Mobiles Intranet vor dem Durchbruch – Wunschdenken bei Aexea

Ich kannte voher Aexea nicht und kenne weder deren Auftraggeber noch Intention. Was ich aber weiss ist dass sie sich offenbar gut in Szene setzen können und wissen wie man Halb- oder besser Viertelwahrheiten verbreitet. Aktuell geht es um eine “Studie” zum mobilen Intranet. Man hat ganze 20 Leute befragt.

Mobile Intranet ist in vielen Unternehmen kurz vor dem Durchbruch. Das zeigt das Ergebnis einer Umfrage von aexea, an der 20 Intranet-Verantwortliche teilgenommen haben. Im Augenblick ist das Mobile Intranet noch die Ausnahme, nur in 3 Unternehmen können die Mitarbeiter per Handy auf das Intranet zugreifen. Doch das kann sich in nächster Zeit schon deutlich ändern, denn fast 60% planen einen Einstieg.

3 Unternehmen haben es von 20, bei denen nicht einmal klar ist, nach welchen Kritierien die ausgewählt wurden und ob die überhaupt wissen, dass Email auf dem Handy noch kein Intranet ist. Im übrigen ist das auch eine Kostenfrage, gerade auch wenn es um Handytarife geht und die Kosten für mobile Datenübertragung.

60 % planen den Einstieg: Auf solchen Aussage ist auch die jüngste Finanzkrise gebaut. In meiner Heimatstadt wurde mal ein Kinderhort gebaut weil eine überwältigende Anzahl der Eltern gesagt hat sie hätten gerne einen. Als der fertig war gab es kaum Anmeldungen, weil der ja auch was kostete.

Ich bin durchaus ein Freund von mobilen Intranets und glaube auch dass da eine Zukunft drin liegt. Die Studie ist übrigens besser als ihr eigener Ruf, wenn man es als eine Analyse bezeichnen würde wäre es gar nicht mal so schlecht.

Kostprobe:

Ein mobiles Intranet muss auf die Voraussetzungen der mobilen Endgeräte, Unternehmen und Zielgruppe zugeschnitten sein – so das übereinstimmende Ergebnis der Diskussion und der qualitativen Auswertung der Befragung. Es hat keinen Sinn, so die Intranet-Verantwortlichen verschiedener Unternehmen, die
Inhalte vom Datenvolumen einzudampfen und jedem Mitarbeiter ein Handy zur Verfügung zu stellen.

Das kann ich durchaus unterstreichen. Wir lernen: Wer gute Inhalte hat muss keine schlechte Verpackung drum machen.

Was hat nur heute.de gegen Google?

Nun reihen sich also auch die ÖR in den Anti-Qualitätsjournalimus ein, wie ein Stück bei heute.de über Datenpannen bei Google zeigt.
Die Ãœberschrift:
Die Welt liest mit bei Google Docs
(Tatsächlich können einige Leute offenbar anderer Leute Dokumente einsehen. Aber gleich die ganze Welt?)

Von überall in der Welt ist die Textverarbeitung erreichbar. Als praktische Alternative zu teuren Büroanwendungen preist Google seinen kostenlosen Dienst Text & Tabellen, international auch Google Docs genannt: “Sie benötigen lediglich einen Webbrowser. Ihre Dokumente werden online sicher gespeichert”, heißt es auf der Internetseite.

Das ist nicht ganz richtig, denn für Büroanwendungen preist Google seine Premium Edition an. Und sicher gespeichert werden sie auch. Als Backup. Das hat erst einmal nicht wirklich was mit Sharing zu tun. Aber gut, sicher kann man auch anders interpretieren. Ist Google so sicher wie ein Tresor? Ja, wenn man Tresore als sicher sehen mag.

Zwischenzeile: Jeder kann mitlesen
(Das ist nur leider durch den Text nicht gedeckt. Manche konnten manche Dokumente lesen. Das ist ein himmwelweiter Unterschied).

Dominik H. ist hörbar schockiert, als wir ihn auf dem Handy erreichen und ihm seine eigenen Zeilen vorlesen: In einem internen Brief hatte er für seinen Kulturverein die Überweisung von Projektzuschüssen beantragt. Der Brief enthält seine Bankverbindung, Telefonnummern und Adressdaten und ist eindeutig privat.

