NZZ und die State of the Blogosphere

So ganz neu in den Argumenten ist der NZZ-Artikel nicht, gleichwohl bedarf er Widerworte, vor allem wegen dieses Absatzes und es nachfolgenden kommentierenden Satzes:

Solche Euphorie verdient erhebliche Skepsis. Bereits die Zahlenangaben sind nicht sehr verlässlich. Laut einer Umfrage im Auftrag des Magazins «Focus» (Basis: 1010 Befragte) soll es in Deutschland 4 Millionen Blogger geben. Das ist sicher reine Phantasie.

Nötig ist allerdings eine Marktbereinigung in der Blogo-Sphäre, die die Grenzlinie zwischen bloss privater Äusserung und der Inszenierung einer Gemeinschaftskommunikation einerseits sowie der Wahrnehmung einer öffentlich bedeutsamen Rolle anderseits klarer erkennbar macht. Das bedeutet, dass die kommunikativen Verkehrsformen zivilisierter werden müssen. Wenn das die Blogger-Szene nicht selber regelt, werden das früher oder später die Gerichte tun.

Marktbereinigung? Gerichte? Lieber Heribert Seifert, das ist keine Frage der Marktbereinigung. Da müssen sie mal ihre eigene Argumentation anschauen. Entweder ein Blog hat keine oder nur wenig Leser, dann dürfte auch die darin enthaltenen Beschimpfungen “nicht relevant” sein. Ist es aber doch relevant, was ein Blogger sagt, dann stürzt Ihr Artikel ein wie ein Kartenhaus. Dann ist es nämlich eine neue Publikationsform. Bild, Coupè und Super Illu sind wahrscheinlich auch nicht der Traum ihrer journalistischen Maßstäbe, haben aber bislang auch jede Marktbereinigung überstanden.

Blogs sind der Spiegel der Gesellschaft. Es gibt Regeln für beide Bereiche. So wie es unter den 6 Milliarden Menschen auf der Erde manches schwierige Exemplare gibt, gibt es die auch in der Blogsphäre. Brauchen wir neue Gesetze aka Verkehrsformen, weil irgendwelche Trolle Schwachsinn reden? Nein, die haben wir zum einen (Gerichte, ja), zum anderen können wir aber vielleicht gerade durch die Blogs lernen, erst einmal miteinander zu reden? Das ist gerade bei Unternehmen nötig, die ihre Kunden imerm noch lieber abmahnen, wenn sie sich öffentlioch beschweren, als man nachzufragen, wo das Problem ist. ich werde das Gefühl nicht los, das gerade Vertreter der etablierten Medien laut nach Gerichten schreiben, weil sie sich imerm noch als Gatekeeper/Gralshüter von Informationen verstehen.

One thought on “NZZ und die State of the Blogosphere”

  1. Wahrlich nicht neu die Argumente. Aber irgendwie um so ärgerlicher. Hab dazu auch etwas “dampf” abgelassen. Mich ärgern vor allem immer diese Pauschalismen … ach einfach alles da.

    Grüße
    Andreas Auwärter

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