Noch mehr Klischees: Eine Nacht in Bangkok

Dem Dem Autor scheint kein Klischee zu schlecht zu sein um es für seine Facebook-Bangkok-Geschichte zu verwenden. Ein Tuktukfahrer, ein Bargirl, eine High-So-Bar – so sieht die kleine Welt des deutschen Bloggers aus, wenn er mal nach Bangkok kommt. Damit er diesen Trip bezahlt bekommt, versucht er das irgendwie immer mit Facebook zu verbinden.

Da kostet die Pre-Paid-Karte 500 Baht, wenn man doch auch solche für 100 Baht bekommt. Da wäre die Geschichte von @motorcyrubjang spannend gewesen, ein Tuktukfahrer, der regelmäßig auf Englisch und Thai twittert (aber eben nicht auf Facebook ist. Warum eigentlich?). Da hätte man sich mal mit den politischen Diskussionen auf Facebook auseinandersetzen können und dem Lese Majeste Gesetz, dass dem einen Rahmen setzt. Den Auseinandersetzungen zwischen Schulen, die regelmäßig in Schießereien enden. Den Schmähungen gegenüber den laotischen Nachbarn.

Lustig übrigens der Satz: “UMTS-Empfang reißt selbst bei ausgedehnten Bootsfahrten, in verwinkelten Gassen und bei absurdesten Stockwerkhöhen nicht ab.” Erstens heisst das hier 3G, und zweitens ist Bangkok hinten dran mit 3G – wie jeder Bewohner beklagt.

Schade auch, dass Bob entweder keinen anderen Namen hat (was ich nicht glaube) oder aber der Schreiber sich nicht die Mühe gemacht hat, seinen Thainamen aufzuschreiben. Eigentlich journalistisches 1×1. (Nett auch die Beschreibung, dass ein Tuktuk-Fahrer “Touristen Geld entlockt”. Was ein Unsinn. Er ist ein Taxifahrer.)

Aber wenn mal einer aus Deutschland nach Bangkok kommt, dann muss er halt die Klischees bedienen: Weil in seinen Augen Bangkok eben nur das ist was er beschreibt. Wie arm. Es wäre so einfach gewesen, mal ein paar Leute in Bangkok zu fragen, die sich auskennen.

P.S.: Ich könnte wetten, das der letzte Satz erfunden ist: ” Einer seiner Kollegen weiß Bescheid: Bob bleibe heute Zuhause. Träumen, habe er gesagt.” Liest sich aber schön, oder?

Peak Season Laos 2012: Touristen sollten besser draußen bleiben

Man hat das Visit Laos Year 2012 ausgerufen (auch wenn es erst so richtig im Juni losging). Man baut hier maechtig viele Shopping Malls (auch wenn ich die noch nicht fertig sehe). Und man hat den ASEAM Gipfel geholt. Dummerweiser im November, Beginn der Hochsaison fuer den internationalen Tourismus.

Das bedeutet Ausnahmezustand. Das Auswärtige Amt schreibt:

Vom 03. bis 07.11.2012 finden in Vientiane zwei internationale Großveranstaltungen statt (ASEM-Business-Forum gefolgt vom ASEM-Gipfel). Angesichts der begrenzten Verkehrs- und Hotelinfrastruktur müssen Reisende damit rechnen, dass sowohl der Straßenverkehr in der Stadt als auch der Flugverkehr von und nach Vientiane in erheblichem Umfang beeinträchtigt sein werden. Zudem ist zu erwarten, dass sämtliche Hotels, wahrscheinlich auch einfachere Unterkünfte, ausgebucht sein werden.Reisende sollten vor diesem Hintergrund im Zeitraum 03. bis 07.11.2012 von vermeidbaren Reisen nach Vientiane absehen.

Im Januar, ebenfalls Hochsaison, haben wir die ATF (Asian Travel Fair) hier. Das gleiche Szenario, nur dass diesmal nicht mal genügend Zimmer für die Messebesucher da sind.

Und jetzt wundert sich noch jemand warum dieses Land es schafft im Business Climate INdex jedes Jahr zu fallen? Es ist schwierig in Laos Geschäfte zu machen, und es wird immer schwieriger. (BMW hat gerade 44 7er an den Gipfel verkauft, keine Ahnung, wer die bezahlt hat und wer die später bekommt).

