Man kann es so machen wie der NDR (aber sollte es nicht), sich nämlich einem Land nähern, in dem man alle Klischees erfüllt und sucht, die man so kennt. Man nehme zwei nicht ganz so smarte Reisende (Backpacker), die dumme Fragen stellen wie “Delfine im Binnenland, wie geht das denn”?, sprachliche Highlights wie “unheimlich freundliche Leute” und eben Klischees wie “ein Paradies für Backpacker”.
Der Fluss ist “Badezimmer, Waschküche und Spielplatz” klingt ja ganz lauschig, ist es aber nicht: Es gibt eben kein fließendes Wasser, keine modernen Waschmaschinen und bestimmt keine deutschen DIN-geprüften Spielplätze.
Mal abgesehen davon dass es einen Anruf bedarf um die Flussdelfine zu finden, das muss man nicht “auf Abenteuer” gehen.
Die NDR Reportage ist erst geschrieben und dann gefilmt. Kein Wort davon dass in Vang Vieng 27 Menschen im vergangenen Jahr gestorben sind, weil eben Backpacker wie die beiden im Film den Thrill suchen. Auf einem Mopen ohne Helm zu fahren, ist nicht authentisch, sondern schlicht ein Zeichen von ausgesprochenem Leichtsinn und Dummheit (mal abgesehen davon dass die beiden sich eigentlich bewusst sein sollten, dass sie als Europäer eine Vorbildfunktion haben).
Ist ja schön dass es hier Zimmer für drei Dollar gibt, aber genau dass ist eben ein Problem, warum Vang Vieng eben nicht so entwickelt ist wie Luang Prabang: Weil Backpacker zwar Geld fürs Flugticket haben, im Land aber extrem knauserig sein.
Es ist 2012, und man kann natürlich einfach mal bei Google schauen wo es Flussdelfine gibt. Aber sicherlich ist es eine bessere Idee auf einem laotischen Markt danach zu fragen. Da kann man dann zeigen dass die Laoten Frösche essen (würde man das in Frankreich auch so machen)?
Einen Laoten “der liebe Opi” zu nennen mag ja viel Flausch haben, klingt aber wenig respektvoll.
Ach und Stifte und Hefte brauchen die Schüler nicht, sondern gescheite Lehrer und einen ordentlichen Lehrplan. Aber es sieht halt nett aus mal eben ein paar Stifte zu verschenken.
Ãœbrigens ist es nicht nur lebensgefährlich auf einem Fahrrad zu fahren, sondern auch in einem Minibus. Aber das vergessen Backpacker gerne. Und keiner sagt Ihnen wie viele tödliche Unfälle es gibt. Und auf dem Backpackertrail “zufällig Leute zu treffen” ist auch eine Kunst.
Laos braucht keine Backpacker mehr. Laos braucht Touristen die das Land kennenlernen wollen und nicht Klischess hinterherrennen und denken, das ist ein Disneyland. Die viel Geld hier lassen, um zu zeigen dass es besser ist Tourismus für gut bezahlenden Touristen zu entwickeln, und damit langfristig Einkommen zu sichern, anstatt das Feld den Billig-Backpackern freizugeben, die ihre Bierflaschen in in den Fluss werfen, “free LaoLao” trinken und den Drogenhandel unterstützen.
Anne und Bunki, bitte bitte kommt nicht mehr hierher: Geht mal in die Schule und lernt mal was über die Welt. Und wie man herausbekommt, wo die Flussdelfine sind. Und wie man statt einer Heideidei-Dumpfbacken-Reportage sich der Frage annimmt, warum es nur noch 85 Delfine gibt, welchen Einfluss die Dämme haben, und vielleicht auch mit den WWF Leuten vor Ort sprechen. Dann würde man direkt nach Pakse fliegen und sich des Themas annehmen. Aber es ist natürlich schöner, eine gute Ausrede zu haben mal eben auf GEZ-Zahler-Kosten durchs Land zu reisen.
Wie man es besser macht, hatte gerade das Auslandsjournal gezeigt: DAS ist Journalismus.