Diplomatenpost

Was echt cool ist: Unsere amerikanischen Freunde hier (Botschaftsangestellte) bezahlen, wenn sie in USA was bestellen, nur das inner-amerikanische Porto. Weil die Botschaft quasi USA ist. Macht sie natürlich beliebt hier bei einigen Ausländern.
Unser Botschafter, Herr Mann, macht solche Angebote nicht, er verschickt nur Einladungen zum evangelischen Gottesdienst. Dachte eigentlich, dass Kirche und Staat getrennt seien. Hat sich wohl was geändert in den vergangenen Monaten 🙂

Das neue geheime Wikipediaprojekt

Es wurde wohl im Mai vergangenen Jahres ins Leben gerufen, nur wenige Vertraute wussten, was da zwischen der deutschen Wikimedia und der internationalen Mutter läuft. Während alles auf Jimmy Wales und Wikia schaute, wurde ein viel wichtigeres Projekt mit Alpha-Namen Tuinkel gestartet. Jetzt ist es offiziell, der Name ist Emma, und Arne und Delphine sei herzlich zu gratulieren!!!

Frauen werden bevorzugt eingestellt – weil sie Geschenke verpacken koennen

Da stehe ich vor dem Problem, Personal zu suchen, und unsere HR Leute fragen mich, ob “Boy”oder “Girl”. Ich habe versucht zu erklaeren, dass mir das Wurscht ist, Hauptsache ist, dass die Mitarbeiter englisch sprechen und wenigstens ein wenig Wissen und Bereitschaft, selbststaendig zu arbeiten, mitbringen.

Als Gegenargument kommt dann, die Boys koennten keinen Geschenke einpacken und die Girls kein Puppenhaus zusammenbauen. Da ist noch viel Arbeit zu tun.

Im uebrigen frage ich mich ja, was in den Schulen und Universitaeten gelehrt wird. Dass, was spaeter auf den Abschluessen zu lesen ist, definitiv nicht. Hier kommen junge Menschen her, die einen Abschluss in Intensive english for academics haben und nicht einen Satz richtig oder wenigstens verstaendlich schreiben koennen.

Ganz schlimm ist das Allgemeinwissen. Im hiesigen TV gibt es sehr wenig ueber die Welt “da draussen”, und englisch sprachige Sender schauen die wenigsten. Ob US-Wahlen oder irgendwas anderes aktuelles, hier hat kaum einer eine Ahnung davon. Liegt am Schulsystem, da wird a) aus alten Buechern gelernt und b) nur auswendig.

Das FBI eroeffnet ein Buero in Phnom Penh

Das hier ist die Meldung:

Robert Mueller, Director of Federal Bureau of Investigation (FBI), will start a two-day official visit to Cambodia on Wednesday to meet with the Prime Minister Hun Sen and government officials, according to the U.S. Embassy in Cambodia.

Mueller’s visit to Cambodia should be considered as a further indication of expanding cooperation between the two countries’ law enforcement agencies, Cambodian-language newspaper the Kampuchear Thmey on Wednesday quoted the embassy as saying.

Although the time and place of the meeting remained known, the U.S. Embassy said Meuller would definitely meet with Hun Sen in person. The purpose of the meeting has yet to be revealed in details.

Mueller will also preside over the official opening of FBI’s office in Phnom Penh

Sehr lustig finde ich, wie soll man mit einer Regierung zusammenarbeiten, die kaum ein Interesse an der Durchsetzung von Gesetzen hat. Das Anti-Korruptionsgesetz ist noch imer nicht verabschiedet, Deutschland hat gerade Kambodscha die Teilnahme an einem Adoptionsabkommen verweigert, weil auch das das Gesetz fehlt. Bin mal gespannt, was das FBI hier wirklich machen will.

Centero censo dass hier zuviele NGOs rumwerkeln im Land.

Wie Politiker sich informieren

Eben lese ich das in meinen Google-Alerts:

Eine Delegation des Ausschusses für Tourismus des Deutschen Bundestages besucht vom 28. Januar bis 7. Februar 2008 Malaysia und Kambodscha zu tourismuspolitischen Gesprächen.

Toll, denke ich, wir praktisch, dass drei der vier groessten Reiseveranstalter hier deutsch sprechende Manager haben, da ist die Kommunikation einfach. Wenn es denn eine gibt. Denn das hier am Ende liest sich anders:

Auf dem Programm stehen politische Gespräche u.a. mit den Tourismus- und Umweltministern, Parlamentspräsidenten und Fachpolitikern, Tourismusorganisationen, aber auch mit Vertretern der vor Ort aktiven deutschen politischen Stiftungen, der GTZ sowie von Nichtregierungsorganisationen.

