Wer nichts zu verbergen hat…

Wir hatten gestern beim BKKSci Social Treffen eine interessante Diskussion über Privacy und Lauschangriffe staatlicherseits. Es schien sich ein Graben aufzutun zwischen Europa und den USA. Zwei Amerikaner waren tatsächlich der Meinung, dass (fast) alles erlaubt sei, wenn mann denn nur von den Terroristen beschützt wird. Und es kam natürlich auch der ‘Wer nicht zu verbergen hat, hat nichts zu befürchten”.

So argumentieren nur totalitäre Systeme, die einen total kontrollierten Bürger wollen. Ich habe ja die Theorie, dass es die Siedler-Mentalität ist, die die Amis so paranoid macht: Die “Terroristen” von heute sind die Indianer von gestern. Und wenn es um Leben oder Tod geht zwischen den Planwagen, dann will man keine politischen Diskussionen, sondern Nachtwachen.

Ich argumentierte, dass es ein Recht eines freiem Bürgers sei, Geheimnisse zu haben, sogar lügen zu dürfen. Denn wenn heute unsere Daten für jedes staatliche Organ zugänglich sind, dann sind es morgen unsere Gedanken. Dann müssen wir Elektroden am Kopf ertragen, wenn wir ein Bewerbungsgespräch haben oder in die USA einreisen wollen.

Oder einen Führerschein beantragen. Oder gar einen Pass. Es wird die Gesinnung überprüft. Genau das passiert schon den in den USA, Teilen Englands und auch in Deutschland. Wer Zweifel an der Terrorpanik hat, hat die falsche Gesinnung und ist gegen den Staat.

Wir müssen aufbegehren dagegen. Nicht damit, Bomben zu bauen und Regierungsgebäude in die Luft zu sprengen. Nicht mit Attentaten auf Politiker. Auch wenn sich bei einigen meine Trauer in Grenzen halten würde. Wir müssen laut werden auf die Straße gehen und unsere Stimme erheben, wo immer es geht (ja, ich weiss das sich das leicht sagt, wenn man in Thailand sitzt. Aber ich leiste meinen Beitrag hier in Asien auf andere Art und Weise).

Die Frage ist nicht Terrorabwehr oder Untergang. Die Frage ist Freiheit oder Diktatur.

Wie das ZDF versucht, Stimmung zu machen

Ich weiss ja nicht, ob das ZDF gefeuerte BILD-Redakteure eingestellt hat, oder irgendwelche Volos von der nächtlichen Party noch auf irgendwelchen Drogen sind. Anders kann das wohl kaum erklären (Highlights von mir):

Internet-Angriffe auf Ministerien
Cyber-Angriff: Südkorea löst Alarm aus
Nach dem Zusammenbruch mehrerer Internetseiten der Regierung hat Südkorea am Dienstag Cyber-Angriffs-Alarm ausgelöst. Ob es sich um eine Hackerattacke handelte, war zunächst aber unklar, wie die Behörden mitteilten. [mehr]

Video Cyberwar – das digitale Schlachtfeld
Video Ein Cyberwar als Untergangsszenario?
Video Gefahr aus dem Netz – Viren als Waffe

Da geht dann fast unter, dass man nicht wirklich weiß, was passiert ist. Und dass eine “Attacke”, die Webseiten lahmlegt, nicht wirklich gefährlich ist, wenn auch bisweilen etwas unangenehm. Aber der Beamtenapparat ZDF mag halt lieber Angst machen.

Wie gut man dort in der Redaktion versteht, worüber man spricht, zeigt auch der Screenshot vom Cyberattackcode.
(Dieser Hinweis via @yatil)
Screenshot vom ZDF artikel

NSA und andere: Es braucht wohl wieder Demos

Die gute Nachricht für mich ist, dass es zumindest in Teilen der Gesellschaft einen #Aufschrei gibt über das, was US und andere Geheimdienste so tun. Die Details, wer was tut oder wenigstens zugibt zu tun, sind dabei weniger wichtig. Worum es geht ist die Verfassung des Staates, und damit meine ich nicht das Buch, in dem es geschrieben steht, sondern wie es um den Staat bestellt ist.

Der Staat sollte ja in einer Demokratie so eine Verwaltung des Gemeinwesens sein. Wir Bürger haben keine Zeit, Straßen zu bauen, und deshalb bezahlen wir Steuern und stellen Leute dafür an. Das sind dann Ministerien. Damit die keinen Mist bauen, wählen wir Leute, die auf unsere Steuern aufpassen. So war das mal gedacht.

