Category Archives: Journalismus

Das Blog, bitte… (und keine billigen Ausreden)

Ja, es ist eine alte Geschichte, aber das macht es nicht einfacher: Der oder Das Blog? Letzteres natürlich. Weil es eben vom (Web)-Logbuch kommt, und das ist eben ein Neutrum. Heute postet ein öffentlich-rechtlicher (in diesem Fall Schweizer) Sender “Der Blog netzpolitik…” auf Twitter und reflexartig korrigierte ich mit einem “Das Blog”-Reply. Weil aber öffentlich-rechtliche Anstalten (!) nichts falsch machen, bekam ich als Rechtfertigung, dass beides möglich sein, und als Quelle einen Artikel von Anatol Stefanowitsch bei den Scieblogs, der anno 2011 schrieb, der Kampf für das Neutrum sei leider verloren. Auch wenn es sprachlich richtig ist, DAS Blog zu sagen (“Die deutsche Entsprechung Log(buch) ist ein Neutrum, und als das Wort (We)blog vor noch nicht allzulanger Zeit ins Deutsche entlehnt wurde, war es deshalb auch ein Neutrum”), haben viele, allen voran Medienvertreter, den die formen Sprache gewaltig mit, die falsche Form genommen. Warum? Anatol erklärt das so:

Nun, die semantisch motivierte Genuswahl, bei der einem Lehnwort das Genus der deutschen Entsprechung (oder des am nächsten verwandten deutschen Wortes) verpasst wird, ist nur eine von zwei Strategien. Die andere ist phonologisch: Das Lehnwort erhält das Genus eines lautlich verwandten Wortes. (Tatsächlich ist die Genuswahl noch etwas komplexer, aber das ist ein Thema für einen eigenen Beitrag.) Das Wort Blog ist nun lautlich identisch mit dem Wort Block, beide werden [blɔk] ausgesprochen. Und Block ist ein Maskulinum. Je stärker die ursprüngliche semantische Verwandschaft zwischen Blog und Logbuch also in Vergessenheit gerät, desto mehr setzt sich die phonologisch motivierte Genuszuweisung durch.

Das macht es nicht richtiger, DER Block zu sagen, sondern zeigt nur auf, wie Sprache funktioniert (und wie schnell mittlerweile, im Ãœbrigen). Weil es also alle falsch machen (siehe die Analyse der Tageszeitungen im verlinkten Artikel), wird es irgendwann richtig. Erinnert mich an “Fresst Scheisse, Millionen Fliegen können nicht irren”).

Und schließlich kapituliert auch der Duden und lässt beide Formen zu. Ich rekapituliere: Medienvertreter haben mal wieder keine Ahnung, wie sie mit so einem neuen Wort umgehen sollen und machen es falsch. Was nicht gerade ihr Auftrag ist: “Der umfassende Normenkatalog ist für alle Redaktionen von SRF verbindlich. Er trägt zur Sicherung der publizistischen Qualitätsstandards sowie zur Einhaltung von Medienrecht und Medienethik bei.” heisst es auf der Webseite.

Weil alle es falsch machen, wird es irgendwann akzeptiert. Und jene, die letztlich daran Schuld sind, dass es falsch ist, verweisen auf den Duden, der eigentlich nur vor ihnen kapituliert hat. Und so etwas wird von Zwangsgebühren bezahlt. Wenigstens nicht von meinen.

Der St. Martin-Skandal: Wenn sie halt vorher nicht so laut geschrien hätten

Es ist schon schlimm anzusehen, was ein kleiner Artikel in einer Lokal-Zeitung für Wellen schlagen kann. Jene, die sonst die Kollegen in den Lokalredaktionen belächeln, bekommen den üblichen Schaum vor dem Mund und schreiben ihre Leitartikel über etwas, von dem sie kaum wissen wo es geschieht. Die Taunus-Zeitung hat einen Fehler gemacht, nämlich eine alte Regel zu ernst genommen, nachdem man eine Geschichte nicht totrecherchieren sollte.

Der Autor, ein alter Hase, der etwa zur gleichen Zeit bei der TZ angefangen hat wie ich, hat dabei alle anderen Regeln vergessen: Nämlich zu schauen, ob die Geschichte stimmt, und ob sie trägt. Dass man in Lokalredaktionen nicht ahnt, welche Wellen so etwas schlagen kann ist verständlich. Wer immer wieder von oben gesagt bekommt, wie unwichtig man sei, denkt nicht mehr global (wobei viel Geld aus den Lokalredaktionen kommt, und vor allem die Leser Lokales lesen wollen und nicht den Agenturbrei der Zentralredaktion).

Fehler können passieren, und ich mache der TZ keinen Vorwurf. Ich nehme an dass man sich der Brisanz bewusst war, nicht aber der Tragweite. Man hätte auch eine Entschuldigung schreiben können (ich habe zumindest keine gefunden, nur einen Kommentar indem der Autor sich selbst noch feiert). Man beharrt auf der Richtigkeit, kann aber keine Erklärung geben, warum man den Skandal seit 1998 nicht als solchen gesehen hat. Vielleicht wollte man sich auch mal wieder dem rechten Klientel anbiedern.

Was schlimm ist, ist die Art und Weise wie jene, die Zwangsabgaben für ihr Geschreibsel haben wollen, mit dieser Geschichte umgegangen sind. Ganz vorne natürlich die Bild, die niederste Form des Schreibens, nichtmal das Wort Journalismus wert. Wer dort arbeitet, hat kaum eine Schulbildung gehabt und wenn, dann wohl nicht verstanden. Bild ist Hetze, das wissen wir. Aber auch andere, deren Verleger so laut das Wort Qualität gerufen haben, interessieren sich einen Dreck dafür.

Ich meine mich erinnern zu können dass die TZ schon einmal Eltern zu viel Gewicht gegeben hat. Damals ging es im sexuelle Belästigung in Kitas. Nichts war dran. Aber es machte halt Auflage. (Allerdings hatte auch die Staatsanwaltschaft mehr den Eltern zugehört als nach Fakten zu suchen).

Das Problem von Zeitungen ist immer noch, dass sie sich gottgleich sehen. Journalisten machen keine Fehler, Redaktionsleiter schon gar nicht, und Chefredakteure und Verleger sehen sich als unfehlbar an.

Wie die Süddeutsche eine No-News Geschichte schreibt: Hitler-KFC in Thailand

Recherche in anderen Ländern ist schwierig für den deutschen Redakteur der Süddeutschen, deshalb ist er so froh das Internet zu haben. Und das brachte vor ein paar Tagen oder Wochen ein Hitler-Restaurant in Bangkok hervor. Zu schön um wahr zu sein, möchte man meinen. Ist es auch. Also, nicht wahr. Aber es ist nunmal im Internet, und Blogger schreiben darüber.

