Sven Regener hat recht, man soll nicht stehlen, weder Cola im Supermarkt noch im (virtuellen Plattenladen). Warum er aber nun behauptet, keiner wolle mehr für Musik bezahlen, ist mir schleierhaft. Mein iTunes-Account sagt was anderes. er hat als alter Rocker leider nicht das Internet begriffen. Weil eben die Plattenlabels nicht mehr so viel Geld haben für Promotion, braucht es eben soziale Netze, die das manchmal sogar besser machen. Wahrscheinlich kauft keiner mehr seine Platten, habe ich das Gefühl. Ich bin auch Urheber, und ich möchte gerne Änderungen im Urheberrecht, weil ich es für überholt halte. Das heisst nicht dass jedes Buch oder Werk Open Access werden soll. Es geht um Laufzeiten, aber auch um Fair Use. Und es geht darum, die Gema abzuschaffen und etwas anderes, besseres auf die Beine zu stellen.
Liebe Kinder, das Internet ist gefährlich!
Eben lese ich in der Zeit online diesen Artikel und schon beim Einstieg wird mir schlecht:
In jeder Klasse ging es eine Stunde lang um Spiele und Filme, um das Urheberrecht und Abofallen, um Mobbing, die Datenschutzeinstellungen bei Facebook und um die Möglichkeit, sich mit Pseudonymen und gesunder Skepsis zu schützen. Mein Fazit: Warum um Gottes Willen passiert das nicht an jeder Schule dieses Landes mindestens einmal in der Woche?
Kinder lernen also wie gefährlich das Internet ist und dass man da Spiele und Filme hat. Ja, es geht um Grundschüler, aber dennoch: In Thailand bekommen gerade Grundschüler Tablet-PCs, und es läuft ein Wettrennen um die besten Apps dafür. In Deutschland stimmen jetzt sogar Zeit-Journalisten in den Regierungs-Kanon ein: “Wir müssen unsere Kinder vor dem Internet beschützen.”
Da beschwert sich der Autor, dass Lehrer staunend seinen Worten lauschen, muss aber trotzdem umständlich erklären was ein Whiteboard ist. Und das auch dieses mit diesem Internet verbunden ist. Als ober er es das erste Mal gesehen hat.
Früher hatten Zeitungen eine Haltung, die ein politisches Fundament hatte, eine Gesinnung. Heute reden Schreiber wie dieser dem Innenminister nach dem Mund.
Das Internet ist da, das ist kein Schulstoff. Wir brauchen keine Lehrer, die mit erhobenem Zeigefinger erklären, wie gefährlich das ist (ist es nicht). Wir brauchen Lehrer die Kindern zeigen, wie sie mit dem Internet lernen können. Die die Khan-Academy übersetzen, oder ähnliches. Das letzte was es braucht, sind Journalisten, die wegen des Internets glauben die Meinungshohheit und Gatekeeperfunktion verloren zu haben und deshalb sich nun an Kindern vergehen (das ist eine Metapher, nur für den Fall, dass auch dies in Redaktionsstuben nicht mehr verstanden wird).
A Day in Vientiane Part 2
Was ist noch Deutsch in mir?
Es sind bald 5 Jahre, dass ich Deutschland verlassen habe und nach Asien gegangen bin. 5 Jahre, drei Länder und zumindest 2 Sprachen (wobei mein Lao wesentlich besser ist als mein Vietnamesisch war). Aber eigentlich ist meine Sprache Englisch. Deutsch spreche ich nur noch mit meiner Frau und der laotischen Besitzerin eines Cafes hier in Vientiane, die in Düsseldorf aufgewachsen ist (das Cafe heisst Benoni, und ist mein Tip falls ihr mal nach Vientiane kommt.)
Wir bewegen uns nicht in der deutschen Community und gehen schon gar nicht in deutsche Restaurants. Zum einen liegt das daran, dass wir schon in Deutschland keine deutsche Küche gekocht haben (meine erste Schweinshaxe hatte ich in Laos), zum anderen aber dass wir Deutschland nicht verlassen haben um die ganze Zeit ein Mini-Deutschland um uns zu haben.
xMeine Nachbarn: Deutsche Reinlichkeit wäre schon gut hier.
So was bleibt von Deutschland? Zum einen lese ich schon noch Nachrichten, vor allem wenn sie mir über Facebook und Twitter erzählt werden. Ab und an öffne ich mal meine n-tv app. Ich lese lieber deutsche Bücher als Englische, vor allem Belletristik, vielleicht auch weil mein Englisch dann doch nicht gut genug ist. TV-Serien schaue ich nur auf Englisch. Ich denke bisweilen in drei Sprachen, was sehr lustig ist.
