Stefan Niggemeier hat in der FAZ eine Frage gestellt, die ich versucht habe mit meinem Buch zu beantworten: Welcher Art sind eigentlich unsere Facebook-Freunde? Wieviel wissen wir über sie? Er machte dies am Beispiel zweier Internet-Promis fest, die beide vor kurzem gestorben waren. Beide waren bekannt, hatten viele “Freunde”, und doch wusste keiner warum sie gestorben sind. Aber liegt das an Facebook und Co?.
Nein. Es liegt daran, dass diese nicht dem erweiterten Freundekreis mitteilen wollte, wie es um sie bestellt ist. Das ist übrigens eine eher für Erwachsene typische Verhaltensweise, zumindest auf Facebook. Im Wahn nichts preisgegen zu wollen verlieren wir uns im Posten von Banalitäten und re-posten lieber einen schon tausendmal gesehenen Link als zu gestehen, dass wir uns Scheisse fühlen.
Hier in Asien ist das komplett anders. Das Internet wird mehr und mehr die wichtigeste Form der Kommunikation bei jungen Leuten, und zwar WEIL sie sich anderen mitteilen können. “I need a hug today” postete eine laotische Bekannte vor ein paar Tagen – und bekam ihn, zwar virtuell, aber das ist letztlich ein Telefongespräch auch.
Mal abgesehen davon dass Studien zeigen dass wir mit anderen mitleiden und uns in der Tat besser fühlen wenn wir online Zuspruch bekommen, so zeichnen wir ein besseres Bild unser selbst. Sicher, es bleibt jedem selbst überlassen. aber bisweilen habe ich das Gefühl, man hat Angst, Schwäche zu zeigen. Wir basteln uns ein allzu positives öffentliches Bild. Wir stellen unsere Fertigkeiten heraus, unsere Fähigkeiten, was wir im Job machen. Wir sind toll.
Kein Wunder, dass dann keiner weiß wer wir wirklich sind. Es muss ja nicht jede Herbstdepression gepostet werden, aber wer echte Freunde haben will, der muss ihnen auch was erzählen. Übrigens geht das jetzt auch etwas einfacher mit den neuen Listen bei Facebook. Man sagt es eben nur denen von denen man denkt sie sollten es wissen.
Keine Ahnung ob es bei den beiden Verstorbenen auch so war. Vielleicht hatten sie Freunde die Bescheid wussten. Vielleicht auch nicht. Auf jeden Fall sollten wir uns überlegen was bleibt, wenn wir keine Updates schreiben können.
Ein Bekannter schrieb heute auf Facebook: “Komische Situation. Ein guter Bekannter ist plötzlich tot. Mit FB kann ich nachvollziehen, was er die letzten Tage gemacht und gedacht hat. Hilft mir” Ich sehe das auch so.