Und so liest man bei der Süddeutschen:

“Heil Hühnchen”: Ein thailändischer Gastronom klaut angeblich für sein Restaurant das Logo von Kentucky Fried Chicken und ersetzt KFC-Gründer Colonel Sanders ausgerechnet durch Adolf Hitler. KFC kündigt daraufhin rechtliche Schritte an. Aber ist das alles wirklich so geschehen?

Normalerweise würde ein Chefredakteur jetzt den Volo antreten lassen und ihm erklären, dass man in einer Zeitung den Leuten sagt was geschehen ist, und nicht was nicht oder vielleicht geschehen ist oder gar den Leser fragt ob es geschehen ist. Aber der Chef war wohl nicht da.

Also schreibt man auf, wie eine Geschichte keine wurde, nur weil – andere Journalisten – nachgefragt haben.

Aber muss KFC tatsächlich akut um sein Image bangen? Hat sich die Geschichte tatsächlich so zugetragen? Je mehr sich die Medien der Sache annehmen, desto verworrener wird sie

Als Kronzeuge erscheint Andrew Spooner, ein Blogger, wie die Süddeutsche schreibt, obwohl sie sich auf seine Tweets beruft. Spooner ist ein Journalist, wenn auch von zweifelhaftem Ruf, in Bangkok und London. Allerdings hatte er tatsächlich nicht behauptet, das Restaurant sei in Bangkok. Für den Europäer ist alles was in Thailand passiert, in Bangkok. Deshalb schreibt die Süddeutsche auch, das Restaurant sei in einer “anderen Stadt in Thailand” (es ist Ubon Ratchathani und hat mal eben 200,000 Einwohner) gewesen.

Gewesen. Denn es gibt es gar nicht mehr. Wohl schon seit 2011 nicht mehr. Aber dann wäre ja die ganze Arbeit umsonst gewesen. Also beschreibt man – wohl ungewollt – das eigenen Scheitern.

Wie das ZDF versucht, Stimmung zu machen

Ich weiss ja nicht, ob das ZDF gefeuerte BILD-Redakteure eingestellt hat, oder irgendwelche Volos von der nächtlichen Party noch auf irgendwelchen Drogen sind. Anders kann das wohl kaum erklären (Highlights von mir):

Internet-Angriffe auf Ministerien
Cyber-Angriff: Südkorea löst Alarm aus
Nach dem Zusammenbruch mehrerer Internetseiten der Regierung hat Südkorea am Dienstag Cyber-Angriffs-Alarm ausgelöst. Ob es sich um eine Hackerattacke handelte, war zunächst aber unklar, wie die Behörden mitteilten. [mehr]

Video Cyberwar – das digitale Schlachtfeld
Video Ein Cyberwar als Untergangsszenario?
Video Gefahr aus dem Netz – Viren als Waffe

Da geht dann fast unter, dass man nicht wirklich weiß, was passiert ist. Und dass eine “Attacke”, die Webseiten lahmlegt, nicht wirklich gefährlich ist, wenn auch bisweilen etwas unangenehm. Aber der Beamtenapparat ZDF mag halt lieber Angst machen.

Wie gut man dort in der Redaktion versteht, worüber man spricht, zeigt auch der Screenshot vom Cyberattackcode.
(Dieser Hinweis via @yatil)
Screenshot vom ZDF artikel

Weg mit den Anchorleuten und Chef-Korrespondenten

Das Desaster von Claus Kleber und dem iranischen Präsidenten hat es am Deutlichsten gemacht: Die Promis im deutschen Journalismus sind brave Fragensteller. Kleber war schon immer ein eitler Fatzke, der in den USA vor allem seine Produzenten arbeiten ließ und sich selbst lieber im Spiegel anschaute als eine Story zu recherchieren. Wer keine Ahnung (mehr) von seinem eigenen Business hat, macht wohl solche Aussagen wie die über die Tagesschau.

Aber er ist kein Einzelfall. Es liegt wohl in der Natur der Karriere, dass Journalisten, so sie befördert sind, das Interesse am Journalismus verlieren. Sie werden zu PR-Maschinen für den Sender oder Verlag, zu Verwaltungsangestellten die Budgets und Mitarbeiter verwalten. Oder sie werden Korrespondenten. Das sind in der Regel verdiente Mitarbeiter, die meist keine Sprachkenntnisse des Landes haben, in dem sie arbeiten.

Sie haben einen Mitarbeiter, der ihnen die Zeitungen vorliest (oder TV übersetzt), und dann klauen sie eine Geschichte und erzählen sie nach (wenn sie en gros machen, nennt man das eine Serie “Mein (Landesnamen hier einsetzen)”. Natürlich brauchen sie die Akkreditierung zur Regierungspressekonferenz, als ob dort irgendetwas passiert, was nicht in der vorab verteilten Presseerklärung stehen würde. Aber es macht sich gut, wenn der eigene Mann (oder Frau) beim Schwenk der Kamera zu sehen ist (oder gar eine Frage stellen darf!).

Gleich ob Ressortleiter, der die Welt nur noch aus Agenturen sieht, oder selbstgefälliger Korrespondent, sie alle haben eines verloren: Den Kontakt zu Leser. Oder um noch weiter zu gehen: Sie können selbst nicht mehr lesen. Dann nämlich wüssten sie, dass sie nur das sagen, was andere schon gesagt haben, oder was andere möchten, dass sie es sagen. Ein Regierungsstatement hat immer mehr Platz als das der Oppositionspartei, und Statements ausserhalb des parlamentarischen Systems kommen nur vor, wenn sie von bekannten Lobbyisten kommen.

Nicht dass das ein deutsches Problem ist. Alles, zumindest westlichen Staaten haben es. Die so genannte Presse ist gefangen in Selbstgefälligkeiten, Quoten und Arroganz. Natürliche gibt es Ausnahmen. Tom Burrow war so eine, als er noch in den USA war. Kristie Lu Stout von CNN weiss immer von was sie spricht (und ist sich auch nicht zu Schade, mit ihren Zuschauern zu kommunizieren). Aber es sind wenige. Die überwiegende Mehrzahl der Journalisten in höheren Positionen würden in einer Lokalredaktion heute völlig versagen, weil sie keine Ahnung mehr haben, wie man eine Geschichte findet und schreibt.

DESWEGEN braucht es Blogs und Social Media.
(So, fertig mit dem Rant)

Schweizer Entwicklungshilfe Chefin aus Laos rausgeworfen

Hallo deutsche Journalisten, dieses Thema wird nicht in Eurem Ticker aufgefallen sein (wenn es denn überhaupt drinnen war), aber man könnte ja mal recherchieren, wie deutsche Entwicklungshilfe-Organisationen, und vor allem die GIZ, zum Thema Land disputes stehen und wie sie sich verhalten.