Heute passen die Leute, die wir wählen, vor allem auf sich selbst auf – und ihr Wohlergehen. Sei es wieder gewählt zu werden, einen Ministerposten zu bekommen oder in einem von der Lobby umworbenen Ausschuss zu sitzen – Politiker setzen ihre eigenen Prioritäten. Und deshalb ist es ihnen relativ egal, ob und wo Straßen gebaut werden. Zum Beispiel. Oder ob es den Menschen gut geht oder nicht. Ich behaupte 90 Prozent der Bundestagsabgeordneten haben eigene Interessen, und nur diese. Zumindest wenn sie eine Wahlperiode überstanden haben.

Die Lauschangriffe der Amis sind derzeit nur deshalb so empörend, weil man sie erwischt hat. Dumm ist nur, dass Assange, Manning und Snowden die Grundfesten der demokratischen Staaten erschüttern. Das Vertrauen in den Staat. Wir Bürger entfernen uns emotional vom Staat, weil dieser sich in Gestalt seiner Regierung physisch von uns entfernt. Wir haben keine Kontrolle mehr. Und das macht uns Angst. Und wer Angst hat, gibt irgendwann auf. Und begehrt nicht auf. So will man es am liebsten, wenn man an der Regierung ist: Brave Bürger, die nicht aufbegehren.

Nur: sind wir wirklich schon so weit? Reicht uns ein Markus Lanz in Mallorca, um uns dermaßen einzulullen? Oder sind wir in der Lage, unsere Bürgerrechte zu verteidigen? “Wer nichts zu verbergen hat, dem wird auch nichts passieren” ist ein gefährlicher und dummer Satz. Es geht den Staat nichts an, ob und was ich zu verbergen habe. Ich habe ein Recht darauf, etwas zu verbergen. Meine Gedanken sind frei. Nicht umsonst hat man es schwierig gemacht, in die Privatsphäre eingreifen zu dürfen Staatlicherseits.

Wie also kann man den Spieß wieder umdrehen? Mit dem Wahlzettel wohl nicht, das bedauerlicherweise die großen Parteien einig sind darin, den Bürger weiter außen vor zu halten und zu bevormunden. Indem man selbst Politik macht? Ein guter Weg, aber ein steiniger, wie man gerade bei den Piraten sieht, und das Ziel kann manchmal anders aussehen als man zu Beginn der Reise denkt (wie man heute bei den Grünen sieht (Laaaaangweilig!).

Ausserparlamentarische Opposition? Ja. Ich denke es braucht die Straße. Es braucht einen deutschen, britischen, französischen, amerikanischen Frühling. Jene, die gerade die Aktionen in Brasilen solidarisch mit einem gewaltigen “Like” unter jedem Demonstranten-Foto unterstützen, sollten in Deutschland auf die Straße gehen. Laut sein, Die Stimme erheben. Und klare Forderungen aufstellen: Bürgerkomitees vielleicht, die die Geheimdienste kontrollieren. Oder die Geheimdienste ganz abschaffen. Transparenz für die Regierung schaffen, und zwar richtig. Jede Kabinettssitzung hat öffentlich gemacht zu werden. Für Sonderregelungen bedarf es einen Gerichtsbeschlusses. Kein “Was wir mit den Herren von Springer besprechen, geht keinen was an”. #LSR.

Ich befürchte, dass wenn es nicht eine friedliche Bewegung gibt, man irgendwann wieder in der 70er landen wird. Dann nämlich werden einige mit Gewalt reagieren gegen die Personen, die sie als die Verantwortlichen sehen. Weil sie frustriert sind, nicht gehört zu werden. Weil sie alleine gelassen werden.

Wer Hunde liebt, adoptiert einen Straßenhund…

… wer sich selbst liebt, kauft einen kleinen Rassehund.

Ich habe nichts gegen Rassehunde, ich habe gar nichts gegen irgendwelche Hunde. Ich liebe Hunde. Aber ich lasse sie Hunde sein. Was derzeit hier in Asien passiert (aber auch in Deutschland sichtbar ist), geht auf keine Hunde, sorry, Kuhhaut. Jeder will kleine süße Hunde, die man mit ins Flugzeug nehmen kann und die im Starbucks neben einem im Körbchen sitzen dürfen. Ich frage mich ob die kleinen Chiwawas und Pinscher jemals den Boden mit ihren Pfoten berühren dürfen.
Dog strollers

Kein Wunder dass viele (die meisten?) dieser Schoßhündchen Verhaltensprobleme haben, aggressiv gegenüber anderen Menschen oder Hunden sind. Gar nicht zu reden von zu vielen Pitbulls, Rottweilern und Dobermännern, die in den falschen Händen sind. Auch wenn jetzt die übliche Schnappatmung kommt: Für zuviele Halter sind diese Hunde eine Schwanzverlängerung. So wie die kleinen Hunde fürs Frauchen ein Babyersatz sind. Das Problem: Keiner denkt an die Hunde.