Es sind nicht so sehr die Äusserlichkeiten, die das Deutsche in mir ausmachen. Es ist meine deutsche Erziehung, die ich nicht vergessen werde und schätze. Die Fähigkeit, kritisch zu denken und Dinge von mehrere Seiten zu betrachten. Meine demokratische Gesinnung und der Glaube an die Freiheit des Einzelnen und daran, dass der Staat den Menschen zu dienen hat und somit auch dessen Regierung. Das Recht auf freie Meinungsäusserung und das Unrecht der Diskriminierung. Dinge richtig zu machen, deutsche Perfektion eben. Das Wissen um die Wissenschaft und was Forschung bedeutet und erreichen kann. Die deutsche Geschichte, aus der man mehr lernen kann als die Lehren aus dem Dritten Reich. Zum Beispiel dass nicht nur Chinesen und Vietnamesesen Hunde essen, sondern Deutsche das nach dem Krieg auch getan haben und es erst in den 70ern verboten wurde. Oder wie sich die deutsche Gesellschaft von der Großfamilie zu den DINKS entwickelt hat – und wie sich das gerade in Asien wiederholt.
40 Jahre Deutschland will und kann ich nicht wegwerfen. Aber zurück? No way. Ich war zwei Mal wieder in Deutschland zu Besuch und habe nach drei Tagen Heimweh nach Asien bekommen. Es war die beste Entscheidung in unserem Leben. Wir haben viele tolle Menschen getroffen und kennengelernt und freuen uns noch auf viele neue. Laos ist nicht meine neue Heimat, sondern Südostasien. Und wird es noch für eine lange Zeit bleiben.
Sok dee der – Viel Glück Euch allen
Ein paar Worte über Buddhismus
Ich sehe jeden Tag hier Backpacker in Laos, die in den Tempeln umher rennen und die Mönche so toll finden, und Laos überhaupt, weil das ja noch so ursprünglich buddhistisch ist. Sieht auch so aus auf den ersten Blick, ist es aber nicht.
Zunächst einmal sind die Mönche und Tempel fast das einzige, was vom reinen Buddhismus übrig ist. Der Pfad der Tugenden wird schon lange nicht mehr beschritten (Fleisch essen zum Beispiel ist ein Zeichen für Wohlstand, gleich zwei Verfehlungen).
Der Buddhismus in Thailand und Laos (auch in Kambodscha) hat aber vor allem Wandlungen und Adaptionen erfahren. Es gibt überall lokale Riten. In Laos und Thailand spielt der Animismus eine große, wenn nicht sogar größere Rolle als die Lehren Buddhas. Geister machen den Leuten hier so viel Angst, dass Miningcompanies einen Ghostbuster einstellen müssen, wenn unter Tage gearbeitet wird.
Vor allem aber haben Tempel und die Religion die Funktion des Animismus übernommen, zu beschütze und Glück (und Wohlstand) zu bringen. Laotische Familien schicken, wenn das Geld knapp wird, gerne mal den Sohn in den Tempel, um ein paar Karmapunkte zu sammeln (oder wenn sie Mist gebaut haben, zum Beispiel jemanden mit dem Auto überfahren). Dabei geht es nicht ums Büßen und die Einsicht, sondern um Ablass.
Wer glaubt dass buddhistische Mönche den ganzen Tag meditieren, liegt auch falsch. Sie lehren und lernen, sie benutzen Computer und Mobiltelefone und bisweilen schauen sie auch einem Mädchen nach, dass am Tempel vorbeiläuft. Viele sind ohnehin nur im Kloster, weil die Familie eine Ausbildung nicht bezahlen konnte (bisweilen auch im Gefängnis zu vermeiden).
Dabei ist das Status der religion in asien nicht soviel anders als in Deutschland. Auch hier geht man, vor allem in den Städten, nur noch zu bedeutenden Festen in den Tempel (analog Ostern und Weihnachten). Auch hier betet man für sich und die Familie und dass Gott sie beschützen möge. Ein Zeichen des Wandels sind die Opfergaben. Eigentlich dienten sie einst als Essen-Spende für die Mönche. Die durften nicht selbst kochen, und waren auf die Unterstützung des Dorfes angewiesen. Also kochten die Familien für sie. Wenn ich heute in meiner Straße sehen, was in den Opferschalen liegt, dann sehe ich Instantsuppen, Geld und Süßigkeiten. In Bangkok ist das shcon ein Problem geworden, weil die Mönche durch Mangelernährung krank werden.
Die Ahnenschreine und Altäre in und vor den Häusern sind übrigens auch Übrigbleibsel der animistischen Religion.
