Ok, dieser Python war nicht in unserem Garten, aber bei den Nachbarn, und ich hatte gehofft, mit meinem Müllpicker die Schlange zu fangen. War aber ein untauglicher Versuch, weil ein 1.50 Meter Python doch schwerer ist als gedacht. Ausserdem war die Schlange nicht wirklich kooperativ. Weil die Nachbarn ein kleines Kind haben, hier andere Pythons sich schon an Kaninchen vergangen haben und so ein Wildtier grundsätzlich gefährlich ist, haben die Securityguards ihm eins auf den Kopf gegeben – auch mangels andere Ausbildung.
Ich werde jetzt versuchen eine Schlinge zu bauen, ähnlich wie man sie von Hundefängern kennt, damit beim nächsten Mal die Schlange überleben kann.
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Was mach ich hier eigentlich?
Mal ein kleines Update was ich hier in Bangkok gerade so mache. Nach wie vor bin ich ja Hausmann und kümmere mich um den Haushalt und vor allem unsere 5 Hunde. Die wollen ja beschäftigt sein. Das füllt den Tag aber nicht komplett. Das Schicksal hat mich wieder eingeholt: Erneut bin ich in ein Land gezogen das (derzeit) kein Barcamp hat. Nach Kambodscha, Vietnam und Laos (da waren es die ersten) organisiere ich jetzt das Barcamp Bangkok 2014 (es gab hier aber schon 5 Camps).
Durch vorherige Barcampbesuche in Bangkok, aber auch durch einen Besuch einer thailändischen Delegation beim Barcamp in Laos bin ich in Kontakt mit den Machern des Mekong ICT Camps gekommen. Und ein Teil dieser Truppe bildet nun mit mir das Team des Barcamps 2014.
Barcamps in Asien sind etwas anders als jene in Deutschland. Wir sind größer, auch wenn wir in diesem Jahr die Zahl auf 350 begrenzen müssen (aus Platzgründen). Bisher waren es 1000 Besucher in Bangkok, Kambodscha kommt schon an die 2000, und Myanmar hat das größte Barcamp der Welt mit 4000 Teilnehmern.
Am 23. August wird also das Barcamp steigen, und zwar im TK Park, 7th floor Central World. Das ist eine sehr schicke Bücherei mit Konferenzräumen, die wir gratis nutzen dürfen, und die Lage bestens weil mitten in der Stadt. Leider können wir in diesem Jahr nur einen Tag Barcamp machen, weil der Sonntag schon ausgebucht war. Wie üblich erwarten wir auch Besucher aus den Nachbarländern, Myanmar, Kambodscha und Laos, aber auch Singapore und Malaysia.
Wenn dann das Camp vorüber ist, werde ich die Koffer packen und für einen einwöchigen Aufenthalt nach Deutschland fliegen. Muttern wird 70, da kann man das schon mal machen (war seit 3 Jahren nicht mehr da). Das wird vom 26.8.-3.
Das Blog, bitte… (und keine billigen Ausreden)
Ja, es ist eine alte Geschichte, aber das macht es nicht einfacher: Der oder Das Blog? Letzteres natürlich. Weil es eben vom (Web)-Logbuch kommt, und das ist eben ein Neutrum. Heute postet ein öffentlich-rechtlicher (in diesem Fall Schweizer) Sender “Der Blog netzpolitik…” auf Twitter und reflexartig korrigierte ich mit einem “Das Blog”-Reply. Weil aber öffentlich-rechtliche Anstalten (!) nichts falsch machen, bekam ich als Rechtfertigung, dass beides möglich sein, und als Quelle einen Artikel von Anatol Stefanowitsch bei den Scieblogs, der anno 2011 schrieb, der Kampf für das Neutrum sei leider verloren. Auch wenn es sprachlich richtig ist, DAS Blog zu sagen (“Die deutsche Entsprechung Log(buch) ist ein Neutrum, und als das Wort (We)blog vor noch nicht allzulanger Zeit ins Deutsche entlehnt wurde, war es deshalb auch ein Neutrum”), haben viele, allen voran Medienvertreter, den die formen Sprache gewaltig mit, die falsche Form genommen. Warum? Anatol erklärt das so:
Nun, die semantisch motivierte Genuswahl, bei der einem Lehnwort das Genus der deutschen Entsprechung (oder des am nächsten verwandten deutschen Wortes) verpasst wird, ist nur eine von zwei Strategien. Die andere ist phonologisch: Das Lehnwort erhält das Genus eines lautlich verwandten Wortes. (Tatsächlich ist die Genuswahl noch etwas komplexer, aber das ist ein Thema für einen eigenen Beitrag.) Das Wort Blog ist nun lautlich identisch mit dem Wort Block, beide werden [blɔk] ausgesprochen. Und Block ist ein Maskulinum. Je stärker die ursprüngliche semantische Verwandschaft zwischen Blog und Logbuch also in Vergessenheit gerät, desto mehr setzt sich die phonologisch motivierte Genuszuweisung durch.
Das macht es nicht richtiger, DER Block zu sagen, sondern zeigt nur auf, wie Sprache funktioniert (und wie schnell mittlerweile, im Ãœbrigen). Weil es also alle falsch machen (siehe die Analyse der Tageszeitungen im verlinkten Artikel), wird es irgendwann richtig. Erinnert mich an “Fresst Scheisse, Millionen Fliegen können nicht irren”).
