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Weltbank:Frauen an den Webstuhl und auf den Acker

Ich habe ja schon lange den Verdacht, dass die ganzen westlichen Initiativen von NGOs und Regierungsstellen dazu dienen, die armen Länder auch wirklich arm zu halten. Ein schönes Bespiel dafür ist eine Initiative der Weltbank in Laos. Zusammen mit Australien will man “junge Entrepreneurs” fördern. Und damit nicht genug, man will vor allem junge Frauen unterstützen. Die sollen eine Business-Idee liefern oder ihr schon erfolgreiches Geschäft einreichen. Soweit so gut. Als Provinzen wurden Vientiane (mit der Hauptstadt), Luang Prabang (Tourismus-Hochburg) und Champasak (Stadt Pakse, Wat Phou, Tourismus) ausgewählt. Nun sind das ohnehin die wirtschaftlichen stärksten Regionen (unter anderen herrscht in Pakse eine Frau über das Dao-Kaffeeimperium). Richtig schlimm ist aber, welche Formen der Betätigung Weltbank und australische Regierung für Frauen als geeignet ansehen:

“… such as handicraft, process food, agriculture/farming, tourism and other”. Klar, Frauen können keine Import/Export-Firma leiten, Frauen können auch keine Software programmieren oder gar eine Baufirma leiten. Deshalb bitte schön auf dem Acker bleiben.

“… meet local market needs”. Ja, bloß keine Konkurrenz zu den Weltmärkten aufbauen.

Laos braucht KEINE Initiativen in Landwirtschaft, da treten sich die NGOs schon gegenseitig auf die Füße. Laos braucht Technologietransfer, zum Beispiel in produzierendem Gewerbe. Und White Collar Jobs, zum Beispiel Outsourcing im Softwarebereich.

Was die Weltbank letztlich macht, sind bestehende alte Strukturen festigen zu wollen statt aufbrechen. Oder anders gesagt: Die Frauen hier in Laos sind smart genug ohne die Hilfe der Weltbank ein Geschäft aufzubauen. Die Firma in der meine Frau arbeitet gehört zum Teil einer Laotin. Der Supermarkt hier in der Stadt, ein kleiner Lebensmittelkonzern der selber produziert, gehört einer Laotin. Eine Hotelbesitzerin hat auch eine der größten Baufirmen im Land. Eine Restaurantkette ist in Hand einer Frau. Eine Fluggesellschaft wird von einer Frau geleitet. Das ist nur ein Teil den ich kenne.

Wenn man das Land wirklich verändern wollte, dann würde man die Wirtschaft stärken und nicht vermeintliche Randgruppen. Unter 35 sind übrigens 60 Prozent der Bevölkerung. Das Land braucht Start-Up-Zentren und Business Angels, die beratend zur Seite stehen.

Hier das ganze Ausschreibungstext.
ausschreibung Weltbank

Tourismus-Ausschuss des Bundestages: Grundrecht auf Ballermann?

Das erste Mal in Kontakt mit dem Tourimus-Ausschuss des Deutschen Bundestages kam ich in Kambodscha, als die Herren und Damen Spesenritter Volksvertreter Abgeordnete sich über Tourismus informieren wollten. sie trafen zwar Regierungsvertreter (wir wissen wie undemokratisch und repreressiv die kambodschanische Regierung ist) und NGOs (was haben die mit Tourismus zu tun), nicht aber mit den Tourismus-Firmen, die fast 100 Prozent der Nicht-Asiatischen Touristen ins Land bringen (die zwar weniger in der Anzahl sind, dafür eine höhere Wertschöpfung haben). Schade auch, denn zufällig waren alle Geschäftsführer der 4 größten Anbieter deutschsprachig. aber sowohl Ausschuss als auch das Programm organisierende Botschaft hatten das für notwendig gehalten.

Nun beweist dieser merkwürdige Ausschuss erneut seine Unfähigkeit (interessant, das dies wohl parteiübergreifend ist). In Mallorca will man Schluss machen mit den Bettenburgen und Ballermann und hat feierlich mit dem Abriss des ersten Hotels begonnen. Ich lese auf n-tv:

Den Beginn der rund 600.000 Euro teuren Arbeiten verfolgten auch mehrere Abgeordnete des Tourismus-Ausschusses des Deutschen Bundestages, die Antich eingeladen hatte. Die Delegation äußerte Presseberichten zufolge die Befürchtung, dass Mallorca mit der Modernisierung künftig vor allem auf zahlungskräftigere Touristen setzen wolle.

Wie bitte? BEFÃœRCHTUNG? Haben die zuviel Sangria getrunken am Ballermann? Da wird vom nachhaltigen Tourismus geschwafelt dass es einem zu den Ohren rauskommt, und dann verlangen die Bundestagsschmarotzervertreter weiter Billigreisen nach Malle?

Entwicklungshilfe und was sie bringt

Ich habe Anfang Dezember schon darauf hingewiesen, wie NGOs in Saus und Braus leben in Entwicklungsländern und in den Spenderländern wohl kaum einer darüber weiß.
Jetzt sehe ich gerade einen BBC-Bericht über Entwicklungshilfe in Uganda und Sierra Leone. Ein Reporter hat sich mal die Mühe gemacht, die Projekte anzuschauen. Das Ergebnis: Leere Schulen, weil die Lehrer fehlen, heruntergekommene Krankenhäuser, weil die Folgefinanzierung fehlt und sich die Spender nicht mehr drum kümmern, Moskitonetze und Medizin, die statt frei verteit von gewissenlosen Menschen meistbietend verkauft werden.

