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Apple, die Zunft der Zeitungen, Kioske und Marktwirtschaft

Das Handelsblatt ist ganz vorne bei der Bewegung der Zeitungsverleger gegen Apple. Man fürchtet um die Marktwirtschaft, weil Apple vorschreibt, was im Appstore verkauft wird und wie. Interessant.
Jene Zeitungsverleger, die seit Jahren kein eigenes digitales Geschäftsmodell auf die Beine bekommen, die statt dessen Staatsknete für Copy-und-Paste-Journalismus via Leistungsschutzrecht wollen, die sich von einem Computerhersteller (!) vorführen lassen müssen, wie man mit digitalen Inhalten Geld verdient, jene Verleger also beschweren sich jetzt.

Nehmen wir an ich habe einen Kiosk. Ich möchte dort Cola, Zigaretten und Zeitungen verkaufen. Die freie Marktwirtschaft würde bedeutet, dass ich die Waren zum Preis A einkaufe und zum Preis B verkaufe. so etwas lernet man in den ersten Stunden im Rechnungswesen. Die Differenz ist der Gewinn den ich mache, richtig? Nein. Die Zeitungen schreiben mir den Preis vor. Sie bestimmen den Gewinn.

Jetzt ist Apple ein wenig mehr als ein Kiosk: Es sorgt sich nicht nur um den Vertrieb an POS, sondern auch praktisch um den Großhandel, indem es die Infrastruktur zur Verfügung stellt.

Nehmen wir an ich bin ein Gemüsegroßhändler. Ich kaufe sehr viele Gemüse in Holland ein, bringe es dank meiner modernen und per Computer optimierten Flotte schnell und günstig zu den Supermärkten. Und dies zu einem Preis A, zu dem ich einkaufe, und B, zu dem ich verkaufe. Wem mein Preis B zu teuer ist, der kann gerne schauen ob er die gleiche Leistung woanders bekommt. Das verstehe ich unter Marktwirtschaft.

Was ich unter Planwirtschaft verstehe, ist, wenn eine Supermarktkette versucht, mir zu sagen wann ich meinen LKW wohin zu fahren haben und zu welchem Preis. Oder gar wenn ein TV-Hersteller kommt, an den ich auch ab und an meine LKW vermiete. Mein Service ist die pünktliche und garantierte Lieferung eines Produktes. Wer morgens Gemüse haben will, kann meinen Service kaufen wie beschrieben. Das dies viele Leute tun, scheint mein Service gut zu sein.

Jetzt kommen die Verleger daher und wollen quasi mein Unternehmen verstaatlichen. Jene unfähigen Geschäftsleute, deren Absatz seit Jahren nach unten geht, wollen einer Firma wie Apple quasi das Geschäftsmodell vorschreiben. Hallo?

Wenn es denn so wichtig ist, warum entwickeln die Verleger nicht a) eine eigene Plattform oder gehen b) auf Android? Letzteres ist zumindest offener als Apple, und die meisten Devices werden eh auf Android laufen am Ende dieses Jahres.

Der Grund ist einfach: Weil niemand ihre Produkte kaufen wird, und es einfacher ist Apple Firmenpolitik dafür verantwortlich zu machen als endlich eine Zeitung zu machen, die wieder mehr Leser findet.

Preah Vihear: Hintergrund zum Thailand-Kambodscha-Streit

Seit 2008 ist der Streit zwischen Thailand und Kambodscha um den Preah Vihear Tempel heftiger geworden. Auslöser war die Anerkennung als World Heritage Site. Schon in den 60er Jahren hatte die UNO den Tempel formal Kambodscha zugesprochen. Problem dabei: Von Kambodscha ist die auf einer 500 Meter hohen Klippe gelegene Anlage nicht zugänglich.
Ich war 2005 dort, und war überascht wie professionell die Thais die Anlage gemanegt haben – und vor allem von Minen befreit haben.
2008 kam es dann zu ersten militärischen Auseinandersetzungen. Ich wohnte damals noch in Phnom Penh und habe mitbekommen, wie eine Nation stolz den Thais versuchte Widerstand zu leisten. Da das korrupte System in Kambodscha sein Geld zwar der Elite zuschiebt, nicht aber den Soldaten, fuhren viele Kambodschaner an die Grenze um den Soldaten Essen zu bringen.
Jetzt sind die Streitereien erneut eskaliert, es geht (auch) um die umliegenden Hindu-Tempel. Doch eigentlich geht es um etws ganz anderes als das Kulturerbe. Es geht um Geld und politischen Einfluss.
Kambodscha hat in Siem Reap gelernt wie man aus ein paar Ruinen Geld macht. Das einzige Fischerdorf an der Tempelanlage Angkor Wat ist zur Cash Cow des Landes geworden, ein Grossprojekt nach dem anderen entsteht dort. Ähnliches verspricht man sich auch von Preah Vihear: Als Weltkulturerbe sind Einnahmen quasi garantiert. Vor allem auch, weil viele Touristen Angkor Wat schon gesehen haben und neue Orte suchen. Kambodscha würde dort gerne mehr Tourismus entwickeln. Dumm nur, das bisher keine Infrastruktur vorhanden ist, kein Hotel, nicht mal eine geeignete Strasse.
Thailand hat die Tempelanlage in den vergangenen Jahrzehnten gepflegt und gewartet, vor allem aber von kambodschanischen Minen befreit. Der Tempel ist einer Attraktion für Reisende auf dem Weg ins Isaan-Gebiet. Das will man sich nicht nehmen lassen, und am liebsten auch nicht die umliegenden Tempel. Thailand sieht sich zu recht als der Stärkere, zumindest was militärische und wirtschaftliche Kraft angeht. Kambodscha ist wirtschaftlich abhängig von Importen aus Thailand.
Nun hat der Streit aber auch eine handfeste politische Komponente. Thailand ist im Innern seit Jahren gespalten, beide politischen Lager bewegen sich keinen Deut. Premierminister Abhisit ist der Tempel eine willkommene Gelegenheit, von seinen innenpolitischen Problemen abzulenken.
Kamboschas diktatorischer Ministerpräsident Hun Sen nutzt den Streit aus den gleichen Motiven. Er führt sein Volk in einen Krieg gegen das ungebliebte Thailand, da vergessen viele, dass er es ist, der thailändischen Investoren grosse Teile des Südwestens des Landes verkauft hat. Von seinem repressiven und korrupten System einmal abgesehen. Der alte Mann ist auch schlau genug zu wissen dass es niemals wirklich zu einem Krieg kommen wird. Er hat weder die Ressourcen noch die geringste Chance. Aber er geniesst die Aufmerksamkeit der internationalen politischen Bühne.
Wenn ich hier in Phnom Penh, wo ich gerade weile, mit einfachen Menschen wie einem Mototaxi-Fahrer spreche, dann ist das Thema Preah Vihear in aller Munde. Manche sorgen sich, manche sagen nur “have problem with Thailand”, manche aber auch haben einen nationalitischen Ton wenn sie sagen “it is Cambodian temple, Thai cannot keep it”. Ich bin überrascht wie tief in die zumindest städtische Bevölkerung der Konfilkt eingedrungen ist. Ob das Propaganda ist oder ein tatsächlich grösseres Interesse an politischen Themen, kann ich nicht beurteilen.