Sehr gute Einsichten über Religion in Thailand bekommt man beim www.bangkokpodcast.com
Ein Tag in Vientiane
Ich habe mal auf Anregung von Benjamin angefangen, meinen Alltag in Vientiane zu filmen. Part 1 ist der Vormittag.
Vor den Toren der Stadt Vientiane, Laos
Alles über den nicht stattfindenden Weltuntergang 2012
Das hier ist hemmungslose Werbung: Mein Scienceblogs-Kollege Florian Freistetter hat ein Buch geschrieben, ein Kompendium aller Artikel zum Thema Weltuntergangsverschwörung 2012, und das kann man kaufen – und sollte man kaufen. Warum? Zum einen ist Florian ein guter Schreiber, und weiß eine Menge, zum anderen lebt er auch davon, und Leistung soll sich ja auch lohnen. Also, Kindle anschalten und runterladen, oder einfach so bei Amazon bestellen.
Warum Geschäfte in Asien manchmal sehr risikoreich sind
Es wird ja allenthalben vom asiatischen Boom gesprochen. Tatsächlich explodieren gerade in Südostasien die Zahlen, die Wachtstumsraten sind der Traum der Industrieländer. Und in der Tat steigt der Lebensstandard, mehr Leute haben bessere Lebensbedingungen. Was ist der Grund?
Zum einen billige Löhne. Ich bin der festen Überzeugung, dass letztlich die Auslagerung der westlichen Produktionen nach Asien zum Boom beigetragen haben. Dazu kommen dann noch Ausbeutung von Ressourcen und schon hat man eine Menge Geld im Land. Das fließt aber selten in die Infrastruktur, dafür häufig in die Taschen der Regierenden.
Nun ist das so eine Sache mit Fabriken, die Schuhe herstellen. Die Investitionen sind gering, und man kann die Maschinen auch schnell wieder abbauen und in ein anderes Land bringen. Genau das passiert in China, zur Freude Vietnams, Laos und Kambodscha. In China sind die Löhne so gestiegen, dass es für viele keinen Sinn mehr macht dort zu produzieren. Die Frage ist nur, wann es auch in Vietnam und Kambodscha so sein wird. Wenn Laos bereits ein mittleres Einkommen von 1000 USD pro Jahr hat, dann kann man sich vorstellen, wie schnell die Löhne steigen werden (hinzu kommt noch ein gehöriges Stück Inflation).
Auch die Minen werden nicht immer Rohstoffe haben. Irgendwann ist Schluss, und was bleibt sind grosse Löcher in der Erde.
Wo also sind die nachhaltigen Investitionen? Wie sollen die asiatischen Ländern überleben, wenn der Goldrausch vorbei ist?
Im Augenblick kommen Investoren aus Malaysia, China und Korea in diese Ländern und bauen gigantische Vorstädte und Shoppingmalls. Hierzu eine kleine Geschichte aus Laos:
In der Hauptstadt gibt es einen Waterpark mit Rutschen und Schwimmbad. Eine kleine Firma hier hatte den vor wenigen Monaten übernommen und für 120.000 Dollar renoviert (nicht viel, aber für die Firma eine Menge Geld). Vor einer Woche kamen plötzlich Bauarbeiter und zogen einen Zaun hoch, und zwar genau vor diesem Wasserpark und dem Nachbargelände. Die Parkbetreiber protestieren und forderten die Bauarbeiter auf, aufzuhören. Plötzlich kamen Polizisten mit AK47 Gewehren. Die Parkbetreiber waren erleichtert, und wiesen die Polizisten an den Bauarbeitern zu erklären dass sie nicht einfach einen Zaun vor dem Park hochziehen können.
Die Polizisten grinsten und antworteten nach Angaben von Augenzeugen sinngemäß: “Wir sind hier um sicherzustellen, dass der Zaun ohne Störung gebaut werden kann. Das Grundstück ist an einen chinesischen Investor verkauft.”
Angeblich habe der Investor Kompensation angeboten, aber der Kern ist: Man kann hier einen Vertrag haben, nur interessiert das keinen, wenn ein großer Investor kommt. Es gibt in diesen Ländern KEINE Rechtssicherheit, und man kann sein Geld abschreiben. Vor allem kleinere Unternehmen, die zum Teil schon lange in Asien sind, bekommen das gerade zu spüren.