Wir haben jetzt fünf Hunde. Pixie die älteste (12), ist ein Straßenhund aus Teneriffa. Pepe, auch von Teneriffa, starb in Laos mit 12 Jahren an einem Parasiten. Pipa ist ein laotischer Hund, die schwächste aus einem Wurf von 5 Welpen, die wohl kaum eine Chance gehabt hätte (zumal sie mit 8 Wochen Distemper bekam, das aber dank unseren Tierarzt und viel Penicilin überlebte). Pimmy habe ich morgens im Straßengraben gefunden, er war etwa 4 Wochen alt, mehr tot als lebendig und wurde einfach weggeworfen. Yoda ist ein Tempelhund aus Bangkok, der schlimme Hautprobleme hatte und Deformationen an den Beinen. Wir habe ihn operieren lassen und er bekam Schwimmtherapie, um seine Muskeln zu stärken. Puna ist unser Neuzugang: Sie lebte an einer Tankstelle in Bangkok als Straßenhund. Vor drei Jahren wurde sie von einem Auto angefahren, ihr linkes Vorderbein wurde zerschmettert und niemals behandelt. Wir fanden sie in einem Hospital, dass sich auf behinderte Hunde spezialisiert und versucht, diese zu vermitteln. Puna wollte niemand. Wir haben versucht, das Bein mit Spezialschienen zu stabilisieren, was aber keinen Erfolg hat. Sie hat kein Gefühl in der Pfote, was bedeutet, sie kann nicht auftreten, sondern schleift sie hinter sich her – was wiederum zu offenen Wunden führt. In Absprache mit dem Tierarzt haben wir und entschlossen, das Bein abnehmen zu lassen. Dann kann sie auf drei Beinen laufen, ohne permanent durch das lahme Bein behindert zu werden.

Puna

Wir bringen unsere Hunde nicht in den Hundesalon, wir transportieren sie nicht in Strollern, sie haben keine T-Shirts und Schleifchen im Haar, sie riechen nach Hund und nicht nach Parfum und sie dürfen vor allem Hund sein. Als wir Puna als neuen Hund heimbrachten, gab es keine Probleme: Sie beschnüffelten sich kurz, und das war es.

Alle Hunde sind kastriert/sterilisiert und geimpft.

Es gibt nicht nur genug, sondern zu viele Hunde auf der Welt. Ich kenne die Gründe, warum man unbedingt einen Rassehund meint besitzen zu müssen. Die meisten haben wenig mit dem Hund zu tun.

Weg mit den Anchorleuten und Chef-Korrespondenten

Das Desaster von Claus Kleber und dem iranischen Präsidenten hat es am Deutlichsten gemacht: Die Promis im deutschen Journalismus sind brave Fragensteller. Kleber war schon immer ein eitler Fatzke, der in den USA vor allem seine Produzenten arbeiten ließ und sich selbst lieber im Spiegel anschaute als eine Story zu recherchieren. Wer keine Ahnung (mehr) von seinem eigenen Business hat, macht wohl solche Aussagen wie die über die Tagesschau.

Aber er ist kein Einzelfall. Es liegt wohl in der Natur der Karriere, dass Journalisten, so sie befördert sind, das Interesse am Journalismus verlieren. Sie werden zu PR-Maschinen für den Sender oder Verlag, zu Verwaltungsangestellten die Budgets und Mitarbeiter verwalten. Oder sie werden Korrespondenten. Das sind in der Regel verdiente Mitarbeiter, die meist keine Sprachkenntnisse des Landes haben, in dem sie arbeiten.

Sie haben einen Mitarbeiter, der ihnen die Zeitungen vorliest (oder TV übersetzt), und dann klauen sie eine Geschichte und erzählen sie nach (wenn sie en gros machen, nennt man das eine Serie “Mein (Landesnamen hier einsetzen)”. Natürlich brauchen sie die Akkreditierung zur Regierungspressekonferenz, als ob dort irgendetwas passiert, was nicht in der vorab verteilten Presseerklärung stehen würde. Aber es macht sich gut, wenn der eigene Mann (oder Frau) beim Schwenk der Kamera zu sehen ist (oder gar eine Frage stellen darf!).