Integration – weltweit betrachtet

Rabbit

Ich sitze gerade zu Hause und höre ABC Australien Radio. Darin ein Bericht über die vielen Veranstaltungen die es zum Chinese New Year gibt. Australien hat eine große chinesische Bevölkerung, und die das Jahr des Hasen, das morgen beginnt, wird entsprechend gefeiert. Australier nehmen daran teil, weil es eben auch schöne Feiern sind.
In Vietnam wird entsprechend Tet gefeiert, eine Woche lang.Manche Vietnamesen können gar nicht verstehen, dass in anderen Ländern nicht Tet gefeiert wird (ein Bekannter ist gefragt worden, ob er über Tet nach Hause, also Europa, fährt, weil in Vietnam jeder Tet bei den Lieben in seiner Heimatstadt verbringt). In Vietnam wird aber auch Weihnachten gefeiert, nicht im christlichen Sinne, aber as Dekorationen angeht. In Laos feiern wir das Neue Jahr im April (Pi Mai), zusammen mit Thailand und Kambodscha. Aber auch hier wird morgen in der kleinen chinesischen Community das neue Jahr gefeiert und das beste Hotel am Platz lädt zum Löwentanz am Freitag.

Traditionen anderer Kulturen weden in Asien nicht kritisiert sonder leicht adaptiert. Das heisst nicht dass es hier nicht zu Spannungen zwiwischen Nationalitäten kommt. Aber es gibt eine politische Komponente und eine kulturelle. Letztere sorgt für ein recht entspanntes Verhalten, erster für das Gegenteil.

Minderheiten in Asien werden in der Regel aus politischen Gründen verfolgt, weil es einfacher ist sie veranstwortlichen zu machen (was in Europa ja auch nicht viel anders ist). Chinesen nehmen Vietnamesen Arbeitsplätze weg, heißt es zum Beispiel. Gleichzeitig gibt man immer mehr Lizenzen für Rohstoffe an China.

Das Beispiel Australien zeigt, dass man sich weitaus entspannter mit anderten Kulturen beschäftigen kann als das in Deutschland der Fall ist. die 85.000 Vietnamesen in Deutschland werden entweder Tet im Gastland feiern, oder, wie die meisten nach Hause fahren. Ich denke mal die meisten Nachbarn wissen darüber nichts. Gleiches gilt für die 80.000 Chinesen die in Deutschland leben. Insgesamt leben übrigens 800.000 Asiaten in Deutschland. Überhaupt sollte man sich mal diese Tabelle anschauen, wenn es darum geht woher welche Ausländer kommen, um dann zu schauen, ob es rein zahlenmäßig ein Integrationsproblem gibt.

Ich finde die Vielfältigkeit in Asien eine absolute Bereicherung, und ich gehe auch gerne zum Day Out der Australier, zum St. Patricks Day oder zum franzöischen Staatsfeiertags-Fest. Je mehr, je besser. Statt multikultureller Festivals wäre es besser, einfach zu den Festen der Kulturen zu gehen.

Foto von Steward Ho Creative Commons Licence CC-NC-SA

Podcasting immer noch erfolgreich

Ich könnte mir jetzt die Mühe machen und Zahlen heraussuchen, wieviele Podcast es gibt und was Marktuntersuchungen sagen. Ist mir aber zu doof. Denn mir reichen ein paar Beispiele, um zu zeigen, dass Podcasts nach wie vor erfolgreich ist. Es ist nur eine Frage der Kritierien für den Erfolg.

Nehmen wir meinen eigenen Podcast, Wanhoffs Wunderbare Welt der Wissenschaft. Ich habe noch immer meine 3500-4000 Downloads, das ist stabil seit 3 Jahren (vorher war es etwa mehr). Meine Hörer kommentieren nicht mehr oder weniger, das Feedback ist bescheiden aber gut. Vor allem freue ich mich über Hörer, die auf einer Asienreise mich besuchen. DAS ist Hörerbindung.

Einen meiner derzeitigen Favoreiten ist der Bangkok-Podcast: Der hat – so glaube ich gehört zu haben 10.000 Downloads. Greg und Tony berichtet dabei übers Expatleben, aber auf journalistisch hohem Niveau. Das ist allererste Sahne was Podcasts angeht. Sie interviewen Mönche, TV-Stars, einen Doors-Biographen. Tony kommt nächste Woche nach Laos, wir werden mal ein wenig schnacken übers Podcasten.

Die Couchpotatoes sind ebenfalls längst eine Institution. Sie haben eine treue Hörerschaft und sind auch schon im 5 Podcastjahr. Sie würden (auch wenn sie das manchmal anders sagen) nicht weitermachen, wenn es keinen hören wollte.

Erfolgreich sind Podcasts schon deshalb, weil sie eben nicht mehr auf Titelseiten sind oder als Hype durchs Internet getrieben werden. Sie sind Bestandteil der Medienlandschaft. Kein Podcaster hat je behauptet oder gewollt, Radio oder Fernsehen abzulösen. Das kam entweder von Journalisten, die das Prinzip der Vielfalt nicht verstanden haben, oder aber von Vertretern klassischer Medien. die schlicht Angst um ihre Pfrüde hatten (und haben) und deshalb Podcasting klein reden wollten.

