Primetime-Krise

Der von mir hoch verehrte Bernt von zur Mühlen schrieb in seinem Tagebuch:

Wenn es darum geht, in der Primetime deutsche Fernsehware gegen US-Produktionen erfolgreich zu positionieren, sieht es nicht gut aus im deutschen Fernsehen. Besonders die Privatsender, die ein reichweitenstarkes Umfeld nach 20.00 Uhr für ihre Werbung brauchen, kommen zurzeit nicht aus dem Kreativitätstief raus. Jetzt hat Wolf Bauer, Chef der UFA, die Probleme klar auf den Punkt gebracht. Im Branchenblatt “Blickpunkt Film” spricht der erfahrene Produzent sogar davon, dass “bisher alle Versuche deutscher Produzenten, die richtige Antwort auf den Erfolg amerikanischer Lizenzserien zu finden, nicht erfolgreich waren”. Harte Worte. Und Bauer erläutert weiter: “Was in Deutschland fehlt, sind kompromisslose, gebrochene Seriencharaktere auf der einen Seite und eine größere Konflikttiefe der Geschichten auf der anderen Seite. Ich glaube, in diesen Bereichen waren Sender und Produzenten bisher zu vorsichtig, zu politisch korrekt. Wir müssen mehr ins Extreme gehen.”

Richtig: Die Drehbücher sind schrott, aber auch die Umsetzung. Wie gekonnt und nicht gewollt. Die Kameraleute und Regisseure machen 08/15-Arbeit. Schnitt und Gegenschnitt, Totale, das wars. Und jede Menge Licht. Immer und überall. Unschärfe ist verboten. Wer spricht, muss ins Bild. Details müssen 5 Sekunden im Bild sein. Ein Schwenk darf nicht verwackelt sein. Bei Dunkelheit ist nur der Himmel dunkel, der Rest erstrahlt in weißem Licht. Und: Dialoge werden so gesprochen, wie sie geschrieben sind – nicht wie man sie eben spricht. Hilfe!