Im Focus kann man nachlesen, wie das so ist hier mit Rechtssicherheit.
Ich kenne eine Firma die wartet auf 4 Millionen Dollar für an ein Staatsunternehmen gelieferte Güter. Ein anderes Familienunternehmen wartet auf 10.000 USD von einem Staatsunternehmen. Und und und.

Zur gleichen Zeit geben sich GIZ, KfW und Angestellte der Deutsche Botschaft die Klinke in die Hand nach Gesprächen mit der Regierung, in denen sie weitere Millionen Euro für Entwicklungshilfe geben. (Von denen das meiste versandet).

Klischees über Laos und wie man es richtig macht

Man kann es so machen wie der NDR (aber sollte es nicht), sich nämlich einem Land nähern, in dem man alle Klischees erfüllt und sucht, die man so kennt. Man nehme zwei nicht ganz so smarte Reisende (Backpacker), die dumme Fragen stellen wie “Delfine im Binnenland, wie geht das denn”?, sprachliche Highlights wie “unheimlich freundliche Leute” und eben Klischees wie “ein Paradies für Backpacker”.

Der Fluss ist “Badezimmer, Waschküche und Spielplatz” klingt ja ganz lauschig, ist es aber nicht: Es gibt eben kein fließendes Wasser, keine modernen Waschmaschinen und bestimmt keine deutschen DIN-geprüften Spielplätze.
Mal abgesehen davon dass es einen Anruf bedarf um die Flussdelfine zu finden, das muss man nicht “auf Abenteuer” gehen.

Die NDR Reportage ist erst geschrieben und dann gefilmt. Kein Wort davon dass in Vang Vieng 27 Menschen im vergangenen Jahr gestorben sind, weil eben Backpacker wie die beiden im Film den Thrill suchen. Auf einem Mopen ohne Helm zu fahren, ist nicht authentisch, sondern schlicht ein Zeichen von ausgesprochenem Leichtsinn und Dummheit (mal abgesehen davon dass die beiden sich eigentlich bewusst sein sollten, dass sie als Europäer eine Vorbildfunktion haben).

Ist ja schön dass es hier Zimmer für drei Dollar gibt, aber genau dass ist eben ein Problem, warum Vang Vieng eben nicht so entwickelt ist wie Luang Prabang: Weil Backpacker zwar Geld fürs Flugticket haben, im Land aber extrem knauserig sein.

Es ist 2012, und man kann natürlich einfach mal bei Google schauen wo es Flussdelfine gibt. Aber sicherlich ist es eine bessere Idee auf einem laotischen Markt danach zu fragen. Da kann man dann zeigen dass die Laoten Frösche essen (würde man das in Frankreich auch so machen)?

Einen Laoten “der liebe Opi” zu nennen mag ja viel Flausch haben, klingt aber wenig respektvoll.

Ach und Stifte und Hefte brauchen die Schüler nicht, sondern gescheite Lehrer und einen ordentlichen Lehrplan. Aber es sieht halt nett aus mal eben ein paar Stifte zu verschenken.

Ãœbrigens ist es nicht nur lebensgefährlich auf einem Fahrrad zu fahren, sondern auch in einem Minibus. Aber das vergessen Backpacker gerne. Und keiner sagt Ihnen wie viele tödliche Unfälle es gibt. Und auf dem Backpackertrail “zufällig Leute zu treffen” ist auch eine Kunst.

Laos braucht keine Backpacker mehr. Laos braucht Touristen die das Land kennenlernen wollen und nicht Klischess hinterherrennen und denken, das ist ein Disneyland. Die viel Geld hier lassen, um zu zeigen dass es besser ist Tourismus für gut bezahlenden Touristen zu entwickeln, und damit langfristig Einkommen zu sichern, anstatt das Feld den Billig-Backpackern freizugeben, die ihre Bierflaschen in in den Fluss werfen, “free LaoLao” trinken und den Drogenhandel unterstützen.

Anne und Bunki, bitte bitte kommt nicht mehr hierher: Geht mal in die Schule und lernt mal was über die Welt. Und wie man herausbekommt, wo die Flussdelfine sind. Und wie man statt einer Heideidei-Dumpfbacken-Reportage sich der Frage annimmt, warum es nur noch 85 Delfine gibt, welchen Einfluss die Dämme haben, und vielleicht auch mit den WWF Leuten vor Ort sprechen. Dann würde man direkt nach Pakse fliegen und sich des Themas annehmen. Aber es ist natürlich schöner, eine gute Ausrede zu haben mal eben auf GEZ-Zahler-Kosten durchs Land zu reisen.