Ich bezweifel immer die Zahlen der ARD/ZDF-Studie, die Podcasting und selbst Facebook als Randerscheinungen darstellen. Sicher, das klassische TV-Publikum ist alt und modernen Medien weniger zugetan. Aber darum geht es gar nicht.

Mir reicht es völlig, wenn mir zum Beispiel ein 11-jähriger schreibt, der gerade der Astro-AG in seiner Schule beigetreten ist und nun Rat sucht, wo er Material zum Theme “Leben im All” finden kann.

Der Erfolg von Podcasts ist, dass es sie gibt, und kein großes Aufhebens darum gemacht wird.

5 Jahre Wissenschaftspodcast

Es ist heute fast auf den Tag genau 5 Jahre her, als ich den erste WWWW-Podcast ins Netz stellte. Seitdem ist eine Menge passiert, aber die Konstante Podcast gibt es immer noch in meinem Leben. Jeden Sonntag, manchmal auch Samstag, setze ich mich vors Mikro und erzähle, was ich an interessanten Nachrichten aus der Wissenschaft gefunden habe, die man sonst nicht so liest. Dabei behalte ich ein Konzept bei, dass ich zum einen einmalig finde, zum anderen recht erfolgreich finde: Trockene Themen so vorzutragen, dass sie auf Hörer-Niveau sind. Und damit auf meinem Niveau.

Ich versuche gar nicht erst ein Wissenschaftsjournalist zu sein. Vieles von dem was ich vortrage verstehe ich zunächst nicht und muss es ein paar mal lesen. Ich bin da auch angewiesen auf meine Quellen. Die Hauptquelle ist der Informationsdienst der Wissenschaft, in dem fast alle deutschen Wissenschaftseinrichtungen ihre Mitteilungen posten. Die Qualität hat dabei erheblich zugenommen, die Texte werden immer verständlicher – was mir die Arbeit auch erleichtert.

Noch immer haben ich 3000 -4000 Downloads pro Sendung, das ist so schlecht nicht. Der Podcast wird gehört, es ist kein interaktives Medium, und ich bekomme viel weniger Mails und Kommentare als zum Beispiel die von mir hochgeschätzten Couchpotatoes. Aber das ist okay.

Ab und an kommt sogar etwas Werbung aufs Blog, ein kleiner Zuverdienst über den ich mich freue. Ich habe Flattr mal ausprobiert, mag aber das Konzept nicht. Ist irgendwie linke Tasche – rechte Tasche.

Wie es weitergeht? Wie es angefangen hat. Ich mache den Podcast solange er mir Spaß macht. Ich muss ja niemanden um Erlaubnis fragen 🙂 Vielen Dank an alle, die bislang zugehört haben.

Die Sache mit den geklauten Taschen im Urlaub

Meine Frau hat immer wieder Fälle wie diesen: Touristen melden sich nach einem Ausflug beim Reiseleiter oder -veranstalter, man habe aus ihrer Tasche Geld gestohlen. Während man den Tempel besuchte habe man die Tasche im Bus gelassen und bei der Rückkehr war das Geld weg.

Diese Geschichte stinkt in 99 Prozent der Fälle. Erstens sagen Geschäftsbedingungen und gesunder Menschenverstand, dass man nichts im Bus zurücklassen soll (schon gar kein Geld). Zweitens rennt man nicht mit hunderten Dollar rum, dafür gibt es einen Safe. Drittens gäbe es keine Busfahrer und Tourguides mehr, wenn die alle klauen würden (mal abgesehen davon dass ein Tourguide gar nicht schlecht verdient, der wäre wirklich dumm was zu klauen.)

Oftmals steckt etwas anderes dahinter: Man hat das Geld verloren oder für irgendwelchen Unsinn ausgegeben und versucht nun, die Schuld abzuwälzen. In der Regel ist das nicht erfolgreich. Gleiches gilt im übrigen für Diebstahl aus dem Hotelzimmer (oder gar dem Safe). In der Regel wird in einem Hotel nichts gestohlen. Wertsachen gehören in den Safe und den kann das Zimmermädchen NICHT öffnen. Mir ist noch nie etwas gestohlen worden, und ich habe viele Hotels gesehen. Bisweilen wird sogar Geld das aus der Hose gefallen ist dann ordentlich auf den Schreibtisch gelegt.

Wenn etwas gestohlen wird, dann in der Regel als Taschendiebstahl oder Straßenraub. Letzteres kann man verhindern in dem man nicht direkt an der Straße geht, sondern wo möglich mehr an der Hauswand, die Tasche mit einem Gurt versehen über der Brust hat, Kameras und andere Wertgegenstände nicht die ganze Zeit offen herumträgt, auch Geld nicht offen zeigt (z.B. am Geldautomaten). Taschendienstahl lässt sich weitgehend dadurch verhindern, dass die Tasche verschlossen ist (und eventuell ein weiteres Fach mit einem Reissverschluss innen hat) und man schlicht schaut, wer so neben und hinter einem ist. Und noch eine Regel: Wenn man angerempelt wird, ist der erste Griff nach der Tasche. Denn so machen die meisten Diebe Beute.

Wenn es hart und auf hart kommt und der Räuber eine Pistole oder Messer hat, gilt nur eines: Nicht den Helden spielen und sofort ihm geben was er will. Eine Tasche und selbst eine paar hundert Dollar sind weniger wert als das eigene Leben. Und das steht in einer solchen Situation auf dem Spiel.

Ich bin einmal überfallen worden: als Tankstellenwächter bei Frankfurt. Mir ist die Kamera und das Telefon gestohlen worden – als ich in Berlin wohnte. Im Ausland bin ich ein einiziges Mal bestohlen worden: Auf Boracay. Beute: Ein Leatherman und 20 Dollar. (Wir hatten den Zimmerschlüssel unbeobachtet beim Dinner auf dem Tisch liegen lassen und sind zum Buffet. Das hat ein Dieb das wohl am Strand vorbei kam genutzt).

Flugzeugabsturz: Was ist die Nachricht?