Und schließlich kapituliert auch der Duden und lässt beide Formen zu. Ich rekapituliere: Medienvertreter haben mal wieder keine Ahnung, wie sie mit so einem neuen Wort umgehen sollen und machen es falsch. Was nicht gerade ihr Auftrag ist: “Der umfassende Normenkatalog ist für alle Redaktionen von SRF verbindlich. Er trägt zur Sicherung der publizistischen Qualitätsstandards sowie zur Einhaltung von Medienrecht und Medienethik bei.” heisst es auf der Webseite.
Weil alle es falsch machen, wird es irgendwann akzeptiert. Und jene, die letztlich daran Schuld sind, dass es falsch ist, verweisen auf den Duden, der eigentlich nur vor ihnen kapituliert hat. Und so etwas wird von Zwangsgebühren bezahlt. Wenigstens nicht von meinen.
Moderne Sklaverei ist nicht nur im Rotlichtviertel
Ich habe ja verschiedentlich schon darauf hingewiesen, dass es zwar die Spendensäckel der Hilfsorganisationen füllt, wenn man moderne Sklaverei auf Prostitution und Kinderarbeit reduziert, aber mit der Realität nicht viel zu tun hat. The Guardian hat ein halbes Jahr lang recherchiert und einen hervorragenden Bericht über die Arbeit auf Fischkuttern in Thailand geschrieben.Diese Kutter holen jene Fische aus dem Meer die dann auf Krabbenfarmen verfüttert werden, und diese Krabben landen dann in den Tiefkühltruhen europäischer und amerikanischer Supermarktketten. Exporteur ist CP Food, eines der größten Unternehmen in Thailand, und ja, auch Aldi wird von CP Food beliefert.
Was der Guardian berichtet ist aber nur die Spitze des Eisbergs. Thailand ist kein Einzelfall, solche Boote gibt es auch in Vietnam, Kambodscha und in Afrika. Lange Zeit hat man sich mit Menschenhandel in der Prostitution beschäftigt, was in der Tat existiert, aber nicht in dem Ausmaß in dem es empfunden wird. Es verkauft sich halt besser. Vergessen werden die Männer und Frauen die in Fabriken arbeiten, auf Fischkuttern oder auf Baustellen. In Laos “kaufen” chinesische Investoren ganze Dörfer leer, um Arbeitskräfte zu bekommen. In Vietnam war das ähnlich, vor allem in der Bauxit-Industrie – nur sind da jetzt die Spannungen zwischen Vietnam und China dazwischengekommen.
Moderne Sklaverei braucht folgende Bedingungen: Korrupte Regierungen die nicht kontrollieren, skrupellose Geschäftsleute, denen ein Menschenleben nichts wert ist, Abnehmer in Übersee die nicht genau hinschauen und Konsumenten, denen egal ist woher das billige Essen kommt.
Nein, nicht jeder Pangasius oder Giant Shrimp aus Asien ist durch Sklaverei gewachsen, aber viele. Noch immer gibt es in Bangladesch, Pakistan und Nepal Textilfabriken in denen Menschen wie Tiere gehalten werden. Ja, es gibt auch gute Beispiele, vor allem Uniqlo scheint da ganz vorne zu sein was faire Verträge angeht. (Übrigens verkauft Starbucks eine Menge Fair Trade Kaffee, nur mal am Rande).
Und ja, ich will dem deutschen Konsumenten ein schlechtes Gewissen machen. Ich habe es auch, wenn ich hier zum 7/11 gehe – der gehört nämlich auch CP Food. (Die sagen übrigens dass 72 Prozent ihrer Lieferanten zertifiziert sind. Macht halt immer noch 18 Prozent Sklavenschiffe). Aber in Thailand wird ein Unternehmen nicht auf Beschuldigungen aus dem Ausland reagieren, und hier im Lande gibt es solche Reportagen nicht. Ich kaufe also soweit es geht am Markt, wir essen ohnehin vegetarisch (und ich keine Shrimps wegen Cholesterin). Aber wenn Aldi und Walmart CP Food auslisten, dann hat das einen Effekt.
Also die Bitte, schaut Euch mal den Bericht oder wenigstens das Video unten an. (Dies auch vor dem Hinterrund dass gerade 100.000 kambodschanische Gastarbeiten Thailand verlassen weil sie Angst vor Repressalien haben. Die Junta verneint das zwar, aber die Arbeiter glauben und vertrauen dem nicht – ich würde das auch nicht)
Die Ansprache des thailändischen Junta-Führers vom vergangenen Freitag
Proteste in Bangkok ebben ab – aber für wie lange?
Ich war am Sonntag in der Innenstadt, um mir ein Bild von den Demonstrationen zu machen (man kann mehr dazu in meinem Podcast hören, und sah einige hundert am Victory Monument. Gestern und heute waren es wohl schon weniger, und trotzdem ließ sich die Armee dahingehend provozieren, die Demonstranten als bezahlte Protestler zu bezeichnen und vor allem ausländische Medien anzugehen.
Nun ist es in der Tat so, dass im Gemenge der Demonstranten auch so genannte Red-Shirts, also Anhänger der gestürzten Pheu-Thai-Regierung sind, aber die Frage ist, wie groß der Anteil ist.
Heute wurde publikumswirksam im Foreign Correspondent Club der ehemalige Erziehungsminister Chaturon Chaisang festgenommen. Er war untergetaucht, sagte er wolle nicht der Armee Reporten sondern sich lieber festnehmen lassen. Das ist dann auch vor laufenden Kameras geschehen. Eine Begründung warum er aus seinem Versteck kam war übrigens interessant: Weil die Junta jetzt das so genannte Royal Endorsement hat, ist sie legalisiert.