Es mag sein, dass mir meine Frau den Termin verschwiegen hat, dass er noch in der Email steckt, aber warum wird nicht explizit darauf hingewiesen, dass man sich mit Unternehmen trifft. Denn die machen den Tourismus hier, nicht irgendwelche NGOs, die mit ihren teuren Autos ab und an in die Provinz fahren.

Wenn ich dann das hier noch lese, geht mir ja die Hutschnur hoch:

Die Delegation will aber auch nach den Schattenseiten des Tourismus fragen (bspw. Kinder- und Jugendarbeit, sexuelle Ausbeutung von Kindern und Jugendlichen oder durch den Tourismus verursachte Umweltprobleme).

Die sexuelle Ausbeutung (ich nenne das Missbrauch von Kindern, denn Ausbeutung impliziert es gebe Sex mit Kindern auch zu fairen Bedingungen, und das sehe ich ganz anders) mag ja politisch korrekt als Thema sein, dann doch bitte auch nachschauen, wer hier die “Ausbeuter” sind und mal kritisch nachfragen, warum die Polizei so zurueckhaltend ist.

Und die durch den Tourismus verursachten Umweltprobleme sind ein Witz gegenueber denen, die hier die Regierung selbst verursacht. Ja, Siem Reap wird bald ein grosses Problem mit Wasser und Strom haben, aber das liegt weniger am Tourismus selbst, sondern daran, dass die Regierung hier keine Infrastruktur schafft.

Schoen ist auch diese Zahl:

Allein im Jahr 2006 betrug das Wachstum der Tou­rismuswirtschaft über 23 Prozent. 1,7 Millionen ausländische Besucher, darunter 40 000 Deutsche, erbrachten im Jahr 2006 Einnahmen von 1,5 Milliarden US-Dollar.

Ich bestreite gar nicht die Zahl an sich (auch wenn man das koennte, wie werden die denn erhoben?), aber die Frage ist zu stellen, wohin die Einnahmen gehen. Anderen Statistiken zufolge bleiben nicht mehr als 30 Cent von jedem Tourismus-Dollar im Land. Und im Land heisst auch in den Haenden derer, die bestochen werden.

Na warten wir mal auf den Bericht der Herren Abgeordneten.

Wissenschaftsnachrichten als Podcast

Drei Jahre mache ich nun meine Wissenschaftssendung, und noch immer habe ich eine stattliche Zahl von Downloads: 3500 pro Sendung locker. Wer sagte doch gleich, dass Podcasting tot ist? Ich spüre nichts davon. Meine Hörer schätze ich nach wie vor dafür, dass sie immer liebe Mails schreiben, auf vieles achten und mich korrigieren, wenn nötig, mich viel loben, aber auch mal Laut geben, wenn ich Unsinn gesprochen habe.
Nach wie vor stehe ich bei iTunes zusammen mit den Großen der Branche, SWR, Nasa und Co. Mit dem kleinen Unterschied, dass ich ein Ein-Mann-Unternehmen bin. Ich glaube immer noch daran, dass man auch aus einer Wissenschaftssendung viel mehr machen könnte (und mit viel meine ich Downloads, Inhalte, Geld), wenn ein paar mitmachen würden. Aber genau daran hapert es: Trotz viele er arbeitsloser Journalisten wollen sich scheinbar nur wenige wirklich ins Netz wagen und mal richtig was losreissen. Wären da nicht Seiten wie Scienceticker.info und Plazeboalarm sowie Gute Pillen-Schlechte Pillen, man müsste ja geradezu verzweifeln.
Anyway, ich mache weiter mit meiner kleinen Sendung, solange ich Lust und Hörer habe. Und danke an alle, die mir die Treue halten.

Wochenendblogger

Oje, sollte ich jetzt auch schon soweit sein, dass ich nur noch am Wochenende blogge? Zur Entschuldigung sei gesagt, dass wir meine Mutter zu Besuch hatten und schlicht im Lande unterwegs waren.

Huete hätte es eine Demo in Phnom Penh geben sollen, es geht um Solidarität mit Dafur und man wollte – zusammen mit Mia Farrow – auf den dortigen Genozid aufmerksam machen. Die hiesige Stadtregierung hat das verboten, mit der Begründung, das habe nichts in Kambodscha zu suchen (tatsächlich wird eine symbolische Fackel zu Orten ähnlicher Genozide getragen, wie Armenien und Deutschland.)

KI-Media berichtet darüber, basierend auf einem AP-Bericht.

PHNOM PENH, Cambodia (AP) — Cambodian police blocked Mia Farrow from holding a genocide memorial ceremony Sunday at a Khmer Rouge prison, at one point forcefully pushing her group away from a barricade.

The Cambodian government had barred the ceremony several days ago and police on Sunday sealed off all roads leading to the Khmer Rouge’s infamous Tuol Sleng prison, which is now a genocide museum…

Farrow, who is working with the U.S.-based advocacy group Dream for Darfur, was in Cambodia as part of a seven-nation tour of countries to call attention to the humanitarian crisis in Sudan….

