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Andreas David Immobilien und die Kundenbindung

(UPDATE: Bitte den Kommentar unten lesen von einem ANDEREN Andreas David, der nichts mit dem hier genannten zu tun hat.)

Eigentlich gebietet es die Höflichkeit, zurückzurufen. Vor allem, wenn man mehrmals drum gebeten wird. Und wenn man jemanden Geld zahlen muss. So wie Andreas David Immobilien. Der verwaltet die Wohnung in Berlin, in der ich kurz gewohnt hab. Am 14.2. wurde sie übergeben – ohne Beanstandung. Ich habe 1 cbm Wasser verbraucht, was locker über die Nebenkosten abgedeckt ist. Auch die Grundkosten für 4 Monate sind nicht in Höhe der Kaution entstanden. Kein Grund also, meine Kaution nicht zurückzuzahlen. Irgendeinen gibt es wohl doch. Mal heißt es, man habe keine Kontovollmacht, dann wieder, es gebe Probleme mit den Unterlagen der vorherigen Verwaltung, schließlich ist ständig besetzt. Selbst ein Anruf bei der Besitzerfirma, die BPP Property GmbH, deren Postadresse bei der Belmont Estate GmbH in Berlin ist, bringt nur ein “wir kümmern uns drum”, ohne aber Nachricht zu bekommen. Die Faxnummer, die man mir gibt, nimmt nicht ab. Bei einem erneuten Aruf geht wieder nur ein Anrufbeantworter an.

Jetzt könnte man überlegen, ob
a) man es wirklich seit Dezember (dem Zeitpunkt der Übernahme der Verwaltungstätigkeit) nicht geschafft hat, Überblick über die Kontounterlagen zu bekommen
b) einfach keine Lust hat
oder c) aus welchen Gründen auch immer die Kaution gar nicht zurückzahlen kann

Die etwas merkwürdige Firmenstruktur und die Tatsache, das sich das alles in Berlin abspielt, lässt mich Schlimmes ahnen. Allein dass man Andreas David Immoblien nicht mal im Telefonbuch findet, ist seltsam. Ich habe weder auf Mails noch auf Rückruf noch auf Faxe jemals eine Antwort erhalten.

UPDATE 2: Plötzlich ein Brief, Bis Ende Mai will man sich bemühen eine Abrechnung zu erstellen. Das ist in Hinblick auf meine Auswanderung ein Witz. Warum ist es so schwer für die mich mal anzurufen?

UPDATE2: Nachdem Herr David mich wohl nie zurückrufen wird, habe ich mich mit den Inhabern einigen können. Für alle Juristen: Ja, der Vermieter hat bis zu einem Jahr Zeit für eine Abrechnung und nach Rechtssprechung bis zu einem halben Jahr für die Kaution. Darum geht es nicht. Es geht darum wie die Firmen mit Kunden umgehen. Ob sie auf sie eingehen oder nach Schema F vorgehen. Berlin Property hat es dann doch noch geschafft, eine für beide Seiten wunderbare Pauschallösung zu finden.

Was will das ZDF in Sachen IPTV wirklich?

Lese ich doch gerade was ZDF-Intendant Schächter gerade wieder gegeben hat:

ZDF-Intendant Markus Schächter appellierte zur Eröffnung der 40. Mainzer Tage der Fernsehkritik an die deutsche Medienpolitik, eine “Mindestregelung für einen fairen Wettbewerb” in der digitalen Fernsehwelt zu schaffen. Schächter forderte, dass für Plattformbetreiber und Inhalteanbieter klare Trennungslinien gelten sollten. Schächter verwies auf andere Bereiche wie etwa die Energiepolitik, wo auch eine Trennung von Netzen und Anbietern gefordert werde.

Fairer Wettbewerb? Sagt einer der gesetzlich basiert Gebühren einsammelt? Der einen gesetzliochen Auftrag hat und deswegen Protektion genießt? Sorry Herr Schächter, aber Sie sollten als letzter das Wort Wettbewerb in den Mund nehmen und statt dessen ihre Mediathek weiter verbessern und die Inhalte nicht nur als stream sondern auch als Download zur Verfügung stellen und sogar auf YouTube und Co. verbreiten. Dann müssen Sie sich auch keinen Gedanken mehr machen. It’s that simple.