Weil es leider wieder einmal passiert ist: Was ist die Nachrict bei einem Flugzeugabsturz? Das es passiert ist? richtig. Doch was dann?
CNN schreibt 72 Tote bei dem Absturz, doch ist das die Nachricht? Ich habe einst gelernt dass die Nachricht das aussergewoehnliche ist. Tote bei einem Flugzeugabsturz sind (leider) nicht aussergewohenlich. Ueberlebende aber schon. Den juengsten Absturz im Iran haben 33 Menschen ueberlebt. DAS ist fuer mich die – auch noch gute – Nachricht. Im uebrigen uberleben immer mehr Menschen einen Flugzeugabsturz, aber immer noch so wenige, dass es eben das Besondere ist.
Journalisten koennen sich aslo nicht damit herausreden, dass das Besondere der Grund ist, warum die Toten genannt werden. Vielmehr sollten sie zugeben, dass sie es a) immer so gemacht haben, b) Tote fuer sie sensationeller sind und c) die anderen es ja auch so machen.

Warum Service so wichtig ist (und bequem)

Früher war es eine reine Angelegenheit der Feudalgesellschaft, mit der aufkommenden Industrialisierung auch eine Prestigefrage der neuen Oberklasse: Service konnte sich nur leisten wer das Geld hatte. Gleich, ob einen Kutschenfahrer, eine Köchin oder andere Hausangestellte. Das hat sich geändert: die double-income-no-kids können sich auch mit Durchschnittseinkommen wenigstens eine Putzfrau leisten. Und selbst Familien können Serviceleistungen wie ein Taxi in Anspruch nehmen.

Wir leben in einer Servicegesellschaft, und das ist gut so: Zum einen generiert es Arbeitsplätze, zum anderen erhöht es den Lebensstandard. Denn das Staatsziel der Wohlfahrt für alle wird ja nicht nur monetär definiert, sondern eben auch im Lebensstandard und der Lebensqualität. Das kann man sehr gut hier in Asien sehen, wo der Lebenstandard sich mit dem Kauf der ersten Fernsehers schon erhöht, aber auch die -qualität. Menschen in dörflichen Regionen empfinden nämlich einen Fernseher als Teil eines besseren Lebens, und deshalb kaufen sie auch einen sobald es Strom gibt und genug Geld da ist (so wie wir das in Deutschland nach dem Krieg auch gemacht haben).

Sobald aber hier in Asien genug Geld für eine Hausangestellte vorhanden ist, wird diese eingestellt, und dann noch eine Nanny, und ein Gärtner, eine Köchin und ein Fahrer. Nicht nur reiche NGO-Mitarbeiter machen das, sondern vor allem die neue asiatische Oberklasse. Die Inanspruchnahme ist nicht nur ein äußeres Zeichen des Wohlstandes, sondern auch eine bequeme Einrichtung: Man hat Zeit für anderes.

Wir haben hier aus Sicherheitsgründen einen Nachtwächter, der sich aber als Blumenfreund entpuppte und nun während seiner Schicht sich auch im das bißchen Garten kümmert. Weil wir beide nicht gerade einen grünen Daumen haben, ist das eine sehr bequeme Lösung. Und weil wir nette Menschen sind (sagt der Nachtwächter), gibt es immer auch was extra und jeden Abend etwas Konversation auf Englisch und Laoi (während meine deutschen Nachbarn nicht mal den Namen ihres Guards wussten und er sich sein Trinkwasser für 5000 KIP selbst kaufen musste).

Wir schaffen damit einen Arbeitsplatz, und so tun es viele in der Serviceindustrie. Wer das in Anspruch nimmt, kauft war kein Produkt, aber eine Leistung, und unterstützt damit sowohl die Wirtschaft insgesamt als auch Arbeitsplätze. Und fördert somit auch den Lebensstandard anderer,

Der Neid auf Julian Assange

Ich habe in verschiedenen Blogs gelesen, dass ja eigentlich der Ruhm dem Informanten gehört, der die Cables Wikileaks zugespielat hat. Das ist richtig. Nur eben nicht alleine. Und das Schicksal des Informanten ist es, meist geheim zu bleiben, Dies jedoch Wikileaks vorzuwerfen oder gar Assange, ist Unsinn. Bob Woodward und Carl Bernstein hat auch niemand ernsthaft vorgeworfen, sich in der Tat des Informaten zu sonnen. Es bedarf für einen Scoop diese Größenordnung eben nicht nur einen mutigen Informanten, sondern auch jemanden, der bereit ist, das zu veröffentlichen. Wie man am Beispiel Assange sieht, ist das auch nicht ungefährlich. (Natürlich leidet Mannig, aber wenn Assange in der Nebenzelle sitzen würde würde das Mannings Situation auch nicht verbessern).

Ich habe eher das Gefühl, dass es heute kaum mehr möglich ist, ein Held zu sein. In der Zeit der Superlative muss der Held unfehlbar sein, auch wenn das gar nicht sein Anspruch ist. Assange will Regierungen den Spiegel vor die Nase halten und Ungerechtigkeiten aufdecken. Er will NICHT ein guter oder schlechter Liebhaber sein, zumindest nicht öffentlich. Die Anforderungen, die derzeit zwischen den Zeilen zu lesen sind, gehen weit über das hinaus, was ein Held zu leisten vermag.

Auf Twitter schrieb neulich jemand, wenn Assange Chinese wäre und chinesische Geheimnisse veröffentlicht hätte, hätte man ihn für den Friedensnobelpreis vorgeschlagen. Das zeigt aber auch, dass die sogenannte Demokratie auf Sand gebaut ist. Immer mehr Staaten (Venezuela, Kambodscha, Ungarn in jüngster Zeit) verbieten per Gesetz Kritik an der Regierung, und in den USA ist das de facto auch schon der Fall. Es wird ein Gesetz aus dem Jahr 1917 herangezogen (Espionage Act), nach dem jeder amerikanische Verleger eigentlich ins Gefängnis gehört.

Die bis an die Grenze der Erträglichkeit unfähige amerikanische Regierung und Verwaltung versucht nun verzweifelt, den Berichtenden zu fangen, statt sich Gedanken zu machen, ob die Nachricht nicht vielleicht zum Nachdenken anregen sollte. Da ist es doch praktisch einen Ausländer zu haben, dem man auch noch eine Sexgeschichte anhängen kann und der nun Schuld ist an allem. Die Jagd auf Assange lenkt von der eigenen Unfähigkeit ab.

