Wie journalistische Texte bald beschaffen sein werden

Der von mir hochgeschaetzte Jan-Eric Peters (Chefredakteur der WELT) hat es neulich auf den Punkt gebracht: In der WELT stehen in Zukunft entweder lange Lesestuecke oder kurze Nachrichten. Mitteldinger wired es niche mehr geben.
Ich habe neulich fuer einige Webseiten Texte geschrieben, und dab gemerkt, wie die betreuenden Redakteure noch immer sehr in Print denken. Wer einen journalistischen Text auf einer Webseite schreibt, muss anderen Anforderungen genuegen als in der Zeitung. Zum einen ist Laenge ein Kriterium. Ich glaube schon dass lange Stuecke eine Zukunft haben, allerdings muessen sie anders aufbereitet werden. Es muessen wirkliche LESE-Stuecke sein. Reportagen zum Beispiel.
Viel wichtiger ist aber die Medienfrage. Wer heute im Internet Nachrichten konsumiert, will sie kompakt haben. Fakten, Fakten, Fakten. Und wichtig: Video hat immer Vorrang. Wenn ich ein Video zu einer Geschichte habe, kann ich mir das Schreiben sparen. Dann nur noch Fakten in den Text (fuers SEO), Links, etc. aber nicht das Video nochmal nacherzaehlen.
Gleiches gilt fuer Audio: Wenn ich den Polizeichef zur Geiselnahme interviewe lade ich das MP3 hoch und fasse den Inhalt nur kurz zusammen.
Leider ist das heute immer noch Ausnahme, weil die meisten Printjournalisten sich eben als Schreiber verstehen. Gemacht wird was man gelernt hat.
Es gibt aber noch einen anderen Grund, warum sich viele so schwer tun mit der neuen Aufbereitung von Artikeln. Irgendwer hat neulich gesagt (ich glaube es bei Turi2 gelesen zu haben), dass Journalisten mal den Hubschrauber verlassen muessen, aus dem sie uns die Welt erklaeren. Wir Leser sind nicht so dumm wie man uns immer glauben machen moechte. Wir sehen dass einen chilenischer Bergmann aus der Kapsel steigt, wir brauchen keinen Reporter, der sagt “er steigt jetzt aus der Kapsel”. Und man muss uns auch nicht 300 Mal erklaeren, was es mit der Kapsel auf sich hat, nur weil noch Sendezeit uebrig ist und die Schalte teuer ist.
Es reicht uns entweder die Fakten zu geben ueber die wichtigen Ereignisse, oder Meinungen, Hintergruende und Neues.
Viele Journalistenkollegen hier in Asien tun sich schwer, Geschichten zu verkaufen, die abseits der Klischees und des Mainstream sind. ein kleines Beispiel: Wann immer ueber Kambodscha berichtet wird, wird vom Trauma gesprochen, das die Kambodschaner haben. Das mag in den 80ern so gewesen sein. Nur ist die Generation der 30jaehrigen heute nach dem Schreckensregime der Khmer Rouge geboren. Und stellt 60 Prozent der Bevoelkerung. Die meisten Kambodschaner haben das Thema nicht einmal in der Schule behandelt.
Liest man solche Geschichten in Deutschland? Ich glaube schon, wenn Medien den Mut haetten eben mal abseits des Mainstreams zu berichten.
Zurueck zum neuen Schreiben: Wenn die Tablet-PCs wirklich durchschlagen, und ich glaube dran, dann werden wir neuen Lesespass erfahren (und damit Lesestuecke auch dankbar annehmen), aber wir werden wenn es um Ueberblicke geht, was in der Welt los ist, die Wuerze in der Kuerze suchen. Video, Diashow (NICHT Klickstrecke), Audio, Text – ist die neue Reihenfolge, wenn es um Nachrichten geht. Mein Rat an Redaktionen: Gebt den Reportern endlich Kameras in die Hand, nicht nur der Multimedia-Volontaerin.
Uebrigens schade, dass man das bei der Welt noch immer ncht beherzigt. Video ist immer noch eine Randerscheinung und trotz der guten Arbeit der Springer-Akademie nicht online fest verankert. (Disclosure: Ich habe 2006/2007 den Bereich Video und Audio bei Welt Onlone mit aufgebaut).

