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BreakingNews auf Twitter: Keimzelle für eine Nachrichtenagentur

Das Stück habe ich für das Jep-Blog geschrieben, wollte es aber auch meinen Lesern hier nicht voranthalten:

Er ist eigentlich ein Journalist bis ins Blut, und trotzdem oder gerade deswegen geht er einen neuen Weg: der Niederländer Michael van Poppel ist der Mann hinter BNO News und @BreakingNews, einem (bis jetzt noch) kostenlosen englischsprachigen Newsticker, der über den Microblogdienst Twitter verbreitet wird.
@BreakingNEws Screenshot
Das Besondere daran: Michael van Poppel ist schnell, folgt aber journalistischen Grundsätzen. Er checkt seine Fakten, ruft schon mal den Sprecher der FIA nachts um 1 Uhr an oder verwundert ein Krankenhaus in Alaska, warum er schon von einem Flugzeugabsturz weiss. Und er will gegen AP, Reuters und andere antreten.

Am 14. Mai 2007 startete er BNO News, weil ihm sein Mitbegründer Twitter zeigte und Poppel schnell wusste, das ist eine neue Form des Agenturjournalismus. “Ich dachte sofort dass dies ein wunderbarer Weg ist, Breaking-News-Nachrichten zu aktualisieren, weil man sie direkt zu denen bringt, die sie Lesen wollen, die Follower. Am Anfang machte ich das in meiner Freizeit und die Quellen waren meist andere Nachrichtenseiten”, sagt er im Email-Interview.

Bis September 2008 blieb es ein Hobby, doch dann bekam Poppel ein Videoband in die Hand, das Osama Bin Laden zeigte, mit bislang unveröffentlichten Inhalten. Bevor er es an eine Nachrichtenagentur verkaufte, twitterte er einige Zitate und Bilder. Damals hatte er gerade mal 200 Follower. Poppel und sein Mitbegründer arbeiteten dann stärker an dem Dienst, bis 2008 Twitter selbst immer bekannter wurde. In dieser Zeit arbeitete Poppel vor allem daran, an Originalquellen zu kommen und Nachrichten als erster zu erhalten und zu verbreiten. Immer öfter hatte BreakingNews seine eigenen Scoops. “Unser System mit dem wir Nachrichten sammeln ist immer größer geworden, immer mehr Leute machen mit und schließlich entwickelte sich der Plan daraus, einen eigenen Nachrichtendienst aufzubauen.”

Die Bandbreite der Nachrichten erstreckt sich auf alle klassischen Ressorts. Von “Nepal’s prime minister says in State TV that he’s stepping down.” über “AP: Fiat confirms talks for GM’s Opel concerning a possibility to create a single car company including Chrysler.” bis hin zu “URGENT — Twenty-eight people have been injured after a serious bus accident in Perris, California, officials tell BNO News. More to come.”

Mittlerweile arbeiten 10 Journalisten bei BNO News und twittern unter dem Namen @BreakingNews. Für BNO News sind demnächst mehr Mitarbeiter geplant, verteilt auf zwei Standorte.

Wie kommt BNO News und @BreakingNews an Nachrichten? “Manche Leute meinen, wir würden nur Stories weitertragen, die wir in Twitter lesen. Das ist nicht richtig.” BNO News haben eigene Quellen und schauen natürlich auch auf Nachrichtenseiten aus der ganzen Welt. Mit den eigenen Quellen hat man auch eigene Geschichten, aber man kann nicht immer der erste sein, sagt Poppel. Dann sei man so fair und sage auch, wer es zuerst hatte. Twitter macht das einfach, als Quelle reicht ein RT für Re-Tweet und der Name des Erstellers. RT @weltonline würde heissen, man schickt eine Nachricht weiter, die Welt Online zuerst hatte.