Die deutsche Regierung duckt sich mal wieder, wenn es um die Freiheit geht. Überraschender Weise scheint ausgerechnet der Innenminister der einzig helle Kopf im Kabinett Merkel zu sein. Die Liberalen kümmern sich um sich und ihre 3 Prozent, die SPD macht jeden Scheiss mit, um überhaupt noch was zu machen, die Grünen protestieren höchstens der Form halber, und die Rechte der CDU will am liebsten das Internet ganz abschalten, damit alles so ist wie früher.

Assange ist deshalb ein Held, weil er der westlichen Welt ihre eigene Verlogenheit vor Augen führt. Das, was der Westen von Ländern wie China fordert, ist er selbst nicht bereit, zu erfüllen. Die Grenzen der Redefreiheit werden auch im Westen immer enger, im Zweifel ist es die nationale Sicherheit, die bedroht ist, und damit kann man alles verbieten.

Dass deutsche Journalisten nun versuchen, am Bild des Helden zu kratzen, liegt am Neid derselben. Ich halte ohnehin nicht viel von den den Kollegen, die den Tag damit verbringen, Agenturmeldungen zu kopieren und ansonsten moralinsauer eine Welt kommentieren, von der sie immer weniger verstehen. Wer recherchiert denn noch eine Geschichte, wer versucht denn noch an geheime Dokumente heranzukommen? Warum den Aufstand machen wenn die Agenturen doch auch 200 Zeilen über Lena liefern.

Assange führt deshalb auch die westliche Presse vor. Spiegel, Guardian und Co. haben es gerade noch rechtzeitig erkannt und sind lieber auf den fahrenden Zug aufgesprungen als stehen zu bleiben. Der Rest muss sich nun rechtfertigen, und das klappt am besten, wenn man einfach Assange und Wikileaks versucht zu diskreditieren und sich staatsmännisch gibt, wenn man fordert, das Diplomatenpost geheim zu bleiben habe.

Niemand hat gefordert, dass Diplomatenpost nicht geheim sein soll. Wenn aber Staaten etwas anderes sagen als sie tun, wenn wie im Helikoptervideo gezeigt im Irak einfach mal so rumgeballert wird, dann darf das nicht geheim bleiben. Regierungen sind nicht der Staat und sie sie – zumindest in einer funktionierenden Demokratie – dem Bürger Rechenschaft schuldig. Und das bedeutet auch, auf unangenehme Fragen so zu antworten, dass der Fragesteller befriedigt ist.

Modernes Reisen in Asien und anderswo

Girl at the beach

Seit wir in Asien leben beobachte ich hier Touristen und die Art wie sie reisen. Natürlich gibt es da die klassischen Gruppenreisenden über 50 und die Backpacker zwischen 20 und 30. Diese sind leicht zu identifizieren – entweder an der 1,5 Liter Flasche Wasser die sie tragen oder an den Vietnam-Hüten.
Für mich wesentlich interessanter sind aber die Individualreisenden. Sie sind zwischen 25 und 60 Jahre alt, in der Regel allein oder ein Paar, und sie organisieren weite Teile der Reise selbst. Manche haben sich Bausteine im Reisebüro gebucht, Tagesausflüge zum Beispiel, aber haben sich selbst Hotels vor Ort gesucht. Flüge kann jeder schon per Internet zu guten Preisen buchen.
Ich selbst organisiere meine Reisen schon lange selbst, obwohl familär bedingt ich ja besten Zugang habe zu organisierten Reisen. In der Tat haben wir die auch gemacht. Aber wenn ich heute zum Beispiel nach Bangkok fahre, dann hole ich mir im Reisebüro das zur Firma meiner Frau gehört die Busfahrkarte, buche aber das Hotel per Agoda.
Viele meiner Freunde die mich besucht haben, hatten Flug und Hotel selbst gebucht und vor Ort nachen ausflügen geschaut.
Meien Empfehlung: In der Tag kann man von Deutschland aus die Flüge buchen und auch Hotels. Bei Ausflügen vor Ort würde ich aber immer etablierte Reiseveranstalter wie eben Diethelm Travel empfehlen. Die haben alle Büros in Südostasien und kennen ich a) aus und b) schlagen sie sichere Reiseverläufe vor. Denn nicht jedes Boot auf dem Mekong hat Rettungswesten an Bord und nicht jeder Busfahrer in Laos ist nüchtern oder fährt angemessen langsam auf Bergpässen. Neben dem Sicherheitsaspekt spricht für die Reiseveranstalter auch die Erfahrung: eine Nacht Halongbucht zum Beispiel reicht, Sihanoukville in Kambodscha braucht keiner und Luang Prabang im Dezember ist meist ausgebucht. Eine gute Beratung sichert Urlaubsspaß und manchmal macht man dank Promotions noch ein Schnäppchen.

Warum Wikileaks die Demokratie retten kann

Als ich Lokaljournalist war, bekam ich aus allen Parteien Informationen und veröffentlichte sie. Ich wusste noch vor den meisten Parteimitgliedern, wer der nächste Bürgermeister ist. Diese erfuhren das aus der Zeitung. Das richtete natürlich einen gewissen politischen Schaden an. So what? Das war mein Job, meinen Lesern zu sagen, was vor sich geht. Ich habe versucht meinem Verlag zu erklären, dass wir mehr Informationen verbreiten können wenn wir das Internet nutzen. Man hat das bis heute nicht verstanden.

Was Wikileaks macht, ist nichts anderes als Journalisten bisher gemacht haben. Die haben nur deshalb nicht alles veröffentlicht, weil sie schlicht nicht den Platz oder die Sendezeit haben. Noch heute gilt auch im Internet eine Art Selbstzensur, was die Länge angeht. Wikileaks sieht sich aber nicht als Gatekeeper, der dem dummen Bürger die Welt erklärt, sondern sieht den Bürger als mündig an und gibt ihm die Informationen direkt in die Hand. Wohlgemerkt, das ist nichts Neues.

Warum nun diese Hetze gegen Wikileaks? Weil zum einen die USA angegriffen werden, und diese nicht anders können als reflexartig nach Zucht und Ordnung zu rufen, statt einmal zu überlegen, warum aus ihrem Hochsicherheitsbetrieb diese Daten überhaupt rauskommen können. Oder mal darüber nachzudenken, wie diplomatische Kabel verschickt werden. Zum anderen wiel auch die klassischen Medien ein Interesse an der Jagd auf Assange haben.