Die Shoppingmalls übrigens werden in der Regel mit Schwarzgeld gebaut und sind grosse Geldwäscheanlagen. Das funktioniert so:
Ein Investor muss Geld waschen. Also baut er eine Shoppingmall mit schmutzigem Geld. Dann bringt er die Shops auf den Markt – er verkauft Leasingverträge. Ein 4×4 Meter Shop kostet um die 200.000 Dollar. Reiche Laoten müssen ebenfalls Geld waschen und legen das Geld auf den Tisch. Für den Investor ist das Geld nun gewaschen, und fuer die Laoten auch, weil sie nun einen Shop besitzen. Nur bringt der ja noch kein Geld. Soll er auch nicht. Er wird billig vermietet oder gar nicht. Die Laoten nämlich versuchen den Leasingvertrag weiterzuverkaufen, und zwar mit Gewinn. Das ist das eigentliche Geschäft. Der Mallbetreiber versucht nur schnelle Kasse zu machen, ihn interessiert es nicht, welche Mischung an Läden es gibt und ob die erfolgreich sind oder nicht. (In Thailand ist das übrigens anders, zumindest bei den großen Malls).
In Vientiane sind derzeit 4 Shoppingmalls angekündigt. Eine weitere (Thalat Sao Mall 2) ist fertig, aber weitgehend leer. Eine Mall nahe des That Luang wird nicht mehr weitergebaut, niemand kann etwas sagen warum (es wird vermutet man hat keine Shopkäufer gefunden). Und von der Regent Mall hört man derzeit auch nichts mehr.
In Saigon (Vietnam) haben wir das gleiche gesehen: Ob Vincom oder Paragon, beide Malls machen keinen Umsatz und haben keine Kunden, sind aber gigantische Investitionen gewesen. Nach wie vor gibt es in Saigon keine Mall wie man sie aus Bangkok, Kuala Lumpur oder Jakarta kennt. Warum nur?
Vietnam, Kambodscha und Laos sind schlicht noch nicht weit genug entwickelt für profitablen Einzelhandel, zumindest wenn es um Malls im internationalen Maßstab geht. Ordentliche Mallbetreiber scheuen derzeit das Risiko, die gesamte Investition alleine zu stemmen und es fehlt ihnen vor allem an den Marken, die ins Einkaufszentrum kommen muessen. Ohne diese funktioniert aber das Einkommen aus den regelmäßigen Mieten nicht.
Sevenload nur in Deutschland?
Vielleicht habe ich ja was nicht mitbekommen, aber seit wann kann ich im Ausland Sevenload nicht aufrufen?
So sieht das aus wenn ich MEIN EIGENES Video aufrufen will:
Ja, I know, es ist gar nicht mehr meins, wenn Sevenload es hat. Aber was bitte bringt die dazu den Aufruf aus Laos (und auch Thailand) zu verbieten. Wer das Internet noch immer nicht verstanden hat soll bitte keine Videoplattformen betreiben.
Wenn das ZDF nach Laos kommt
UPDATE: Ich habe gerade den ersten Teil gesehen, die Vietnam-Reportage, und die ist exzellent gelungen. Und sie macht Hoffnung auf den Bericht aus Laos, den ich morgen erst sehen kann. Vielleicht soll ja der Artikel auf der Webseite nur ein Teaser sein?
UPDATE 2: So, jetzt habe ich auch den Laos-Film sehen können. Vorneweg: Der Vietnam-Beitrag war besser. Laos wird dem Klischee der Reiseführer folgend als Land der schönen Landschaften dargestellt. Was es sicher auch ist. Aber es sind eben zu viele Klischees im Beitrag, und zu wenig und zu deutlich wird nachgeschaut. Die Basi-Zeremonie ist nicht nur Tradition, sondern ein Geschäft – bis zu 300 USD muss man bezahlen, je nach Anzahl der Mönche, die man bucht. Sinouk ist übrigens kein Kaffeebaron. Dieser Titel geht and Frau Dao, die das wahre Imperium besitzt. Schade auch, dass weder darauf hingewiesen wurde, dass Dreharbeiten von der Regierung genehmigt werden müssen, noch, was man vielleicht nicht filmen durfte. Sicher ist der Beitrag kritisch, aber eben gerade nur so weit, dass man wieder kommen darf. Ein schöner Beitrag, ein netter Beitrag, aber eben auch nur das was jeder macht.
Das ZDF hat ja eigentlich einen Bildungsauftrag. Es soll den Gebührenzahlern die Welt erklären. Nun ist das so eine Sache: Das Traumschiff zum Beispiel zeigt die Welt, aber eben sehr verzerrt (Man kann nicht mit der Bambusbahn nach Phnom Penh fahren, mal abgesehen davon dass es extrem gefährlich ist). Nun also hat sich ein ZDF-Team nach Laos begeben, und ich habe zumindest bei ZDF.de schon einen Artikel gefunden.
Die Welt, die Peter Kunz vom Studio Südostasien zeichnet, ist genau die, die die laotische Regierung gerne sehen will. Kleine Startups, Opfer der US-Bombenangriffe, ansonsten heile Welt, und alles wird gut.