Laos has expelled the outspoken head of a major Swiss charity for criticizing the government, an official from the secretive communist country said on Monday.
http://www.thelocal.ch/page/view/laos-expels-swiss-charity-director#.UMcd0Ip4ZEA

Wer möchte, kann von mir Hintergrundmaterial bekommen.

Noch mehr Klischees: Eine Nacht in Bangkok

Dem Dem Autor scheint kein Klischee zu schlecht zu sein um es für seine Facebook-Bangkok-Geschichte zu verwenden. Ein Tuktukfahrer, ein Bargirl, eine High-So-Bar – so sieht die kleine Welt des deutschen Bloggers aus, wenn er mal nach Bangkok kommt. Damit er diesen Trip bezahlt bekommt, versucht er das irgendwie immer mit Facebook zu verbinden.

Da kostet die Pre-Paid-Karte 500 Baht, wenn man doch auch solche für 100 Baht bekommt. Da wäre die Geschichte von @motorcyrubjang spannend gewesen, ein Tuktukfahrer, der regelmäßig auf Englisch und Thai twittert (aber eben nicht auf Facebook ist. Warum eigentlich?). Da hätte man sich mal mit den politischen Diskussionen auf Facebook auseinandersetzen können und dem Lese Majeste Gesetz, dass dem einen Rahmen setzt. Den Auseinandersetzungen zwischen Schulen, die regelmäßig in Schießereien enden. Den Schmähungen gegenüber den laotischen Nachbarn.

Lustig übrigens der Satz: “UMTS-Empfang reißt selbst bei ausgedehnten Bootsfahrten, in verwinkelten Gassen und bei absurdesten Stockwerkhöhen nicht ab.” Erstens heisst das hier 3G, und zweitens ist Bangkok hinten dran mit 3G – wie jeder Bewohner beklagt.

Schade auch, dass Bob entweder keinen anderen Namen hat (was ich nicht glaube) oder aber der Schreiber sich nicht die Mühe gemacht hat, seinen Thainamen aufzuschreiben. Eigentlich journalistisches 1×1. (Nett auch die Beschreibung, dass ein Tuktuk-Fahrer “Touristen Geld entlockt”. Was ein Unsinn. Er ist ein Taxifahrer.)

Aber wenn mal einer aus Deutschland nach Bangkok kommt, dann muss er halt die Klischees bedienen: Weil in seinen Augen Bangkok eben nur das ist was er beschreibt. Wie arm. Es wäre so einfach gewesen, mal ein paar Leute in Bangkok zu fragen, die sich auskennen.

P.S.: Ich könnte wetten, das der letzte Satz erfunden ist: ” Einer seiner Kollegen weiß Bescheid: Bob bleibe heute Zuhause. Träumen, habe er gesagt.” Liest sich aber schön, oder?

Liebe Kinder, das Internet ist gefährlich!

Eben lese ich in der Zeit online diesen Artikel und schon beim Einstieg wird mir schlecht:

In jeder Klasse ging es eine Stunde lang um Spiele und Filme, um das Urheberrecht und Abofallen, um Mobbing, die Datenschutzeinstellungen bei Facebook und um die Möglichkeit, sich mit Pseudonymen und gesunder Skepsis zu schützen. Mein Fazit: Warum um Gottes Willen passiert das nicht an jeder Schule dieses Landes mindestens einmal in der Woche?

Kinder lernen also wie gefährlich das Internet ist und dass man da Spiele und Filme hat. Ja, es geht um Grundschüler, aber dennoch: In Thailand bekommen gerade Grundschüler Tablet-PCs, und es läuft ein Wettrennen um die besten Apps dafür. In Deutschland stimmen jetzt sogar Zeit-Journalisten in den Regierungs-Kanon ein: “Wir müssen unsere Kinder vor dem Internet beschützen.”

Da beschwert sich der Autor, dass Lehrer staunend seinen Worten lauschen, muss aber trotzdem umständlich erklären was ein Whiteboard ist. Und das auch dieses mit diesem Internet verbunden ist. Als ober er es das erste Mal gesehen hat.

Früher hatten Zeitungen eine Haltung, die ein politisches Fundament hatte, eine Gesinnung. Heute reden Schreiber wie dieser dem Innenminister nach dem Mund.

Das Internet ist da, das ist kein Schulstoff. Wir brauchen keine Lehrer, die mit erhobenem Zeigefinger erklären, wie gefährlich das ist (ist es nicht). Wir brauchen Lehrer die Kindern zeigen, wie sie mit dem Internet lernen können. Die die Khan-Academy übersetzen, oder ähnliches. Das letzte was es braucht, sind Journalisten, die wegen des Internets glauben die Meinungshohheit und Gatekeeperfunktion verloren zu haben und deshalb sich nun an Kindern vergehen (das ist eine Metapher, nur für den Fall, dass auch dies in Redaktionsstuben nicht mehr verstanden wird).

Nur mal so ne Frage (Occupy)

Ich habe gelernt, dass zu den Grundpfeilern der Demokratie Meinungsfreiheit und Demonstrationsrecht gehören. Wenn ich das richtig sehe werden beide gerade in den USA mit den Füßen getreten. Die OWS Bilder sehen eher aus wie aus Ägypten oder anderen repressiven Staaten. Von der Regierung gibt es keine Aussage dazu.

Kann es sein dass die Herrschenden in den westlichen Ländern Demonstrationen und Kritik nicht mehr so wirklich mögen?

Wozu sind Kriege da?

Ein Tweet von @peterschink hat mir wieder mal ins Gedächtnis gerufen, wie schwer es Medien fällt, außerhalb von Schwarz-Weiß zu denken (und zu schreiben). Peter schrieb vom Social Media Krieg, zwischen Facebook, Google Plus und anderen. Oft hört und liest man auch vom Browser-Krieg oder vom Smartphone-Krieg.