Die Presse galt gemeinhin als vierte Gewalt im Staat. Der Satz impliziert aber damit eine Rolle im Staat, eine Funktion. diese Funktion ist die des Ãœberwachers. Schauen wir die Praxis an, hat die Presse diese Funktion aufgegeben. Man sitzt in der Bundespressekonferenz und schreibt brav auf was Minister sagen. Wenn es um investigativen Journalismus geht, müssen immer Leyendecker oder Wallraff ran, andere gibt es nicht. Ich habe selbst für meine Zeitung einst ein Stück über Scientology geschrieben, das hat mich ein halbes Jahr Recherche gekostet – ich musste das in meiner Freizeit machen. Die meisten Journalisten und Verleger haben noch immer nicht verstanden, dass sich ihre Rolle ändern muss. Dass sie keine Gatekeeper mehr sind, sondern Erklärbären werden müssen.

Weil das aber nicht so leicht ist, sehen sie sich von Wikileaks angegriffen wie zuvor von Bloggern. Der meist verächtliche Ton wenn es um Blogs geht ist nicht anderes als Ausdruck puren Neides. Die dürfen und machen was man selbst sich nicht traut. Warum braucht es Wikileaks um einen Maulwurf in der FDP zu enttarnen? Und warum, das am Rande, wird darüber berichtet, wenn es doch Informationen sind, die diese schlimmen Cyberterroristen verbreiten?

Es geht um die Informationshoheit. Weder Staat noch Presse wollen diese abgeben. Sie wollen kontrollieren. Die einen um an der Macht zu bleiben, die anderen um Auflage zu machen mit vermeintlicher Exklusivität. Dem Bürger wird nicht zugetraut, mündig zu sein und Quellen im Original zu verstehen. (Das hängt übrigens mit dem akademischen Hintergrund zusammen. Journalisten werden quasi von kleinauf auf Elfenbeinturm getrimmt. Das war bei mir selbst so).

Und deshalb werden journalistische und juristische Standards einfach mal über den Haufen geworfen. Zum Beispiel:

  • Interpol sucht jemanden international weil er wegen Sex ohne Kondon befragt werden soll?
  • Die USA reden von Auslieferung, ohne dass es formal einen Haftbefehl gibt
  • In den USA fordern Politiker Attentate auf Assange
  • Bei Assange wird von Vergewaltigungsvorwürfen gesprochen, obwohl es sich nach deutschen Sprachgebrauch höchstens um sexuelle Nötigung handeln dürfte (wenn überhaupt)
  • Wir, die Bürger, sind aufgerufen, zu entscheiden, ob wir ein freies Internet wollen, in dem es bisweilen auch mal unbequem wird, oder ob der Staat auch diesen Bereich kontrollieren soll (mit allen Konsequenzen). Ich hatte heute eine kurze Twitterdiskussion ob Hacker-Attacken gegen Visa und Co. sinnvoll sind. Ich glaube ja. Ich sehe das als eine Art Online-Demonstration. Das staatliche System gibt uns keine Möglichkeit, schnell auf aktuelle Geschehnisse zu reagieren. Selbst physische Demonstrationen müssen vorher angemeldet werden. Wir gehen aber heute nicht mehr auf die Straße sondern ins Internet.

    Die Payback-Initiative mag zwar sowas wie der Autonome Block sei, aber ich denke sie zeigen auf, was die RAF einst schon tat: Wenn der Staat gepiesackt wird, zeigt er sein faschistisches Gesicht. Nun mag faschistisch heute nicht mehr richtig sein, tatsächlich aber werden staatlicherseits nicht Diskussionen geführt, sondern repressiv gehandelt. Die Hacker haben deshalb zurzeit meine uneingeschränkte Solidarität (und ja, ich weiß um den Widerspruch in diesem Satz, man möge ihn bitte in Kontxet stellen zum Urheber des Originals).

    Einen viel besseren Artikel gibt es bei Neunetz.com zu lesen

    Weltbank:Frauen an den Webstuhl und auf den Acker

    Ich habe ja schon lange den Verdacht, dass die ganzen westlichen Initiativen von NGOs und Regierungsstellen dazu dienen, die armen Länder auch wirklich arm zu halten. Ein schönes Bespiel dafür ist eine Initiative der Weltbank in Laos. Zusammen mit Australien will man “junge Entrepreneurs” fördern. Und damit nicht genug, man will vor allem junge Frauen unterstützen. Die sollen eine Business-Idee liefern oder ihr schon erfolgreiches Geschäft einreichen. Soweit so gut. Als Provinzen wurden Vientiane (mit der Hauptstadt), Luang Prabang (Tourismus-Hochburg) und Champasak (Stadt Pakse, Wat Phou, Tourismus) ausgewählt. Nun sind das ohnehin die wirtschaftlichen stärksten Regionen (unter anderen herrscht in Pakse eine Frau über das Dao-Kaffeeimperium). Richtig schlimm ist aber, welche Formen der Betätigung Weltbank und australische Regierung für Frauen als geeignet ansehen:

    “… such as handicraft, process food, agriculture/farming, tourism and other”. Klar, Frauen können keine Import/Export-Firma leiten, Frauen können auch keine Software programmieren oder gar eine Baufirma leiten. Deshalb bitte schön auf dem Acker bleiben.

    “… meet local market needs”. Ja, bloß keine Konkurrenz zu den Weltmärkten aufbauen.

    Laos braucht KEINE Initiativen in Landwirtschaft, da treten sich die NGOs schon gegenseitig auf die Füße. Laos braucht Technologietransfer, zum Beispiel in produzierendem Gewerbe. Und White Collar Jobs, zum Beispiel Outsourcing im Softwarebereich.

    Was die Weltbank letztlich macht, sind bestehende alte Strukturen festigen zu wollen statt aufbrechen. Oder anders gesagt: Die Frauen hier in Laos sind smart genug ohne die Hilfe der Weltbank ein Geschäft aufzubauen. Die Firma in der meine Frau arbeitet gehört zum Teil einer Laotin. Der Supermarkt hier in der Stadt, ein kleiner Lebensmittelkonzern der selber produziert, gehört einer Laotin. Eine Hotelbesitzerin hat auch eine der größten Baufirmen im Land. Eine Restaurantkette ist in Hand einer Frau. Eine Fluggesellschaft wird von einer Frau geleitet. Das ist nur ein Teil den ich kenne.