Bewegtbild: Burda bei Sevenload – User Uploaded Content statt User Generated

20 Prozent, so schreibt die WIWO, will Burda bei Sevenload. Schön und gut. Aber welche Perspektiven bietet das. Ibrahim “Ibo” Evsan freut sich, was verständlich ist. Sevenload ist der kleinere unter den Videoplattformen, MyVideo hat dank Sat1 an Größe gewonnen, was die Nutzer und Videos angeht. Aber Sevenload sieht besser aus und hat den besseren Player.
Wohin will man gehen? Schaut mach sich die rechte Spalte an, dann will das Unternehmen auch eigene Formate zumindest fördern. Das sagt auch Ibo selbst.

Eine Plattform muss klare Ziele haben. Ohne eine klare Aussage von einer Plattform ist ein User selten von einer Sache zu überzeugen. Die Spezialisierung auf zentrale Kernkompetenzen, welche die Erwartungen der User in jedweder Hinsicht befriedigen, ist extrem wichtig.

Man will zeigen, dass auch reine Internetformate einen Sinn haben. Ob Rob Vegas oder Golfspielen, alles was ein paar Folgen in Reihe gemacht hat hat Chancen, dotr groß rauszukommen. Nun kann man über Qualität und Inhalt streiten, was mir fehlt, ist der Fokus aufs Wesentliche. Was ist das Einzigartige bei Sevenload im Hinblick auf die Inhalte?

Wenn man aus den Plattformen alle geklauten (oder qua Beteiligung wieder legalisierten) TV-Spots, Werbeclips und Musikvideos rausnimmt, bleibt nicht mehr viel. Die meist gesehenen Spots sind immer die gleichen. Loliopp ist auf MyVideo so eine Ausnahme, unglaublich erfolgreich.

Schönes Beispiel für die Hilflosigkeit: Im Bereich Wissenschaft bei MyVideo finden sich Beiträge wie “Fuck Nazis”, “Dummer Baumfäller” und “Unfall auf vereist” ganz vorne.

Bei Clipfish sind die All-time-Favourites Bianca Ryan (das singende Kind aus Americas Idol)., eine Diashow zur WM,eine Werbespot mit Haut und Lynne& Tessa, die Karaoke-Girls.

Sevenload zeigt “Der Bonker”, jede Menge Brüste und Fußball-Szenen aus. Selbst die eigenen Shows kommen nicht in die Top-Liste.

Das zeigt, dass zwar Clip-Portale ganz schön und nett sind, User Generated aber der wirkliche falsche Begriff ist. User uploaded
müsste es eher heißen.

Ich bin gespannt wann erkannt wird, dass es für Nicht-Rechte-Inhaber keinen Sinn hat, langfristig mit Werbeclips und TV-Schnipseln eine Videoplattform zu betreiben. Insofern geht Sevenload dern richtigen weg und baut Eigenes auf. Wenn man dort nun noch versteht, das Nischenprogramme mit einem Fokus auf kleine, aber feine Zielgruppen, die größere Chance bieten, könnte man auf dem richtigen Weg sein. Ob Burda der richtige Partner ist weiß ich nicht. Deren Bewegtbild-Aktivitäten haben mich noch nicht ganz überzeugt – den großartigen Thorsten Wehner bei Tomorrow mal ausgenommen.

Ein paar Worte von Heiko dazu

Wenn Botschafter keine Botschaften bekommen

Pius Fischer hat eigentlich einen Traumjob: Botschafter in Kambodscha zu sein bedeutet ein lockeres Leben. Keine SauKaum einer intessiert sich hier für das Land, Spannungen gibt es keine mit Deutschland, das Land ist sicher. Da kann man es ruhiger angehen lassen. Wenn zum Beispiel das Faxgerät (++855-(0)23-427 746) kaputt ist. Ok, es ist das für Notfälle. Um genau zu sein das einzige. Aber egal. Der Botschafter hat wohl andere Sorgen, als ein Faxgerät reparieren zu lassen.

UPDATE: Um dem armen Mann nicht Unrecht zu tun: Er überquert auch mal den Mekong. oder äußert sich zum Tribunal.