Auch heute gab es wieder Festnahmen von Kritikern, andere wurden aber auch wieder frei gelassen. Es ist unklar, ob das der Einschüchterung dient, oder der Um-Erziehung, wie auf Twitter zu lesen war.
Das Eis für mich wird auch dünner, es wurde wiederholt von der Armee darauf hingewiesen, dass man keine Gerüchte streuen darf und bei Kommentaren aufpassen darf. Was das heißt liegt im Ermessen der Armee, Verstöße werden vor einem Militärgericht verhandelt.
So liest sich das dann offiziell:
In compliance with the National Council for Peace and Order (NCPO)’s instruction, Permanent Secretary for ICT Surachai Srisarakham stated that over 200 sites on the internet had thus far been terminated by the ICT Ministry due to inappropriate contents and tendency to stir up social conflicts. He affirmed that a constant watch would be kept over people’s use of the internet and social media by a newly-established committee, which was made up of officials from the ICT Ministry, the National Broadcasting and Telecommunications Commission, the Royal Thai Army and the Royal Thai Police.
The ICT Ministry has also drawn up the national internet gateway project, to be supervised by TOT and CAT Telecom, as a long-term measure to eradicate provocative online materials. The new project is believed to facilitate the inspection of suspicious websites and the blocking of viewers’ access to prohibited contents.
Wir haben immer noch eine Ausgangssperre von 10pm bis 5am, und CNN und BBC werden immer noch nicht übertragen. Übers Internet können aber beide Sender aufgerufen werden.
UPDATE Situation in Thailand 24.5.2014
UPDATE: Eben (19 Uhr Ortszeit Bangkok) hat die Junta auch noch den Senat aufgelöst, sie eine Art Oberhaus, dessen Mitglieder zur Hälfte ernannt werden und dessen Mehrheit eigentlich dem Militär und der Elite gewogen ist. Damit hat General Prayuth im Prinzip uneingeschränkte Macht: Er hat die Verfassung aufgelöst, es gibt kein Parlament, keinen Senat und er hat sich selbst zum Regierungschef ernannt. Wahrscheinlich war die aktuelle Maßnahme nötig, damit die Armee eigene Gesetze erlassen kann – sonst hätte man zumindest formal den Senat fragen müssen. Es scheint immer mehr, dass hier ein schon lange bis ins Detail ausgefertigter Plan ausgeführt wird. Unklar ist nur, werden ihn angefertigt hat.
Guten Morgen nach Deutschland. Die Lage in Thailand und vor allem in Bangkok ist ruhig. Es gab heute eine kleine Demonstration im Norden von Bangkok (gestern auch in Khon Kaen), die auch gleich von Soldaten und Polizei begleitet wurde. Bis zum Nachmittag meiner Zeit blieb es ruhig, es wurde aber wohl auch ein paar Wasserflaschen geworfen.
Derweil versucht die Armee weiterhin, Redshirts im ganzen Land in Gewahrsam zu nehmen. Ausserdem wurden weitere 30 Personen auf eine Liste gesetzt von Leuten, sie sich bei der Armee melden sollen. Sinn diese Festnahmen soll nach Aussagen eines Armeesprecher sein, ein Umdenken zu starten – was kaum der Fall sein dürfte. Die ehemalige Premierministerin ist noch immer in Armee-Gewahrsam, es ist unklar wie lange. Aus Kreisen ihre Bruders Thaksin wird verlautet, man überlege die Einrichtung einer Exilregierung – wie sinnvoll das ist wird sich zeigen.
Die Armee hat ein Organigram veröffentlicht, dass zeigt, dass eine Handvoll Generäle die wesentlichen Ministerien überwacht. Juntachef Prayuth Chan-ocha gilt als wahrscheinlicher Kandidat des Senats als Premierminister. Wenn man der Junta so zuhört was sie für Pläne hat, dann folgt sie exakt dem was Protestführer Suthep auch vorgeschlagen hat: Erst Reform, dann Wahlen. Sichergestellt werden soll vor alle, dass eine Regierung sehr stark von sogenannten unabhängigen Agenturen und Institutionen überwacht – man kann auch sagen eingeschränkt – werden soll. Details stehen noch aus.
CNN und BBC sind wie auch Deutsche Welle und TV5 abgeschaltet hier, aber die anderen – vor allem Unterhaltungs- und Sportkanäle – sind wieder on Air. Ich kann also heute Abend das Formel 1 Qualifying sehen. Das Internet funktioniert, es gibt Berichte dass einige Seiten von einigen ISPs geblockt sind, aber Thailand blockt ohnehin schon zehn Tausende von Seiten.
Die Ausgangssperre ist noch in Kraft, um 22 Uhr ist hier Feierabend – was uns nicht wirklich beeinträchtigt. Auch Touristen können sich bis 9 Uhr frei bewegen, sollten dann aber den Heimweg ins Hotel antreten. Nach 22 Uhr patrouillieren Polizei und Soldaten, die werden keinen erschießen, aber nachhaltig auffordern nach Hause zu gehen.
Coup in Thailand: Armee übernimmt Regierung
So jetzt ist es also doch passiert: Heute nachmittag hatte General Prayuth noch die Vertreter der beiden Lager sowie Wahlkommission und Regierung zu Gesprächen geladen, und mitten drin tauchten Soldaten auf, erklärten das Ganze für beendet, nahmen die Gesprächspartner in Gewahrsam und kurze Zeit später erschien Prayuth im TV und erklärte, die Streitkräfte haben die Regierungsgeschäfte übernommen.