Wenn das alles eindeutig privat ist, dann stellt sich die Frage warum die Herren (oder Damen) Redakteure das Dokument überhaupt geöffnet haben. Machen die das auch wenn die Post einen Brief für den Nachbarn einwirft?
Das soll Google nicht entlasten, stellt aber die Frage ob das Briefgeheimnis hier nicht verletzt wurde.

Möglich, dass dieser Fehler in Zusammenhang mit der jüngsten Aktualisierung des Angebots zusammenhängt. Dabei hat Google neue Freigabefunktionen eingeführt. Google war am Samstag für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

Naja, das wage ich mal zu bezweifeln, dass das ZDF nicht Google erreichen kann. Möglich, um mal im Jargon zu bleiben, dass man die richtige Telefonnummer des Pressesprechers nicht hatte. Komisch auch, dass nur Heute die Story hat.

Zwar sind einmal in Umlauf gelangte Daten nicht wieder einzufangen, künftig möchte er sich aus derartigen Onlinediensten aber zurück ziehen: “Das war mir ohnehin sehr suspekt, jetzt reicht es mir damit.”

Was bitte soll mir das sagen? Google ein zwielichtiges Unternehmen? Bei aller Kritik, das ist nicht mal Schülerzeitungsniveau.

Derartige Datenpannen scheinen sich bei Google zu häufen: Erst im Frühjahr hatte Google Schwachstellen bei seiner Onlinetextverarbeitung beseitigen müssen

Sehr beliebt: Man sagt “Häufen” und bringt dann EIN Beispiel.

Allein in diesem Jahr hatte Google außerdem mehrfach mit selbstverschuldeten Systemausfällen zu kämpfen, bei denen einzelne Dienste, wie das E-Mail-System oder gar die gesamte Suchmaschine für Stunden nicht erreichbar waren.

Was mit der Sicherheit null und gar nichts zu tun hat, und man doch bitte daran denken sollte, dass Google a) ein gratis Service ist und b) seinen zahlenden Kunden eine Wiedergutmachung angeboten hat.

Für das Unternehmen kommt die neuste Datenlücke zu einem denkbar schlechten Zeitpunkt. Gerade startet die Experimentierphase des neuen Dienstes Google Wave. Selbstsicher möchte Google damit die E-Mail ablösen und mit Teamarbeits- und Web2.0-Diensten vereinen.

Experimentierphase heisst dass da Dinge a) schiefgehen können/sollen/werden und b) verbessert werden können. Das ist also ein denkbar schlechtes Argument gegen bestehende Angebote.

So, wir wissen also dass Dominik H. offensichtlich ein Sicherheitsleck gefunden hat; Dafür gebührt ihm Ruhm und Ehre und ganz verstehen mag ich nicht warum sich der Retter der Datenwelt nicht mit Nachnamen zitieren lassen will.

Ja, Google hat Schwächen, aber die haben Facebook, StudiVZ und die Deutsche Bank auch. Sogar das ZDF hat die. Die muss man aufzeigen, man muss ermahnen und anmahnen, aber bitte auf solider Basis. Dass ich am Montagmorgen noch immer lesen muss dass Google nicht erreichbar war spricht für die Vermutung, dass man Google nicht erreichen wollte. Sondern das es, so der Tenor des Artikels, eigentlich eine Anti-Google-Geschichte werden sollte.

Als Redakteur hätte ich dem Schreiber (der mir übrigens gut bekannt ist, deshalb meine Enttäuschung) gesagt, jetzt setze Dich bitte nochmal an die Geschichte und mach sie rund. Finde heraus, warum die Datenpanne passiert ist. Spreche mit Google. Suche mehr Fälle. Bring mehr Fleisch rein.

Zum Beispiel die Geschichte, dass ein Hacker eine Menge vertraulicher Dokumente des Dienstes Twitter herunterladen konnte, die allesamt bei Google gehostet waren.

Wenn Lokalzeitungen nur noch Agenturmeldungen bringen

Das Szenario: Ein Bus besetzt mit 9 Jugendlichen kommt am frühen Nachmittag in einer Kurve von der Spur ab und kracht auf der Gegenfahrbahn gegen einen Geldtransporter. Bei dem Aufprall werden der Fahrer und der Beifahrer des Transporters getötet, ein weiterer Insasse schwer verletzt. Auch der Fahrer des Busses wird verletzt, mehrere Jugendliche leichtverletzt. Der Unfall passiert in einem Bereich, der bekannt ist für schwere Unfälle. Geldscheine lagen an der Unfallstelle verstreut.

