Sven Regener hat recht, man soll nicht stehlen, weder Cola im Supermarkt noch im (virtuellen Plattenladen). Warum er aber nun behauptet, keiner wolle mehr für Musik bezahlen, ist mir schleierhaft. Mein iTunes-Account sagt was anderes. er hat als alter Rocker leider nicht das Internet begriffen. Weil eben die Plattenlabels nicht mehr so viel Geld haben für Promotion, braucht es eben soziale Netze, die das manchmal sogar besser machen. Wahrscheinlich kauft keiner mehr seine Platten, habe ich das Gefühl. Ich bin auch Urheber, und ich möchte gerne Änderungen im Urheberrecht, weil ich es für überholt halte. Das heisst nicht dass jedes Buch oder Werk Open Access werden soll. Es geht um Laufzeiten, aber auch um Fair Use. Und es geht darum, die Gema abzuschaffen und etwas anderes, besseres auf die Beine zu stellen.
Monthly Archives: March 2012
Liebe Kinder, das Internet ist gefährlich!
Eben lese ich in der Zeit online diesen Artikel und schon beim Einstieg wird mir schlecht:
In jeder Klasse ging es eine Stunde lang um Spiele und Filme, um das Urheberrecht und Abofallen, um Mobbing, die Datenschutzeinstellungen bei Facebook und um die Möglichkeit, sich mit Pseudonymen und gesunder Skepsis zu schützen. Mein Fazit: Warum um Gottes Willen passiert das nicht an jeder Schule dieses Landes mindestens einmal in der Woche?
Kinder lernen also wie gefährlich das Internet ist und dass man da Spiele und Filme hat. Ja, es geht um Grundschüler, aber dennoch: In Thailand bekommen gerade Grundschüler Tablet-PCs, und es läuft ein Wettrennen um die besten Apps dafür. In Deutschland stimmen jetzt sogar Zeit-Journalisten in den Regierungs-Kanon ein: “Wir müssen unsere Kinder vor dem Internet beschützen.”
Da beschwert sich der Autor, dass Lehrer staunend seinen Worten lauschen, muss aber trotzdem umständlich erklären was ein Whiteboard ist. Und das auch dieses mit diesem Internet verbunden ist. Als ober er es das erste Mal gesehen hat.
Früher hatten Zeitungen eine Haltung, die ein politisches Fundament hatte, eine Gesinnung. Heute reden Schreiber wie dieser dem Innenminister nach dem Mund.
Das Internet ist da, das ist kein Schulstoff. Wir brauchen keine Lehrer, die mit erhobenem Zeigefinger erklären, wie gefährlich das ist (ist es nicht). Wir brauchen Lehrer die Kindern zeigen, wie sie mit dem Internet lernen können. Die die Khan-Academy übersetzen, oder ähnliches. Das letzte was es braucht, sind Journalisten, die wegen des Internets glauben die Meinungshohheit und Gatekeeperfunktion verloren zu haben und deshalb sich nun an Kindern vergehen (das ist eine Metapher, nur für den Fall, dass auch dies in Redaktionsstuben nicht mehr verstanden wird).
A Day in Vientiane Part 2
Was ist noch Deutsch in mir?
Es sind bald 5 Jahre, dass ich Deutschland verlassen habe und nach Asien gegangen bin. 5 Jahre, drei Länder und zumindest 2 Sprachen (wobei mein Lao wesentlich besser ist als mein Vietnamesisch war). Aber eigentlich ist meine Sprache Englisch. Deutsch spreche ich nur noch mit meiner Frau und der laotischen Besitzerin eines Cafes hier in Vientiane, die in Düsseldorf aufgewachsen ist (das Cafe heisst Benoni, und ist mein Tip falls ihr mal nach Vientiane kommt.)
Wir bewegen uns nicht in der deutschen Community und gehen schon gar nicht in deutsche Restaurants. Zum einen liegt das daran, dass wir schon in Deutschland keine deutsche Küche gekocht haben (meine erste Schweinshaxe hatte ich in Laos), zum anderen aber dass wir Deutschland nicht verlassen haben um die ganze Zeit ein Mini-Deutschland um uns zu haben.
xMeine Nachbarn: Deutsche Reinlichkeit wäre schon gut hier.
So was bleibt von Deutschland? Zum einen lese ich schon noch Nachrichten, vor allem wenn sie mir über Facebook und Twitter erzählt werden. Ab und an öffne ich mal meine n-tv app. Ich lese lieber deutsche Bücher als Englische, vor allem Belletristik, vielleicht auch weil mein Englisch dann doch nicht gut genug ist. TV-Serien schaue ich nur auf Englisch. Ich denke bisweilen in drei Sprachen, was sehr lustig ist.
Es sind nicht so sehr die Äusserlichkeiten, die das Deutsche in mir ausmachen. Es ist meine deutsche Erziehung, die ich nicht vergessen werde und schätze. Die Fähigkeit, kritisch zu denken und Dinge von mehrere Seiten zu betrachten. Meine demokratische Gesinnung und der Glaube an die Freiheit des Einzelnen und daran, dass der Staat den Menschen zu dienen hat und somit auch dessen Regierung. Das Recht auf freie Meinungsäusserung und das Unrecht der Diskriminierung. Dinge richtig zu machen, deutsche Perfektion eben. Das Wissen um die Wissenschaft und was Forschung bedeutet und erreichen kann. Die deutsche Geschichte, aus der man mehr lernen kann als die Lehren aus dem Dritten Reich. Zum Beispiel dass nicht nur Chinesen und Vietnamesesen Hunde essen, sondern Deutsche das nach dem Krieg auch getan haben und es erst in den 70ern verboten wurde. Oder wie sich die deutsche Gesellschaft von der Großfamilie zu den DINKS entwickelt hat – und wie sich das gerade in Asien wiederholt.
40 Jahre Deutschland will und kann ich nicht wegwerfen. Aber zurück? No way. Ich war zwei Mal wieder in Deutschland zu Besuch und habe nach drei Tagen Heimweh nach Asien bekommen. Es war die beste Entscheidung in unserem Leben. Wir haben viele tolle Menschen getroffen und kennengelernt und freuen uns noch auf viele neue. Laos ist nicht meine neue Heimat, sondern Südostasien. Und wird es noch für eine lange Zeit bleiben.
Sok dee der – Viel Glück Euch allen