ZDFlogin: Wie kann man Gebühren eigentlich noch besser verschwenden

Ich habe gestern 5 Minuten ZDF login geschaut und dann angewidert abgeschaltet. Das ist Hitradio im Fernsehen. Aalglatte Moderatoren, die schrecklich künstliche Texte ablesen,. die irgendwie cool sein sollen. Es fröstelte mich und ich habe mich gefragt, ob nur ich das Gefühl habe, hier mit politisch korrekten Parametern erzeugte Hologramme zu sehen. Aber ich bin nicht allein, wie ein hervorragend geschriebener Beitrag von synthie und roma auf Sueddeutsche.de zeigt.

Ich denke Lauer hat einen Fehler gemacht in so eine Retortensendung zu gehen. Da ist keiner den er überzeugen kann oder muss. Er kann nur verlieren, weil die Retortenbabys aka Moderatoren einen Ablauf haben, der nicht gestört werden darf.

Fernsehen heute muss berechenbar sein, darf nicht auffallen, nicht anecken. Wie man einen Beitrag baut hat neulich ein Volontär auf Youtube gezeigt, und es war nicht lustig, sondern nackte Wahrheit. Fernsehen heute wird aus Bausteinen gemacht, aus Stereotypen. Man versucht sich in Effekthascherei, wie der selten dämliche Beitrag über die “Piraten in der FDP und CSU” zeigt. Das ist Kinderkacke, sowas. Und es ist gefährlich, weil dadurch der Eindruck entsteht, das Fernsehen mache sich mit den etablierten Parteien gemein, indem es Argumente liefert, warum man die Piraten nicht braucht.

Es ist schon faszinierend. dass Jahrzehnte nach dem Aufkommen der Grünen sich Geschichte wiederholt. Erst macht man die neue Partei lächerlich, dann versucht man einige der Inhalte stümperhaft selbst einzubinden und bald wird es Abwerbeversuche geben. Die Grünen hatten damals ein sehr gutes Wirtschaftsprogramm, und man hat ihnen dennoch vorgeworfen, nur in Umwelt zu machen.

ZDFinfo macht sich zum Propagandakanal einer etablierten Elite, die versucht ihre Pfründe zu verteidigen (nicht auszudenken wenn die Piraten irgendwann mal im Verwaltungsrat sitzen). Und man sendet an den Menschen “da draußen” vorbei, so wie man das damals bei den Grünen gemacht hat.

Nochmal Login: so sehen da Texte aus: “Die Piraten klicken, die Liberalen kämpfen, doch wem gehört die Zukunft?” Soll das witzig sei, oder originell? Wer hat den beiden, die aussehen als ob sie gerade vom Abschlussball der Tanzschule kommen, denn beigebracht, das Stereotype, Klischees und Vorurteile die notwendigen Zutaten für eine “tolle” Moderation sind?

Es geht weiter: “… mit tollen Gästen”.. Soll das Umgangssprache sein” Wenn ja, dann bitte in der ganzen Sendung, und zwar so wie die Menschen wirklich sprechen. Ansonsten bitte mal nachschauen, woher das Wort “toll” kommt.

“…wissen alle, die Piraten sind nicht nur urbane Digitalnerds, nein, sie sind auch in Ottonormaldeutschland vermittelbar. Manche meinen, sie wären sogar die besseren Liberalen.. Findet Ihr das auch?” “…jeder darf mitquatschen… aber immer schön Wiki-Wiki..eben noch chatten im Netz und plötzlich labern in Parlament.. voll cool diese Nerds…Transparenz statt Wahlprogramme”

Verkrampfter geht es ja wohl kaum?

Leben als Hausmann

Ich hatte heute wieder so ein Erlebnis. Ich saß in einem Cafe und suchte nach Rezeptideen was ich heute Abend kochen soll. Pinterest ist mir da ein guter Helfer geworden. Ich fand eine lecker Linsensuppe, und während ich mir das Bild aufm iPad anschaue, kommt die Besitzerin des Cafes und fragt, ob ich das kochen will. Ich sage ja, ich möchte was frisches heute abend. Sie weiß, dass ich zu Hause koche für mich und meine Frau, weil letztere eben das Einkommen bestreitet als Chef einer Firma. Ich kümmere mich um das private.

Die Cafebesitzerin sagt dann, das es meine Frau echt gut hat, ich als Mann zu haben, der für sie kocht. Ich fühlte mich geehrt und geschmeichelt. Aber eines geht mir nicht aus dem Sinn: Wenn der Mann den Hauptjob hat und die Frau im Cafe sitzt und überlegt was sie kocht, wird dann irgendwer sie loben dafür und sagen “Was hat ihr Mann für ein Glück?”.