Wie man es besser macht, hatte gerade das Auslandsjournal gezeigt: DAS ist Journalismus.

Leckeres aus Asiens Küche: Pandanus Blätter

Pandanus amaryllifolius or Bay Teuy

Heute mal was aus der Küche: Ich habe schon immer gerne hier Huhn in Pandanusblättern gegessen. Dazu schneidet man Hühnerbrust in kleine Würfel und wickelt sie in Pandanusblätter. Dann werden sie einfach auf den Grill gelegt. Doch jetzt lernte ich dass Pandanus noch zu ganz anderen Gerichten verwendet wird. Zum Beispiel kann man den Stengel in warme Kokosmilch tunken und ihr damit einen besonderen Duft verleihen. Gerne wird das Kraut auch kurz ins kochende Reiswasser gelegt – gerade bei Basmati- oder Jasminreis macht das das Ganze noch leckerer.
Übrigens gibt es viele verchiedene Pandanuspflanze, über die ich hier spreche ist die Pandanus Amaryllifolius Es gibt auch einen deutschen Eintrag darüber..
Meine neueste Entdeckung ist aber einen Tee daraus zu machen. Einfach Blätter etwa 5 Minuten kochen, das Ganze süßen und kalt werden lassen – ein wohlschmeckendes Sommergetränk.

Got some Bai Tui from my neighbors. You can make tea out of it. Anyone knows the Lao writing?

Die Bilder zeigen eine junge Pandanuspflanze in meinem Garten und die abgeschnittenen Stengel.

News aus Laos

Ich paste das mal in Englisch, weil ich gerade zu faul zum Ãœbersetzen bin. Meine kleine Analyse des bevorstehenden Clinton-Besuchs in Laos:

So big news in town: US Secretary of State Hillary Clinton will visit Laos. Or better: She will make a stop here, since she is on a Asia tour anyway. Why she visits Laos? Beside the official statements (there was a invitation from the Lao government), there are two reasons, one is strategic, one is bilateral. Let’s talk about the bilateral aspect first.

Since the Lao government opened the country more to the west, relationships between the former enemies became better and better. The main reason for Laos is that it needs assistance in UXO cleaning and since the Americans dropped the bombs they are the first to ask to clean up the mess (what they actually do, but with certain limits). Laos also needs donors for development, and for the US it is a easy way to pay the guilt. And last but not least for a small developing country is it very important to have any relations with any of the G20 countries – a bit sunshine that blinks into the shadow. So Laos isn’t much important for the US, but the US is important for Laos.

But there is also the strategic factor. Chinas influence in Laos is visible everywhere, from construction in the capital to mining in the countryside. In the last 3 years more and more Chinese investors showed up – and more and more state representatives. The US gov is shifting it’s interest from the middle east to Asia, actively looking for allies. Vietnam can be one, Thailand is on the wish-list (although there was a setback with the recent NASA disaster), Cambodia is interesting, and Myanmar important. All this is done to prevent too much dominance of China. Southeast Asia has become the strategic most important region in the power struggle between China and USA. So Clintons visit to Laos means basically: “Hey China, we are here too”.

Unfortunately the US foreign politics is still dominated by old thinking generals. Power means military power. China is taking a different path: Instead of soldiers they are sending businessmen (Vietnam copied that). Most of the Chinese investments are actually done by state owned companies, so in fact it is the government of China renting or leasing a lot of prime real estate and having permission for certain mining rights etc.

For Laos it can be an advantage to be in the middle, once it is balancing the two powers and getting the most out of it. It may boost development, when more US money is flowing in. Also, the strong ties with Vietnam, not a big fan of China, may help to prevent too much Chinese influence.

Vang Vieng in Laos: Ein bißchen Darwinismus

Ich habe es mehrfach hier und auch in meinem englischen Blog geschrieben: Vang Vieng ist schön gelegener Ort, der durch Springbreaker und andere, meist 20somethings, systematisch zerstört wird. Die Basler Zeitung hat sich dem Thema jetzt angenommen. 27 Backpacker seien im vergangenen Jahr gestorben, nachdem sie versucht haben, besoffen in einem fremden Fluss auf einem Gummireifen zu schwimmen. Kein Ahnung wo die Zahl herkommt, aber sie deckt sich mit unseren Erfahrungen hier.

