Lieber Thomas Knüwer, ….

… für Dich ist ja alles immer gut und toll, was es im Internet gibt, deswegen lässt Du Dich auch immer noch von einer Zeitung bezahlen und nicht von einem Start-Up, das im Internet kein Geld macht. Nun gibst Du es den Verlagen, und allen vor DuMont Geschäftsführer Lutz Wolff (via Turi2). Der sagte in der FAZ:

“Im Moment habe ich andere Sorgen. Wir müssen Programm machen. Ãœber E-Books denken wir später nach.”

Das findest Du natürlich ganz schlimm.

Spätestens, als der Amazon Kindle auf den Markt kam, hätte man beginnen müssen, zu denken.

Ich weiss nicht ob Du jemals einen Kindle ausprobiert hast. Ich habe das, den alten Kindle in Kambodscha und den neuen heute in Vietnam. Wenn dieses unpraktische Plastikteil das Buch verdrängt, dann nur weil eh keiner mehr lesen kann. Die schlimmste Benutzerführung seit Erfindung des Videorekorders, ein Winzdisplay verglichen mit einem herkömmlichen Taschenbuch. Es macht KEINEN Spaß mit einem Kindle zu lesen.

Natürlich tun sich die Verlage schwer mit E-Books, aber eben auch, weil die Technik bislang Schrott ist (und das eigentlich schon seit Jahren). Es gibt nicht den Hauch einer elektronischen Alternative zum Buch, von Haptik mal abgesehen.

Anders als Zeitungen beinhalten Bücher keine Nachrichten, die mal eben schnell online veröffentlicht werden können. Man will alles lesen, nicht nur die Schlagzeile. Und das geht am besten noch mit einem Buch.

Die Bedrohung der Bücher kommt eher aus einer Internetgemeinde, die 140 Zeichen Dienste wie Twitter hochjubelt und sich dann wundert, dass keiner mehr lesen will. Mittlerweile ist ja schon ein Blog zu viel Lesestoff und statt einer Email reicht schon eine Facebook-Nachricht. Das Problem der Verlage ist nicht, ob sie Ebooks haben oder nicht, das Problem ist, das wir uns keine Zeit mehr nehmen für ein Buch. Und das ist ein kulturelles und gesellschaftliches Problem, das man ernst nehmen sollte.

4 thoughts on “Lieber Thomas Knüwer, ….”

  1. Hallo Thomas (Wanhoff),

    da kann ich Dir, wie so oft, nur zustimmen. Genau diese Gedanken habe auch ich, das Kindle bzw. der Sony Reader können mich als Dauerleserin bisher nicht einmal ansatzweise überzeugen – und ich kenne auch niemanden. Danke für den Beitrag!

    Grüße aus München,

    Karla

  2. Bringst Du den Kindle mit zum Barcamp? Ich hab noch nie einen ausprobiert.
    Ich hab nur mal gehört, dass Leute mit Sehschwäche das Teil lieben, weil man die Schrift vergrößern kann. Glaub das hab ich auf TWIT gehört.

  3. Thomas, bitte lies mal genau hin. Ich schreibe doch selbst, dass ich den Kindle für derzeit verfehlt halte (ich habe in der Tat mit ihm gespielt). Aber: Bei der Ankunft der ersten MP3-Player hat auch niemand einen Ipod erwartet.

    Aber: Der Kindle ist in den USA nicht untergegangen, sondern wird anscheinend ordentlich benutzt und gekauft (Zahlen verschweigt uns Amazon allerdings). Aber: In Großstädten sieht immer wieder Menschen, die ihn benutzen. Schon dieses Gerät, bei dem das Display aus meiner Sicht das einzig eindrucksvolle ist, findet also eine signifikante Zahl von Nutzern.

    Und dann sagt ein Verlagsmanager, dass er keine Zeit hätte, sich Gedanken darüber zu machen? Weil das Tagesgeschäft – also das Erstellen eines Programms – wichtiger ist? Inakzeptabel.

  4. @Jan, nein leider nicht, war nur eine Leihgabe.

    @Thomas: Wie lange machen wir schon mit EBooks rum? Seit 1993 etwa. Es passiert nichts, kein wirklicher Durchbruch. Du solltest das mal von der geschäftlichen Lage sehen: Warum soll ein Verlag jetzt Millionen investieren ohne zu wissen was rauskommt. Setzen die – historisch gesprochen – auf Video2000 und es wird dann VHS, dann haben sie ein Problem.

    Und das können sie sich nicht leisten. Anders als Musik werden Bücher nicht mehr, sondern weniger gelesen. Und im übrigen ist ein MP3-Player genau so gut oder schlecht wie ein iPod, das ist genau der Denkfehler, den Du machst: Viele Leute haben mitnichten einen iPod, und der hat auch nicht wirklich zum Durchbruch der MP3-Player geführt.

    Musik und Literatur zu vergleichen ist wirklich Äpfel mit Birnen. Dann doch bitte den (Miss)-Erfolg der elektronischen Zeitung.

    Und dann kommen wir zum zweiten Problem: Du bloggst für ein Wirtschaftsblatt, und hast nicht einmal Zahlen parat? Weil Amazon so tut als ob der Kindle der Brüller wäre glaubst Du das einfach mal? Und weil Du mal wen mit einem Kindle in der Bahn oder sonst wo gesehen hast? Was ist eine signifikante Zahl von Nutzern? Der Knüwerquotient?

    Und schließlich hat der DuMont-Mann nicht gesagt er habe keine Zeit, sondern andere Sorgen. Und die hat er. Gerade ein Wirtschaftsblatt sollte mehr Substanz auch oder gerade in einem Blog bieten als solch pauschale Urteile.

    (Und am Rande: Dass Du es toll findest, die Bibel zu twittern, zeigt, dass Du offensichtlich die Bodenhaftung verloren hast. Etwas weniger Web 2.0 Kongresse und etwas mehr Alltag sind Dir wirklich anzuraten)

    Das schreibt wer der den ersten iPod hatte und wirklich nach jedem Gadget lechzt. Ich bin also NICHT technikfeindlich.

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