Nun überlegt SAT 1 also, die Nachrichten einzustellen, jenes so unfröhliche Format ohne Cliffhanger, das man auch nicht durch Werbung unterbrechen darf und das eh keiner schaut. Das Personal kann man locker einsparen und dafür sich ein paar Freelancer holen, die dann investigativ Familenstreitereien nachrecherchieren (oder bei Bedarf gegen paar Euro Zuschuss vielleicht sogar ins Leben und damit vor die Kamera rufen?).
Ich wage einmal einen Blick in die Zukunft: Die neuen Eigner mancher TV-Sender haben nicht den Hauch einer Ahnung von Medien. Deshalb schauen Sie auf Quoten und Rentabilität einer jeden Sendung. Wunderbar. Nur leider vergessen sie dabei, was denn einen Sender ausmacht – das Image, der USP. Das ist nun für SAT 1 zugegegebermaßen wirklich nicht einfach. Aber dennoch gibt es sowas, und das macht man nicht an Gerichtsshows fest sondern eben an Sendungen wie den Nachrichten. Oder auch am unsäglichen Akte-Macher Meyer. Aber das ist das Profil.
Und genau dieses Thema, Rentabilität einzelner Sendungen/Artikel/Formate wird die Landschaft der elektronischen Medien in diesem und nächsten Jahr noch ordentlich rütteln. Schon jetzt läuft die Boulevardisierung darauf hinaus, dass eine Sendung nur noch ein Werbeumfeld ist, das mit Eigentrailern beworben wird. Der Inhalt ist den Machern wurscht. Wenns Volk CSI schauen will, ok, wenns Barbara Salesch will, auch gut.
Genau diesen Verlust des Profils aber werden RTL und SAT noch bitter bereuen. Denn sie öffnen damit den Markt für die Nischenanbieter, die sich einen Dreck um den Mainstream scheren und Qualität anbieten. Am Ende bleibt RTL dann nur noch das Salesch-Publikum. Und SAT 1 schauen dann die Richter-Unhold-Freunde. Na viel Spaß dabei.
So ist das, wenn Medienunternehmen Leuten in die Hände fallen, die allein möglichst schnell möglichst viel Geld verdienen wollen. Wie bei Sat1, wie bei den “Objekten” Berliner Zeitung und Netzeitung des Herrn Montgomery. Im Lichte der neumodischen Managertypen mit ihrer einseitigen Profitorientierung kommen einem die altmodischen Verleger, die so etwas wie gesellschaftliche Verantwortung zumindest als Anspruch hatten, fast wie Lichtgestalten vor.
… versteh’ ich nicht: warum wirft man einem kommerziellen Medienunternehmen vor, das zu senden, was die Leut’ sehen wollen? War das nicht der Grund, warum wir Privatrundfunk haben? Weil die öffentlich-rechtlichen eben NICHT das gesendet haben, was die Zuschauer — also: wir! — sehen wollten… damals, als wir ARD, ZDF, ein drittes Programm und mit viel Glück noch ORF oder sonst einen “Nachbar”-Sender empfangen konnten?
Ich will mich hier nicht als den Fürsprecher von Sat.1 und Co hinstellen — fast alles von Sat.1 ist Müll, und die Nachrichten waren sowieso gänzlich unan-nehm/sehbar, insofern *begrüße* ich den Schritt sogar…
Wenn die Zuschauer derzeit auf Müll stehen und der Sender damit Geld verdienen kann, ist das völlig okay. Sobald die Leute des Mülls überdrüssig sind, wird auch Sat.1 wieder (ein wenig mehr) Qualität produzieren — und wenn man damit wieder Geld verdienen kann, sicher auch wieder Nachrichten.
😉
– Coke