Ein kurzes faktenreiches Stueck ist besser als eines, dass nach klassischen Kriterien geschrieben sein mag, aber online keine Sau interessiert. Artikel der agenturen zum Beispiel sind fuer Print, nicht notwendigerweise fuer Online. Ich mag es wie CNN das bisweilen aufbereitet.
Ich habe willkuerlich bei Welt eine Geschichte rausgepickt (nicht dass sie schlecht ist, es ist einfach nur ein Beispiel)

An einem Bach in Niedersachsen sind am Sonntag die Leichen zweier Jugendlicher gefunden worden. Bei den Toten handle es sich um einen 13 Jahre alten Jungen und ein Mädchen im Alter von 14 Jahren, sagte ein Polizeisprecher. Beide seien Opfer eines Kapitalverbrechens geworden. Weitere Einzelheiten nannte der Sprecher nicht. Man stehe erst am Anfang der Ermittlungen. Die Spurensicherung in der Nähe von Bodenfelde im Landkreis Northeim und die Suche nach dem Täter hätten jetzt Vorrang. Die Staatsanwaltschaft werde sich erst am Montag auf einer Pressekonferenz Uhr in Northeim zu dem Fall äußern.

Ich denke es reicht voellig, das kurz zu bringen:
– 2 Tote Jugendliche in Bach bei Bodenfelde (Landkreis Northeim) gefunden
– 13 Jahre alter Junge und 14 Jahre altes Madechen
– Kripo geht von Gewaltverbrechen aus
– Story wird staendig aktualisiert, wenn wir neue Nachrichten haben

Das reicht. Man muss nicht unbedingt sagen dass man nicht mehr weiss oder was der Sprecher sagt. Besser ist es die Geschichte abzudaten. Und ob ein Kamermann der irgendwo im Wald filmt, ein aussagekreaftiges Bild ist, sei dahin gestellt.

Ich denke, man muss online viel mehr out-of-the box denken als das bisher gemacht wurde.

Sex-Tourismus und Kinderprostitution in Südostasien

Bar in Phnom Penh
Das Foto zeigt eine Bar in Phnom Penh, in der zwar Beergirls versuchen, mehr Getränke zu verkaufen und den Besucher zu unterhalten, aber mehr auch nicht.

Ich wollte diesen Artikel schon lange schreiben. Er passt mal wieder nicht ins Bild, das vor allem in Europa über AsienSüdostasien herrscht. Diesmal geht es um Sextourismus und Kindersex. Darüber haben sich mittlerweile Legenden gebildet, die so falsch sind wie unauslöschbar scheinen.

Zunächst einmal zum Thema Sextourismus: Natürlich gibt es Sextourismus und natürlich ist das auch ein Grund für manche, nach Südost-Asien zu reisen. So wie Hotels und Essen billig ist, ist auch der Sex (wobei das Preisniveau durchaus höher liegt als erwartet, so man nicht die letzte Kaschemme benutzt. Das aber machen die meisten Touristen nicht. Sie gehen in die Hai Ba Trung in Saigon oder in die Soi Cowboy oder Pat Phong in Bangkok oder in die Seitenstraßen der Riverside in Phnom Penh. Das alles sind bekannte Rotlichtbezirke. Die meisten Bars hier sind seit langem im Geschäft. Sie können es sich gar nicht erlauben, “schlechte Qualität” zu bieten. Sex kostet so um die 70 Dollar die Stunde in Vietnam und Bangkok, in Kamboscha ist es billiger. Die meisten Mädchen (in der Regel sind es Mädchen unter 30, aber in der Regel sind sie auch über 18 Jahre alt) arbeiten sicher nicht, weil es ihr Traumjob ist. Sie wurden meist mit Versprechungen aus den Provinzen in die große Stadt gelockt und finden sich dann in einer Bar wieder. Aber, das ist auch eine Realität: Die meisten könnten durchaus zurückkehren. Was sie hält, ist gutes Geld für sie und ihre Familie und der Wunsch, einen Ausländer kennzulernen und zu heiraten. wohlgemerkt, ich rede von den sichtbaren Mainstream Bars. Etwas anderes ist die Situation in den Massage-Salons, Karaoke Bars und anderen Etablissiments abseits der bekannten Viertel. Hier verliert sich kaum ein westlicher Ausländer hin. Sie sind meist in der Hand von Asiaten, und zwar gleichermaßen was Besitzer und Kunden betrifft. Das sind Orte, in denen ein Westler vielleicht Sex für weniger Geld bekommt, aber auch einem höheren Risiko ausgesetzt ist, beraubt, betäubt oder gar umgebracht zu werden (es gab gerade Berichte aus Vietnam, wo im Backpackerviertel drei Ausländer an einer Ãœberdosis KO-Tropfen gestorben sind). Also: Der gemeine Sextourist geht in die klassischen Rotlichbezirke, wie sie überall auf der Welt zu finden sind. Auch in New York oder Berlin arbeiten keine Akademiker in Puffs und Bars. Man mag Prostitution mögen oder nicht, aber ihre Existenz überalll auf der Welt ist unbestreitbar.