Die Bundeszentrale für politische Bildung beschreibt einen Krieg als ” einen organisierten, mit Waffen gewaltsam ausgetragenen Konflikt zwischen Staaten bzw. zwischen sozialen Gruppen der Bevölkerung eines Staates. …Nach den Ursachen werden religions- und ideologisch begründete K., Kolonial-, Wirtschafts- und Unabhängigkeits-K. etc. unterschieden. 2) Nach den Zielen wird zwischen Angriffs-, Interventions-, Sanktions-, Verteidigungs- und Befreiungs-K. etc. unterschieden. 3) Nach den Formen werden z.B. regulärer, Partisanen-, Volks-, Miliz- und Guerilla-K. unterschieden.:

Nun ist bei den oben beschrieben Kriegen das natürlich im übertragenen Sinne gemeint. Aber was wird übertragen? Der Konflikt. Was aber macht einen Konflikt zum Krieg? Die Gewalt und vor allem die Zielrichtung, nämlich den anderen zu besiegen. Ich weiss ja nicht was den meisten Journalisten, die vom Krieg schreiben, in der Schule über Marktwirtschaft beigebracht wurde, besonders über die soziale Marktwirtschaft. Oder über die Aufgaben des Kartellamtes. Aber offensichtlich haben sie nichts über Wettbeweb gelernt und wie wichtig der ist.

Natürlich versucht eine Firma immer den größtmöglichen Marktanteil in ihrem Segment zu haben. (Segment deshalb weil zum Beispiel Apple bei Telefonen nicht oben steht, bei Smartphones aber sehr wohl).

Aber haben Apple und Co. einen Krieg ausgerufen, um den Wettbewerber zu vernichten? Nein. Denn auch der gierigste CEO weiß, dass er ohne Wettbewerb irgendwann scheitern wird. Und außerdem hat der Staat ein Interesse, genau diesen Wettbewerb aufrechtzuerhalten. Sonst funktioniert die Marktwirtschaft nämlich nicht (nur bei Banken scheint man weniger genau hinzuschauen).

Besonders absurd wird es wenn das Handelsblatt schreibt: “SMARTPHONE-KRIEG: HTC verklagt Apple mit Google-Patenten”. Vor Gericht finden Kriege nun wirklich nicht statt.

Letztlich wird das Wort Krieg nur genutzt, um etwas zu dramatisieren (was man vielleicht selbst nicht so versteht). Meist von solchen Leuten verwendet, die nicht wirklich wissen, was ein Krieg ist und bedeutet. Welches Leid er bringt, zum Beispiel.

Ich frage mich, ob die Tatsache dass Deutschland seit 60 keinen Krieg mehr erlebt hat dazu führt, dass Worte wie Krieg und (iPhone)-Killer allzu leichtfertig benutzt werden.

Zeitungen als PDF auf dem iPad

Ich habe gerade wieder bei Turi2 gelesen, dass eine Tageszeitung als PDF so gar nicht geht. Ich frage mich woher man diese Gewissheit nimmt. Tatsächlich geht das wunderbar. Aus mehreren Gründen.

Zum einen ist es natürlich einfacher. In der Regel liegen die PDFs schon vor, man muss sie nur noch etwas komprimieren. Keine großen Entwicklungskosten, kein Genehmigungsverfahren, kein Zeitverlust.

Zum anderen aber lebt die Zeitung nicht nur von der Haptik des Papiers, sondern vor allem von der Vielfalt der Artikel auf einer (Doppel)-Seite. Wir lesen eine Zeitung, indem wir sie scannen nach Überschriften und Bildern, die uns gefallen. Dies so erstellte Auswahl wird gelesen, im Hinterkopf sortieren wir die Liste noch nach Priorität.

Ich lese die Vientiane Times seit einem Jahr auf dem iPad, und ich finde sie gut. Ich lesen jetzt den Tagesspiegel im Newsstand. Ich sehe die ganze Seite und kann auswählen was ich lesen will.

Die klassischen Apps geben mir in der Regel diese Möglichkeiten nicht. Sie sind meistens verspielt, dank eingebundener (überflüssiger) Videos riesengroß, und ich mag auch nicht jedes Mal beim Lesen eines Artikels auf einen Link klicken und die Zeitung “verlassen”.

Ich habe schon öfter gesagt: Ein PDF is besser als gar nichts, und manchmal sogar besser als eine App. also Mut zur Lücke.

n-tv bedient sich in England wie die Plünderer

Wenn ein Plünderer in einen Laden geht und dort etwas rausholt ohne zu bezahlen, ist das Diebstahl. Wenn n-tv auf photoshoplooter.tumblr.com die Bilder klaut (und ich wette das die nicht einen Cent bezahlt haben), dann ist das Berichterstattung.

Der kleine Unterschied ist, dass die Bilder im Tumblrblog ein künstlerischer Umgang mit den Originalen sind und damit rechtlich gedeckt sein dürften. Bei n-tv sehe ich das nicht.

screenshot n-tv

Wer hat diesen Markus Lanz eingestellt???

Ich sehe gerade Markus Lanz und kann gar nicht verstehen wie diese FlachpfeifeTiefflieger es ins Fernsehen geschafft hat. Seine Lockerheit ist sowas von gespielt, er kann aus seinem Schubladendenken nicht raus, ist gleich angepisst wenn einer seiner Interviewgäste eine Frage stellt. Was jovial gemeint ist ist schlimmstes deutsches Spießertum. Solche Leute sagen immer “ich frage nur was die Menschen sich fragen”, weil sie selbst keine intelligenten Fragen stellen können.

In der Sendung http://www.zdf.de/ZDFmediathek#/beitrag/video/1268154/Markus-Lanz-vom-23-Februar-2011 gibt es einen schönen Verprecher von Spreng, wenn er aus Versehen von “stigmatisiert” spricht, auch wenn er die Schublade meinte. Deutsche Journalisten stigmatisieren in der Tat gerne, wie Bäumler auch bestätigt, der Jobs nicht bekam, weil er “nur” der Eisprinz war.

Wenn Spreng dann sagt, Journalisten würden sich eben das Spektakulärste halten und das herausstellen, dann ist das zu kurz gegriffen: Es ist am Bequemsten für einen Journalisten. Es scheint, wie Bäumler mit Verweis auf Frankreich zeigt, ein deutsches Problem zu sein, zu akzeptieren, dass jemand sich beruflich verändert.

Ich merke das ja selbst als Auswanderer: Da können viele Leute nicht umgehen mit, statt mich zu fragen was ich so mache hier haben viele Freunde schlicht den Kontakt abgebrochen. Es scheint in Deutschland eine Angst vor Veränderung zu geben, die fast lähmend ist.

Markus Lanz schafft es eben nicht in seiner Sendung, darzustellen. welches Problem aus den Klischees entsteht, sondern bedient sie. Ein guter Talkmaster stellt seine Interviewgäste in den Vordergrund un gibt ihnen Raum zu erzählen, und unterbricht sie nicht mit dummen Sprüchen, die lustig sein sollen, über pubertäres Gebabbel aber nicht hinaus kommen. Naja, in einigen Jahren wird halt bei ihm “langweiliger Talkmaster” in Klammern stehen.