Bum Rush The Charts: Wenn viele kleine Menschen viele kleine Dinge tun, können Sie Großes bewegen

beweist zum Beispiel die Aktion “Bum Rush The Charts”. Eine Band ohne Plattenvertrag, Black Lab, mal eben in die iTunes Charts bringen, weil ein paar Leute sich vernetzen und einen Song an einem Tag (23.März) kaufen, zeigt wie wackelig die Musikindustrie eigentlich ist und wie mächtig Social Networks sind.

Hier das Ergebnis:

Overall Top 100:

Netherlands: 15
Norway: 55
Canada: 53
US: 99
Germany:98
Netherlands:38
Sweden: 98

iTunes Rock Charts

US: 11
Canada: 10
Netherlands: 2
Germany: 12
Sweden: 7
Portugal: 31
UK: 71
Australia: 35
Austria: 35
Denmark: 40
Finland: 42
Ireland: 54
Italy: 30
New Zealand: 56
Norway: 23
Switzerland: 42

Kinder auf dem Mount Everest?

Liest sich so:

Arzt schleppt Kinder auf den Mount Everest
Große Entdeckungen sind oft mit großem persönlichem Einsatz verbunden. Doch was jetzt ein britischer Mediziner plant, stößt auf massive Kritik. Um möglicherweise ein lebensrettendes Medikament für kranke Kinder zu finden, steigt er im April auf den Mount Everest. Mit ihm klettern Kinder im Alter von sechs bis 13 Jahren.

Zeilen später:

Auch Mythens eigene vier Kinder sollen in den Osterferien nicht faul zu Hause oder irgendwo in der Sonne liegen, sondern den mit 8850 Metern höchsten Berg der Welt knapp mehr als die Hälfte empor kraxeln.

Tatsächlich sind es 5400 Meter, und es geht ins Basecamp. Hmm, das ist zwar hoch,, und ja, mit der Höhenkrankheit ist nicht zu spaßen. Aber würden wir so einen Aufstand machen wenn der Arzt nach Tibet mit seinen Kindern reist? Das liegt auch so hoch. Sicher, man kann streiten ob man das mit Kindern machen sollte, aber bitte die Kirche im Dorf lassen. Auch wenn man so besser Pageimpressions bekommt.

Die Geschichte kommt übrigens von AFP.

Studien sind immer gut, oder?

Wenn man nicht mehr weiter weiss, gründet man nen Arbeitskreis, habe ich in der Politik gelernt. Im Journalismus ist die abgewandelte Version: Wenn ich nix zum Schreiben habe, nehm ich halt ne Studie. Die haben WIssenschaftler gemacht, und dann ist das auch wichtig. So wie heute in der Morgenpost zu lesen:

Alkohol und Nikotin verderben die Noten
Studie: Sitzenbleiber rauchen drei- bis fünfmal häufiger – Eltern unterschätzen die Suchtprobleme

Unglaublich: Alkoholiker sind schlechte Schüler? Wow, hätte ich nicht erwartet.

Woher auch immer diese Pointierung stammt, aus der Studie selbst kaum.

Zunächst mal: Die Studie stammt aus dem Oktober 2006, und bezieht sich auf die Lebenssituation von Jugendlichen im Rhein-Neckar-Raum. Darum geht es:

Etwa 50% aller Mädchen und 22% der Jungen fühlen sich zu dick und haben bereits Diäterfahrungen gemacht, obwohl nur 11% der Mädchen und 13% der Jungen tatsächlich übergewichtig sind. Die Jugendlichen zeigen insgesamt einen hohen Medienbesitz und -konsum. Die Mehrzahl verfügt über Handy, eigenes Fernsehgerät und Computer. Erfahrungen mit Alkohol, Tabak, aber auch illegalen Drogen sind verbreitet: 16% der Jugendlichen rauchen täglich, 18% der Jungen und 10% der Mädchen trinken wöchentlich Alkohol, 15% der Jungen und 10% der Mädchen hatten bereits Umgang mit illegalen Drogen. Selbstverletzungen berichten 10% der Jungen und 20% der Mädchen. Viele Sorgen und Probleme werden von 6% der Jungen und 16% der Mädchen geäußert. Eltern unterschätzen Sorgen und Probleme, Suchtverhalten und selbstschädigendes Verhalten der Kinder erheblich. Zwischen Substanzkonsum (Rauchen, Alkohol, Drogen), selbstschädigendem Verhalten (Selbstverletzung, Suizidversuche) und anderen Problembelastungen zeigen sich enge Zusammenhänge. Häufiger Substanzgebrauch geht mit geringem Schulerfolg, vermehrten sozialen Auffälligkeiten sowie psychischen Auffälligkeiten und Problemen einher.

