren: Anders als im Fernsehen kostet uns die Produktion nur ein Bruchteil und der Sendeplatz ist gar umsonst… carnivora.TV ist weltweit auf Sendung, 24 Stunden täglich, plattformunabhängig, on demand. So erreichen wir ein weitaus größeres potenzielles Publikum als jedes TV-Format. Dabei setzen wir auch nicht auf teure, klassische Promotion sondern machen uns die viralen Effekte der Mund-zu-Mund-Propagnda im Internet zu nutze. Und während TV-Formate traditionell nicht rückkanalfähig sind, interagiert carnivora.TV mit seinem Publikum und bindet sie in die Gestaltung des Formates mit ein.

Ok, der Trailer zeigte authentisch, dass Werber nicht immer kreativ sind – schon gar nicht, wen sie spontan lustig sein sollen – oder wollen. Die aktuelle Sendung aus New York ist ein netter Bereicht aus dem Big Apple, teilt uns aber nicht wirklich mit, was es in der Werberszene neues gibt. Schon besser ist der Report vom ADC-Treffen in Berlin

Aber: Auch Carnivora.tv soll und darf experimentieren, sollte nur daran denken, dass das eben auch Kunden sehen. Ich finds ja ganz lustig, wie die Jungs und Mädels sich austoben, aber etwas mehr Inhalt würde nicht schaden…