Apple, die Zunft der Zeitungen, Kioske und Marktwirtschaft

Das Handelsblatt ist ganz vorne bei der Bewegung der Zeitungsverleger gegen Apple. Man fürchtet um die Marktwirtschaft, weil Apple vorschreibt, was im Appstore verkauft wird und wie. Interessant.
Jene Zeitungsverleger, die seit Jahren kein eigenes digitales Geschäftsmodell auf die Beine bekommen, die statt dessen Staatsknete für Copy-und-Paste-Journalismus via Leistungsschutzrecht wollen, die sich von einem Computerhersteller (!) vorführen lassen müssen, wie man mit digitalen Inhalten Geld verdient, jene Verleger also beschweren sich jetzt.

Nehmen wir an ich habe einen Kiosk. Ich möchte dort Cola, Zigaretten und Zeitungen verkaufen. Die freie Marktwirtschaft würde bedeutet, dass ich die Waren zum Preis A einkaufe und zum Preis B verkaufe. so etwas lernet man in den ersten Stunden im Rechnungswesen. Die Differenz ist der Gewinn den ich mache, richtig? Nein. Die Zeitungen schreiben mir den Preis vor. Sie bestimmen den Gewinn.

Jetzt ist Apple ein wenig mehr als ein Kiosk: Es sorgt sich nicht nur um den Vertrieb an POS, sondern auch praktisch um den Großhandel, indem es die Infrastruktur zur Verfügung stellt.

Nehmen wir an ich bin ein Gemüsegroßhändler. Ich kaufe sehr viele Gemüse in Holland ein, bringe es dank meiner modernen und per Computer optimierten Flotte schnell und günstig zu den Supermärkten. Und dies zu einem Preis A, zu dem ich einkaufe, und B, zu dem ich verkaufe. Wem mein Preis B zu teuer ist, der kann gerne schauen ob er die gleiche Leistung woanders bekommt. Das verstehe ich unter Marktwirtschaft.

Was ich unter Planwirtschaft verstehe, ist, wenn eine Supermarktkette versucht, mir zu sagen wann ich meinen LKW wohin zu fahren haben und zu welchem Preis. Oder gar wenn ein TV-Hersteller kommt, an den ich auch ab und an meine LKW vermiete. Mein Service ist die pünktliche und garantierte Lieferung eines Produktes. Wer morgens Gemüse haben will, kann meinen Service kaufen wie beschrieben. Das dies viele Leute tun, scheint mein Service gut zu sein.

Jetzt kommen die Verleger daher und wollen quasi mein Unternehmen verstaatlichen. Jene unfähigen Geschäftsleute, deren Absatz seit Jahren nach unten geht, wollen einer Firma wie Apple quasi das Geschäftsmodell vorschreiben. Hallo?

Wenn es denn so wichtig ist, warum entwickeln die Verleger nicht a) eine eigene Plattform oder gehen b) auf Android? Letzteres ist zumindest offener als Apple, und die meisten Devices werden eh auf Android laufen am Ende dieses Jahres.

Der Grund ist einfach: Weil niemand ihre Produkte kaufen wird, und es einfacher ist Apple Firmenpolitik dafür verantwortlich zu machen als endlich eine Zeitung zu machen, die wieder mehr Leser findet.

Chile und die Hilflosigkeit der Medien

Es gab mal einen TV-Sender der hieß Euronews und dessen beste Sendung hieß No Comment: Man brachte einfach einen Livestream eines Ereignisses, ohne Kommentatoren-Blabla. so etwas wünsche ich mir auch aus Chile.
Denn die Rettungsaktion offenbart die Hilflosigkeit der Medien. Ich schau mir das Ereignis auf BBC, CNN, Al Jazeera und CCTV an: Alle haben das gleiche Bild, nämlich das der chilenischen Regierung. Alle haben die gleichen Informationen, und das sind nicht eben viele. Ich nehme an, Auch ARD und ZDF haben keinen Korrespondenten in der Mine.

Chile rescue
Mario Gomez, 59, is the oldest and the ninth of thirty-three miners being liberated from the collapsed San Jose mine near Copiapo, Chile on October 13, 2010. The miners have been trapped for 69 days since the collapse of the mine on August 5, 2010…*** MANDATORY CREDIT: HUGO INFANTE/GOVERNMENT OF CHILE. Lizenz: Creative CommonsAttribution, Share Alike

Das Ereignis zeigt gleich zweifach die Misere der TV-Sender: Man überträgt ohne irgendwas zu sagen zu haben. Eigentlich würde der Stream aus Chile vollkommen ausreichen. Statt dessen füllt man die eigentlich ganz nette Stille mit Dummgeblubber. Bei CNN ist das besonders schlimm, weil sie es alle paar Minuten wiederholen. DEr BBC Korrespondent hat wenigstens zugegeben, dass er weniger Ahnung habe was ein paar hunert Meter hinter ihm vor sich geht als die Kollegen in London, die Zugriff auf die offiziellen TV-Bilder haben

Es gibt aber noch ein anderes Problem: Die TV-Bilder der chilenischen Regierung sind erste Sahne. Die Kameraleute berichten nahe genug, aber nicht aufdringlich. Es gibt alle Bilder die wir brauchen um einen Eindruck zu bekommen. Hochprofessionell das Ganze, inklusive der Cam aus der Mine, dem Funkverkehr und der Dolmetscherin. Das ist Medienarbeitm vom Feinsten und ich wage zu bezweifeln dass man das in Deutschland auch so gemacht hätte (die widerwärtigen RTL-Reporter hätten wahrscheinlich einen eigenen Schacht gegraben und nur gegen Vertragsunterschrift Leute hochgeholt)

So bleibt den Reportern nur Hilflosigkeit, während die Zuschauer im Internet auf zahllosen Seiten ihren Emotionen freien Lauf lassen, Scherze machen, Weinen, sich freuen, diskutieren. Chile hat sogar einen eigenen Flickr-Stream für die Bilder vor Ort (vor Ort ist hier mal im ureigenen Sinne benutzt) und stellt die Fotos auch noch unter CC-Lizenz. Wo in Deutschland plötzlich Videos vom Stuttgart 21 verschwinden, zeigt Chile wie offene Pressearbeit funktioniert. Offen, weil sie es genau so machen wie es jeder anständige TV-Sender gemacht hätte. Die Frage ist nur, ob es noch anständige TV-Sender gibt.