Es ist das Dilemma der Entwicklungshelfer dass sie mehr Aufwand fürs verwalten ihrer Projekte als für die Menschen aufbringen müssen. Es ist immer das Gleiche: Ein Dorf braucht eine Schule, die NGO macht ein Projekt draus, sammelt Geld auch bei anderen NGOs und macht einen Plan. Der verteilt das Geld in der Regel über ein Jahr, darunter auch Gehälter für die einheimischen Projektmitarbeiter (in der Regel weit über dem Landesstandard, weshalb viele dieser durchaus qualifizierten Menschen in der freien Wirtschaft fehlen). Dann wird die Schule gebaut (oft geht der Auftrag an einer Firma aus dem Hauptgeberland), feierlich eingeweiht und manchmal unterrichten mildtätige Freiwillige da noch ein paar Monate. Dann ist das Projekt ausgelaufen, und man sucht sich das nächste Dorf aus. Die Schule leert sich.

Man schaut gerne nach Trends, Aidsbekämpfung bringt eher Spenden als Malaria oder Tuberkulose, Primary Schools mit kulleraugigen Kindern sind einfach zu finanzieren als eine richtige Universität. Dazu kommt natürlich immer noch, dass ein nicht unwesentlicher Teil des Geldes in die Taschen der korrupten Regierungen fließt.

Eine spontane Umfrage in einer afrikanischen Stadt, wer in der freien Wirtschaft oder in einer der Hilfsorganisationen arbeiten möchte, brachte ein klares Ergebnis: Freie Wirtschaft, nein Danke. Wir leben besser mit dem Geld der Westregierungen, USAID, UNICEF, GTZ und wie sie alle heißen.

Ich kann nur dringend empfehlen, Spenden nur kleinen privaten Projekten zu geben, die tatsächlich ein Projekt über einen längeren Zeitraum laufen lassen und das Projekt auch ständig vor Ort überprüfen. Wichtig ist auch immer, ob die Hilfsorganisation einen Langzeitplan für ein Projekt hat. Ebenso wichtig ist, wie hoch der Verwaltungsaufwand VOR ORT ist, welche Gehälter gezahlt werden und wie das durchschnittiche Gehalt ist.

Vorsicht ist angebracht bei Organisationen, die sagen sie hätten soundsoviele PRojekte beendet. Das bedeutet meist, dass sie sich nicht mehr drum kümmern. Nur in wenigen Fällen sind einheimische Arbeitskräfte überhaupt in der Lage, ein Krankenhaus selbst zu führen. Ich behaupte mal, in den Entwicklunsgländern sind sie das gar nicht.

NGOs in Kambodscha: Ein Trauerspiel der Mildtätigkeit

Kaum wieder mal in Kambodscha, höre ich wieder neue Schauergeschichten über NGOs. Diese ach so mildtätigen Organisationen, deren leitende Mitarbeiter in Saus und Braus in Kambodscha leben, machen dieses Land mehr kaputt als dass sie helfen.
Ein Beispiel: Eine europäische Pharmafirma produziert und verkauft in Kambodscha für den heimischen Markt ein bestimmtes Mittel, das bei Computertomographen eingesetzt wird. Diese Mittel wird von den großen Krankenhäusern hier gekauft. Damit wird – logischerweise – die Existenz der Firma und vor allem qualifizierter Arbeitsplätze gesichert. Dann kommt eine NGO und denkt, sie muss die Krankenhäuser unterstützen – und schenkt diesen Krankenhäusern dieses Mittel, das sie natürlich mitbringt. Die im Land ansässige Firma hat dadurch Verluste, vielleicht muss die Arbeitskräfte entlassen. Die Ironie ist, der Arzt und das Krankenhaus dieses Mittel den Patienten berechnen (arme Patienten können das natürlich nicht bezahlen), und der Herr Doktor noch wohlhabender wird.

Ein anderes Beispiel, und das ist wirklich stellvertretend dafür wie Entwicklungshilfe tatsächlich aussieht: Eine Hilfsorganisation sagt eine Medikamentenspende für ein Krankenhaus zu. Alle freuen sich. Doch statt die Medikamente im Land selbst (hier Kambodscha) zu kaufen, werden sie natürlich im europäischen Heimatland gekauft und dann nach Asien verschifft.

Und dann noch der Hinweis, dass wir selbst aus unserem Appartment für das wir 800 Dollar gezahlt haben herausgeworfen wurden, weil eine NGO (Oxfam) das komplette Haus gemietet hat (und sicherlich nicht weniger bezahlte als die dort wohnenden Ausländer).

Wer jetzt zur Weihnachtszeit spendet, gerade auch bei den großen Organisationen, sollte mal genau fragen, welches Auto der Landeschef fährt, wieviele Hausangestellte er so hat und was sein Monatseinkommen ist. Es geht nicht darum, dass qualifizierte Leute gut bezahlt werden sollen. NGO Direktoren sind in Kambodcha in der Regel REICH.

Und ja, es gibt auch viele meist kleine Projekte die in irgendeiner Form etwas gutes bewirken. Aber ist ist selten nachhaltig und ändert meistens nichts.

Ein kleines Beispiel: Als in Vietnam die Helmpflicht eingeführt wurde, gab es von der Regierung und NGOs Kampagnen, aber vor allem auch hatte die Polizei rigoros darauf geachtet, dass Helme getragen werden. In Kambodscha verteilt das Rote Kreuz kostenlos Helme (wieder ein Markt, der dadurch zerstört wird bzw. gar nicht erst entstehen kann). Die Polizei interessiert es einen Dreck, ob jeand einen Helm trägt oder nicht. Es ist höchstens ab und an ein Grund, zu kassieren. Aber eben nicht als eine konzertierte Aktion, wie es in Vietnam der Fall war.