Ja, liebe TAZ, da ist dann woohl der Schriftsteller mit Euch durchgegangen, der muss es mit Fakten ja nicht so genau nehmen.
Die Backpacker an der Buddha-Bar
Das Begehr des Rucksacktouristen ist das Abhängen, sein erklärtes Ziel lautet: sparen DAS SCHLAGLOCH von ILIJA TROJANOW
Es geht um Backpacker und ihre Reise von Siem Reap nach Phnom Penh per Boot.
Trojanow war entweder gar nicht auf diesem Boot oder vor vielen Jahren oder hat irgendwie was durcheinandergebracht. Der Artikel strotzt vor sachlichen Fehlern.
Täglich verkehrt ein Schiff zwischen Siem Riep, dem touristischen Einfallstor zu den Angkor-Wat-Ruinen, und Phnom Penh, vormals eine Hauptstadt des Massenmords, heute geschätzt wegen seiner Cafés am Mekong.
Phnom Penh ist mitnichten geschätzt wegen seiner Cafes, die übrigens weniger am Mekong als mehrheitlich am Tonle Sap Fluss liegen (beide fließen in Phnom Penh zusammen), sondern tatsächlich besuchen Touristen und Backpacker auch heute noch Toul Sleng, das Foltergefängnis der Roten Khmer und die Killing Fields sowie den Königspalast.
Es ist ein hochmodernes Schiff, dessen Bug bei voller Geschwindigkeit aus dem Wasser ragt wie der Schnabel eines irre gewordenen Reihers. Nur Touristen können sich diese rasante Fahrt leisten, die einem die zwölfstündige Qual auf den zerfurchten Pisten Kambodschas erspart.
Die Boote des Mekong Express sind alte malayische Schnellboote, man sitzt unterhalb des Wasserspiegels und man nennt sie deswegen auch Flying Coffins. Die Fahrt dauert sechs Stunden, exakt so lang wie per Bus oder Auto über die Straßen, die mitnichten voller Schlaglöcher sind.
Da jedoch die wohlhabenderen Reisenden nach Siem Riep einfliegen, benutzen ausschließlich Backpacker das Boot, jene meist jungen Reisenden, die mit viel Zeit und wenig Geld ausgestattet sind.
Der Flug einfache Strecke kostet 80 Dollar. Das leisten sich auch viele Backpacker, die haben nämlich längst den Faktor Zeit erkannt. Das Boot kostet 25 Dollar, der Bus 6 bis 12 Dollar.
Leider ist der natürliche Kanal für Rennboote nicht breit genug, sodass sich jeder Fischer, der nicht rechtzeitig an Land gepaddelt ist, an die Seiten seines Einbaums klammern muss, um nicht über Bord zu fallen.
Einbäume habe ich nicht gesehen am Tonle Sap See, wohl aber kleine Fischerboote, deren Besitzer den Fahrplan kennen und wissen, wann die Schnellboote kommen.
Bewegung kommt erst wieder auf, als das Schiff die Hauptstadt erreicht und sich auf einmal zwei entschlossene Kohorten gegenüberstehen. Die Rikschafahrer, Hotelagenten und Tourführer auf der einen Seite, klein gewachsene Männer mit dürren Gliedern und einem etwas verzweifelten Gesichtsausdruck, deren Abendessen davon abhängt, ob sie einen Fremden als Kunden ergattern werden.
Es gibt keine Rikschas in Phnom Penh (das sind Gefährte die von einem Menschen gezogen werden), sondern Tuktuks, Cyclos oder Motos. Tourführer ist eine schlechte Übersetzung von Tourguides, gemeint sind Fremdenführer. Und das Abendessen hängt nicht von einem Kunden ab, auch wenn natürlich gerne das Geschäft noch mitgenommen wird. Ein Tuktukfahrer verdient etwa 2 Dollar pro Fahrt und hat am Tag zwischen 10 und 20 Dollar. Cyclofahrer sind schlechter dran, Motodubfahrer leben nicht von ihrem Job sondern haben noch hundret andere Nebengeschäfte. Fremdenführer haben, wenn Sie eine Lizenz haben, einen Tagessatz von 30 Dollar, ohne Lizenz 20 bis 25 DOllar pro Tag. Im übrigen gibt es einen Notstand was Guides angeht, die Nachfrage ist größer als das Angebot. Backpacker hingegen nehmen niemals einen Guide.
Sie springen auf die Mole und wischen die vordersten Angreifer zur Seite wie lästige Moskitos. Man vernimmt erste Ausrufe des Protests: “Two dollar? You must be crazy. Half a dollar, not more!”
Auch wenn das Zitat von einem ungenannten Backpacker stammen soll, sei dies angemerkt: Eine normale Fahrt in Phnom Penh per Tuktuk kostet einen Dollar für die kurze Strecke, 2 Dollar für mehr. Pro Person und bis etwa 21 Uhr. Dann wird meist 1 Dollar Nachtaufschlag verlangt. 50 Cent zahlt man den Motobikefahrern, nur verstehen die kein Englisch, da hilft Fluchen auch nichts (kleine Hilfe für Backpacker: rechts abbiegen heisst bot sdam, links bot tchveig und geradeaus dau drong, geschrieben in meiner Lautsprache. Karten kann kein Fahrer lesen).
Manch ein Paradies ist ruiniert, weil es unangemessen teuer geworden ist.
Hm, in Kambodscha kostet der Liter Benzin jetzt 1,50 Dollar, vor einem Jahr waren es noch unter einem Dollar. Reis und Fleisch ist um zweistellige Prozentsätze teurer geworden. In der Tat sind die veralteten Preise im Lonely Planet ein Problem – aber die Kambodschaner wissen das und wissen sich schon zu wehren, wenn einer zu dreist handeln will.
Die heutigen Rucksacktouristen hegen selten solchen Ambitionen. Ihnen reicht die in den Traveller-Ghettos servierte gefilterte und gechlorte Fremde völlig aus.
Was ein Unsinn. Die Backpackerviertel sind in der Regel weit weg von den Hotels der Paschaltouristen. In Nepal ist das Tamel, in Phnom Penh die Straße 278 und am Boeng Kak See. In Bali sind die Touristen in Nusa Dua, die Backpacker eher noch in Kuta. In Saigon sind die schicken Hotels an der Oper, die Backpacker sind an der Phan Ngu Lao. Da Guesthouses in der Regel Einheimischen gehören, sind Backpacker in der Tat näher dran am Leben als die Pauschaltouristen.
Backpacker sehen alle gleich aus, je nach Aufenthaltsland gehüllt in einen Sarong, einen Lungi, eine Kurta oder in die bunte Posthippieuniform, die man an Tankstellen der Backpacker-Autobahn wie etwa Goa oder Chiang Mai billig erwerben kann.
Ja und? Punker sehen aus wie Punker und Hiphoper wie Hiphoper. Wo ist das Problem? Haben Backpacker gesagt, sie wollen nicht so aussehen?
Irgendwie scheint Herr TROJANOW ein Problem mit Backpackern zu haben. Oder wollte er einfach mal ein paar Zeilen exotisches in die taz rotzen?