Es liegt nicht wie überall sonst in Asien Plastikabfall herum, wohl auch deswegen, weil der bescheidene, neue Wohlstand zur Wegwerfgesellschaft doch noch nicht reicht
Was ein Unsinn: Jedes noch so kleine Dorf hat irgendwo ein Loch, oder wenn es einen Fluss hat einen Abhang, der als Müllkippe dient. Da wird alles hineingeworfen, was weg soll: Plastiktüten, Autobatterien, Reiniger, etc. Das fließt dann irgendwann alles ins Grundwasser. Sieht man nur nicht, wenn man im Landrover durchs Dorf saust. In jedem noch so kleinen Laden wird alles was man kauft in eine Plastiktüte gesteckt.
Materielle Dinge sind für viele Laoten zweitrangig, Buddhas Erkenntnis sitzt sehr tief.
Dann soll Herr Kunz mal bitte hinhören, warum die Laoten in den Tempel gehen: Sie beten für Wohlstand. Die Mär vom Erkenntnis suchenden Buddhisten ist genauso falsch wie die Annahme, das Westler alles gute Christen sind. Warum wohl schicken Laoten vom Land Ihre Kinder weg in die Stadt? Warum verkaufen Sie ihr Land? Nicht allein weil sie arm sind, sondern weil sie Wohlstand haben wollen. Und den meisten ist sehr bewusst, was ihre Kinder in der Stadt machen. Und wenn man einmal schaut, wie sich Familien verändern, sobald etwas Geld da ist, ist es vorbei mit der Idylle. Habgier ist eines der größten Probleme, das Laos gerade hat (und natürlich fängt das in den Städten an, es ist aber eine Frage der Zeit, wenn es auch im letzten Dorf angekommen ist.)
Sinouk heißt der Kaffee, und Sinouk heißt auch sein Produzent.
Ich selbst kenne Sinouk (sowohl ihn selbst als auch seinen Kaffee, bei uns zu Hause gibt es Scandinavian Arabica Roast), ein in der Tat bemerkenswerter Mann. Leider wird weder erwähnt dass er organischen Kaffee anbaut, noch, dass die Kaffeeidylle am Bolaven dadurch getrübt ist, das 90 Prozent in Hand einer Firma sind: Dao Coffee, die vor allem minderwertigen Instantkaffee produzieren.
Zum Fortschritt gehört, dass die einst vertriebenen Kapitalisten und die regierenden Kommunisten sich dafür wieder die Hand reichen.
Klingt schön romantisch und friedlich, ist es aber nicht: Wer in Laos Geschäfte machen will, muss viel Geld unter dem Tisch ausgeben. Die Regierung hält überall die Hand auf, mit tatsächlichen und erfundenen Steuern. Die Worldbank hat gerade Laos auf einen der letzten Plätze gesetzt, was das Geschäftsklima betrifft. Hand reichen? Nein. Vielmehr wird Laos gerade an China und Vietnam verkauft. Das sind die größten Investoren in Laos.
Peter Kim wird heute Abend seinen ersten großen Auftritt vor geladenem Publikum haben. In der Kulturhalle von Vientiane treffen wir ihn zur Generalprobe.
Peter Kim ist Teil der Hiphop-Tanzgruppe Lao Bang Fai. Ich habe ihn vor über einem Jahr im French Cultural Center gesehen. Er tanzt nicht Hiphop, sondern hat ein Solo am Anfang der Show, das eher Mitleid erregend ist. Ich habe viele Auftritte von Lao Bang Fai gesehen seitdem, aber niemals wieder Peter Kim.
Der Artikel bringt nichts Neues. Sowohl die Geschichten von Beer Lao als auch von Sinouk-Kaffee sind schon oft erzählt worden. Warum macht sich ein Team des ZDF nicht einmal die Mühe, hinter die Kulissen zu schauen? Neue Geschichten zu finden? Zum Beispiel über die Projekte der GIZ, und ob sie wirklich bringen, was sie versprechen? Oder aber die Gruppe junger laotischer Filmemacher, die gerade mit der Regierung um die Zensur kämpfen mussten. Oder, oder, oder. Oder den Einfluss Chinas?
Ursi und Michi in Laos
Ich bekomme immer wieder über Google Alerts Links auf Blog von Backpackern und anderen Reisenden in Laos. Ursi und Mich sind wohl gerade hier, und bloggen. Ein Absatz made my day:
Dazu kommt, dass alles hier in französischer Hand ist von Luang Prabang aufwärts. Das ist fast schon eine Maffia, die sich gegenseitig hilft und die Bälle zuspielt; als Gast ist man da stellenweise doch schon verloren. Da werden dann überzogene Preise für schlechte Dienstleistungen verlangt, so dass man sich schon fragen muss, ob das denn noch alles so normal ist, oder ob man im falschen Film sitzt.