Kostprobe:

Zu den Hauptattraktionen gehört ein wenige Kilometer langer Abschnitt des Flusses Nam Song. Seit einigen Jahren hat sich dort das sogenannte «Tubing» etabliert. Dabei treibt man auf Lastwagenpneus auf dem Wasser. Ebenfalls beliebt sind Sprünge aus mehreren Metern Höhe in das trübe Wasser. Zusammen mit dem Alkohol- und Drogenkonsum ist das eine mitunter tödliche Kombination.

Schlechtes Karma im Fluss

Auch ausserhalb der Partymeile Vang Vieng haben die Eskapaden der Westler ihre Auswirkungen. Die traditionell orientierten Bewohner der umliegenden Dörfer können den Fluss nicht mehr nutzen, wie sie es gewohnt waren. Waschen, fischen, baden: all dies ist den Menschen vergangen, weil für sie die vielen Toten schlechtes Karma bedeuten. Ausserdem stossen sie sich an halbnackten, sturzbetrunkenen Westlern.
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Kann ich nur bestätigen.

Wirtschaftsentwicklung in Laos und Myanmar

Beide Länder gelten als arm. Myanmar (aka Burma) öffnet sich gerade und such aktiv den Kontakt zum Westen. Auch wenn man den Ex-Generälen nicht blind vertrauen sollte, ist ein wenig Vertrauen angebracht: Schließlich braucht das Land dringend Entwicklung. Myanmar hat etwa 70 Millionen Einwohner.

Laos hat 6 Millionen Einwohner und ist auch arm. Seine Regierung hat sich vor zehn Jahren zwar wirtschaftlich geöffnet, politisch aber nicht. Myanmar hat wegen fehlender demokratischer Strukturen Sanktionen bekommen, Laos hingegen Entwicklungshilfe.

Myanmar versucht – ähnlich wie Vietnam seinerzeit – mit regulierter Wirtschaftskraft aus der Misere zu kommen, statt wie Laos am Tropf der Gebernationen hängen zu wollen.

Das liest sich dann so:

Foreign investors are to be lured with a five-year tax holiday and be permitted 100 percent ownership of firms registered in Burma.

Foreign businesses will also be allowed for the first time to lease privately owned land.

The incentives are part of the government’s next phase of reforms to help open up the country for development.

In Laos hingegen werden gerade alle Buchungen von Touristen in Hotels für November auf Druck der Regierung gekündigt, weil man im Visit Laos Jahr die Betten für die Delegierten des ASEM-Gipfels braucht. Die Steuern für Einkommen und Firmen wurden gerade erhöht, außerdem hat die Regierung deutlich gemacht, Construction-Projekte nur mit Bonds zu bezahlen. Wer Cash möchte, bekommt nur 70-80 Prozent der vereinbarten Summe. Im Ease of Business Index schafft es Laos noch zu fallen.

Zurzeit entstehen hier nur chinesische Shoppingmallprojekte und Hotels, was die Befürchtung wachsen lässt, dass Laos und vor allem Vientiane ein Las Vegas Südostasien werden – nur eben nicht so spektakulär, sonder vor allem mit allen negativen Aspekten. Ich gehe davon aus, dass mit den chinesischen Projekten die Zahl der Prostituierten sprunghaft ansteigen wird, ebenso wie die Karaokebars. Das Schlimme ist, dass dies unter den Augen der Vereinten Nationen, der Weltbank, der Asian Development Bank und der westlichen Hilfsorganisationen geschieht und diese nichts machen. Statt Druck zu machen und Gelder zu kürzen, versucht man, hier und da ein Glutnest zu löschen, während die Chinesen mit dem Flammenwerfer herumrennen (DIE Chinesen stimmt insofern, als dass viele Firmen staatseigen sind).

Wer in Asien investieren will, sollte nach Myanmar gehen und die Hände von Laos lassen.

Was zum Beispiel CARE mit Deinen Spenden macht

… zum Beispiel einen Consultant suchen. Consultants, das ist das Gute, sind Teil des Projekts, werden also in der Regel nicht als Verwaltungskosten ausgewiesen, obwohl sie natuerlich nur am Schreibtisch sitzen. Bei Care frage ich mich immer, was die eigentlich den ganzen Tag machen, wie die fuer jeden Pups einen Consultant suchen. So eine anzeige wie diese habe ich schon mal gesehen hier in Laos:

CARE International in Lao PDR is seeking applications for a consultant to carry out a Proposal Development for CARE International in Lao PDR as follows:

Project Background
CARE Laos has been operational in Laos since 1992 and is line managed through CARE Australia. CARE works wherever there is a need and wherever we can assist. We abhor discrimination on the grounds of race, gender, age and political or religious beliefs. CARE has been present in Sekong project since 2007, and has a view to expand the current programming with a view to reduce poverty.
Purpose of the consultancy
Support CARE in the development of a proposal for EU funding (Non state actors).

