Hugo E. Martin hat mich drauf gestoßen, was der von mir sehr geschätzte Bernt von zur Mühlen im Medienboten geschrieben hat:
Die Lebenserwartung der Mehrheit von Weblogs ist gering. Nur die wenigsten überstehen den Moment der euphorischen Einrichtung im Netz. Wie der angefangene Jogging-Sport, der abgebrochene Zigaretten-Entzug oder der gute Vorsatz zum neuen Jahr. Im Netz stapeln sich Tonnen von angefangenen Weblogs, die bereits wenige Tage nach ihrer Einrichtung schlecht riechen und dann in den Zustand der Verwesung übergehen. Kuscheltiere des Internets. Web-Leichen. Ohne Verpflichtung zur Entsorgung.
Richtig. Es gibt Datenmüll. So kann man das nennen. Man könnte es eben auch als eingefrorene Kommunikation sehen. Als Online-Antiquariat. Warum – vom literarischen oder künstlerischen Aspekt einmal abgesehen – sind die Tagebücher des Promis X. auch 20 Jahre nach seinem Tod noch wichtig, ein Weblogeintrag aber nicht?
Es geht nicht um tot oder lebendig, sondern darum, was drinnen steht. Ein Blog muss nicht weitergeführt werden. Es kann eine Momentaufnahme bleiben. Nur verschwindet diese nicht, sondern bleibt für alle archiviert. Das ist nicht wirklich neu. Neu ist die Masse der Blogs. Sie pauschal als Lifestyle oder Hype abzutun, greift zu kurz. Ein Teenagerblog ist ein Teenagerblog. Wird das Mädel 18, mag es vielleicht nicht mehr bloggen. Und?
Im übrigen: Wir müssen keine Blogs lesen, und schon gar nicht alle. Wir sind frei in der Entscheidung. Das ist wie Fernsehen: Bevor ich mich über Pilcher im ZDF aufrege, schalte ich halt um auf arte.
Und vor allem: Ein totes Blog wird nicht mehr aktiv verlinkt und rutscht somit nicht mehr auf die hohen Google-Plätze und wird somit auch nicht mehr wahrgenommen, außer man sucht ganz gezielt.