Das ist natürlich in keiner Verfassung vorgesehen und ein Coup d’etat erster Klasse. Soldaten sind in der Stadt unterwegs, haben die Redshirts schon vertreiben und weitere Führer festgenommen, während man wohl mit der PDRC, den Regierungsgegner, die im Wesentlichen auf diesen Putsch hingearbeitet haben, glimpflicher umgeht.
Es ist eine Ausgangssperre verhängt worden von 22 Uhr bis 5 Uhr, und alle Thai TV Stationen sind abgeschaltet. Internationale Newsstationen wie BBC und CNN sind jetzt auch abgeschaltet, das Internet geht noch, mal sehen wie lange.
Die Verfassung ist ausser Kraft gesetzt, wie gerade verkündet wurde. Alle Institutionen sowie der Senat, die bislang als Gegner der Regierung galten, bleiben aber weiterhin in Amt.
Keiner weiß so recht wie es weitergeht. Der im Amt befindliche Premierminister Niwatthamrong Boonsongpaisan hatte wohl den Braten gerochen und war nicht zum Treffen im Army-Club erschienen, es heißt er sei an einem sicheren Ort.
Entscheidend wird sein, wie schnell die Armee die Macht wieder abgegeben wird und zu welchem Preis. Die Demokraten, die bislang jede Wahl verloren haben, sind sehr mit der Armee verbunden und es wird damit gerechnet, dass es eine Wahlreform geben wird. Die soll dann wohl sicherstellen, dass die Demokraten auch mal eine Chance haben (ja, das wollen die wirklich).
Die Lage ist sicher in Thailand soweit, vor allem in Bangkok. Kaum einer wird sich hier trauen, dem Militär gegenüberzutreten. Die Frage wird sein, wie es im Nordosten aussieht: Dort gibt es wohl Armeebatallions, die eher regierungstreu sind, und die Gegend ist die Hochburg der Redshirts und der Pheu Thai Party. Manche sehen einen Bürgerkrieg kommen zwischen der Landbevölkerung im Norden und Nordosten und der alten Elite in Bangkok und Mittelthailand. Doch bis dahin ist es noch lange hin, glaube ich. To be continued….
Zur aktuellen Lage in Thailand – tägliches Leben
Heute morgen habe ich nur mal die politische Situaton geschildert, aber wie wirkt sich der Notzustand aufs Leben hier aus? Ich bin noch bis morgen auf Koh Samui, und da merken wir gar nichts. Zwar sind in den Provinzen vereinzelt Soldaten auf Lastern gesehen worden, aber das beeinträchtigt nicht wirklich.
In Bangkok haben die Kontrollpunkte an Kreuzungen vor allem für noch mehr Verkehrsstaus gesorgt und die Bahn war heute morgen noch voller. Es gibt keine Ausgangssperre, und schon gar keine Schießereien. Eigentlich geht das Leben ganz normal weiter, nur dass die Thais jetzt wieder einen neuen Hintergrund – nämlich Soldaten im Jeep – haben für Selfies. Shoppung Malls sind offen und auch alle Sehenswürdigkeiten.
De facto ist das Militär jetzt an der Macht, auch wenn die Regierung noch Statements abgibt. General Prayuth besteht darauf, dass es sein Job ist, beide Parteien an einem Tisch zu bekommen. Ob das gelingt, wird sich zeigen.
Wer derzeit einen Urlaub in Thailand plant, kann den ruhigen Gewissens antreten. Pressezensur gab es schon vorher und die Sicherheitslage ist eigentlich besser als zu Hochzeiten der Demonstrationen. Wovon ich dringend abrate ist zu den Lagern von UDD (Redshirts) oder PDRC (Regierungsgegner) zu gehen. Beide haben eine Miliz ,die nicht zu Späßen aufgelegt ist. Der normale Tourist wird dort aber ohnehin nicht vorbeikommen. Es bleibt spannend.
To be continued…. (man kann mir auch auf Twitter folgen @thomaswanhoff)
Militär schickt Soldaten in die Straßen von Bangkok
Heute morgen sind wir in Thailand von der Nachricht überrascht worden, dass das Miltär Soldaten in Bangkok positioniert hat. Es sei kein Coup wird gesagt, aber man hat Martial Law ausgerufen, was so eine Art Notzustand ist. Die Armee hat die Kontrolle über alle Sicherheitseinrichtung und Medien übernommen.
Das Bild zeigt das Bulletin der Armee heute morgen auf allen freien TV-Sendern.
Ausserdem ist es verboten, Demonstrationen abzuhalten. Für die Redshirts und die PDRC bedeutet das, dass beide Lager zwar bleiben dürfen wo sie sind, sich aber nicht bewegen dürfen (also keine Umzüge). Weiterhin hat die Armee die Regierungsgebäude in Besitz genommen, die zuvor von Protestlern besetzt waren.
Die immer noch offiziel im Amt befindliche thailändische Regierung hat verlauten lassen, sie habe nichts von der Maßnahme gewusst. Man wolle die Situation jetzt analysieren. Die Armee bestätigte, nicht die Regierungsgeschäfte übernommen zu haben, sondern lediglich den Sicherheitsapparat.
Es scheint als ob die Armee keine Lösung der Konfrontation in naher Zukunft sah, dafür aber zunehmende Spannungen. Im äußeren Westen der Stadt haben sich mehrere tausend Redshirts versammelt, im Norden der Stadt die PDRC. Den Protestlern ist es nach wie vor nicht gelungen, die komplette Regierung aus dem Amt zu jagen, und man scheint in Armeekreisen befürchtet zu haben, dass die Aktionen militanter werden – auf beiden Seiten.
