Ich sehe ja Dinge die in Deutschland passieren mit einem gewissen Abstand. Da kann ich auch gelassen sein, wenn mal gestreikt wird. Ich bin ja nicht betroffen. Aber irgendwie bin ich es schon, wenn ich den Aufschrei höre und lese. Als ob die Welt untergeht, wenn man mal nicht fliegen kann oder die Bahn nicht fährt (was sie ja sonst auch nicht macht). Als ob das Wohl des Einzelnen, oder einen bestimmten, gut bezahlten Berufsgruppe, wichtiger ist als das Solidarprinzip.
Nun sind die Piloten auch schon gut bezahlt, haben aber auch einen extrem schwierigen Job (die meisten CEOs würden es niemals so weit bringen). Und aus den USA und anderen Ländern wissen wir, wie unsicher Fliegen mit schlecht bezahlten und überarbeiteten Piloten sein kann. Arbeitnehmer sollen ordentlich bezahlt werden und nicht für Managementfehler büßen. Dass sich bei der Bahn zwei Gewerkschaften um den Kuchen prügeln, ist bedauerlich, sollte aber nicht den Lokführern angelastet werden.
Manche (viele?), die sich am lautesten beschweren, haben einen netten Bürojob (vielleicht sogar einen Tarifvertrag), vielleicht sogar ein Häuschen, arbeiten selten nachts oder müssen sich um 3 Uhr auf den Weg zur Arbeit machen. Wenn sie mal unkonzentriert sind, dann verrutscht vielleicht eine Excel-Zeile am Laptop.
Streiks gehört zur Gesellschaft wie auch politisch Andersdenkende, eine schlechte Regierung oder eine unfähige Opposition. Dass muss man aushalten, wenn man in einer Demokratie lebt. Niemand hat gesagt dass in einer freien Gesellschaft Smarties durch die Luft fliegen.
Ich lebe gerade in einer Militärdiktatur, in der man ins Gefängnis kommt, wenn man streikt oder sich politisch äußert.