Der Zusammenhang zwischen Schulnoten und Drogen spielt dabei eine untergeordnete Rolle, viel wichtiger ist, wie unzufrieden Jugendliche mit sich sind.

Im übrigen stellt sich die Frage, ob diese Zusammenhänge wirklich so valide sind. Zum einen sind sie bisweilen logisch, zum anderen sei der Gegenbeweis anzutreten.

Zwischen Taschengeld und Suchtverhalten zeigen sich ebenfalls enge Zusammenhänge. Wer regelmäßig Zigaretten, Alkohol oder Drogen konsumiert, verfügt in aller Regel auch über deutlich mehr Taschengeld (vgl. Tab. 4.3-13).

ist so ein Beispiel.
Man hat dabei aber einfach die Schnittmenge aus Taschengeldhöhe und Zigaretten genommen, soweit ich das sehe.

Das Problem wird hier noch deutlicher:

Betrachtet man die Beziehungen zwischen Suchtmittel- und Medienkonsum, so zeigt sich ein deutlicher Zusammenhang vor allem zum (extensiven) Musikhören.

Man kann alle möglichen Statistiken übereinander legen, ohne das es wirklich einen Zusammenhang gibt:
Radfahrer unter den Jugendlichen und die Alkohol trinken können von der Größenordnung her eine relevante Gruppe sein, ohne das es einen Zusammenhang gibt. Dennoch taucht sowas dann in einer Statistik auf.

Das soll keine fundamentale Kritik an der Studie sein, sondern eher am Umgang damit. Auch als Reminder an mich.

Betrachtet man die Beziehungen zwischen Suchtmittel- und Medienkonsum, so zeigt sich ein deutlicher Zusammenhang vor allem zum (extensiven) Musikhören.

Ach, T-Com, Du lernst es nie im Service

Hänge seit 10 Minuten in der Warteschleife bei der T-Com. Ich hatte meinen Anschluss egkündigt, was dort – wie gewohnt – geflissentlich ignoriert wurde.
Jetzt will ich nachfragen, nur die T-Com eben nicht antworten.

Ein Unternehmen muss schon ein großes Maß an Ignoranz aufbieten, um sich schlicht über die Wünsche und Bedürfnisse der Kunden hinwegzusetzen. Mich jedenfalls hat Google mit “T-Com Servce” recht weit nach oben gespült. Aber selbst das scheint den hohen Herren in Magenta Wurst zu sein.

Nach 10 Minuten rausgeflogen, nach weiteren zwei Minuten eine Fraui dranbekommen, die sagt sie kann mir nicht helfen, beim nächsten Versuch legt jemand auf.

Wahrscheinlich lassen sie alle, die “Beschwerde” sagen, gar nicht zu einem Berater durch.

UPDATE: Doch einen Frau am Apparat im Call-Center Berlin. Ja mein Brief ist angekomen mit der Kündigung, aber nichts bearbeitet. Sie sagt, sie würde das jetzt einbuchen, auch wenn es für Sonderkündigungen wegen Umzug ins Ausland kein Feld gibt. angeblich bekomme ich jetzt eine Bestätigung. Habe ich in den letzten beiden Fällen nicht bekommen. Wir werden sehen.

Schöne Geschichte auch im Spiegel

Publicis, Podcasting und Radiomarketing

Hatte ich mich neulich noch ein wenig mokiert über die seltsame Ansprache der Zielgruppe von Publicis (was sich als Misverstädnnis, siehe Kommentare herausstellte, man wollte Journalisten ansprechen), so hat jetzt Mit-Inhaber Wolfgang Hünnekens in Medienhandbuch Lesenswertes übers Radiomarketing geschrieben.