Es ist unwahrscheinlich, dass Redshirts oder PDRC Maßnahmen gegen die Armee unternehmen. Was unklar ist, ist wie die Reaktion im Nordosten des Landes sein wird, wo die Regierung die meisten Unterstützer hat.
Auch wenn die Bilder aus Bangkok mit den Soldaten und den Straßen gefährlich aussehen mögen, machen sie die Lage sicherer. Die Polizei hatte es bislang eher vermieden, für Sicherheits und Ordnung zu sorgen.
Eine Lösung des Problems ist nach wie vor nicht in Sicht. Solange Regierungsgegner im Alleingang die Macht übernehmen wollen, wird es keine Einigung geben . Die Frage wird sein, ob es der Armee gelingt, als Mediator wirken zu können, eine Rolle die sie bislang vermieden hat.
Hier noch die Einschränkungen:
– Take action against war or riots;
– Use arms to suppress unrest;
– Search, confiscate or occupy any premises or vehicles;
– Censor information;
– Block, search and control postal services;
– Activate the military court to judge on crimes within the area under martial law;
– Mobilise civilians to help the military;
– Procure resources such as vehicles or logistical materials to support military operations;
– Prohibit public gatherings, publications, broadcasting, transport,
communication, travel, the movement of people or any action that the Defence Ministry deems necessary;
– Enforce curfews;
– Destroy, remove or adjust any premise or location for the purpose of military operations;
– Arrest and detain suspects for a maximum of seven days.
– People are not entitled to any compensation for damage incurred during such military operations;
– Martial law can only be ended with a Royal Decree.
UPDATE Situation in Thailand
So, mal eine kurze Zusammenfassung wie die Lage hier in Thailand gerade ist. Nachdem Premierministerin Yingluck und ein Teil ihres Kabinetts ihren Job verloren haben (das Verfassungsgericht fand es nicht so gut, dass sie versucht, hat einem Verwandten einen hochrangigen Job zu verschaffen), versuchen Demokraten und alte Elite mit allen Mitteln die verbleibenden Minister und Parlamentarier loszuwerden, um dann die Regierung zu übernehmen. Sie wollen das halbwegs legal tun, deswegen brauchen sie die Mitarbeit der immer noch im Caretaker-Status befindlichen Regierung. Die hat natürlich wenig Lust, ihnen diesen Gefallen zu tun.
Herr Suthep zieht weiterhin mit seinem Mob durch die Stadt, besetzt hier ein Regierungsgebäude und macht dort dem amtierenden Premierminister soviel Angst, dass der ein Treffen mit der Wahlkommission verlässt, als Suthep vor der Tür steht.
Gestern Nacht hat es drei Tote und einige Verletzte gegeben, nachdem ein Unbekannter am Protestcamp auf Guards und Mob geschossen hat. Das wiederum nahm der Armeechef heute zum Anlass, daran zu erinnern, dass bei zuviel Gewalt die Armee für Ordnung sorgen muss (was man auch als Coup verstehen könnte.)
Ein Coup käme den Protestlern und Demokraten gelegen, weil sie dann erreicht haben was sie wollen, ohne verantwortlich zu sein. Genau das aber weiss die Armee und ziert sich deshalb. Die Redshirts, die Bodentruppen der Regierungspartei PT, haben sich um Westen der Stadt versammelt, ohne aber wirklich etwas zu tun dort, ausser Reden schwingen. Sie warten wohl darauf, dass ihre Regierung endgültig aus dem Amt gejagt wird.
Das Problem ist, dass keiner wirklich handeln will. Selbst Suthep kommt nicht wirklich weiter, auch wenn er schon mal seine Pressekonferenzen im Government Haus abhält. Aber da sitzen und tatsächlich regieren sind eben zwei paar Schuh.
Dummerweise wollen beide Parteien nicht miteinander reden. Es geht hier nicht um unterschiedliche politische Auffassungen, sondern um reine Macht. Partei verstehen sich hier nicht als Träger einer politischen Idee, sondern als Organisation, die ihren Führern zur Macht verhilft. Und deshalb gibt es auch keinen gemeinsamen Nenner.
Thailands Politik ist so irrational, dass es unmöglich ist vorherzusagen was passieren wird. Es gibt bestimmte Szenarien, aber die sind alle eher theoretisch. Wir werden sehen.
Die Proteste in Kambodscha, Thailand und Taiwan
Nicht nur in der Ukraine und in Venezuela gibt es derzeit Proteste, sonder auch in Taiwan, Thailand und Kambodscha. Die Frage stellt sich, ob es da Gemeinsamkeiten gibt.
In der Ukraine und Venezuela sind es vor allem Menschen aus der Mittelklasse, die letztlich politische Macht haben wollen. Während man in der Ukraine das Übel aus dem Land gejagt hat, steht man in Venezuela noch am Anfang. Die Frage stellt sich allerdings, ob nach den Protesten die Situation für die Menschen besser wird. Der Arab Spring hat gezeigt, dass oft nur eine Elite durch die andere ausgewechselt wird.
In Taiwan sind es vor allem Studenten, die die Proteste anführen. Die Sonneblumenbewegung ist keineswegs neu und viele Protestler sind schon seit länger im Geschäft. Was wollen sie? Vor allem weniger Einfluss aus China, und weniger Anlehnung an China. Sie wollen aber auch brechen mit vielen taiwanesischen Strukturen und Traditionen. Es ist das Aufbegehren einer jungen Generation gegen die Alten. Dass viele Studenten natürlich keine armene Menschen sind, sondern meist einen Mittelklasse-Hintergrund haben, könnte eine Rolle spiele, wenn die handelnden Personen später einmal an die Macht kommen. Werden sie dann immer noch so offen, radikal und basisorientiert sein? (Der verzinkte Artikel gibt noch mehr Einsichten in die Sonnenblumenbewegung).