Iconist: Eine iPad-Zeitschrift in der Kritik

Mein ehemaliger Arbeitgeber Axel Springer hat mir einen Gutscheincode geschickt, mit dem ich das neue ICONIST Magazin testen kann. Das ist nett, wer mag schon einen Rabatt Gutschein ablehnen. Ich wollte das Magazin mir anschauen, keine Frage. Ich schreibe das also nicht, weil Springer mich drum bittet. Das mal vorab.
Iconist ist ein rein fürs iPad gemachten Hochglanzmagazin. Mir ist die Zielgruppe nicht so ganz klar, aber es dürften wohlhabende Geschäftsleute um die 50 sein, die auch etwas technikaffin sind. Nicht dass man Technik braucht um das Magazin zu bedienen. Das geht recht einfach, wenn auch Neugier hilfreich ist um die Funktionen zu entdecken – scrollen zum Beispiel. Apropos Technik: an der Performance muss noch gearbeitet werden. Die Wartezeit beim Aufrufen von Artikel nervt und geht gar nicht. ansonsten stand eindeutig das Wired Magazin Pate. Man hat sich um interaktive Elemente bemüht, kleine Filmchen eingebunden, hat eine Portrait und eine Landscape Version (in der ich übrigens nicht in der Lage war die Prada Story aufzurufen).
Dennoch hat man ein wenig den Eindruck, das Multimedia eingebunden wurde, weil man es kann, nicht weil es sinnvoll ist (bei Wired sind die interaktiven Grafiken hervorragend). Keine Frage, Iconist ist mangels Konkurrenz die Nummer 1 der iPad Magazine in Deutschland. Aber es muss noch einiges getan werden.
Das betrifft vor allem den Inhalt. Man hätte auch einige Artikel mit Blindtext füllen können, so belanglos sind sie. Warum Natalia Avalon und David Garrett Modepüppchen spielen, ist mir schleierhaft. Die Rolls Rolls Story ist recht nett gemacht, aber ein 360 Grad Panorama wäre noch schöner gewesen.
Ich denke nicht dass es ausreicht, sinnleere Geschichten (Virtual Lookbook) um große Markennamen zu stricken, um mit Iconist Erfolg zu haben. Da geht noch mehr.

Im Übrigen stürzt Iconist gerne mal ab, vor allem beim Weiterblättern, auch noch etwas was behoben werden sollte.

Springer hätte besser daran getan, Iconist gratis oder deutlich günstiger rauszugeben. Ich hätte mich geärgert, für ein solches Testexemplar Geld auszugeben. Aber vielleicht bin ich auch nicht die Zielgruppe, was die Inhalte angeht.

Der Überbringer der schlechten Nachricht: Hängt ihn!

Ich frage mich, was der Hintergrund der Diskussion über Wikileaks ist: Dass die klassischen Medien mit so Internetfuzzies zusammenarbeiten müssen und so sauer darüber sind, dass sie deren Methoden in Frage stellen (und dabei vergessen, dass sie selbst eigentlich diesen Job zu erfüllen haben, aber längst nicht mehr tun).
Oder ist es das handfest Interesse der herrschenden Eliten, Geheimes geheim bleiben zu lassen (und dabei vor allem so ziemlich alles als geheim zu erklären, was man so tut)?

Derzeit sind es die Ãœberbringer der schlechten Nachrichten, die gehetzt werden. Niemand stellt endlich den unsinnigen Afghanistaneinsatz in Frage, sondern die Veröffentlichung der Dokumente, die – unter anderem – zeigen, wie sinnlos dieser Krieg ist.

Dass die amerikanische Regierung schon längst Freedom of Speech gerne anderen Ländern predigt, im Land aber gerne mal Herren in dunklen Anzügen vorbeischickt, wenn etwas nicht passt, erleben wir ja schon seit einiger Zeit. Von Irak über Afghanistan bis hin zur Ölpest: Die Regierung will kontrollieren, wer was berichtet. Dass ihnen das (noch) nicht gelingt, ist eine andere und gute Sache.

In Deutschland wäre die Steuersünder-CD so ein Fall gewesen, nur hat da die Regierung sich gleich ganz auf die Seite der Kriminellen gestellt und Diebesgut gekauft. Früher nannte man das Hehlerei.

Warum mich das so aufregt: Ich lebe seit drei Jahren in Ländern, in denen zahllose westliche Regierungs- und Nichtregierungsorganisationen Einheimischen etwas über Demokratie erzählen. Über Meinungsfreiheit. Eine kambodschanische Bekannte besucht in Deutschland Journalistenseminare. Und wundert sich dann, wenn ich ihr erzähle, dass man die investigativen Geschichten in Deutschland suchen muss. Dass klassische Journalisten nicht schreiben, sondern in der Mehrheit Agenturberichte umschreiben. Das der Staat Listen erstellt, was im Internet gesehen werden darf (zunächst noch limitiert auch Kinderpornos, aber wir wissen wohin das führen sollte).

Es freut mich dass ausgerechnet die deutsche Community zu den Hauptfinanziers von Wikileaks gehört. Solche Nichtorganisationen müssen unterstützt werden.

Das Internet hat es allen Regierungen schwer gemacht. Doch während der Westen sich diebisch freut, wenn aus Burma Emails über Aufstände nach draussen gelangen, beschliesst man in Deutschland die Vorratsdatenspeicherung und in Amerika den Patriot Act.

Review: iPhone App der Frankfurter Neuen Presse

Ich habe mir vor einigen Tagen die iPhone App der Frankfurter Neuen Presse heruntergeladen, auf mein iPad, weil ich Texte gerne damit lese. Zunächst einmal ist die App nicht wirklich von der FNP, sondern ein Angebot der Agentur AFP für ihre Kunden. Im wesentlich funktioniert das wie iSites: Der Kunde bekommt ein Gerüst, dass er anpassen kann. Farben, Logos können selbst bestimmt werden, ebenfalls die Kategorien. Gut, dass Nachrichtenagenturen solche Dienstleistungen anbiieten! Gefüttert wird das Ganze dann mit RSS Feeds.
iphone app frankfurte neue presse
Im wesentlichen eine ganz hübsche Sache, auch wenn ich nicht weiss wieviele der FNP Leser ein iPhone haben. Ist aber Wurscht, immerhin ist es a) ein Lernprozess und b) wohl mit der AFP-App billiger als selbst etwas zu entwickeln. Insofern ein mutiger und richtiger Schritt.