Ein paar Zitate, die interessant (nicht zwangsläufig neu) sind:

Junge und technikaffine Hörer steigen auf das Internet um. In Zeiten von DSL und Flatrate, von ambitionierten Internet-Redaktionen, von Feeds und News alerts ist die Informationsbeschaffung in Echtzeit ja auch kein Problem mehr.

Wer gehört werden will, der muss auch gefunden werden, dabei spielt das Suchmaschinenmarketing ein große Rolle, denn das ist Direktmarketing ohne Streuverluste.

Hörgewohnheiten ändern sich: Einmal etwas im Radio zu hören ist dem Hörer zu wenig. Er will es mitnehmen, gar sehen was er gehört hat. Kein Problem Dank Podcast und Videocast. Millionen von Podcasts werden jeden Monat bei den Anbietern heruntergeladen – Tendenz steigend. Und das Potenzial ist enorm, denn zumindest jeder Haushalt mit DSL-Anschluss ist auch ein möglicher Podcastempfänger. 13 Millionen Haushalten steht damit diese Möglichkeit offen.

Ich mag daran glauben, aber es braucht Geduld. Podcasting wächst, langsam aber gewaltig. vor allem dort, wo keiner der Marketingmenschen hinschaut. In den Nischen. Nach wie vor glaube ich nicht ans Massenmedium Podcast. Zumindest nicht im klassischen Sinne.

Make a green ad

Green AdYahoo! wants to send you to the premiere advertising event of the year in Cannes, France. Create an online advertisement on any “green” subject such as ecological issues, sustainable development, or alternate fuel sources. Three talented people will be our guests at the advertising festival in Cannes and will be presented with the coveted Yahoo! Big Idea chair at a special event at the ACT exhibition at the Palais.

Vanity Fair Podcast

Auch die Vanity Fair podcastet, die Umsetzung macht earpaper. Gar nicht so schlecht gemacht, Paul van Dyk im Interview, da hat man verstanden, Print in Audio zu verlängern, und dabei den Podcast aber auch eigenständig stehen zu lassen. Gefällt mir.
Nur auf der Vanity Fair Homepage-Baustelle (der eigentliche Launch ist im April) entdecke ich noch keinen Hinweis.

Übrigens sind auch die anderen Earpaper-Produktionen hörenswert: Weniger wegen des Radiostandards, den man erfüllen will (da könnte es ruhig etwas lockerer sein), sondern weil die Inhalte und Konzepte durchaus stimmen. Der Podcast der Süddeutschen zum Beispiel oder Sportal.de. Ein schönes Beispiel dafür, dass man mit kompetenten Inhalt auch über die etwas sehr klassische Machart hingwegkommt.

Quo Vadis Wanhoff?

Ich wollte es ja wirklich geheimnisvoll halten, und schon wachsen sie witzigsten Gerüchte. Dabei ist es ganz einfach: Ich habe bei meinem jetzigen Arbeitgeber Axel-Springer-AG gekündigt, weil ich Ende April auswandere – nach Kambodscha. Dort weilt sei Anfang März meine Frau Nataly, und ich folge nach. Meine neue Heimat wird Phnom Penh sein, und arbeiten werde ich dort frei – als Blogger,Podcaster, Journalist und Berater.
Berlin war eh nicht mein Fall, und die Welt nach dem Relaunch und getaner Arbeit was die Entwicklung von Audio und Video (auch wenn das noch einiges zu verbessern ist, was aber alles auf der Liste steht :-)) angeht nicht attraktiver für mich als der Weg nach Kambodscha. Hinzu kommen schlicht meine etwas lädierte Gesundheit, die nach Ruhe schreit und der Reiz des Fremden.

Das eine solche Entscheidung nicht einfach ist, dürfte klar sein. Ich verlasse mein Land, meine Familie, meine Freunde. aber dank Internet werde ich virtuell nahe sein.

Was den Podcastverband angeht wird es heute noch ein Posting dazu geben, das bereiten wir gerade vor.
Meine Wissenschaftssendung wird es weiterhin geben und natürlich lebt Wanhoffs Reisen wieder auf.