Was nun hat Sextourismus mit Kindersex (oder besser Sex mit Kindern) zu tun? Gar nichts. zumindest nicht wenn wir über westliche Touristen reden. Ich will das begründen: Natürlich gibt es Pädophile aus Europa, Australien und Amerika, die nach Asien fahren, um dort Sex zu haben. Auch mit Kindern. Aber es gibt auch Westler, die nach Asien fahren um Drogen zu nehmen (weitaus mehr übrigens). Oder andere Straftaten zu begehen. Die Frage ist, wieviele sind das?
Nehmen wir Kambodscha: Aus deutschsprachigen Ländern kommen etwa 8000 Touristen im Jahr. Jetzt weiß ich aus Gesprächen mit den großen Reiseveranstaltern, dass es etwa 100.000 westliche Touristen insgesamt sind. UPDATE: ICh lese gerade in einem Kommentar im Law Blog (warum kommentieren die Leute dort meinen Artikel???) das es 80.000 Toursiten aus deutschsprachigen Ländern sind und aus Europa 500.000 Touristen pro Jahr). Kambodscha verzeichnet aber 2.5 Millionen Touristen pro Jahr. Woher kommen die? Vor allem aus Vietnam. Dann aus Thailand, Korea, Laos, China und Japan. Der Anteil westlicher Touristen ist verschwindend sehr gering, was die Zahl betrifft (etwas anders sieht es beim Profit aus, nur darum geht es hier nicht.)
Geht man weiter davon aus, dass ein großer Teil der Touristen entweder organisierte Gruppenreisen macht oder als Backpacker unterwegs ist (nicht gerade das klassische Pädophilenmilieu), dann bleiben ein paar Hundert oder vielleich tausend pro Jahr über, die individuell reisen. Das sind dann solche die ihre Familie besuchen (wie meine Mutter), Renter die auf eigene Faust und Rechnung Kulturreisen machen, Journalisten die meist kein Businessvisum beantragen etc. Sicher sind auch Businessreisende auf der Suche nach Sex, wahrscheinlich sogar eine Menge, aber das ist eben nicht Sextourismus. Natürlich sind darunter auch Pädophile.

Worum es mit geht ist eine Größenordnung und der Kampf gegen ein Klischee: Dass in Kambodscha europäische Männer über 50 nach Sex mit Kindern suchen. Das ging übrigens so weit, dass Männer in Phnom Penh von NGOs geradezu gejagt wurden, wenn sie der Altersgruppe entsprachen und abend alleine am Fluß spazieren gingen.

Wer also sind die Männer, die nach Sex mit Kindern suchen in Asien? Asiaten. In Kambodscha sind es Kambodschaner, in Laos Laoten, in Vietnam Vietnamesen. Dann kommen Chinesen und Koreaner. Die GTZ schreibt:

“Ãœberwiegend sind Mädchen betroffen. Sie stammen aus armen ländlichen Regionen und urbanen Slums und sind meist zwischen 12 und 17 Jahren alt. Bei sich prostituierenden Jungen handelt es sich oft um Straßenkinder, die selbstorganisiert arbeiten. „Kunden“ sind Kambodschaner, daneben Pädosexuelle aus Thailand, China, Japan und Europa.”