The government accused Farrow of having “a political agenda against China” and staging the event for political rather than humanitarian reasons.

Noch ne journalistische Schlamperei

Recht hat er, der Fabio, wenn er den Artikel des “Redaktionsmitglieds Alexander Kessler” korrigiert.
Der schrieb unter anderem:

Während kleinere Internetseiten wie podcast.de rund 5600 Audio- und Videodateien kostenlos anbieten, kann man bei Firmen wie iTunes (Apple) 125 000 Dateien frei herunterladen, davon 25 000 Video-Podcasts.

Das ist natürlich Unsinn: 1. ist podcast.de keine kleinere Internetseite, udn die bieten auch nix an. 2. möchte ich mal die Zahl 25.000 Videopodcasts erklärt haben. Podcast.de ist deutsch, Apple ist hier wahrscheinlich weltweit gezählt.

Schön auch das:

Mittlerweile sendet sogar die Kanzlerin regelmäßig ihren Podcast über den digitalen Äther und versucht so, junge Menschen zu erreichen

Nein, lieber Herr Kessler, die Kanzlerin macht das nicht “mittlerweile”. Richtig wäre, das auch Sie mittlerweile den Kanzerlinnenpodcast entdeckt haben.

Fast schon komisch ist dieser Satz:

Immer öfter würden jedoch die professionellen Podcasts von Firmen gemacht – Schleichwerbung inklusive.

Mein Lieber, wenn Mercedes Benz einen Podcast macht und über Mercedes Benz spricht, nennen wir das dann wirklich Schleichwerbung?

Und dies hier, Herr Kessler, nennen wir eine nicht bewiesene Tatsachenbehauptung, oder ist es als Kommentar gemeint?:

Doch die Qualität ist oft wenig überzeugend, da jeder, der ein Mikrofon richtig herum halten kann, seine Meinung, seine Vorlieben und Fantastereien ins Internet einspeisen kann. Dadurch sinkt das Niveau

Die Aussage wird durch nix, aber auch gar nix belegt. Zwar haben Sie, werter Autor, wohl mit Fabio gesprochen, und sicherlich ein paar Internetseiten gegoogelt. Das wars dann aber auch. Gehen Sie zurück auf die Journalistenschule, belegen Sie einen Lehrgang “Links in Artikel online einbauen und nicht nur in eine Box”, und den Kurs “Podcasting”, sowie “Recherchieren 1 und 2”. Danke.

Im Westen nichts Neues

Eben bei Turi2 gelesen:

Das ambitionierte WAZ-Portal DerWesten.de kommt nicht recht aus den Puschen – und Online-Chefin Katharina Borchert zeigt sich im Interview mit turi2 frustriert über den schwachen Start: “Das ist für uns alle im Team enttäuschend”, aber: “peinlich geht anders”.

Ich mag mich nicht freuen darüber, aber weinen kann ich auch nicht. Hat denn ernsthaft jemand geglaubt, der Ruhrpott ist das Mekka der Blogger und Kommentierer? Tageszeitungen sind Konsumprodukte, einige Leser schreiben Briefe, aber gemessen an der Auflage ein verschwindend kleiner Teil. Und deshalb ist es an sich schon vermessen, zu glauben, gerade Zeitungsleser tummeln sich gerne auf Web-2.0-Seiten.

Wenn ich dann lese, was Frau Borchert noch sagt, wird mir einiges klar:

Zu lange Ladezeiten oder schlechte Darstellung in einigen Browsern fördern nicht eben die Akzeptanz. Außerdem haben wir noch sehr wenig Traffic von Suchmaschinen.

Suchmaschinen bringen netten Traffic, aber kann das alles sein? Sollte auch der Westen nur auf PIs schauen und nicht auf Qualität? Dann doch bitte ein paar Britney-Spears-Bildergalerien, die ziehen immer. Ich frage mich ja manchmal schon, welcher Werbekunde auf eine Seite bucht, die vielleicht mal von einer Suchmaschine gefunden wird. Das PI/Suchmaschinen-System ist eine große Abzocke der Kunden: Denen wird nämlich was vorgegaukelt an angeblicher “Auflage”, was eher Zufallstreffer sind. Soll heißen: Wenn 30 Prozent über Suchmaschinen kommt, dann sind 30 Prozent der Leser keine WAZ-Leser, sondern solche, die zufällig auf eine Seite gelangt sind. Viel Spaß, da die Zielgruppe zu definieren! Da haben die Stern-Leser in den Arztpraxen noch mehr Bezug zum Produkt.

Schlampig Spiegel!