Das Szenario hat alles was man für eine gute Story braucht. Ungewöhnliches (Bus gegen Geldtransporter), Emotionales (Jugendliche verletzt), Dramatisches (viele Verletzte), Absurdes (Geldscheine auf der Fahrbahn), Empörendes (schon viele Unfälle passiert). EIn Klassiker für die lokale und regionale Berichterstattung.

Die Geschichte ist gestern in meiner Heimatstadt passiert, und ich wollte heute wissen, was los war. Auf n-tv war eine große Geschichte zu lesen, die Rundschau hatte fast in Echtzeit berichtet. Und dann gibt es noch das Blatt, bei dem ich einst in der Onlineredaktion war, die FNP. Die hat den besten Polizeireporter in der Region, und der sollte eigentlich am meisten Informationen liefern. Vielleicht hat er das auch, nur lesen konnte ich davon nicht. Auf der Startseite werden Feldhamster gefeatured, aber nicht der Unfall.
Das war alles was ich unter Lokales fand:

Königstein. Bei einem Verkehrsunfall in Königstein (Hochtaunuskreis) sind am Dienstagnachmittag zwei Männer ums Leben gekommen. Wie ein Polizeisprecher sagte, fuhr gegen 15.20 Uhr ein Linienbus auf der Bundesstraße B 8 in Richtung Glashütten in einer scharfen Rechtskurve auf die Fahrbahn des Gegenverkehrs. Dabei stieß er mit einem Geldtransporter zusammen, in dem drei Männer saßen. Zwei von ihnen starben, einer kam mit schweren Verletzungen ins Krankenhaus. Fünf oder sechs der etwa zehn Businsassen verletzten sich nach ersten Erkenntnissen der Polizei leicht. Warum der Bus bei Regen auf die Gegenfahrbahn geriet, war bis zum frühen Abend unklar. Die Strecke war für den Verkehr stundenlang gesperrt.

Die Homepage der Taunus-Zeitung, die Lokalausgabe der FNP in deren Beritt der Unfall geschah, hat folgende Themen heute auf der Startseite:
Eine Gerichtsreportage über ein Unfallopfer (!)
“Wir suchen den besten Kurzkrimi”
Bahnfahren wird teurer
Feldhamster vom Aussterben bedroht
Cello Festival ein voller Erfolg
Schuldenberg in Steinbach wächst weiter
Eine Kloreportage

Den Unfall finde ich ganz unten als Linkzeile, die wieder zum oben zitierten Artikel führt.

Nun soll der Unfall nur mal als aktuelles Beispiel stehen, und ich habe auch wenig Lust hier über Sensationsgier zu diskutieren, es geht mir um die journalistische Arbeit.

Wie kann es angehen, dass man bei lokalen Ereignissen Symbolbilder (hier ein Blaulicht) verwendet statt eigene Bilder, die man doch haben muss. Warum werden bei lokalen Ereignissen Agenturtexte verwendet, statt eigene Berichte. Warum sehe ich Bildergalerien über Waldbrände in Kalifornien, aber nicht Geldscheine auf der Fahrbahn?

Was der FNP passiert ist geschieht in vielen Printhäusern. Es wird nicht mehr journalistisch gearbeitet. Man füllt Content auf. Ich selbst habe im wesentlichen Copy und Paste gemacht, auch weil ich alleine war. Heute sitzen da aber zwei Leute. Und ich hatte – so ich von einem ungewöhnlichen lokalen Ereigniss erfuhr – auch immer gleich versucht, eigene Informationen zu bekommen.

Es mag an dem Tag was schiefgelaufen zu sein bei der FNP, das kann passieren. Man hat aber gleichermaßen ein gutes Beispiel dafür produziert, wie man online nicht arbeiten sollte und wie man sicher nicht dem Zeitungssterben wirksam begegnen kann. Onlineredaktionen produzieren zu viel Schnickschnack um die Nachrichten herum. Information zuerst, dann gerne einen Blogbeitrag, ein Tweet, ein Gewinnspiel, ein “die besten XXX der Region, und aktuelle Videos die man ohnehin nicht selbst gedreht hat.

Redakteure sagen gerne sie seien nicht eingestellt um die Zeitung selbst vollzuschreiben. Das ist zum einen falsch, siehe Lokalredationen. Zum anderen ist das aber auch gefährlich. Wenn man nur noch Agenturen kopiert, dann stellt sich bald die Frage, was diese Redakteure da eigentlich machen. Redigieren? Ich lache laut auf. So schlecht sind Agenturtexte auch nicht. Auswählen? Nochmal lachen. Die Vielfalt der Stories deutsche Tageszeitungen hält sich deutlich in Grenzen.