Die nächsten vier Wochen warten eine Menge Bürokratie und Formulare auf mich: Am meisten nervt es mich, dass man aus Handyverträgen auch bei Auswanderung nicht rauskommt, egal wie lange man schon Kunde ist bei T-Mobile.

Hier wird es also weiterhin viel über Podcasting und Journalismus zu lesen geben, vielleicht aus einem etwas anderes Focus. Für Kambodscha ein eigenes Blog aufzumachen habe ich überlegt, aber noch keine Entscheidung getroffen. Wahrscheinlich werde ich hier bloggen, was gebloggt werde muss.

So, das muss reichen für heute.

Aus dem Archiv: Meine Geschichte über Scientology

Erschienen 1998 in der Frankfurter Neuen Presse

Es gab seitens Scientology keine Beschwerden, Abmahnungen oder ähnliches gegen den Artikel.

Von Thomas Wanhoff
Frankfurt. Auf den ersten Blick scheint Martin K. ein erfolgreicher
Geschäftsmann zu sein. Er fährt schnelle Autos, liebt das schöne Leben.
Als Kommunikations- und Unternehmensberater gehört er zu den
Unternehmern, die zur Zeit gefragt sind. Doch K.s Firma AMK, die
Akademie für Marketing und Kommunikation, ist ein Unternehmen, das zum
Verbund der Scientologykirche gehört. Nur sagt das K. nicht gern
öffentlich. Bald wird er aber Stellung nehmen müssen, denn die
Steuerfahndung interessiert sich für die Akademie.

Der Geschäftsführer steht seit 1993 praktisch mit dem Rücken zur Wand:
Hat er bislang nur Rechnungen nicht bezahlt, die sich auf eher weltliche
Dinge beziehen (Mieten, Gehälter, Steuern, Versicherungen), so schuldet
er anderen Scientologen knapp 1 600 000 Mark. Das mögen die obersten
Herren der Organisation nicht, sie sollen den Schuldner schon intern
zurückgestuft haben, wie die Recherchen der Kronberger
Wirtschaftsdetektei “Timeservice” ergeben haben.

Die Masche der AMK ist immer gleich. Es beginnt mit einem Seminar. Die
Persönlichkeit stärken, lernen, sich im Beruf durchzusetzen – wer will
das nicht? Vielen ergeht es wie der Sekretärin Susanne R. Die
Mitarbeiterin eines großen Unternehmens aus dem Rhein-Main-Gebiet
meldete sich ganz unverbindlich bei der AMK, der Akademie für Marketing
und Kommunikation, an. Gleich zu Beginn füllte sie den Testbogen aus –
der beinhaltete immerhin Fragen wie “Was fehlt der (Ihrer) Firma Ihrer
Meinung nach?” und: “Haben Sie das Gefühl, daß ihre Firma eine
Managementberatung braucht?” Wie sehr dies dazu dient, neue
Geschäftsfelder auszumachen, wird schnell klar. Susanne R. beantwortete
die Frage, wem sie ein Seminar empfehlen würde mit: “Mein einer Chef
wäre gut, denn er hat Stapel unerledigter Arbeit”. Mittlerweile ist die
Sekretärin eine prominente Scientologin, wirbt mit einer eigenen
Homepage für ihren “Glauben”.

Susanne R. ist kein Einzelfall. Bei der AMK, die ihre Geschäftsräume
zunächst in Eschborn hatte und jetzt in Rauenberg sitzt, gingen Hunderte
Kursteilnehmer durch eine scientologische Schulung. So auch Mitarbeiter
des Frankfurter Polizeipräsidiums, des Eisenbahnbundesamtes und großer
Firmen im Rhein-Main-Gebiet. Manche bemerkten es erst spät, was ihnen da
erzählt wird und klagten mit Erfolg auf Rückerstattung der
Seminargebühren.