In Kambodscha protestieren seit einigen Monaten vor allem die Arbeiter der Textilfabriken für mehr Lohn und bessere Arbeitsbedingungen. Nachdem die Opposition die Wahl verloren hat, versucht deren Führer Sam Rainsy die Proteste zu politisieren und für sich zu nutzen. Das macht ihn zwar zu einer Protestfigur, aber die meisten wissen in Kambodscha, dass es ihm nur darum geht, den Machthaber Hun Sen abzulösen. Rainsy ist keinen Deut besser als die CPP-Minister die jetzt das Land regieren, wenn ich nicht ganz so schlimm wie Hun Sen. Besonders gefährlich ist sein Hass gegenüber Vietnamesen – er ruft offen zur Diskriminierung auf. Am Ende werden die Arbeiter in den Fabriken Opfer gebracht haben, aber kaum eine Besserung sehen.
In Thailand protestiert vor allem die alte Elite. Es geht dabei – anders als in den obigen Beispielen – darum, ein autokratisches System zu stürzen, sondern eins zu installieren. Die jetzige Regierung ist frei gewählt, aber die tatsächliche Macht in Thailand liegt in den Händen der Armee und der sogenannten Amaart – jene elitären Familien mit Geld und Nähe zum Palast. Und diese – ihr politischer Arm ist die Demokratische Partei – haben bislang alle Wahlen verloren. Weil ihnen das nicht gefällt, rufen sie quasi zum Putsch auf. Bislang hat das die Armee erledigt, nach den Toten der Redshirt-Proteste ist die Militärführung aber ein gebrannten Kind und überlässt den Putsch lieber den Institutionen. Der so genannte Judical Coup soll sicherstellen, dass die sogenannten unabhängigen Agenturen – Election Commission, National Anti-Corruption Commission – und der Constitutional Court Premierministerin Yingluck Shinawatra aus dem Amt heben. Die Menschen die hier auf die Straße gehen sind in der Regel aus dem Süden herangeschaffte Protestier – im Süden sind die Demokraten stark. Hinzu kommt, dass es in Thailand eine ausgeprägte Führerkultur gibt – man folgt blind allen möglichen Führern, bis hin zu radikalen Mönchen.
Thai-Küche: Tom Ka Ti Jot Liang
Es ist schwer thailändische Gerichte ins Englische zu übersetzen, und noch schwieriger ins Deutsche. Die Suppe, die ich heute beschreibe, heisst auf Thai ยà¸à¸”เหลียงต้มà¸à¸°à¸—ิ und lässt sich als Kokosnusssuppe mit Liang-Gemüse. Der lateinische Name ist Gnetumgnemon Lonn.Var.Tenerum wem das weiterhilft. Die Blätter sind grün, manchmal auch leicht bräunlich und haben irgendwie einen leicht nussigen Geschmack, meine Frau meint aber es erinnere sie an Wirsing.
Wer also dieses Gemüse bekommt (vielleicht im Asia Laden), der sollte folgende Zutaten gleich mitbesorgen:
– Krabben (Stückzahl nach Belieben)
– ein Esslöffel Trockenfleisch (optional)
– 1 Tasse Kokosnussmilch
– 1 1/3 Tassen Milch
– 3 Schalotten
– Shrimp-Paste (1 TL, vorsichtig dosieren)
– Weisser Pfeffer
– Salz
– Zucker
Die Liangblätter waschen und klein schneiden (etwa 4 cm Stücke). Kokosmilch aufkochen, Shrimppaste, Zucker, Pfeffer, Salz und Milch dazu geben, dann die Blätter, Warten bis sie weich sind und dann Krabben und Schalotten dazugeben und gar kochen. Fertig. Wohl bekommt’s.
Warum Coffeeshops so gute Büros sind
Mein Buch über soziale Online-Netzwerke und wie sie unsere Beziehungen verändern habe ich weitgehend in der Skandinavian Bakery in Vientiane/Laos geschrieben. Jeden Morgen bin ich dorthin, habe mich im ersten Stock an einen Tisch in der Ecke gesetzt und mindestens drei Seiten geschrieben.
Das Script für den Kurzfilm, mit dem ich einen Preis bei der Vientianale gewonnen habe, ist im Joma entstanden, ein anderes Cafe in Laos.
Meinen Job in Vietnam (Projectmanager Intranet für Vinacapital) habe ich im Highland Coffee bekommen – dort fand ein Open Coffee Meeting statt.
Was früher das Cafehaus war ist heute der Coffeeshop. Anderer Name, aber auch andere Funktion. Cafehäuser haben etwas behäbiges an sich, für mich zumindest. Dort geht man hin um nichts zu tun. Nur einen Kaffee trinken und ein Stück Torte essen. Der Coffeeshop hingegen ist ein Büro, eine andauerende Konferenz, ein Meetingraum, ein sozialer Raum.
Mehrere Studien haben gezeigt, dass Starbucks und Co. durchaus gut für Ideen sind – und zwar Ideen die die Kunden bekommen. an anderer Stelle hatte ich gelesen, das wenn es um Ideen geht, viele Angestellte diese nicht am Schreibtisch im Büro bekommen, sondern zu Hause, im Auto oder eben im Coffeeshop.
Was ist nun das Geheimnis dieser öffentlichen Arbeitsräume? Ich denke es ist schlicht die andere Umgebung. Während wir im Büro (oder auch zu Hause) permanent unserer Umgebung Aufmerksamkeit schenken müssen, ist das Treiben im Cafe Hintergrundrauschen.