Gleich ob Ressortleiter, der die Welt nur noch aus Agenturen sieht, oder selbstgefälliger Korrespondent, sie alle haben eines verloren: Den Kontakt zu Leser. Oder um noch weiter zu gehen: Sie können selbst nicht mehr lesen. Dann nämlich wüssten sie, dass sie nur das sagen, was andere schon gesagt haben, oder was andere möchten, dass sie es sagen. Ein Regierungsstatement hat immer mehr Platz als das der Oppositionspartei, und Statements ausserhalb des parlamentarischen Systems kommen nur vor, wenn sie von bekannten Lobbyisten kommen.

Nicht dass das ein deutsches Problem ist. Alles, zumindest westlichen Staaten haben es. Die so genannte Presse ist gefangen in Selbstgefälligkeiten, Quoten und Arroganz. Natürliche gibt es Ausnahmen. Tom Burrow war so eine, als er noch in den USA war. Kristie Lu Stout von CNN weiss immer von was sie spricht (und ist sich auch nicht zu Schade, mit ihren Zuschauern zu kommunizieren). Aber es sind wenige. Die überwiegende Mehrzahl der Journalisten in höheren Positionen würden in einer Lokalredaktion heute völlig versagen, weil sie keine Ahnung mehr haben, wie man eine Geschichte findet und schreibt.

DESWEGEN braucht es Blogs und Social Media.
(So, fertig mit dem Rant)

Warum bauen alternative Mediziner nicht auch Raketen?

Irgendwie ist das schon erschreckend, wenn man sieht, wie die Wissenschaft vor die Hunde geht. Kein Tag an dem die Prinzipien der Wissenschaft nicht in Frage gestellt werden. Heute las ich auf Twitter, dass jemand seine Hepatitis B mit Vitamin C Infusionen geheilt haben soll. (Warum das Unsinn ist, kann man hier nachlesen)

Jetzt nehmen wir mal an, die Wissenschaft wie wir sie kennen, vor allem die Medizin, liegt so falsch, wie Homöopathen und Alternativmediziner immer behaupten. Das bedeutet auch, dass das Fundament der Medizin, nämlich die wissenschaftliche Herangehensweise mit Hypothesen, Experimenten und ihre Überprüfbarkeit auch falsch sind. Denn die schaffen es ja bis heute nicht, das Gedächtnis im Wasser nachzuvollziehen oder anschaulich darzustellen. Nehmen wir auch an, dass bisherige Erfolge der Medizin bei der Bekämpfung von Krankheiten Zufälle waren.

Und dann lassen wir mal die Heiler ran, aber nicht an die Medizin, das ist langweilig, sondern an die anderen Wissenschaftsbereiche. Denn die basieren ja auf den gleichen angeblich so falschen Annahmen wie es die böse Schulmedizin tut.

Ich frage mich, warum die Alternativmediziner und Geistheiler noch nicht auf die Idee gekommen sind, zum Beispiel ins lukrative Geschäft mit dem Weltraum einzusteigen. Sie sind ja sonst schnell dabei wenn es um Geld geht. Das Teure an der bisherigen Raumfahrt ist, der Gravitation zu entkommen. Da wäre es doch hervorragend, einen alternativen Ansatz zu haben. (Wahrscheinlich werden die Angesprochenen jetzt sagen, den haben sie schon, aber sie dürfen ihn nicht umsetzen, weil mächtige Politiker und Industrielle ihnen das verbieten. Glaube ich aber nicht: Sowohl Politiker als auch Industrielle werden schnell die Meinung ändern, wenn sie Geld machen können).

Energie ist auch so eine Sache. Die klassische Wissenschaft schlägt sich immer noch mit Effizienzraten um die 40 Prozent bei Solarzellen rum. Wie cool wäre eine alternative Zelle, die sich an die Wärme erinnert und dann 100 Prozent Strom raushaut? (Ja, auch in diesem Bereich gibt es Scharlatane, die behaupten das Problem gelöst zu haben).

Oder gar die Klimaerwärmung! Die Menschen in Passau wären bestimmt heilfroh, wenn man wüsste, dass sich die Donau an Pegelstände zu Zeiten der Römer erinnert hat und die ausgerechnet in diesem Jahr wieder erreichen will. Wenn wir doch nur zu ihr sprechen könnten. Oder verstehen, was uns die Wolken sagen, und die Regentropfen. Wenn das ein Code ist, den wir nur entschlüsseln müssen, und schon verstehen wir das Ganze. Ok, das wird noch immer nicht Naturkatastrophen verhindern, aber Homöopathie hat ja auch HIV noch nicht ausgerottet.

Es geht mir hier übrigens nicht um Naturmedizin, also Medikamente auf natürlicher Basis, der Wirkung erwiesen und in Experimenten nachvollzogen wurde.