Was gefällt: Die einzelnen Lokalausgaben haben eine eigene App, dass heisst ich kann mir aus meinem Heimatort Königstein die neuesten Nachrichten anschauen, und, was besonders gut gelungen ist, mit vielen Fotos. Weiter als die Regionalsausgabe läßt sich der Content nicht herunterbrechen, aber das wäre zuviel des Guten.
Eintrachtfans kommen ebenfalls mit einem eigenen Button auf ihre Kosten: Ein Klick und die neuesten Nachrichten sind da. Gleiches gilt für den Button “Topthemen”, hier sind es allerdings die Weltnachrichten und nicht die Lokalen News.
Auch Hessen hat eine eigene Rubrik erhalten, hier fehlen leider die Fotos, was wohl eher an der Struktur der Redaktion liegt. Vielleicht auch, weil fürs Lokale die FNP die eigenen Bilder liefert, für die Welt AFP. Für Hessen hat AFP nicht wirkich viele Bilder im Angebot. Überhaupt ist die Frage, ob neben eigenen Artikeln etwa nur AFP Content einfliessen darf?
Im “More” Menu sind die Leserbewertungen zu finden, bei mir lädt da allerdings nichts. Gleiches gilt für “Am besten bewertet”. Das kann aber auch daran liegen, dass zum Zeitpunkt des Tests (Montag nacht deutscher Zeit) schlicht keine Bewertungen vorlagen.
Im “More-Menü finden sich dann auch die restlichen Rubriken wie Panorama, Politik, Wirtschaft und die Bilder des Tages.
Die Settings sind noch auf Englisch, einstellen lassen sich Sortierung, nach Importance, Update und Created – für mich ein Muss bei einer Tageszeitungsapps. Gleiches gilt, vor allem für mich hier in Laos, dass Images wahlweise voll oder als Thumbnail geladen wreden können – das spart Downloadzeit.
Das gilt auch für Download to Go. Man hat eben nicht immer eine Internetverbindung. Mt der FNP App kann ich auswählen, welche Rubriken ich offline lesen möchte. Großartiges Feature.
Die Suche ist äußerst schnell, gesucht wird aber wohl nur im schon heruntergeladenen Content, reicht aber aus, um zum Beispiel das Lokale auf eine Stadt herunterzubrechen.

Was nicht gefällt: Durchs automatische Reinlaufen der Artikel fehlt ein wenig die Gewichtung. Ich wünschte mir echte Aufmacher und nicht das Kinoprogramm in Kronberg auf Platz 3. Ob man wirklich die Ressorts des Mantels in einer Lokalzeitungs-App braucht ist eine Glaubensfrage, es schadet nicht wirklich, leider aber ist es aber auch nur Agenturkram und offenbart die große Diskrepanz zwischen den Inhalten, die lokal selbst erstellt werden und denen, die aus den Tickern kopiert werden. (Positiv gesprochen zeigt es den Fleiss der Lokalredation)
Was ein wenig nervt ist das Copyrightzeichen selbst in der Schlagzeilenansicht über jeden einzelnen Artikel und nochmal drunter mit einem völlig sinnlosen Link (mal abgesehen davon dass es in Deutschland noch immer kein Copyright gibt, man sich das Zeichen also auch sparen kann).
Soweit ich es beurteilen kann bekomme ich auch online immer die Lokalsausgabe des Vortages, weil die Lokalredaktionen wohl immer noch – bis auf wenige hochaktuelle Ereignisse – fürs tote Holz produzieren. Da wünsche ich mir auch aktuelle Infos.
Völlig vermisst habe ich eine Breaking-News-Funktion, die wohl AFP nicht mitliefert. Wäre aber sehr sinnvoll, gerade bei Kommunalwahlen oder ählnlichen wichtigen hochaktuellen Ereignissen.
Was auch nicht zu finden ist, ist jede Werbung. Technisch sollte auch RSS-Werbung einfließen können, wenn diese bei der FNP vorhanden wäre. Noch immer scheint der lokale Werbemarkt Probleme mit neuen Medien zu haben.
Videos fehlen völlig, ebenso Links.
Was etwas merkwürdig war: Auf dem iPad scheint die Vergrößerung zu spinnen. Der Faktor 2 zeigt mir die iPhone Größe an, der Faktor 1x verkleinert es nochmal. Im übrigen wünsche ich mir natürlich auch eine iPad Version.

Zusammenfassung: Wenn man Aufwand und Kosten anschaut, ist die App genau das richtige für eine Lokalzeitung. Die Kompromisse die man machen muss sind vertretbar, dafür kann man günstig Mitschwimmen auf der iPhone-Welle und zeigen, wie modern man ist. Ob man genügend Leser hat sei einmal dahingestellt. Das ganze Projekt läuft noch als Beta.

In einigen Wochen wird mit einem Update die endgültige Version der Apps veröffentlicht. Diese kann vier Wochen lang kostenfrei genutzt werden, danach fallen 79 Cent pro Monat pro App an. Sie werden monatlich gebeten, die Abbuchung der Nutzungsgebühr mit Ihrem iTunes-Passwort zu bestätigen. Der Preis ist absolut fair.

iTunes Direktdownload

Der Spiegel zeigt sich mal wieder als Leidmedium

Den Spiegel – vor allem die gedruckte Version -bezeichne ich ja schon länger als Boulevardmagazin mit schlecht oder gar nicht recherchierten Artikeln, tendenziös geschrieben und rechthaberisch. Die Journalisten des Spiegel erklären uns nicht DIE Welt, sondern nur die Welt in der sie leben. Und die wird immer kleiner.
Jüngstes Beispiel ist die Apple Geschichte. Spiegel Online titelt: “Der paranoide Konzern”, weil Apple sich um die Sicherheit seiner Protoypen sorgt, weil ein internes Team sicherheitslecks aufspürt und wei ein Ingenieur gefeuert wurde, der ein Betriebsgeheimnis einem mehr als prominenten IT-Menschen gezeigt hat. Unglaublich, oder? Skandal! Geheimdienstmethoden, schreien die empörten Journalisten.

Nun mag es ja toll sein für so einen Spiegel-Schreiberling, mal den Großen eins draufzugeben. Nur ist die Applegeschichte ein gutes Beispiel für die Erbärmlichkeit des Spiegels. Man schreibt von anderen ab (eigentlich basiert die ganze Geschichte auf Gizmodo-Artikeln), und recherchiert nichts selbst.

Wer bei einem Geheimnisverrat erwischt werde, müsse bis zum Abend bleiben und werde dann unauffällig von Sicherheitsleuten vom Unternehmensgelände eskortiert. Von manchen Angestellten werde die Sicherheitstruppe als “Apple Gestapo” bezeichnet, berichtete “Gizmodo

Wie gut dass wir den Konjunktiv haben, den so k̦nnen wir suggerieren, dass wir ihn als Zitat-Konjunktiv benutzen und somit der Inhalt ausschaut wie eine Tatsache Рdumm nur, dass auch Gizmodo nur zitiert. Nichts Genaues weiss man nicht.