Consultant responsibilities:
· Pre-field visit activities (Document review)
· Field visit (including village visits and consultation with stakeholders)
· Proposal preparation – first draft in EU format including annexes a draft budget
· Final proposal draft based on feedback

Timeframe
Total of 16 days
To be completed by 22nd July

Consultant Specifications
1
Experience
At least 5 years experience in development and/or humanitarian response programming, with a focus on SE Asia preferable.
2
Qualification
Relevant post graduate qualifications
3
Technical skills
Proposal development – experience with EU proposal preferred
4
Language
Excellent written and spoken English language skills.
5
References
A minimum of two referee contacts who have managed the proposed consultant previously

Fleisch

Protein anyone? by thomaswanhoff
Protein anyone?, a photo by thomaswanhoff on Flickr.

so sieht das aus wenn man hier am Markt getrocknetes Fleisch kauft. Es ist in drei Stunden locker weichgekaut, und die Krümel drauf sind Sesamsamen. Nicht sichtbar dagegen die Chilisamen, die das Ganze zu einem unvergesslichen Erlebnis machen. Hinten rechts übrigens die Luang Prabang Wurst, die einer deutschen Bratwurst locker Konkurrenz machen kann. Ganz locker.

Pluralität: Wer sie fordert, darf sie im eigenen Haus nicht beklagen

Schleswig-Holstein hat gewählt und die Tagesschau schreibt:

Nach dem knappen Ergebnis der Landtagswahl in Schleswig-Holstein wollen die Parteien heute in Kiel die Weichen für die künftige Landesregierung stellen.

Nun lebe ich in Ländern die zwar wie Laos das Wort Demokratie im Namen führen aber recht wenig davon halten. Dennoch glaube ich daran dass das die beste verfügbare Staatsform ist, und deshalb mache ich gerne auch dafür Werbung. Was Demokratie neben der Volksherrschaft vor allem bedeutet, ist Vielfalt. Das Volk entscheidet, und diese Entscheidung ist zu respektieren. Damit tun sich manche Medienvertreter schwer.

Was ist ein knappes Wahlergebnis? Wenn nicht alle Abgeordnetenplätze besetzt werden können? Wenn es ein Quorum gäbe für die Wahlbeteiligung? Nein, es geht um Machtverhältnisse. Es “muss” klar sein, wer die Macht hat. Die Volksentscheidung, eine bestimmte Anzahl Abgeordnete gewählt zu haben, verliert in der Parteiendemokratie Sekunden nach der ersten Hochrechnung ihre Bedeutung.

Allerdings kann da bald wieder interessant werden: Wenn nämlich wie gerade der CDU geschehen die großen Parteien nicht mehr genügend Überhangmandate haben. Dann werden Direktmandate (und damit der direkte Wählerwille) wieder wichtiger. Vielleicht ist das schon ein Verdienst der Piraten: Die Landeslistensicherheit gebrochen zu haben.

Es ist weder eine Schande noch eine Krise, wenn es mehrere Parteien im Parlament gibt. Vielmehr ist das Ausdruck einer heterogenen Gesellschaft. Es gibt eben kein Recht-Links mehr, sondern verschiedene politische Ausdrucksformen. Das bedeutet im übrigen auch, dass es Parteien gibt, die sich eben nicht als Volksparteien verstehen, sondern bestimmte Bevölkerungsgruppen repräsentieren. In den Ländern, von denen der Westen immer mehr Demokratie fordert, gibt es die durchaus, nur eben innerhalb einer Partei und ohne jegliche Transparenz (hier in Laos kann man lokal Kandidaten von der Liste streichen, zum Beispiel).

Was es nicht gibt, ist Pluralität. Wer die fordert, darf sie im eigenen Haus nicht beklagen.