Mit den eigenen Mitarbeitern wird bei der AMK wenig freundlich
umgegangen. Interne Aufzeichnungen belegen, daß die Mitarbeiterin für
Öffentlichkeitsarbeit nur wenige Hundert Mark im Monat verdient. Doch
wer ausschert, bekommt es mit der scientology-eigenen Macht zu tun, wie
die Wirtschaftsdetektei Timeservice festgestellt hat. “Versuchen, sie
über Ethik zur Vernunft zu bringen, wenn das nicht geht – Prozeß”, lesen
sich interne Vermerke an die OSA, den Sicherheitsdienst der
Organisation. Wie diese Ethik aussieht, beschrieben Aussteiger so: Sie
werden per Flugzeug nach England geschickt, im Scientology-Straflager
Saint Hill in England oder einem in Kalifornien müssen sie unter
Erniedrigungen lernen, wieder auf Linie zu kommen.

Den Behörden ist Scientology schon lange eine Beobachtung durch den
Verfassungsschutz wert. “Auch wenn die Organisation von ihrem Ziel,
einem “befreiten” Planeten unter Kontrolle von Scientologen, noch
denkbar weit entfernt ist, besteht angesichts ihrer fanatischen
Heilsideologie, ihres elitären Sendungsbewußtseins und nicht zuletzt
aufgrund der von ihrem Geheimdienst erreichten Erfolge kein Anlaß,
Scientology zu unterschätzen. “Solange wir schwer zu fassen sind
beziehungsweise fabianisch arbeiten”, so Hubbard 1967, “werden wir
stärker und stärker”. Mit “fabianisch” meint er, daß nach den
Verwaltungsrichtlinien von Scientology agiert wird. Seine Prophezeiung
hat sich bewahrheitet und sollte heute als Warnung dienen”, schreibt der
Verfassungsschutz Hamburg in einem Bericht.

Hubbard, der Gründer der Scientology Church, war clever genug, sich
abzusichern. Er baute eine fast perfekte Gelddruckmaschine: Die Church,
die für einen nie versiegenden Strom an Gläubigen (und Zahlenden) sorgt,
die Organisation WISE, ein Wirtschaftsunternehmen, das im
Franchisesystem die Verwaltungsideologie von Scientology unter die Leute
bringt und schließlich OSA und DSA, eine Art Stasi, die schaut, ob die
Schäfchen auch brav ihrem Führer folgen.

Die Art und Weise, wie sich Scientology finanziert, gleicht dem Prinzip
des Goldesels: Wer sich Mitglied nennen darf, muß versuchen, den Weg
über die Brücke zu gehen. Die Brücke sind die verschiedenen Stufen, zur
“Erleuchtung” zu kommen, und dieser Weg ist mit Dollarscheinen
gepflastert. Da muß ein E-Meter gekauft werden, eine Art Lügendetektor,
auch die Hubbardbücher gibt es nicht umsonst, und schließlich warten
zahllose sogenannte Auditings auf die Mitglieder. In diesen –
kostenpflichtigen – Sitzungen müssen die Scientologen ihr Seelenleben
offenbaren – oft über mehrere Stunden lang. Dieses Auditing geht soweit,
daß sich Scientologen selbst befragen – und dafür Geld bezahlen.

Geworben wird ganz offen. Die Frankfurter Org – so nennen sich die
lokalen Ableger – ist tagsüber ein sehr belebter Ort. Vor dem Haus in
einer Nebenstraße der Kaiserstraße stehen bis zu fünf Anwerber, die
Passanten ansprechen. Wer Interesse an einem Persönlichkeitstest zeigt,
wird gleich zur Stahltür mit Überwachungskamera gebracht. Die Lettern
“Scientology Church” sind nicht zu übersehen, und trotzdem gehen viele
rein – Jugendliche wie Rentner.

Über die Mitgliederzahlen streiten die Experten. Währen der hessische
Innenminister Gerhard Bökel von “rund 500 Scientologen in Hessen”
spricht, wollen Kritiker – wie die Wirtschaftsdetektei Timeservice – von
mehreren Tausend wissen. Dagegen meint Jeanette Schweitzer, eine
Ex-Scientologin, es habe nie “mehr als 4000 Scientologen” gegeben.
Eigentlich müßte sie es wissen: Sie war jahrelang Mitglied. Jetzt
versucht sie, mit einem Verein Aufklärung zu machen – gegen Bares
allerdings. Wer ihre Vorträge hört, ist erschüttert von ihren
Erzählungen. Sie ist verfolgt, gedemütigt, gepeinigt worden. Aber: Auch
sie ist nicht unumstritten. Kritiker werfen ihr vor, “Kasse machen zu
wollen”. Ihr eigener Vereinsvorstand ist aus Protest zurückgetreten,
weil Schweitzer “eine diktatorische Vereinsführung” habe, wie ein Brief
der Vorstandsmitglieder belegt.

