Nun reihen sich also auch die ÖR in den Anti-Qualitätsjournalimus ein, wie ein Stück bei heute.de über Datenpannen bei Google zeigt.
Die Ãœberschrift:
Die Welt liest mit bei Google Docs
(Tatsächlich können einige Leute offenbar anderer Leute Dokumente einsehen. Aber gleich die ganze Welt?)
Von überall in der Welt ist die Textverarbeitung erreichbar. Als praktische Alternative zu teuren Büroanwendungen preist Google seinen kostenlosen Dienst Text & Tabellen, international auch Google Docs genannt: “Sie benötigen lediglich einen Webbrowser. Ihre Dokumente werden online sicher gespeichert”, heißt es auf der Internetseite.
Das ist nicht ganz richtig, denn für Büroanwendungen preist Google seine Premium Edition an. Und sicher gespeichert werden sie auch. Als Backup. Das hat erst einmal nicht wirklich was mit Sharing zu tun. Aber gut, sicher kann man auch anders interpretieren. Ist Google so sicher wie ein Tresor? Ja, wenn man Tresore als sicher sehen mag.
Zwischenzeile: Jeder kann mitlesen
(Das ist nur leider durch den Text nicht gedeckt. Manche konnten manche Dokumente lesen. Das ist ein himmwelweiter Unterschied).
Dominik H. ist hörbar schockiert, als wir ihn auf dem Handy erreichen und ihm seine eigenen Zeilen vorlesen: In einem internen Brief hatte er für seinen Kulturverein die Überweisung von Projektzuschüssen beantragt. Der Brief enthält seine Bankverbindung, Telefonnummern und Adressdaten und ist eindeutig privat.
Wenn das alles eindeutig privat ist, dann stellt sich die Frage warum die Herren (oder Damen) Redakteure das Dokument überhaupt geöffnet haben. Machen die das auch wenn die Post einen Brief für den Nachbarn einwirft?
Das soll Google nicht entlasten, stellt aber die Frage ob das Briefgeheimnis hier nicht verletzt wurde.
Möglich, dass dieser Fehler in Zusammenhang mit der jüngsten Aktualisierung des Angebots zusammenhängt. Dabei hat Google neue Freigabefunktionen eingeführt. Google war am Samstag für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.
Naja, das wage ich mal zu bezweifeln, dass das ZDF nicht Google erreichen kann. Möglich, um mal im Jargon zu bleiben, dass man die richtige Telefonnummer des Pressesprechers nicht hatte. Komisch auch, dass nur Heute die Story hat.
Zwar sind einmal in Umlauf gelangte Daten nicht wieder einzufangen, künftig möchte er sich aus derartigen Onlinediensten aber zurück ziehen: “Das war mir ohnehin sehr suspekt, jetzt reicht es mir damit.”
Was bitte soll mir das sagen? Google ein zwielichtiges Unternehmen? Bei aller Kritik, das ist nicht mal Schülerzeitungsniveau.
Derartige Datenpannen scheinen sich bei Google zu häufen: Erst im Frühjahr hatte Google Schwachstellen bei seiner Onlinetextverarbeitung beseitigen müssen
Sehr beliebt: Man sagt “Häufen” und bringt dann EIN Beispiel.
Allein in diesem Jahr hatte Google außerdem mehrfach mit selbstverschuldeten Systemausfällen zu kämpfen, bei denen einzelne Dienste, wie das E-Mail-System oder gar die gesamte Suchmaschine für Stunden nicht erreichbar waren.
Was mit der Sicherheit null und gar nichts zu tun hat, und man doch bitte daran denken sollte, dass Google a) ein gratis Service ist und b) seinen zahlenden Kunden eine Wiedergutmachung angeboten hat.
Für das Unternehmen kommt die neuste Datenlücke zu einem denkbar schlechten Zeitpunkt. Gerade startet die Experimentierphase des neuen Dienstes Google Wave. Selbstsicher möchte Google damit die E-Mail ablösen und mit Teamarbeits- und Web2.0-Diensten vereinen.
Experimentierphase heisst dass da Dinge a) schiefgehen können/sollen/werden und b) verbessert werden können. Das ist also ein denkbar schlechtes Argument gegen bestehende Angebote.
So, wir wissen also dass Dominik H. offensichtlich ein Sicherheitsleck gefunden hat; Dafür gebührt ihm Ruhm und Ehre und ganz verstehen mag ich nicht warum sich der Retter der Datenwelt nicht mit Nachnamen zitieren lassen will.
Ja, Google hat Schwächen, aber die haben Facebook, StudiVZ und die Deutsche Bank auch. Sogar das ZDF hat die. Die muss man aufzeigen, man muss ermahnen und anmahnen, aber bitte auf solider Basis. Dass ich am Montagmorgen noch immer lesen muss dass Google nicht erreichbar war spricht für die Vermutung, dass man Google nicht erreichen wollte. Sondern das es, so der Tenor des Artikels, eigentlich eine Anti-Google-Geschichte werden sollte.
Als Redakteur hätte ich dem Schreiber (der mir übrigens gut bekannt ist, deshalb meine Enttäuschung) gesagt, jetzt setze Dich bitte nochmal an die Geschichte und mach sie rund. Finde heraus, warum die Datenpanne passiert ist. Spreche mit Google. Suche mehr Fälle. Bring mehr Fleisch rein.
Zum Beispiel die Geschichte, dass ein Hacker eine Menge vertraulicher Dokumente des Dienstes Twitter herunterladen konnte, die allesamt bei Google gehostet waren.