ZDFlogin: Wie kann man Gebühren eigentlich noch besser verschwenden

Ich habe gestern 5 Minuten ZDF login geschaut und dann angewidert abgeschaltet. Das ist Hitradio im Fernsehen. Aalglatte Moderatoren, die schrecklich künstliche Texte ablesen,. die irgendwie cool sein sollen. Es fröstelte mich und ich habe mich gefragt, ob nur ich das Gefühl habe, hier mit politisch korrekten Parametern erzeugte Hologramme zu sehen. Aber ich bin nicht allein, wie ein hervorragend geschriebener Beitrag von synthie und roma auf Sueddeutsche.de zeigt.

Ich denke Lauer hat einen Fehler gemacht in so eine Retortensendung zu gehen. Da ist keiner den er überzeugen kann oder muss. Er kann nur verlieren, weil die Retortenbabys aka Moderatoren einen Ablauf haben, der nicht gestört werden darf.

Fernsehen heute muss berechenbar sein, darf nicht auffallen, nicht anecken. Wie man einen Beitrag baut hat neulich ein Volontär auf Youtube gezeigt, und es war nicht lustig, sondern nackte Wahrheit. Fernsehen heute wird aus Bausteinen gemacht, aus Stereotypen. Man versucht sich in Effekthascherei, wie der selten dämliche Beitrag über die “Piraten in der FDP und CSU” zeigt. Das ist Kinderkacke, sowas. Und es ist gefährlich, weil dadurch der Eindruck entsteht, das Fernsehen mache sich mit den etablierten Parteien gemein, indem es Argumente liefert, warum man die Piraten nicht braucht.

Es ist schon faszinierend. dass Jahrzehnte nach dem Aufkommen der Grünen sich Geschichte wiederholt. Erst macht man die neue Partei lächerlich, dann versucht man einige der Inhalte stümperhaft selbst einzubinden und bald wird es Abwerbeversuche geben. Die Grünen hatten damals ein sehr gutes Wirtschaftsprogramm, und man hat ihnen dennoch vorgeworfen, nur in Umwelt zu machen.

ZDFinfo macht sich zum Propagandakanal einer etablierten Elite, die versucht ihre Pfründe zu verteidigen (nicht auszudenken wenn die Piraten irgendwann mal im Verwaltungsrat sitzen). Und man sendet an den Menschen “da draußen” vorbei, so wie man das damals bei den Grünen gemacht hat.

Nochmal Login: so sehen da Texte aus: “Die Piraten klicken, die Liberalen kämpfen, doch wem gehört die Zukunft?” Soll das witzig sei, oder originell? Wer hat den beiden, die aussehen als ob sie gerade vom Abschlussball der Tanzschule kommen, denn beigebracht, das Stereotype, Klischees und Vorurteile die notwendigen Zutaten für eine “tolle” Moderation sind?

Es geht weiter: “… mit tollen Gästen”.. Soll das Umgangssprache sein” Wenn ja, dann bitte in der ganzen Sendung, und zwar so wie die Menschen wirklich sprechen. Ansonsten bitte mal nachschauen, woher das Wort “toll” kommt.

“…wissen alle, die Piraten sind nicht nur urbane Digitalnerds, nein, sie sind auch in Ottonormaldeutschland vermittelbar. Manche meinen, sie wären sogar die besseren Liberalen.. Findet Ihr das auch?” “…jeder darf mitquatschen… aber immer schön Wiki-Wiki..eben noch chatten im Netz und plötzlich labern in Parlament.. voll cool diese Nerds…Transparenz statt Wahlprogramme”

Verkrampfter geht es ja wohl kaum?

Leben als Hausmann

Ich hatte heute wieder so ein Erlebnis. Ich saß in einem Cafe und suchte nach Rezeptideen was ich heute Abend kochen soll. Pinterest ist mir da ein guter Helfer geworden. Ich fand eine lecker Linsensuppe, und während ich mir das Bild aufm iPad anschaue, kommt die Besitzerin des Cafes und fragt, ob ich das kochen will. Ich sage ja, ich möchte was frisches heute abend. Sie weiß, dass ich zu Hause koche für mich und meine Frau, weil letztere eben das Einkommen bestreitet als Chef einer Firma. Ich kümmere mich um das private.

Die Cafebesitzerin sagt dann, das es meine Frau echt gut hat, ich als Mann zu haben, der für sie kocht. Ich fühlte mich geehrt und geschmeichelt. Aber eines geht mir nicht aus dem Sinn: Wenn der Mann den Hauptjob hat und die Frau im Cafe sitzt und überlegt was sie kocht, wird dann irgendwer sie loben dafür und sagen “Was hat ihr Mann für ein Glück?”.