    Wenn man das Land wirklich verändern wollte, dann würde man die Wirtschaft stärken und nicht vermeintliche Randgruppen. Unter 35 sind übrigens 60 Prozent der Bevölkerung. Das Land braucht Start-Up-Zentren und Business Angels, die beratend zur Seite stehen.

    Hier das ganze Ausschreibungstext.
    ausschreibung Weltbank

    Micorfinance Forum




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    Originally uploaded by thomaswanhoff

    GTZ und Sparkassen haben das beste Hotel der Stadt gebucht (ist Mikrokredite nicht für die Armen?), aber sie können nicht einmal das Schild richtig schreiben (auch wenn das eine hiesige Firma war die den Fehler gemacht hat, bedarf es doch jemanden der es aufhängt und mit Fehler hängen läßt). Eine Kleinigkeit, aber genau das ist das Problem der NGOs: Operations interessiert sie nicht. Wahrscheinlich haben die hohen Herren und Damen noch vor dem Schild gestanden und gelacht darüber… (.. das man hier nicht mal das Schild richtig schreiben kann). Denn allzu gerne höre ich von NGO-Vertretern abfälliges über die so genannten Locals.

    Dumme Politiker und die Lüge vom Jugendschutz

    Ja, mir geht die Hutschnur hoch. Ich frage mich ob die Menschen damals in der DDR wirklich für Vorratsdatenspeicherung und Jugendmedienstaatsvertrag auf die Straße gegangen sind. Die deutsche politische Elite macht genau das, was sie der chinesischen zum Beispiel vorwirft: Weil man Dinge nicht versteht, versucht man das bestehende zu kontrollieren und das neue de facto zu verbieten. Eine wild gewordene Ministergattin, eine ebenso durchgedrehte ehemalige Familienministerin, eine noch schlimmere so genannte Verbraucherministerin, und schon war es das mit Freiheit. Die Einschränkungen, die es schon jetzt in Deutschland gibt was die Grundrecht angeht, sind schon beeindruckend. Demonstrationen: Ja, aber keine Vermummung, kein dies, kein das. Freie Rede: Ja, aber sie muss eine Altersbeschränkung haben. Wenn ich zum Beispiel einen Beitrag zum Thema Pornografie schreiben will, darf der nur nachts erscheinen. Oder aber ich muss technische Vorkehrungen treffen. Ich darf auch keine Abzeichen der NSDAP zeigen, etwas das in anderen Ländern nicht wirklich verstanden wird. Ich darf meine 16-jährige Cousine (so es sie gäbe) nicht in der Pose ablichten, in der sie es gerne hätte, weil sie aussehen will wie ihre Lieblingssängerin (weil dass dann schon Kinderpronografie sein kann). Ach so, und das Haus des Nachbarn darf ich auch nicht veröfentlichen.

    Ich glaube die Kinderstory nicht. Es geht um etwas anderes. Wikileaks hat gerade gezeigt, wie verwundbar Regierungen sind. Und das gefällt denen nicht. Sie wollen die Kontrolle über die Medien zurück. Die Amis haben das schon vorher bewiesen, und nun ziehen deutsche Politiker nach. Man erfindet eine Gefahr, und schon macht man sich an die Beseitigung.

    Warum? Weil ein deutscher Politiker KEINE Ahnung hat von der Welt (wie auch manche CEOs übrigens nicht). Er weiß nicht was ein Brot kostet und wie man eine Email schreibt, geschweige denn wie man die Privatsphäre bei Facebook einstellt. Er (und sie) will an der Macht bleiben, das ist das einzige Bestreben. Das gute Einkommen als Abgeordneter und all die netten Vergünstigungen. Ich habe das hautnah erlebt, es geht den meisten nur darum. Und weil sie eben die Welt da draußen nicht verstehen, müssen sie jetzt einfach alles verbieten, was sie nicht verstehen. Oder was ihre Machtstellung gefährden könnte. Ich warte darauf, bis die ersten Abmahnungen kommen. weil man einen Politiker kritisiert hat. Ich wette, das kann schon 2011 passieren, wenn das so weitergeht.

    Hier in Laos (und Vietnam und China) ist man wenigstens so ehrlich und sagt klar heraus, dass man keine öffentliche Kritik an der Partei und der Regierung wünscht (und zulässt). Nicht das mir das gefällt. Aber es ist wenigstens geradeheraus.

    Elektro-Bike, Strom aus Wasserkraft, Bus statt Flugzeug

    Mit ist gestern aufgefallen, dass ich hier in Laos wirklich umweltfreundlich lebe. Zum einen benutze ich einen Elektro-Roller. Da hier mindestens 80 Prozent des Stroms aus Wasserkraft kommen, kann ich den Roller mit ruhigem Gewissen auch was meinen CO2-Abdruck angeht benutzen.
    Schon in Vietnam habe ich begonnen nicht mehr warm zu duschen. Das spart auch Energie. Wir hatten bislang eine Kaltwasser-Waschmaschine, haben aber wegen schlechten Waschergebnis jetzt auf eine umgestellt, die warmes Wasser macht. In der Regel benutzen wir 40 Grad, selten 60 Grad.
    Längere Autofahrten machen wir nicht, vor allem weil es schlicht zu gefährlich ist, außerhalb der Stadt zu fahren. Noch gefährlicher ist es natürlich mit Roller, da fühle ich mich selbst mit der besten Motorradbekleidung nicht geschützt genug. Wenn wir nach Udon fahren, die nächst größere Stadt in Thailand, nehmen wir den Bus. auch wenn ich nach Bangkok reise, nehme ich den Bus (dauert 8 Stunden über Nacht).
    Eingekauft wird auf dem lokalen Markt, es sei denn wir brauchen Dinge die es dort nicht gibt: Cola und Milch zum Beispiel. Die werden aber in Laos produziert, es gibt keine langen Transportwege. Meine Bananen wachsen bei mir im Garten. Anderes Obst kommt aus den benachbarten Provinzen in Laos.

    Gibt es wegen dieser Lebensweise Einschränkungen? Nein, ich habe es nicht einmal bemerkt.