Wie so eine Geschichte entsteht, kann man im Blog nachlesen (das eher weniger aktuell ist). Der Crash einer 737 in Denver war eine der Storys die BNO News sehr intensiv bearbeitete. Die Basis für die erste Nachricht war der Bericht einer lokalen TV Station und wurde innerhaln einer Minute getwittert. 20 Minuten später sagte AP nur, es habe einen Unfall an einem Flughafen gegeben. Es war der zweitbeste Tag in den Abrufen von BNO News Geschichten.

Zurzeit finanziert sich der Dienst, der mittlerweile 300.000 Follower hat, durch Spenden. Aber das ist nur der Anfang. Poppel will eine eigene Nachrichtenagentur aufbauen. “Ich kann nicht mehr Details nennen, aber es tut sich was und der Spendenaufruf wird bald von der Seite genommen.” Bislang seien die Spenden die einzigen Einnahmen gewesen. Aber man könne auch mit Twitter Geld verdienen, wenn man zum Beispiel Anzeigen des Dienstes Adjix einbaue.

Wenn einmal die Agentur läuft, dürfte es auch mit den Twitternachrichten weniger werden, kündigt Poppel an. Und alle Nachrichten werden dann auf BNO News verweisen, den neuen Dienst. So gesehen, baut Poppel gar nicht etwas völlig Neues. Nachrichtenagenturen gibt es schon. Nur der Weg, wie er seine Inhalte transportiert, und vor allem wie er sie bekommt, ist neu. Bleibt abzuwarten, wie gut Verlage seine Nachrichten finden und wieviel sie bereit sind zu bezahlen. Wenn man die aktuelle Diskussion um die DPA anschaut, dann kommt hier zumindest für Online- Dienste eine Konkurrenz.

Darf man ein Bild vom Flugzeugabsturz twittern – und retwittern?

Ja. Denke ich. Twitter ist ein Informationsmedium, ein schnelles dazu, wie man gestern wieder erleben durfte. Es war BreakingNewsOnline, die eine (nach ihren Angaben bestätigte) Meldung mit als erste herausgaben, es war Twitterer @patrick, der in einem Flugzeug in Schiphol saß und von dort als Augenzeuge twitterte und es waren Autofahrer auf der A9, die erste Bilder auf twitpic schickten. (Wie auch bei der Landung im Hudson River)

Jetzt geht in Deutschland (und auch anderswo) wieder einmal die Betroffenheitskiste los: Darf man das?

RT @stormgrass: Sending twitpics of plane crashes doesn’t have anything to do with the dissemination of news, it’s another form of voyeurism

Natürlich darf man das. Weil das ja auch Journalisten dürfen. Und wollten Blogger nich auch einmal eine (Gegen)-Öffentlichkeit sein? Machen wir den Überbringer der schlechten Nachricht zum Buhmann, weil wir nicht zugeben wollen, dass wir genau diese Bilder sehen wollen?

Es braucht eben keinen TV-Sender mehr, der den Pressesprecher von Schiphol versucht anzurufen, um einen Absturz von offiziöser Seite bestätigt zu bekommen, wenn jeder den Funkverkehr am Flughafen mithören kann (“We have an emergency. Don’t taxi”).

twitter_Schiphol

Was ist der Unterschied zwischen einem Kamerteam eines TV-Senders, das zum Unfallort rast und einem Passanten, der dort steht und ein Foto postet?

Es sind die so genannten journalistischen Standards. Die sagen letztlich, dass man sich respektvoll verhalten soll, vor allem keine Fotos von Toten und die Rettungsarbeiten nicht behindern.

Ich habe Bilder gesehen gestern von Twitterern, die von der Autobahn aus ein Bild gemacht haben. Ich habe auch Bilder gesehen im TV, wie man sehr nahe an Ermittler heranzoomte, die gerade Tote fotografierten.