Sehr gut beobachtet. Es ist eine Mafia, und man verteilt das Geld fast ausschließlich unter sich, im übrigen auch gerne Gelder der französischen Regierung oder andere Formen von Spenden. Deshalb kann ich auch nur abraten, Elephant Asia zu unterstützen oder das dazu gehörende Elephant Conservation Center. Da wird einer auf NGO gemacht ohne irgendeinen Background. Und vor allem wird jeder andere schlecht gemacht.
Thaipad – auch in Thailand kann man ordentliche iPad Magazine machen
Auch wenn in interessierten Kreisen meist die letzten News aus Amerika diskutiert werden und jedes iPad Magazin in Deutschland gefeiert wird wie die Landung auf dem Mond, bringt die Bangkok Post ganz still und heimlich ein recht gut gelungenes Magazin heraus.
Das Thaipad ist eine eigenständige Publikation, und die erste 191 MB grosse Ausgabe ist gratis. Die Navigation ist wie bei anderen iPad Magazinen gehalten, Artikel lassen herunterscrollen, geblättert wird durch Wischen nach rechts und links. Manche Artikel haben Videos (so der über Flutopfer) und Bilderserien. Vor allem Multimedia ist (wie bei wired auch) eingebunden wo es Sinn macht und nicht, weil es halt technisch möglich ist.
iPad Magazine sind nichts für die schnelle Infos zwischendurch und das haben die Macher von Thaipad beherzigt. Das Magazin liest sich am besten im Coffeeshop oder am Wochenende auf der Veranda, sprich wo man Muße hat. Journalistisch durchaus auf hohem Niveau, auch wenn der Artikel über den ehemaligen Premier Thaksin doch sehr an der Oberfläche bleibt.
Alles in allem eine sehr gelungene App für die ich gerne bereit bin zu bezahlen. Was nur fehlt ist aus der App heraus zu twittern oder eine Artikel auf Facebook zu sharen.
Free Wifi in Bangkok
Neulich las ich Freudensprünge über 30 Minuten Gratis-Internet am Frankfurter Flughafen. Phnom Penh und Saigon haben das schon lange, nur nicht für 30 Minuten, sondern unbegrenzt. Jetzt geht Bangkok noch einen Schritt weiter: Free Wifi in der ganzen Stadt. 40.000 Hotspots sollen dafür bis Ende 2012 eingerichtet werden, 2Mbit soll die Geschwindigkeit sein.
Und damit nicht genug:
The overall goal of the WiFi program, which is part of the Smart Thailand initiative, is to cover 73 provinces across the country, providing free wireless access to 12,355 schools, 1,278 hospitals and 8,269 police stations and more, according to ICT Minister Anudith Nakornthap.
heisst es in einem Artikel von The Next Web. Autor Jon Russel hat allerdings Bedenken was die Performance angeht: Anbieter True ist nicht gerade bekannt für seine schnellen Leitungen.
Weihnachten in Asien
Die Asiaten haben ein sehr lockeres Verhältnis zu Weihnachten. Für sie ist es vor allem ein Grund zu feiern. In Saigon zum Beispiel bricht am 25.12. regelmäßig der Verkehr zusammen, weil die halbe Stadt unterwegs ist und Fotos macht vor Weihnachtsschaufenstern und – bäumen. IN Vientiane haben wir 5 Tage lang ein großes Konzert in der Beer Lao Music Zone, wo auch der Countdown stattfindet (so wird Silvester genannt hier). Es gibt zwar auch Lao New Year, aber wenn man zwei mal feiern kann, ist das auch gut. Während in den USA Behörden kein Merry Christmas mehr wünschen dürfen, sondern Happy Holidays verwenden müssen, wird hier zu Lande wenig Aufhebens gemacht – der religiösen Hinterrund interessiert einfachen keinen. Hauptsache man hat einen Grund das Geschäft anzukurbeln (hiesige Boutiquen haben vor allem rote Kleidung im Schaufenster). So kommen Containerladungen von Weihnachtsmützen aus China nach ganz Asien – kaum ein Laden in dem die Bediensteten noch ohne auskommen. Und ja, auch in Südostasien hat Last Christmas Einzug gehalten.
Dinosaurier
Dieses Bild habe ich in Thailand gemacht, in der Nähe von Khon Kaen. Es ist ein Dinosaurierpark, der zu einem Museum gehört, was gleich in der Nähe ist. Beides is gleichmaßen unterhaltend wie interessant. Beides ist gerade mal 2 Stunden von der laotischen Grenze entfernt. Und doch zeigt sich darin, dass die Entfernung was die Entwicklung beider Länder angeht, viel größer ist. Der Nordwesten Thailand, das Isaan-Gebiet, hat den gleichen kulturellen Hintergrund wie Laos, man spricht sogar die gleiche Sprache. Auch geographisch gibt es keinen Unterschied, das Klima ist das gleiche, sogar der Boden.