    Wie journalistische Texte bald beschaffen sein werden

    Der von mir hochgeschaetzte Jan-Eric Peters (Chefredakteur der WELT) hat es neulich auf den Punkt gebracht: In der WELT stehen in Zukunft entweder lange Lesestuecke oder kurze Nachrichten. Mitteldinger wired es niche mehr geben.
    Ich habe neulich fuer einige Webseiten Texte geschrieben, und dab gemerkt, wie die betreuenden Redakteure noch immer sehr in Print denken. Wer einen journalistischen Text auf einer Webseite schreibt, muss anderen Anforderungen genuegen als in der Zeitung. Zum einen ist Laenge ein Kriterium. Ich glaube schon dass lange Stuecke eine Zukunft haben, allerdings muessen sie anders aufbereitet werden. Es muessen wirkliche LESE-Stuecke sein. Reportagen zum Beispiel.
    Viel wichtiger ist aber die Medienfrage. Wer heute im Internet Nachrichten konsumiert, will sie kompakt haben. Fakten, Fakten, Fakten. Und wichtig: Video hat immer Vorrang. Wenn ich ein Video zu einer Geschichte habe, kann ich mir das Schreiben sparen. Dann nur noch Fakten in den Text (fuers SEO), Links, etc. aber nicht das Video nochmal nacherzaehlen.
    Gleiches gilt fuer Audio: Wenn ich den Polizeichef zur Geiselnahme interviewe lade ich das MP3 hoch und fasse den Inhalt nur kurz zusammen.
    Leider ist das heute immer noch Ausnahme, weil die meisten Printjournalisten sich eben als Schreiber verstehen. Gemacht wird was man gelernt hat.
    Es gibt aber noch einen anderen Grund, warum sich viele so schwer tun mit der neuen Aufbereitung von Artikeln. Irgendwer hat neulich gesagt (ich glaube es bei Turi2 gelesen zu haben), dass Journalisten mal den Hubschrauber verlassen muessen, aus dem sie uns die Welt erklaeren. Wir Leser sind nicht so dumm wie man uns immer glauben machen moechte. Wir sehen dass einen chilenischer Bergmann aus der Kapsel steigt, wir brauchen keinen Reporter, der sagt “er steigt jetzt aus der Kapsel”. Und man muss uns auch nicht 300 Mal erklaeren, was es mit der Kapsel auf sich hat, nur weil noch Sendezeit uebrig ist und die Schalte teuer ist.
    Es reicht uns entweder die Fakten zu geben ueber die wichtigen Ereignisse, oder Meinungen, Hintergruende und Neues.
    Viele Journalistenkollegen hier in Asien tun sich schwer, Geschichten zu verkaufen, die abseits der Klischees und des Mainstream sind. ein kleines Beispiel: Wann immer ueber Kambodscha berichtet wird, wird vom Trauma gesprochen, das die Kambodschaner haben. Das mag in den 80ern so gewesen sein. Nur ist die Generation der 30jaehrigen heute nach dem Schreckensregime der Khmer Rouge geboren. Und stellt 60 Prozent der Bevoelkerung. Die meisten Kambodschaner haben das Thema nicht einmal in der Schule behandelt.
    Liest man solche Geschichten in Deutschland? Ich glaube schon, wenn Medien den Mut haetten eben mal abseits des Mainstreams zu berichten.
    Zurueck zum neuen Schreiben: Wenn die Tablet-PCs wirklich durchschlagen, und ich glaube dran, dann werden wir neuen Lesespass erfahren (und damit Lesestuecke auch dankbar annehmen), aber wir werden wenn es um Ueberblicke geht, was in der Welt los ist, die Wuerze in der Kuerze suchen. Video, Diashow (NICHT Klickstrecke), Audio, Text – ist die neue Reihenfolge, wenn es um Nachrichten geht. Mein Rat an Redaktionen: Gebt den Reportern endlich Kameras in die Hand, nicht nur der Multimedia-Volontaerin.
    Uebrigens schade, dass man das bei der Welt noch immer ncht beherzigt. Video ist immer noch eine Randerscheinung und trotz der guten Arbeit der Springer-Akademie nicht online fest verankert. (Disclosure: Ich habe 2006/2007 den Bereich Video und Audio bei Welt Onlone mit aufgebaut).

    Ein kurzes faktenreiches Stueck ist besser als eines, dass nach klassischen Kriterien geschrieben sein mag, aber online keine Sau interessiert. Artikel der agenturen zum Beispiel sind fuer Print, nicht notwendigerweise fuer Online. Ich mag es wie CNN das bisweilen aufbereitet.
    Ich habe willkuerlich bei Welt eine Geschichte rausgepickt (nicht dass sie schlecht ist, es ist einfach nur ein Beispiel)

    An einem Bach in Niedersachsen sind am Sonntag die Leichen zweier Jugendlicher gefunden worden. Bei den Toten handle es sich um einen 13 Jahre alten Jungen und ein Mädchen im Alter von 14 Jahren, sagte ein Polizeisprecher. Beide seien Opfer eines Kapitalverbrechens geworden. Weitere Einzelheiten nannte der Sprecher nicht. Man stehe erst am Anfang der Ermittlungen. Die Spurensicherung in der Nähe von Bodenfelde im Landkreis Northeim und die Suche nach dem Täter hätten jetzt Vorrang. Die Staatsanwaltschaft werde sich erst am Montag auf einer Pressekonferenz Uhr in Northeim zu dem Fall äußern.

    Ich denke es reicht voellig, das kurz zu bringen:
    – 2 Tote Jugendliche in Bach bei Bodenfelde (Landkreis Northeim) gefunden
    – 13 Jahre alter Junge und 14 Jahre altes Madechen
    – Kripo geht von Gewaltverbrechen aus
    – Story wird staendig aktualisiert, wenn wir neue Nachrichten haben

    Das reicht. Man muss nicht unbedingt sagen dass man nicht mehr weiss oder was der Sprecher sagt. Besser ist es die Geschichte abzudaten. Und ob ein Kamermann der irgendwo im Wald filmt, ein aussagekreaftiges Bild ist, sei dahin gestellt.

    Ich denke, man muss online viel mehr out-of-the box denken als das bisher gemacht wurde.