Spiegel online ueber den neuen Wagen TATA:
Der Teaser:

Er sieht aus wie ein verformter Smart und ist billiger als manches Fahrrad: Der Tata Nano ist da – das günstigste Auto der Welt. Für Klimaschützer ist der Discount-Viersitzer ein Alptraum, der Herstellerkonzern aber will damit ganz groß herauskommen.

Jetzt wollen wir natuerlich wissen, was denn die Klimaschuetzer gegen das Auto haben. Im Text finde ich nur einen Satz dazu – diesen:

Der Chefklimawissenschaftler der Vereinten Nationen, Rajendra Pachauri, sagte bereits im Dezember, die Aussicht auf das Billigauto bereite ihm Alpträume.

Ich nenne sowas schlampig zusammengeschrieben, Hauptsache ein paar Keywords drinnen damit schoen alle ueber die TATA-Suche zum Spiegel kommen. Nachrichtengehalt gleich null, das weiter geschrieben was alle haben.

Mal abgesehen davon dass es sich wohl nur SPiegelredakteuere leisten koennen, Fahrraeder zu kaufen die teuerer als 2500 Euro sind.

Fuer die paar Infos aber hat man tatsaechlich 3 Agenturen gebraucht:

itz/dpa-AFX/Reuters

Podcasts hoeren ohne zu wissen was es ist

Mal wieder ein Erfolgserlebnis: Ich habe gestern einem deutschen Freund aus Muenchen, der jetzt auch in Phnom Penh ist, erklaert, was ein Podcast ist. Er wusste das vorher nicht. Dann fragte er, wie man als Podcaster denn gefunden wird, und ich erklaerte sowohl Itunes als auch Google. “Wenn Du zum Beispiel nach “leben in phnom penh” googelst, wirst Du unseren Reisepodcast finden. Da sagte er: “Hey, jetzt erinnere ich mich wieder, woher ich die Stimme kenne. Das habe ich damals in Muenchen angehoert, als ich nach Infos suchte.”

Yeah!

Alle Schweine sind gleich

.. aber manche sind eben gleicher. Heute habe ich hier in der Zeitung gelesen, dass die Tochter eines Ministers heiratet, und zwar jemanden aus der Regierung. In Deutschland koennte alleine diese Meldung schon eine Klage wegen Verletzung irgendwelcher Persoehnlichkeitsrechte nach sich ziehen. Hier ist das anders: In der Meldung steht nicht nur, dass die Hochzeit 3 Tage dauern wird, sondern dass Polizei und Feuerwehr bereit stehene. Nun muss man wissen, dass Phnom Penh nur 2 grosse Feuerwehr -Trucks hat. Einer wird am Haus der Braut stehen, der andere am Ort der Hochzeit. Strassen werden gesperrt, ein massives Polizeiaufgebot ist angekuendigt.

Wohlgemerkt, es gibt weder Hinweise auf einen Anschlag noch tatsaechliche Sicherheitsbedenken. Es ist schlicht die Demonstration von Macht. Die Regierung hier versteht sich nicht als Volksvertreter, als ausfuehrende eines Parlamentswillens, sondern als jene, denen quasi dieses Land gehoert. Es ist eine Mischung aus kommunistischen Machtdenken und dem nach wie vor bestehenden Einfluss des Koenigshauses.
So wurde gerade das Independence Monument (ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt) gesperrt, weil ein Film gedreht wurde. mag man an sich verstehen, nur ist der Filmemacher der Koenigsvater und den Film macht er nur fuer seine Kinder.

Und gleich noch ein Beispiel: Vor einigen Tagen wollten die Jugendorganisation der oppositionellen SRP in Battambang eine Strassenreinigung machen. Wir kennen das aus Deutschland, wenn Freiwillige mal an einem Samstag den Muell antlang der Strassen wegraeumen und nachher spendiert der Buergermeister Erbsensuppe. Hier hatte der Prinzchef die Aktion verboten, weil sie not appropriate sei, ausserdem seien die Strassen nicht schmutzig und junge Leute sollten besser was anderes machen als Werbung fuer eine Partei beim Dreck wegraeumen. So laueft das sehr oft hier in den Provinzen, es gibt entweder keine Gesetze oder Verordnungen oder aber die Provinzchefs sind kleine Koenige, die nach Gutduenken entscheiden.

Vorraussage 2008

1) Es wird keine nachhaltigen Entscheidungen der Regierungen zum Klimawandel geben
2) Der Golfstrom wird stoppen
3) Christoph Keese wird auch daran etwas positives finden (oder es abtun können)
4) die Frage wird sein, ob es Europa mehr trifft oder uns hier in Asien

Das Weblog von Thomas Wanhoff

Social Share Buttons and Icons powered by Ultimatelysocial
RSS
LinkedIn
LinkedIn
Share
Instagram
Tiktok
Mastodon