Es scheint in Deutschland ein psychologisches Problem mit dem Thema Tod zu geben: Wann immer es um Bürgerjounalismus in Zusammenhang mit Unfällen geht, wird laut “Gaffer” geschrien (gerne auch von jenen, die beim Schreien den CNN-Live-Feed schauen). Sonst nicht. Verbreitung von Geschäftgeheimnissen (“Neues Macbook: erste Fotos”) – kein Problem. “Google spricht mit Twitter” (unbestätigt, @Ibo war die erste Quelle für das jüngste Gerücht, ich fands gut genug als solches zu retweeten) – munter diskutieren. Probleme die man gerade mit Kunden hat in der Öffentlichkeit diskutieren – macht doch Spaß die lächerich zu machen. Nur Unfälle, das ist Bäh. Ein Tabu. Vielleicht das letzte Tabu, und deshalb halten wir so daran fest.

Es ist ein Unterschied, ob Menschen ein Foto machen weil sie da sind oder ihr Auto mitten auf der Fahrbahn stehen lassen, um Bilder von Toten zu schießen. Diese würden auch kaum auf Twitter verbreitet werden – im Gegenteil, ich glaube auch hier an die Selbstregulierung, ein Sturm der Entrüstung würde zu recht losbrechen. Und das könnte sogar eher zu Konsequenzen (Bild löschen) führen als bei klassischen Medien.

Es geht hier auch keineswegs darum, dass Twitter die klassischen Medien ersetzen soll. Das ist Unsinn. Es geht um die Quellen. Die Bestätigung einer Nachricht im angelsächsischen Journalismus ist gegeben, wenn man eine zweite zuverlässige Quelle hat. In Deutschland wartet man entweder darauf, was die Agenturen melden oder aber auch eine offizielle Bekanntmachung. Wie sehr sich diese (Zahl der Toten) wiedersprechen können, haben wir gestern gesehen.

Wir alle haben heute technisch den Zugang zu den Quellen, haben Webcams, Funkverkehr, Webseiten von Feuerwehren (oder gar Tweets). Wir können uns damit in vielen Bereichen eher ein Bild machen. Es gab binnen einer halben Stunde 4000 Tweets zu Schiphol, natürlich vieles retweetet, aber dennoch Berichte wie der von Patrick oder anderer Menschen am Airport. Das sind genau so gute Quellen wie Richard Quest im Studio London, der allgemeines Bla Bla über Fliegen im Allgemeinen sagt.

Irgendwie mag man in Deutschland noch keine Grautöne. Entweder oder. Blogger gegen Journalisten. Podcasts gegen Radio. Twitter gegen Google. Das ist großer Schmarrn. Die Welt ist komplex, in deshalb müssen wir verstehen, das Entwicklungen wie das Internet sie noch komplexer machen, statt eine Vereinfachung zu fordern.

Wen wir jetzt sagen, die Berichterstattung über Flugzeugabstürze ist nur klassischen Medien vorbehalten, dann muss das letztlich auch für alle Bereiche gelten, Politik, Webwelt. Und dann sind wir wieder dort, wo wir vor 5 oder gar zehn Jahren waren.

Statt zu meckern über Bürgerjournalisten und was die alles anstellen könnten (erinnert mich an das böse Internet), sollten wir um Standards bemüht sein und denen auch die Finger klopfen, die sich nicht dran halten.

Bin ich im übrigen nur an meine journalistischen Standards gebunden, wenn ich in einer ordentlichen Redaktion sitze? Oder darf ich auch auf Twitter und in meinem Blog journalistisch tätig sein? Was ist der Unterschied, ob ich wie weiland bei der Frankfurter Neuen Presse mit der GLEICHEN Quellenlage eine Breakingnews rausschicke oder das heute als Freelancer über Twitter gebe?

Twitter-Keywords

Ich war lange Twitter-los, weil mich das ein wenig nervte. Jetzt habe ich mal wieder gestoebert und eine Anwendung gefunden, die wohl schon im September rauskam: Man kann sich Keywords bei Twitter abonnieren.

Today we’re releasing a tiny feature to do just that, and we’re calling it “Track.” If you’ve set up your phone or IM on Twitter, you can send a command like:
track NYC
When someone (anyone who updates in public) mentions “NYC,” you’ll get it on your device in real-time. From there you can send “whois username” to find out more about that person, or “follow username” to follow his or her updates.