Gerade weil die Agenturmeldungen so beliebig sind und alle sie haben, wollen wir tiefergehende Informationen zu einer Geschichte haben. Aber nicht Blabla und ein wenig Glitter auf die Verpackung.

(Ich freue mich über Erklärungen, was da schief gelaufen ist. Eine Erklärung mag sein, dass ich das hier schreibe wenn es in Deutschland etwa 2 Uhr ist. Es mag sein dass die Artikel der heutigen Printausgabe erst später ins Onlinesystem laufen. Nur kann es doch nicht sein, dass man in der Onlineredaktion auf die Printausgabe wartet, zumal wenn die Geschichte ja nachmittags zuvor passiert ist.)

UPDATE: Wie vermutet hat man in der Nacht nachgelegt. Am Nachmittag meiner Zeit war ein Foto auf der Seite.

Barcamp Phnom Penh 2009 – ein Rückblick

Ich bin gerade zurück gekommen vom Barcamp Phnom Penh 2009. 1000 Leute hatten sich angemeldet, weit über 500 kamen (die genaue Zahl war schwer zu schätzen, nicht jeder hatte sich registriert).

Auf jeden Fall war die Bude voll und alle Sessions auch. Wir hatten Gäste aus Vietnam, Thailand, Japan, Singapore und – Burma. Letzteres war eine besondere Freude (ja, ich darf das bloggen, ich habe gefragt), weil diese Gäste überlegen, ebenfalls eine Technologiekonferenz in Yangon machen zu wollen. Natürlich geben wir Barcamp-Organiser gerne Support. (Danke nochmal an die Sponsoren aus Deutschland, ihr seid eingeladen zu kommen !!!!)

Das Schöne am Barcamp Phnom Penh ist die Atmosphäre dort. Die kambodschanischen Teilnehmer sind ganz wild darauf was zu lernen und haben überhaupt kein Problem, ihre Kenntnisse mit anderen zu teilen und zu diskutieren (etwas, das in Vietnam anders ist). Mitnichten waren es nur Ausländer die sprachen, und selbst wenn, ist das in Phnom Penh okay, weil die Leute dort ja lernen wollen.

So gab es GEoChat-Vorträge, Norbert Klein sprach über ICANN und wie er vor Jahren KH als TLD für Kambodscha festlegte, ich hörte @3105 zu wie sie über Träume sprach und schaute den Jungs von Tropical Ice Cube beim Shootergame auf Linux-Rechnern über die Schulter.
Barcamp Phnom PEnh by BarcampPhnomPEnh
Besonders beeindruckt war ich vom Filmprojekt Twin Diamonds: Schüler hatten sich in 12 Gruppen aufgeteilt und die erste Gruppe begann mit einem Skript, verfilmte dies und die nächste GRuppe schrieb dann weiter und filmte weiter. Am Ende stand ein 40 minütiger Spielfilm, der hoffentlich bald auch online zu sehen ist.

Natürlich treffe ich auch immer Freunde auf den Barcamps, gerade solche aus den umliegenden Ländern, wie John Berns aus Bangkok, Sajal, ebenfalls Bangkok, Preetam (Mr. Barcamp SE-Asia), Viirak und Tharum, Ramana und Nearirath, Chantra, und und und. Es ist eine wachsende Community, und wie bei den deutschen Barcamps ist auch hier das Networking interessant.

Beeindruckend ist übrigens auch, dass mit KhmerOS eine komplettes Betriebssystem in Khmer zur Verfügung steht, inklusive OpenOffice, Firefox, IM-Software. Und es läüft auf alten Rechner, die noch in den meisten Schulen stehen.

So, nach dem Barcamp ist vor dem Barcamp und jetzt schauen wir mal, ob wir Barcamp Saigon 2 am 29. November hinbekommen. Als nächstes folgt dann Myanmar im Dezember.

Und nochwas:Man geht ja auch auf Konferenzen, um cool Shirts zu bekommen. Meine Sammlung mit Barcamp Phnom Penh und Cloggersummit Cambodia ist ja an sich schon cool. aber am Sonntag bekam ich die ultimative Rarität geschenkt: Ein Shirt der Joomla Developer Association Myanmar.