Fliegen und Klimaschutz

Es zeugt schon von unglaublicher Dummheit, wenige Tage vor Eröffnung der ITB (die größte Tourismusbörse der Welt) zu sagen, man solle doch eine freiwillige Klimaschutzabgabe zahlen wenn man schon in den Urlaub fliegen müsse. Ich mag zum einen gar nicht zusammenzählen, wie oft die Herren Minister die Flugbereitschaft der Bundeswehr nutzen. Zum anderen gar nicht wissen, wie oft Herr Gabriel dann diese Abgabe zahlen wird.

Selbst Atmosfair (das sind die bei denen man eine Art Flugablaß kaufen kann) sagt:

Im Himmel herrscht Hochbetrieb – und das hat negative Folgen für das Klima. Dem maßgeblichen Bericht der internationalen Klimaforscher von 1999 zufolge betrug der Anteil des Flugverkehrs am menschengemachten Treibhauseffekt 1992 etwa 3,5 %. Aktuelle Schätzungen gehen von einer höheren Wirksamkeit der Emissionen aus. Danach könnte der Flugverkehr heute bis etwa 10 % zur globalen Erwärmung beitragen (mehr Infos).

Wohlwissend, dass es sich hierbei mitnichten um bewiesene Fakten, sondern Schätzungen und Berechnungen handelt. Zehn Prozent also, Eher weniger. Sicher, kein Pappenstiel.

Ja, Fliegen schädigt die Umwelt. Autofahren auch. Heizen erst recht. Und erst die Produktion von Lebensmitteln.

Aber man muss die Kirche im Dorf lassen. Zum einen machen die Deutschen schon mehrheitlich Urlaub in Deutschland. Zum andern ist Tourismus immer auch Hilfe für Länder, die sonst nichts haben. Da wäre wenigstens mal ein Abwägen notwendig.

Wenn dann aber atmosfair Solarküchen in die Indien als Projekt angibt, dann ist das ein Tropfen auf den heißen Stein einer Feuerstelle. Indien ist ein gigantischer CO2-Produzent, vor allem aber auch Luftverpester, weil nämlich offene Feuerstellen Rußpartikel in die Luft in einer Größenordnung stoßen, die das Mikro- und Makroklima verändert.

Ich werde das Gefühl nicht los, das wieder eine politisch korrekte Sau durchs Dorf getrieben wird, man diesmal halt auf die Flieger drauf haut, statt sich wirklich mal des Themas ganzheitlich anzunehmen.

Übrigens: Ich sehe auch keinen Sinn darin, für 900 Euro 14 Tage zum Baden in ein Hotelghetto in die Karibik zu fliegen. Das ist schwachsinnig. Ich sehe aber einen Sinn darin, die Kultur der Azteken an Ort und Stelle betrachten zu können. Und da brauch ich kein schlechtes Gewissen bei haben müssen.