Die prominente Aussteigerin beeindruckt derweil mit Insiderwissen, das
so neu nicht mehr ist. Ihre angeblich aktuellen Daten sind zum Teil
überholt: So existieren manche angeblich scientologischen Firmen gar
nicht mehr, wie die Detektive von Timeservice feststellten. So macht
nicht nur Scientology Geld, auch mit Scientology kann Geld gemacht
werden. Datenbankauskünfte über angebliche Scientologen oder Firmen
kosten um die 300 Mark, wie gut diese Datenbänke sind, ist schwer
nachzuprüfen.

Die Angst geht nun um bei den Scientologen: Entdeckt man bei Martin K.
und seiner Firma AMK Unregelmäßigkeiten, dann muß man ihn versuchen zu
decken, funktioniert dieses nicht, wird er fallengelassen. Denn selbst
in der Organisation ist nicht alles erlaubt, was Erfolg bringt und schon
gar nicht, wenn es an die Öffentlichkeit kommt. Hat K. aber keine
Rückendeckung mehr von den eigenen Leuten, dann könnte der
Geschäftsführer, der bis vor kurzem in Königstein im Taunus lebte und
als einer der größten Spendensammler für Scientology gilt, auspacken.
Und davor fürchtet sich sogar die große Scientology Church.

Wer mehr Infos über Scientology haben möchte, kann sich im Internet
informieren:
— www.redo.de
— www.hamburg.de/Behoerden/LfV/ so.htm
— www.charlies-playhouse.ch/ scientology
— www.innenministerium.bayern.de/ scientology/

Ein Kartell der Unterdrückung

Frankfurt. Vom amerikanischen Science-Fiction-Autor L. Ron Hubbard
(1911-1986) im Jahre 1954 gegründet, ist die Scientology Church in den
Vereinigten Staaten seit 1993 als Religionsgemeinschaft anerkannt. In
Deutschland hingegen gilt die Organisation in Kritikerkreisen als
profitorientiertes Unternehmen, das unter dem Verdacht
verfassungsfeindlicher Zielsetzungen steht. Gibt es doch nach Angaben
von Innenminister Manfred Kanther (CDU) Hinweise darauf, daß Scientology
in absolutistischer Weise Zugriff auf Staat und Gesellschaft nehmen
wolle.

So urteilte das Bundesarbeitsgericht Kassel, die Scientology sei ein
Wirtschaftsunternehmen und keine Kirche. Das Oberverwaltungsgericht
Münster entschied, die Gruppierung dürfe als “menschenverachtendes
Kartell der Unterdrückung” – das seine Mitglieder einer “Gehirnwäsche”
unterziehe – bezeichnet werden. Und eine Enquete-Kommission des
deutschen Bundestages betonte nach eingehender Recherche, die
Scientology sei eine der gefährlichsten international tätigen Sekten.
Nicht ganz unerwartet kam daher im Juni 1997 die Einigung der
Innenminister des Bundes und der Länder, die Organisation von den Ämtern
des Verfassungsschutzes beobachten zu lassen.

Nach Erkenntnissen des Hamburger Verfassungsschutzes verfügt Scientology
offenbar über einen eigenen Geheimdienst, der abtrünnige Mitglieder und
potentielle Gegner ausspioniere: das 1983 gegründete “Office of Special
Affairs” (OSA). Weiterhin bezeichnen die Hamburger Verfassungsschützer
Scientology als einen “multinationalen, streng hierarchisch aufgebauten
und totalitär ausgerichteten Psycho-Konzern”. Dieser gebrauche in der
Öffentlichkeit eine religiöse Terminologie, um den Schutz der
verfassungsrechtlichen Garantien für Religionsgemeinschaften und weitere
steuerrechtliche Vorteile zu erlangen.