Ich spüre weniger Ablenkung, wenn ich inmitten vieler unbekannter Leute sitze, als wenn ich zu Hause bin. Dort kommen Nachbarn, meine Hunde wollen raus und wieder rein, die Waschmaschine ist fertig und die Blumen müssen gegossen werden. Im Cafe habe ich meinen Tisch,, meinen Computer und das war es (ich schalte alle Messenger und Notifications aus).
In Phnom Penh habe ich vor einer Woche Ian Masters getroffen, der Film und TV Scripts schreibt. Seine Routine: Nachdem er die Kinder in der Schule abgegeben hat, geht er ins Cafe schreiben. Er sagte dass sei schon so sehr Routine dass er seinen bevorzugten Tisch habe.
Natürlich hat das Cafe auch Nachteile. Das WLAN dort ist leicht zu hacken, und wer alleine ist, muss immer Angst haben, irgendwer klaut den Laptop wenn man mal aus Klo geht. Plus, die Getränke gehen ins Geld. Letzteres kann man schlicht durch Effektivität kompensieren. Ich zum Beispiel arbeite schneller im Cafe als zu Hause.
Und hier in Thailand (siehe Foto oben) bezahle ich 55 Baht für einen Kaffee, das ist etwa ein Euro. Dafür kann ich mir hier kein Büro mieten.
Nur um es klarzustellen: Ich sage hier nicht “Löst die Büros auf und geht ins Cafe!” Ich meine nur, dass es manchmal einfach besser ist, an einem anderen Ort zu arbeiten als gewohnt. So, und jetzt habe ich meinen Mokka ausgetrunken. Schönen Tag noch.
Blogs sind tot – es leben die Foren
Es ist sicher eine Generationsfrage, wenn man über Blogs spricht. Hier in Asien ist Bloggen eher unpopulär – die meisten sind schon mit 140 Twitter Zeichen überfordert. Facebook wird meistens zum share und Liken benutzt, dazu braucht es nur einen Klick. Instagram ist toll weil man viele hashtags nutzen kann, die einem vorgeschlagen werden – auch da muss man nichts tippen. Und bei Line schickt man Sticker – ein Bild sagte mehr als tausend Worte.
Nun ist das aber so eine Sache mit Sharen: Denn irgendwoher muss ja das Zeugs kommen ,mit dem man den anderen die TL vollmüllt. Es kommt meistens nicht aus SE-Asien. Sehr viel von dem was hier geteilt wird, kommt aus westlichen Medien – Websiten eingeschlossen. Es scheint mir manchmal als ob es keine Schreibkultur gibt hier.
Doch dann folge ich mal wieder einem Link in die dunkle Welt der thailändischen Foren, und siehe da, dort wird geschrieben was das Zeug hält. Panthip ist die wohl hässlichste Website die es in die Top 10 schafft in einem Land, aber hier zu Lande ist sie eine der erfolgreichsten.
Sanook.com ist auch nicht viel schöner, aber ebenso erfolgreich. Auch hier wird massig Content produziert.
Es scheint mir so dass hier in Asien Medien weniger Gatekeeper als Contentlieferanten sind. Während wir im Westen darauf stolz sind, dass wir jetzt alle selbst den nächsten Skandal aufdecken oder aber öffentlich die Kanzlerin beschimpfen können, ist man hier eher froh überhaupt Zugang zu haben und vor allem eine gewisse Vielfalt. Zeitungen kosten Geld und Bücher Zeit, TV ist immer noch stationär, aber das mobile Internet macht Information und Unterhaltung überall möglich. Hier mal ein Ranking der Top 10 Webseiten in Thailand. Auf Platz 1 ist da Hao123, das Baidu gehört, einem chinesischem Anbieter, was mich jetzt etwas überrascht. aber es geht mir gar nicht so sehr um die Hits und Pageviews, sondern was Leute machen und wie sie Inhalte schaffen.
Und da in Thailand zumindest nichts so lange hält wie ein Provisorium, werden Foren noch sehr lange sehr erfolgreich sein.
Deutschland: Reiseziel im Herbst
So, ich habe entschieden, ich muss mal wieder die Verwandtschaft sehen, zumindest einen Teil, und meine Mutter wird 70, also geht es im August nach Deutschland. Meine Audienzen gebe ich in Königstein.
Ich werde mit Lufthansa fliegen, weil die in der Tat die günstigsten sind. Irgendwie ist es krass zu sehen, wie stark Preisunterschiede sein können. Und da rede ich nicht mal von temporären Vergünstigungen, die ich zusätzlich meist noch in Anspruch nehme, sondern tatsächlich vom Basispreis für den gleichen Zeitraum zum selben Zeitpunkt herausgesucht. Die Thai Airways ist 10.000 Baht teurer, und Quatar und Ethihad liegen in der Mitte.
Jetzt denken wahrscheinlich wieder einige, dass Fliegen an sich ja gar nicht gut ist, wegen der Umwelt und so. “Eine einzige Flugreise nach New York belastet die Erdatmosphäre so stark wie ein Jahr Autofahren” habe ich mal im Greenpeace-Magazin gelesen, und das war der Stand 1997. Nun ist das so eine Sache mit den Zahlen: Wie Ex-Lufthansa-Chef Mayrhuber mal vorgerechnet hat, ist das Flugzeug mit 4,4 Liter Kerosin auf 100 Kilometer eigentlich ganz gut dabei.