Leider gibt die Statistik keine Aussage über die Zahl der Kunden. In einem Report von World Vision (Traffick report: Cambodia) wird gesagt, dass 38 Prozent der Mädchen und Frauen sagen, sie seien in das Sexbusiness gekommen weil ihre Jungfräulichkeit verkauft wurde. 30 Prozent von befragten Prostituierten in Phnom Penh sagten in der Behavioral Surveillance Survey, der erste Sex seit mit einem Kunden gewesen. 66,8 Prozent hatten ihre Jungfräulichkeit vorher verloren, mit Ehemann oder Freund.

In Kambodscha gibt es eine kleine NGO, die sich um die Opfer von Menschenhandel kümmert, namens End Child Prostitution, Abuse and Trafficking in Cambodia. Direktor Chin Chanveasna ist einer der wenigen, der die Wahrheit auszusprechen wagt. “Die große Mehrheit der Kunden sind Kambodschaner”, sagte er der Phnom Penh PostIm Wortlaut sagte er weiter: “A report detailing the findings of the study states that paedophiles “tend to be Cambodians, rather than foreigners, contrary to the usually held assumption that paedophilia is a Western problem and that Cambodians are not engaged in such activities.. local demand for commercial sex with children was often overlooked, as NGOs and other stakeholders focused on foreigners.”

Und genau das ist das Problem: NGOs kümmern sich einen Scheißdreck um die Lösung des Problems. Das nämlich liegt in der Nachfrageseite, nicht in der Angebotsseite. So löblich alle Bemühungen gegen Menschenhandel sind, solange Millionen Asiaten nach Sex mit Kindern nachfragen, wird dieser Markt bestehen bleiben. Ich habe KEINE Kampagnen auf Koreanisch gesehen, die vor Kindersex warnen, und habe nie gelesen, dass ein Chinese verhaftet wurde (Japaner dagegen schon). Wobei 750 Verhaftungen wegen Kindersex in Kambodscha lächerlich sind.

Wer wirklich etwas tun will gegen Sex mit Kindern in Kambodscha, muss die dortige Regierung zwingen, aktiv zu werden. Es gibt genügend Reports über Menschenhandel, es braucht nicht noch eine NGO die 30.000 Dollar für eine neue Studie ausgibt. Mittlerweile fragen Prostituierte schon nach Geld, wenn sie an einer Studie teilnehmen sollen, so oft werden sie gefragt. Dumm nur, dass sie trotzdem Prostituierte bleiben. Die Lage ist in allen südostasiatischen Ländern gleich, die Nachfrage nach Kindern für Sex ist zum großen Teil aus dem eigenen Land oder Nachbarländern. Wer demnächst UNICEF oder World Vision oder Care spenden will, sollte vorher mal fragen, wieviele Propekte in Landessprache oder auf Koranisch verteilt werden, und wieviel Geld man der Regierung schon gegeben hat, damit man in dem Land arbeiten darf. Das Vertrackte ist nämlich, dass NGOs Beamte bestechen müssen, um überhaupt Informationen zu bekommen. Und genau diese Beamten sind es, die kräftig mitmischen im geschäft von Sex und Kindern.

UPDATE:
Hier noch ein BBC Video über Prostitution in Sihanoukville. Es zeigt genau das Problem westlicher Sichtweise: Die gute Frau ist erschüttert über Prostitution an sich. Sie ist in einer Gegend unterwegs, in der in der Tat die meisten Frauen gegen ihren Willen arbeiten, aber eine Asiatin für minderjährig zu halten, weil sie keine entwickleten Brüste hat, ist doch etwas naiv. Naja, und der rest.. man sehe selber…..