Das macht Sinn, wie der Englaender zu sagen pflegt.

Twitter und die Relevanz

Ja, ich habe ja auch getwittert, macht ja Spaß so unter Bloggern. aber das Gejubel ging mir schnell auf den Keks. Manche sitzen doch zu sehr im Elfenbeinturm. Das sind solche Zahlen immer mal wieder hilfreich:

“Focus” sehe das Projekt hauptsächlich als Experimentierfeld. Es solle ausprobiert werden, ob solch ein Mikro-Blog auch als Kanal für Nachrichten funktioniert, sagt Mohr. Außerdem sei die Nutzerzahl noch recht gering: “Massen sind das nicht”, sagt Mohr. Aktuell waren es 43 “Followers”, also Nutzer, die die Nachrichten automatisch in ihr Fach geleitet bekommen.

(via Finanztreff)

Heute waren es sogar noch 42. Da dürfte noch Platz nach oben sein 🙂

Focus twittert

Ok, jede Erfindug braucht ihren Relaunch. Der Ticker zum Beispiel, älteren Kollegen noch aus Redaktionsräumen bekannt, erlebt seine Auferstehung. Twitter nennt man das heute. Ich selbst sehe es als Communitytool etwas kritisch, weil ich zuviele Nachrichten bekomme. Wer sich aber bei der Auswahl seiner “Freunde” beschränkt, kann einen Nutzen haben. Zum Beispiel Infos von Konferenzen bekommen (Infos, kein Liveblogging). Oder eben lesen, was bei Focus geschieht. . Eigentlich sollte Twitter die Frage nach dem “Was machst Du gerade” beantworten, doch zunehmend wird der Dienst als Nachrichtenticker genutzt. Genau darin sehe ich einen der Vorteile. Kurze schnelle Nachrichten verbreiten. Die dann gerne auch aufs Handy (was dem Erlösmodell “Breaking News für XX Cent pro SMS oder dem werbefinanzierten Mobileauftritt nur teilweise zuwiederläuft, weile die Zeile ja nur Appetizer ist). Das “Was machst Du gerade” sehe ich im ürbigen zunehmend kritischer, was das tracken der eigenen Person angeht.

And the winner is: Jaiku

Ok, ich habe meien Entscheidung getroffen: Die Frage was ich gerade mache werde ich wenn überhaupt bei Jaiku beantworten. Ausschlaggebend ist, dass ich dort Feeds einbinden kann und so auf einer Seite mein Blog, meine Fotos, mein Tumbleblog und was auch immer syndizieren kann. Darin sehe ich den größeren Sinn. Ich halte wenig von der Chatfunktion (gemeint sind nachrichten wie “@gerrit: ja recht hast du”), vielmehr möchte ich nur lesen was andere machen und vor allem denken. Letzteres ist das interessantere.

Mein Jaiku: http://thomaswanhoff.jaiku.com/

Ja, Gruppen wären auch hier gut, sie arbeiten wohl dran..

How to use twitter

schreibt der webworkblogger
Zum Beispiel:

Live Event Organisation: Das Orga-Team kann über Twitter das gesamte Team informieren, z.B. über: Engpässe in der Catering-Versorgung, Ankunftsinformation von Gästen / Besuchern / Speakern / VIPs, Umschichtungen, Teaminfos, Anweisungen.

Gruppenreisen: Die Teamleiter können einerseits untereinander informiert bleiben, andererseits auch alle Reisenden benachrichtigen, wenn sich z.B. Treffpunkte, Zeiten oder Abläufe spontan ändern sollten.

Spontante Verabredungen: Kleinen Gruppen können sich schneller zusammen tun um spontan gemeinsam etwas zu unternehmen, z.B. Joggen oder Skaten „gehen“, zum Training fahren, Ausflüge regeln, Kino- oder Café-Besuche…

Nur muss man denn eben mehrer Accounts verwalten. Hmm. mal sehen.