Online-Video bei Medienhäusern: Streaming oder Download?

Ich habe mich eben mal wieder über arte geärgert, weil man dort Videos nur 7 Tage lang anschauen kann – als Stream. Nicht wenige Portale machen das so: Videos kann man nur dort schauen, und sonst nirgends. Warum? Weil man glaubt, dass der geneigte Zuschauer dann auch die um das Video herumgebastlete Werbung zur Kenntnis nimmt, das Zuschauen sein läßt und den Werbelink klickt. Was natürlich Unsinn ist. andere Gründe können angebliche rechtliche Probleme (wenn man bei der Produktion schon an online denkt, gibt es die auch nicht) und schlicht eine Denke wie “Ich will kontrollieren, wer meine Inhalte schaut.”

Verstanden hat das zum Beispiel der WDR, der ein hervorragendes Onlineangebot hat und vieles zum Download bereithält. Die Reportageserie Hautnah ist das Beste was ich im öffentlich-rechtlichen TV kenne. Oder die Tagesschau, die zehntausende Downloads verzeichnet und als einer der ersten verstanden hat, was Zuschauer wollen.

Das ZDF dürfte Millionen Gebührengelder ausgegeben haben, ohne zu verstehen, dass keineswegs die ganze Welt vernetzt ist und man sich nur per Internetverbindung Videos anschaut. Was für Youtube und Co. gilt, nämlich eine kurze Verweildauer, liegt daran, dass die Leute sich diese Videos zur Unterhaltung im Büro anschauen. Das macht aber niemand mit einer 43 Minuten Sendung. Die will man am iPod sehen oder per Laptop oder Videoplayer. Oder mit zu Freunden nehmen, oder im ICE oder Flugzeug. (Ja, man kann Wiso und heute, Frontal und noch zwei drei andere auch abonnieren, aber mehr auch nicht)

Die Welt kann immer noch keine Videos als Feed anbieten, bei der Sueddeutschen suche ich Videos vergebens, desgleichen bei bild.de. Fehlanzeige auch beim langweiligen Videoangebot der Frankfurter Rundschau.

Was mich am meisten wundert, ist das fehlende Werbekonzept. Warum um alles in der Welt schaltet keiner Werbung in den Spots, läßt die in Feeds einlaufen und sorgt für eine Riesenverbreitung via iTunes und Co? Warum werden überhaupt Feeds nicht umfassend genutzt.

Schauen wir nach USA, dann gibt es Plattformen wie Blip.tv, die dem Zuschauer alles Möglichkeiten bieten – Flashplayer oder Download, alles in verschiedenen Formaten.

Im US-Itunes-Store finden wir auch Tageszeitungen mit Podcasts: Washington Post, New York Times, alle auch mit Video. Wo ist das Problem bei Spiegel und Co.?

Meine Vermutung: Man hat das Netz immer noch nicht verstanden. Man versucht immer noch zu kontrollieren, statt zu agieren. Bildergalerien sind der letzte Versuch, sich und die Werbekunden mit guten Zahlen zu belügen. Eine Kapitulation der Verleger, im übrigen. Und mancher Onlineredakteure.

Video wird immer noch als kleiner Unterhaltungsschnipsel gesehen und als Add-On. Audio schon überhaupt. Ich glaube, einige pennen da noch ganz schön.

Man stelle sich vor, eine Tageszeitung dürfe man nur zuhause lesen. Oder nur um Büro. Geht’s noch, würde man sagen. Warum dann bitte nicht endlich Videos zum Download anbieten, vollgestopft mit Werbung wenn es sein muss.

Ach so: Natürlich kann man sich die meisten Videos doch runterladen, wenn man den flv-File hat und diesen dann umwandeln. Das ist aber nicht im Sinne des Anbieters, auch wenn es der beste Beleg gegen die Kontroll-These ist.

Wie es weitergeht? Schaun mer mal!