Also kann es nur das politische Klima sein, was die Thailänder zu Geschäftsleuten macht und die Laoten zu Empfängern von Spenden. Denn auch wenn immer wieder Wirtschaftsdienste vom Boom sprechen, werden vor allem Infrastrukturmaßnahmen in Laos nur dann durchgeführt, wenn ein Geberland das finanziert. Das Geberland bekommt dann entweder auch den Auftrag die Strasse zu bauen (womit das Geld wieder zurückfließt) oder aber bekommt Landkozessionen, Minenrechte oder ähnliches.
Tatsächlich ist es extrem schwierig in Laos Geschäfte zu machen, die Korruption und fehlende Gesetze und Durchführungsverordnungen machen eine ordentliche Planung fast unmöglich.
auch in Thailand gibt es Korruption, aber eben auch ein Klima in dem Geschäfte einfacher gemacht werden können. Und auch eine bessere Ausbildung, das nur am Rande.
Während die Thais also die Dinosaurier ausstellen und damit Geld machen und das eigene Volk bilden, versuchen die Laoten eher solche zu bleiben.
Filmfestival Luang Prabang
Ich fliege heute zum Filmfestival Luang Prabang, wo zwei bemerkenswerte Filme gezeigt werden, die Laos zum Thema haben. Zum einen “On Safer Ground”, die Geschichte einer Jugend-Fussballmannschaft, die es nach Schweden zu einem internationalen Turnier schafft. Zum anderen At The Horizon, eine Produktion in die ich involviert bin und die ich als großen Schub sehe für die laotische Filmindustrie. Vor allem deshalb, weil wir die Zensurschranken wieder ein wenig verschieben konnten. Der Film darf nun Blut zeigen und eine Schlägerei, aber wir mussten die Waffe verpixeln, und Bier getrunken werden darf immer noch nicht.
Anbei noch zwei Trailer der oben genannten Filme:
Nur mal so ne Frage (Occupy)
Ich habe gelernt, dass zu den Grundpfeilern der Demokratie Meinungsfreiheit und Demonstrationsrecht gehören. Wenn ich das richtig sehe werden beide gerade in den USA mit den Füßen getreten. Die OWS Bilder sehen eher aus wie aus Ägypten oder anderen repressiven Staaten. Von der Regierung gibt es keine Aussage dazu.
Kann es sein dass die Herrschenden in den westlichen Ländern Demonstrationen und Kritik nicht mehr so wirklich mögen?
Wozu sind Kriege da?
Ein Tweet von @peterschink hat mir wieder mal ins Gedächtnis gerufen, wie schwer es Medien fällt, außerhalb von Schwarz-Weiß zu denken (und zu schreiben). Peter schrieb vom Social Media Krieg, zwischen Facebook, Google Plus und anderen. Oft hört und liest man auch vom Browser-Krieg oder vom Smartphone-Krieg.
Die Bundeszentrale für politische Bildung beschreibt einen Krieg als ” einen organisierten, mit Waffen gewaltsam ausgetragenen Konflikt zwischen Staaten bzw. zwischen sozialen Gruppen der Bevölkerung eines Staates. …Nach den Ursachen werden religions- und ideologisch begründete K., Kolonial-, Wirtschafts- und Unabhängigkeits-K. etc. unterschieden. 2) Nach den Zielen wird zwischen Angriffs-, Interventions-, Sanktions-, Verteidigungs- und Befreiungs-K. etc. unterschieden. 3) Nach den Formen werden z.B. regulärer, Partisanen-, Volks-, Miliz- und Guerilla-K. unterschieden.:
Nun ist bei den oben beschrieben Kriegen das natürlich im übertragenen Sinne gemeint. Aber was wird übertragen? Der Konflikt. Was aber macht einen Konflikt zum Krieg? Die Gewalt und vor allem die Zielrichtung, nämlich den anderen zu besiegen. Ich weiss ja nicht was den meisten Journalisten, die vom Krieg schreiben, in der Schule über Marktwirtschaft beigebracht wurde, besonders über die soziale Marktwirtschaft. Oder über die Aufgaben des Kartellamtes. Aber offensichtlich haben sie nichts über Wettbeweb gelernt und wie wichtig der ist.
Natürlich versucht eine Firma immer den größtmöglichen Marktanteil in ihrem Segment zu haben. (Segment deshalb weil zum Beispiel Apple bei Telefonen nicht oben steht, bei Smartphones aber sehr wohl).