Nun produzieren aber Flugzeuge auch Kohlenmonoxid und Kondensstreifen: Letztere wiederum reflektieren die Wärme und tragen so auch zum Treibhauseffekt bei. Bei Atmosfair kann man das nachrechnen lassen. Für meinen Flug sieht das so aus:
COâ‚‚ emissions: 1,960 kg COâ‚‚
Contrails, ozone formation and other effects: 3,810 kg COâ‚‚
Ich bin mir bewusst, dass Fliegen einen negativen Effekt auf die Umwelt hat. Aber das haben andere Dinge auch. Ich fahre kaum Auto hier, sondern Moped und S-Bahn. Ich benutze keine Heizung und die Aircondition nur in einem Zimmer nachts, und tagsüber etwa 4 Stunden im Wohnzimmer. Wir essen weitgehend vegetarisch, und wenn es Fleisch gibt, dann nicht aus Argentinien sondern Huhn aus Thailand. Es ist also nicht dass ich keine Bewusstsein habe was die Umwelt angeht.
Ich halte Fliegen innerhalb Deutschlands für komplett überflüssig, und wünschte innerhalb Europas würde man mehr Geld ins Bahnsystem investieren.
Langstreckenflüge haben keine Alternative. Man fährt nicht mit dem Schiff nach New York. Und ich kann Leute nur dazu ermuntern, zu Reisen. Es bildet ungemein. Deutsche Haushalte wären ohne Produkte aus Asien leer, aber wer war schon mal hier? Die Deutschen bleiben am liebsten im Land oder in Europa. Nur 7 Prozent der Reisen sind Fernreisen, und da stehen die USA und Kanada ganz oben, und dann kommen Pauschalreisen in die DomRep oder auf die Malediven.
Meine Empfehlung: Mehr Bahnfahren, und dafür mal ne Fernreise nach Asien machen. Wer den Kindern gezeigt hat, wo die Milch herkommt, kann ihnen dann zeigen, woher der Rest im Haus herkommt.
Filmcamp in Phnom Penh
Auch wenn ich nur ein Jahr in Kambodscha gelebt habe, ist eine besondere Liebe zu Land und Leuten geblieben. Ich habe viele Freunde dort, und versuche so oft es geht nach Phnom Penh zu kommen. In der Regel sind das die Barcamps, aber nächstes Wochenende fliege ich zum Filmcamp nach Kambodscha. Ich werde dort über die Probleme sprechen, gute Schauspieler zu bekommen, und warum ich glaube, dass Amateure manchmal die bessere Wahl sind. Es gibt nicht wirklich eine Schauspiel-Ausbildung in Kambodscha, und die meisten die in Filmen mitspielen sind eigentlich Sänger und Models, die sich oft in einen Film einkaufen – Papa bezahlt die Produktion.
In 2012 hatte ich in Laos ein Filmcamp organisiert, inspiriert von einer ähnlichen Veranstaltung in Singapur. Es kamen zwar “nur” 60 Leute, das aber waren die Mover und Shakers in der TV- und Filmindustrie in Laos, und es war eine sehr entspannte Atmosphäre, in der junge Filmemacher mit Regierungsvertretern über Zensur und Filmemacher sprechen konnten. Zwei Teilnehmer Waren Rithea und Suthen, zwei Kambodschaner, die dort in der Filmkooperative 4K tätig sind. Ihnen gefiel das Konzept, und sie trugen es mit nach Hause. Neben dem Filmcamp organisieren sie Mini-Filmcamps, schauen sich zusammen Filme an und veranstalten Workshops.
Mehr dann vom Filmcamp direkt.
Warum ist der Süd-Sudan plötzlich so sexy?
Schaue gerade BBC und einen Report über die Säuglingssterblichkeit in Süd-Sudan, und bei einem Meetup heute habe ich jemanden getroffen, der auf dem Weg in den Süd-Sudan ist. Es sieht so aus als ob das junge Land The Next Big Thing für NGOs ist und die Medien spielen munter mit. Geht es um die Ölfelder? Darum Chinas Einfluss etwas einzuschränken? Entwicklungshilfe ist immer Aussenpolitik, nach dem Motto “Ich rette Deine Kinder und Du gibst mir Deine Rohstoffe”.
Geschichten aus Asien – in Kurzfilmen
Ich habe mich seit ich in Laos lebte den Kurzfilmen angenommen, habe drei gemacht und mit einem – Forever – sogar einen Preis gewonnen. Derzeit arbeite ich an einem Projekt in Bangkok, in dem die Leute zu Wort kommen, an denen die Leute jeden Tag vorbeigehen – Straßenhändler.
Vor allem aber schaue ich gerne Kurzfilme, weil sie sehr kompakt wunderbare Geschichten erzählen. Es gibt eine Menge Festivals in Asien und auch eine große Menge solcher Filme. Einen davon habe ich hier eingebettet, und es ist eine dieser Geschichte, die – so glaube ich – eben nur in Asien erzählt werden kann. Viel Spaß beim Schauen.
Auf dem Moped durch Bangkok
Ich habe mal die Go Pro Hero 3+ Cam aufgesetzt und meinen morgendlichen Trip zur Bahnstation gefilmt. Ich bringe morgens Nataly zur Bahn und fahre dann wieder heim. Es sind nur 10 Minuten Fahrt (das Video ist in doppelter Geschwindigkeit) und für uns die einfachste Möglichkeit in die Stadt zu kommen. Fahren in Thailand ist weniger gefährlich als es aussieht im Video, vor allem wenn man ein paar Grundregeln befolgt: Nicht betrunken fahren, nichts nachts fahren, sehr umsichtig sein und niemals auf sein Recht beharren. Im Zweifel den anderen fahren lassen.