Noch schlimmer aber ist, und damit sind wir bei der Welt der Spiegel-Redakteure, dass man offenbar keine Ahnung hat von WIrtschaftskriminialität. Glauben die eigenlich dass der Werkschutz eines großen Chemieunternehmens nur die Besucherpässe ausgibt? Was glauben die macht eine Wirtschaftsdetektei den ganzen Tag? Was bedeutet der Passus Betriebsgeheimnis in Verträgen? Wenn ich heute einem Medizinjournalisten meine neue Wunderpille zeige und ihn sie sogar probieren lasse, bin ich natürlich meinen Job los.

Nun, beim Spiegel mag es keine Betriebsgeheimnisse geben, weil man dort ohnehin gerne abschreibt.

Vor vielen Jahren habe ich meine Praktikanten den New York Times Newsletter abonnieren lassen. Der kam morgens um 8 Uhr. Dann habe ich Ihnen gesagt, sie wollen mal stündlich die Spiegel-Online-Seite verfolgen. Nach und nach wurden dot die NYT Stücke umgeschrieben und publiziert. Bis dann DPA gegen 12 Uhr auch damit fertig war und die selbst eine Übersetzung Zusammenfassung lieferte.

So sieht Qualitätsjournalismus bei Leitmedien aus.

UPDATE: Der Focus berichtet übers WePad. Dort zu lesen:

Auch eine externe Tastatur kann an das WePad angeschlossen und Fotos aus der Digitalkamera direkt aufgespielt werden. Mehrere Programme laufen gleichzeitig – Möglichkeiten, die Apples Wunderkind nicht biete.

Hmm, und warum kann ich dann an mein iPad ein Bleutooth-Keyboard anschliessen?

Ich finde es übrigens äußerst peonlich, was Neofonie dort abliefert. Nicht das Produkt an sich, ich hoffe ehrlich gesagt auf viele neue Pads. aber die Mittelständler sind, zumindest was die PR angeht, Mittelmaß. Wie man auch im zweiten Anlauf noch immer Macken im Gerät haben kean, ist mir schleierhaft. entweder das Ding läuft, oder ich lade keine Presse ein. Wer so dilletantisch auftritt, der soll dann die großen Verlage ins Boot bringen und gegen Apple antreten?

Wenigstens dann doch klare Worte beim Focus:

Doch es gibt auch vieles, was Ankershoffen nicht sagt, etwa welcher Zulieferer in China für Neofonie das Gerät herstellt, wer Vertrieb und Service übernehmen soll und welche Verlage sich für das WePad und die Plattform WeMagazine interessieren. Bisher hat nur Gruner+Jahr erklärt, dass es einen digitalen „Stern“ über den Neofonie-Kiosk anbieten wolle. „Doch wir verhandeln mit allen großen deutschen Verlagen.“

iPhone Killer: Handys, Journalisten und die Marktwirtschaft

Wenn ich in Google nach iPhone Killer suche, bekomme ich 28,600,000 Treffer angezeigt. Der Ausdruck wird also gerne verwendet. Man erwartet sehnlichst ein neues Telefon, dass das iPhone endlich verschwinden lässt. Nurn geht es hier nicht um iPhone oder nicht, sondern um Marktwirtschaft. Apple hat in den USA einen sehr hohen Marktanteil bei den Smartphone, das ist richtig. Aber ein Monopol? Nein. Marktbeherrschende Stellung? Nein. Warum also muss es sterben?

Ich habe die Befürchtung dass viele Menschen (und Journalisten) die Marktwirtschaft nicht mehr verstehen und schon gar nicht erklären können. Ein Markt lebt vom Wettbewerb, und dort werden neue Teilnehmer als Konkurrenten oder Mitbewerber bezeichent, aber nicht als Opfer oder Killer. Denn ohne die anderen gibt es keinen Wettbewerb.

Die ersteTrefferseite bei der Google Suche gibt mit fast ausschliesslich Hinweise auf Medien, TV-Sender, Zeitungen. Es sind also sehr wohl Journalisten die den Begriff iPhone-Killer verwenden (wenn nicht geprägt haben.) Google ich Seiten aus Deutschland, sind es 408.000. Ganz vorne die Wiwo, heute.de, Chip und PCWelt. Was besonders albern ist, ist die Tatsache dass das iPhoen in Detschland einen wesentlich geringeren Marktanteil hat als in den USA, es also gar keinen Grund gibt, es verschwinden zu lassen.

Was mögen die Gründe dafür sein?
Ich denke es ist zum einen die Sensationsgier. Eine Geschichte muss heute eine Sensation sein, selbst wenn es um etwas Banales wie ein Telefon geht. “Killer” ist stärker als “Konkurrent”, das macht sich besser in der Headline (siehe oben). Das Problem dabei ist, dass Journalisten auch eine Aufgabe haben, nämlich ein wenig die Welt zu erklären. Mit der Killer-Sprache wird aber suggeriert, dass Märkte so funktionieren, dass einer den anderen killt. Mag vielleicht auch daran liegen, dass kaum einer mehr auf einen Wochenmarkt geht (ich meinen einen richtigen, nicht so eine Pseudo-Öko-Veranstaltung wo man Brot kauft weil es irgendwie authentisch ist). Ein Wochenmarktbetreiber wird natürlich darauf achten, nicht nur einen Anbieter zu haben, sondern mehrere. Und eine große Auswahl. Dafür wird er Regeln aufsetzen über Standgröße und Lebensmittelsicherheit. Den Rest regelt der Markt.
Keiner würde auf die Idee kommen, die Wassermelone als den Apfelkiller zu bezeichnen. Vielleicht kaufen Leute weniger Äpfel seit es Wassermelonen gibt. Aber das ist nur normal, und solange die Apfelbauern gute Äpfel produzieren und gut vermarkten, werden sie einen gewissen Anteil am Markt haben.

Zum anderen scheint der Informationsoverflow auch Journalisten zu verwirren. Wenn Nokia pro Jahr 50 neue Produkte auf den Markt wirft, wird es schwer, über alle zu berichten und die einzuordnen. Man sehnt sich geradezu nach einen One-Phone-Fits-All Modell. Das iPhone scheint bei Journalisten so etwas zu sein. Und getreu dem Satz “Der König ist tot, es lebe der König”, versucht man mittels Medium sooft es geht einen neuen Thronfolger zu präsentieren. Das hat was vom alten Ägypten, aber nichts von einer Marktwirtschaft in einer Demokratie.
Der Trend zu immer stärkeren Ausdrücken, zu Superlativen (Jahrtausendflut) führt irgendwan dazu, dass uns a) die Superlative ausgehen und b)wir nichts mehr einordnen und relativieren können. Genau das aber ist eine Aufgage von Journalisten. Die Chronistenpflicht erfüllten Hofberichterstatter – im alten Ägypten.