Wer das nächste Mal einer Hausfrau begegnet, kann sich ja an diese kleine Geschichte erinnern und sie loben.

Ach so: Die meisten Hausmänner hier die ich kenne kochen nicht, sie haben eine Nanny und eine Maid und einen Gärtner und so. Fast alle sagen, sie suchen noch einen Job, als ob es ein Makel wäre, Hausmann zu sein.

Entwicklungshilfe: Wer kontrolliert Berater?

Mal wieder ein rant gegen Entwicklungshilfe. Hier in Laos kenne ich drei Berater deutscher Entwicklungshilfeorganisationen, deren Job es ist, der Regierung zu sagen, wie man dies oder jenes richtig macht. Was im Grund genommen gar nicht schlecht ist, denn in den meisten Bereichen haben die Verantwortlichen nicht wirklich eine Ahnung was sie tun, und deshalb wäre es gut, wenn sie die für sie kostenlose Hilfe annehmen würden. Das Problem ist nur: Sie tun es nicht. Was der Berater ihnen sagt, interessiert sie nicht. Interessanter ist der Briefumschlag, den der chinesische Gesandte unter dem Tisch durchschiebt. So öffnet man hier Türen und Ohren.

Nun will ich nicht sagen, dass deutsche Entwicklungsorganisationen (noch mehr) bestechen sollen. Aber es wird Zeit einzusehen, dass die ganze Beraterei nichts bringt. Es liest sich nur schön in Reports, dass man mit diesem oder jenen gesprochen hat und Workshops in 5-Sterne-Hotels durchgeführt hat. Man liest aber nicht, was das an tatsächlichen Änderungen gebracht hat.

Ein Beispiel ist die Situation für Investoren. Während Deutschland und die EU Laos massiv bei der WTO-Mitgliedschaft unterstützen , wird Investoren aus genau diesen Ländern das Leben schwer gemacht. Da werden Steuern erfunden, Lizenzen entzogen, das Arbeitsrecht ist eine Katastrophe (und wird auch nur bei westlichen Firmen genau angewendet) und gerade hat mal mal eben die Einkommenssteuer massiv erhöht – ein gutes Recht eines Staates, wenn es denn für alle wäre. Aber große chinesische und vietnamesische Firmen scheinen davon ausgenommen (mal abgesehen davon dass man damit gegen das eigene Investitionsgesetz verstößt, das ausländischen Firmen einen fixen Steuersatz versprach).

Wer sich anschaut wieviele chinesische und vietnamesische Banken hier eröffnen und wieviele Shoppingmalls gebaut werden, wird sich fragen, wer die Kunden sind. Die Antwort: Es gibt keine. Es ist Geldwäsche im großen Stil.
Die laotische Regierung versucht zwar (so sagt man zumindest), eine Balance zwischen Vietnam, Thailand und China zu halten (deren Investitionsvolumen ist derzeit fast gleich groß), zur gleichen Zeit macht man aber jedem anderen das Leben schwer. Im Tourismus schmeissen Hotelbetreiber das Handtuch, weil es unmöglich ist, mit den lokalen Besitzern und den Regierungsstellen zusammenzuarbeiten. Westliche Firmen wandern ab, weil sie weder Unterstützung noch manchmal überhaput eine Businesslicence erhalten.

Und während das alles passiert, sitzen hochbezahlte Berater in einem Büro einer Regierungsstelle und beschreiben Papier in einer Sprache, die die Beamten ohnehin nicht verstehen. Sie machen Vorschläge, die sofort ablegt (und damit abgelehnt) werden. Die Regierung hier (aber auch in anderen Ländern) lässt die Berater gerne arbeiten, in der Regel springt auch Geld für mindestens einen Übersetzer, eine Verwaltungskraft und oft auch ein Dienstauto fürs Projekt ab.

Länder wie Deutschland sollten die wenigen Druckmittel, die sie haben nutzen, um Entwicklungsländer auf den rechten Weg zu bringen. Zum Beispiel eben nicht auf Teufel komm raus solche Länder in die WTO zu bringen (wo sie ohnehin permanent gegen Regeln verstoßen). Gleichzeitig sollten in Myanmar schnellstens wirtschaftliche Sanktionen gelockert werden, oder man verliert auch dieses Land an die Chinesen und Vietnamesen.