Kinder sollen lesen. Klar. Deshalb zum Beispiel gibt es den Tag des Buches. Und eigens für den hat der Verlag Random House ein kleines Büchlein gestaltet. Das heißt “Ich schenk dir eine Geschichte” und wird von Buchhandlungen verschenkt. Die kaufen es vom Verlag, quasi als PR-Aktion.
Und jetzt kommt die Frau Ministerin auf eine clevere Idee: Sie verschenkt einfach Gutscheine für das Buch, einzulösen in Buchhandlungen. Die freilich wissen nix davon und würden schon gerne selbst entscheiden, an wen sie die – von ihnen bezahlten – Bücher verschenken.
Frau Wollf und ihr Pressestab halten es nicht eimal für nötig, den Buchhandlungen zu danken für ihre Aktion.
Ein paar Fakten:
– Das Buch wird von Random House und den Buchhandlungen bezahlt, die Gutscheine wurden von den Kultusministerien, dem Börsenverein des deutschen Buchhandels, der Stiftung lesen, der Deutsche Bahn AG und dem ZDF verschenkt, ohne Absprache (weder vorher noch nachher) mit dem örtlichen Buchhandel.
– Der Buchhandel wird noch nicht mal ebenbürtig als -wenn auch unfreiwilliger- Sponsor erwähnt.
– Ebenso wenig wird der Buchhandel als Hauptträger der Welttagsaktion gewürdigt
– Das Buch ist ein Geschenk es HAndels an seine kleinen Kunden, schon seit Jahren!
– Es wird jetzt an den Schulen als kostenlose Schullektüre missbraucht, aus der Belohnung für freiwilliges Lesen wird Pflichtlektüre.
Die Fragen und Aussagen eine er Buchhändlerin (Name mir bekannt):
“Warum mischt sich das Kultusministerium in seit langen Jahren wunderbar funktionierende Aktionen des Buchhandels ein und schreibt es sich auf eigene Fahnen?”
“Wir veranstalten auch schon seit Jahren Kinderführungen durch unsere Buchhandlung, dazu brauchen wir keine “Hilfe” von den Ministerien”
“Warum wollen Kultusministerien Schüler in Buchhandlungen holen, ohne es mit den Buchhandlungen abzustimmen. Sollen sie doch öffentliche Bibliotheken dadurch “unterstützen”…?”
“Die Teilnahme an dieser Aktion ist zwar eigentlich für Buchhandlungen freiwillig, wir könnten uns jedoch aus Imagegründen niemals davon ausschliessen. Das würden unsere Kunden nicht verstehen.”
“Wir fordern, diese Gutschein-Aktion nicht mehr zu wiederholen.”
Auch die “Stiftung Lesen” und die anderen Kultusminister haben Gutscheine verteilt, ohne selbst dadurch Kosten zu haben.
Die Rolle der Stiftung Lesen in dieser Geschichte ist klar: Sie gibt das gemeinnützige Feigenblatt für diese große PR-Aktion und viele andere ab und wird dafür üblicherweise gut bezahlt. Man schaue sich nur viele Projekte der Stiftung an, dann weiß man, welchem Zweck sie – neben ihrem eigentlichen, der Leseförderung – vor allem dient: der Umsatz- oder Ansehensförderung, jedenfalls aus Sicht der geldgebenden Firmen oder Behörden.