Wer das nächste Mal einer Hausfrau begegnet, kann sich ja an diese kleine Geschichte erinnern und sie loben.

Ach so: Die meisten Hausmänner hier die ich kenne kochen nicht, sie haben eine Nanny und eine Maid und einen Gärtner und so. Fast alle sagen, sie suchen noch einen Job, als ob es ein Makel wäre, Hausmann zu sein.

Entwicklungshilfe: Wer kontrolliert Berater?

Mal wieder ein rant gegen Entwicklungshilfe. Hier in Laos kenne ich drei Berater deutscher Entwicklungshilfeorganisationen, deren Job es ist, der Regierung zu sagen, wie man dies oder jenes richtig macht. Was im Grund genommen gar nicht schlecht ist, denn in den meisten Bereichen haben die Verantwortlichen nicht wirklich eine Ahnung was sie tun, und deshalb wäre es gut, wenn sie die für sie kostenlose Hilfe annehmen würden. Das Problem ist nur: Sie tun es nicht. Was der Berater ihnen sagt, interessiert sie nicht. Interessanter ist der Briefumschlag, den der chinesische Gesandte unter dem Tisch durchschiebt. So öffnet man hier Türen und Ohren.

Nun will ich nicht sagen, dass deutsche Entwicklungsorganisationen (noch mehr) bestechen sollen. Aber es wird Zeit einzusehen, dass die ganze Beraterei nichts bringt. Es liest sich nur schön in Reports, dass man mit diesem oder jenen gesprochen hat und Workshops in 5-Sterne-Hotels durchgeführt hat. Man liest aber nicht, was das an tatsächlichen Änderungen gebracht hat.

Ein Beispiel ist die Situation für Investoren. Während Deutschland und die EU Laos massiv bei der WTO-Mitgliedschaft unterstützen , wird Investoren aus genau diesen Ländern das Leben schwer gemacht. Da werden Steuern erfunden, Lizenzen entzogen, das Arbeitsrecht ist eine Katastrophe (und wird auch nur bei westlichen Firmen genau angewendet) und gerade hat mal mal eben die Einkommenssteuer massiv erhöht – ein gutes Recht eines Staates, wenn es denn für alle wäre. Aber große chinesische und vietnamesische Firmen scheinen davon ausgenommen (mal abgesehen davon dass man damit gegen das eigene Investitionsgesetz verstößt, das ausländischen Firmen einen fixen Steuersatz versprach).

Wer sich anschaut wieviele chinesische und vietnamesische Banken hier eröffnen und wieviele Shoppingmalls gebaut werden, wird sich fragen, wer die Kunden sind. Die Antwort: Es gibt keine. Es ist Geldwäsche im großen Stil.
Die laotische Regierung versucht zwar (so sagt man zumindest), eine Balance zwischen Vietnam, Thailand und China zu halten (deren Investitionsvolumen ist derzeit fast gleich groß), zur gleichen Zeit macht man aber jedem anderen das Leben schwer. Im Tourismus schmeissen Hotelbetreiber das Handtuch, weil es unmöglich ist, mit den lokalen Besitzern und den Regierungsstellen zusammenzuarbeiten. Westliche Firmen wandern ab, weil sie weder Unterstützung noch manchmal überhaput eine Businesslicence erhalten.

Und während das alles passiert, sitzen hochbezahlte Berater in einem Büro einer Regierungsstelle und beschreiben Papier in einer Sprache, die die Beamten ohnehin nicht verstehen. Sie machen Vorschläge, die sofort ablegt (und damit abgelehnt) werden. Die Regierung hier (aber auch in anderen Ländern) lässt die Berater gerne arbeiten, in der Regel springt auch Geld für mindestens einen Übersetzer, eine Verwaltungskraft und oft auch ein Dienstauto fürs Projekt ab.

Länder wie Deutschland sollten die wenigen Druckmittel, die sie haben nutzen, um Entwicklungsländer auf den rechten Weg zu bringen. Zum Beispiel eben nicht auf Teufel komm raus solche Länder in die WTO zu bringen (wo sie ohnehin permanent gegen Regeln verstoßen). Gleichzeitig sollten in Myanmar schnellstens wirtschaftliche Sanktionen gelockert werden, oder man verliert auch dieses Land an die Chinesen und Vietnamesen.

Das Weblog von Thomas Wanhoff

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