Weg mit den Anchorleuten und Chef-Korrespondenten

Das Desaster von Claus Kleber und dem iranischen Präsidenten hat es am Deutlichsten gemacht: Die Promis im deutschen Journalismus sind brave Fragensteller. Kleber war schon immer ein eitler Fatzke, der in den USA vor allem seine Produzenten arbeiten ließ und sich selbst lieber im Spiegel anschaute als eine Story zu recherchieren. Wer keine Ahnung (mehr) von seinem eigenen Business hat, macht wohl solche Aussagen wie die über die Tagesschau.

Aber er ist kein Einzelfall. Es liegt wohl in der Natur der Karriere, dass Journalisten, so sie befördert sind, das Interesse am Journalismus verlieren. Sie werden zu PR-Maschinen für den Sender oder Verlag, zu Verwaltungsangestellten die Budgets und Mitarbeiter verwalten. Oder sie werden Korrespondenten. Das sind in der Regel verdiente Mitarbeiter, die meist keine Sprachkenntnisse des Landes haben, in dem sie arbeiten.

Sie haben einen Mitarbeiter, der ihnen die Zeitungen vorliest (oder TV übersetzt), und dann klauen sie eine Geschichte und erzählen sie nach (wenn sie en gros machen, nennt man das eine Serie “Mein (Landesnamen hier einsetzen)”. Natürlich brauchen sie die Akkreditierung zur Regierungspressekonferenz, als ob dort irgendetwas passiert, was nicht in der vorab verteilten Presseerklärung stehen würde. Aber es macht sich gut, wenn der eigene Mann (oder Frau) beim Schwenk der Kamera zu sehen ist (oder gar eine Frage stellen darf!).

Gleich ob Ressortleiter, der die Welt nur noch aus Agenturen sieht, oder selbstgefälliger Korrespondent, sie alle haben eines verloren: Den Kontakt zu Leser. Oder um noch weiter zu gehen: Sie können selbst nicht mehr lesen. Dann nämlich wüssten sie, dass sie nur das sagen, was andere schon gesagt haben, oder was andere möchten, dass sie es sagen. Ein Regierungsstatement hat immer mehr Platz als das der Oppositionspartei, und Statements ausserhalb des parlamentarischen Systems kommen nur vor, wenn sie von bekannten Lobbyisten kommen.

Nicht dass das ein deutsches Problem ist. Alles, zumindest westlichen Staaten haben es. Die so genannte Presse ist gefangen in Selbstgefälligkeiten, Quoten und Arroganz. Natürliche gibt es Ausnahmen. Tom Burrow war so eine, als er noch in den USA war. Kristie Lu Stout von CNN weiss immer von was sie spricht (und ist sich auch nicht zu Schade, mit ihren Zuschauern zu kommunizieren). Aber es sind wenige. Die überwiegende Mehrzahl der Journalisten in höheren Positionen würden in einer Lokalredaktion heute völlig versagen, weil sie keine Ahnung mehr haben, wie man eine Geschichte findet und schreibt.

DESWEGEN braucht es Blogs und Social Media.
(So, fertig mit dem Rant)