Aber haben Apple und Co. einen Krieg ausgerufen, um den Wettbewerber zu vernichten? Nein. Denn auch der gierigste CEO weiß, dass er ohne Wettbewerb irgendwann scheitern wird. Und außerdem hat der Staat ein Interesse, genau diesen Wettbewerb aufrechtzuerhalten. Sonst funktioniert die Marktwirtschaft nämlich nicht (nur bei Banken scheint man weniger genau hinzuschauen).
Besonders absurd wird es wenn das Handelsblatt schreibt: “SMARTPHONE-KRIEG: HTC verklagt Apple mit Google-Patenten”. Vor Gericht finden Kriege nun wirklich nicht statt.
Letztlich wird das Wort Krieg nur genutzt, um etwas zu dramatisieren (was man vielleicht selbst nicht so versteht). Meist von solchen Leuten verwendet, die nicht wirklich wissen, was ein Krieg ist und bedeutet. Welches Leid er bringt, zum Beispiel.
Ich frage mich, ob die Tatsache dass Deutschland seit 60 keinen Krieg mehr erlebt hat dazu führt, dass Worte wie Krieg und (iPhone)-Killer allzu leichtfertig benutzt werden.
Deutsche Botschaften: Bisweilen ein Graus
Ich habe hier ja schon verschiedentlich meine Abneigung gegen Deutsche Auslandsvertretungen kundgetan. Schon vor 10 Jahren versagte das Deutsche Konsulat auf Bali, der deutsche Botschafter in Kambodscha erwies sich als korrupt, das Konsulat in Saigon als nicht wirklich arbeitsbereit und ausgestattet mit einem pomadigen Emporkömmling, der sich wohl einen Spaß daraus machte, Visa suchende Vietnamesen anzublaffen.
Nun also Laos. Den scheidenden Deutschen Botschafter sah ich nur einmal wie er offensichtlich nicht in der Lage war, einen Kaffee in einem sehr populären Cafe zu bestellen. Der neue Botschafter zeichnet sich bislang dadurch aus, dass er den Tag der Deutschen Einheit am 31.10. feierte und darauf bestand, zusammen mit seinem Lebensgefährten zum Empfang zu laden (dessen Facebookpage nicht gerade diplomatisch ist), und damit nicht wenige asiatische Diplomaten sagen wir, sehr zu verwundern. (Tatsächlich wurde wir Zeuge eines Ausbruchs von Koreaner und Thais, die völlig ausrasteten und schlimmste Schimpfwörter von sich gaben. Was wiederum uns verwunderte, weil die Thais eigentlich recht tolerant sind und die Koreaner besser ihren eigenen Laden aufräumen sollten).
Nun brauchen wir einen neuen Reisepass. Ich halte 107 Euro für eine Unverschämtheit, aber sei es drum. Wir haben einen Reisepass in Phnom Penh bekommen und einen – biometrischen – in Saigon. In Laos brauchen wir plötzlich unsere Geburtsurkunde und Heiratsurkunde. Man habe das in Vietnam und Kambodscha falsch gemacht, wurde uns gesagt.
Nun stellt die Geburtsurkunde (ein Dokument aus dem Jahr 1966, das zu Fälschen eine Leichtigkeit ist) ja sicher, dass die Person im Pass auch ich bin. Zumindest in der antiquierten Logik der Behörden. Tatsächlich geht es ja eigentlich einfacher: Der Pass hat meine biometrischen Daten gespeichert. Ein einfacher Fingerabdruckscan und voila, ich bin ich. Nun versteht das so ein offensichtlich auf dem technischen Stand von 1970 gebliebener Oberregierungsrat (oder was immer der ist) nicht. Statt dessen aber wird ein Scan der Geburtsurkunde akzeptiert. Weil der ja sicher ist (!).
Entweder arbeiten die Botschaftsangehörigen noch mit Schreibmaschinen (was sogar wahrscheinlich wäre) und verstehen moderne (also seit dem Jahr 1990 bestehende) Technik nicht, oder aber minder bemittelte Sesselfurzer in Berlin sind nicht in der Lage, ihre Vorschriften der Realität anzupassen, oder aber, und das sehe ich als wahrscheinlich an, es ist die mittlerweile übliche Gängelei des Bürgers durch den Staat.
Ich habe bis auf eine Ausnahme in Saigon (die damalige Wirtschaftsfachfrau) noch NIE einen auch nur ansatzweise freundlichen und hilfsbereiten Botschaftsangehörigen erlebt. Tatsächlich geben sich deutsche Diplomaten gerne als Clique, umgeben von GIZ und anderen Vasallen, selten mit Kontakt zu anderen. Und bislang habe ich auch keine Deutschen Botschafter gesehen, die die Landessprache können. Die Amis können das.