Und hier ein weiteres beeindruckendes Video zur Problematik des Menschenhandels und Kinderprostitution

Der Westen oder wie er die Welt sah

Seit ich in Asien lebe, bekomme ich naturgemäß ein anderes Bild von den Verhältnissen hier. Zum Beispiel von der Facebookblockaden in Vietnam und was dahintersteckt. Oder von NGOs und wie sie Geld verschwenden. Oder IT-Communitys, die so gar nichts in Bild passen.
Viele Westler, die in Asien leben, machen diese Erfahrung: Vor allem in westlichen Medien gibt es Klischess, die nicht verändert werden dürfen. Kambodscha wird auf Angkor Wat und Rote Khmer reduziert, Vietnam auf Reis, Krieg und Kommunisten. Laos (wenn überhaupt wer weiß wo das ist) auf Eco-Tourismus (der einen verschwindend kleinen Teil ausmacht) und Burma auf ein Militärregime, dass das Land abschottet (warum ich dann Facebookfreunde aus Burma haben und meine burmesischen Freunde in Laos Skype-Calls nach Hause machen ist eine andere Geschichte).

Eigentlich wollte ich über Birma in den deutschen Medien was schreiben, aber weder bei Spiegel noch bei Welt.de fand ich zunächst einen aktuellen Artikel. (UPDATE: Jetzt steht doch was dort). Bei CNN das übliche: Keine fairen Wahlen, das wissen wir, die Militär-Freundlichen Parteien versuchen zu betrügen (was ein Wunder) und dann wieder Aung San Suu Ky, die gar nicht mitmacht und die Amis, die die Wahlen als nicht frei bezeichnen. Das übliche politische Bla Bla. Wenn man sich anschaut, was Quellen wie die DVB, die Democratic Voice of Burma dagegen über die Wahlen berichten, bekommt man ein anderes Bild. Oder selbst nach Quellen sucht. Aber das dürfte in einer durchschnittlichen deutschen Zeitungsredaktion schon zuviel verlangt sein.

Der Welt-Artikel sagt zumindest, dass Autorin Sophie Mühlmann (sitzt in Singapur) offenbar Leute aus der regierungsnahen Partei USDP gesprochen hat, die ihr auch noch Geheimisse verrieten. Die Welt bestätigte mir gerade via Twitter die guten Kontakte der Autorin. The Irrawaddy hat wohl die gleichen guten Kontakte. (Es gab übrigens auch das Angebot der Regierung, so genannter Embedded Journalist zu sein und auf eine Tour geschickt zu werden durch Wahllokale. )

Um es mal genauer zu sagen: Die Welt berichtet am 7. November, also am Tag der Wahlen, so als habe man mit USDP-Leuten gesprochen. Komisch dass The Irrawaddy diese Geschichte schon am 3. November veröffentlicht hat.
UPDATE: Nachdem ich die Welt darauf hingewiesen habe, fügte man wenigstens ein “(dazu HIER die örtliche unabhängige Nachrichtenseite Irrawady).” ein

Der Spiegel steht eindeutig besser da

Die Blogger, Facebooker und Computer-Fans in Burma wollen die Generäle auf anderen, friedlicheren Wegen in die Bredouille bringen: Für den Wahlsonntag haben sie ein illegales Netzwerk von Wahlbeobachtern gebildet. “Wir werden uns gegenseitig aus den Wahllokalen per Handy anrufen und uns über den Ablauf informieren. Wir werden uns SMS schicken, twittern und unsere Informationen ins Ausland bringen”, kündigt “Timpler” an, ein 30-jähriger IT-Fan, dessen Identität die Machthaber trotz strengster Zensur und Internetkontrolle bisher nicht haben knacken können.

Nun gut, ich habe viele Wahlberichte ganz offen lesen können. Aber dennoch hat der Korrespondent in Bangkok bessere Kontakte.

Das Leben der Burmesen und der Alltag dort ist so völlig verschieden von dem was vor allem in den westlichen Medien geschrieben wird. Natürlich gibt es Repressionen, natürlich ist das eine Militärdikatur. aber sollen die Menschen deshalb aufhören zu leben? Sie haben andere Sorgen, auf dem Land haben sie schlichts oftmals nichts zu essen, in den Städten hingegen versucht die neue Generation das Land wirtschaftlich nach vorne zu bringen. Dabei erweisen sich Sanktionen als willkommene Hilfe für asiatische Nachbarländer: Wenn man nicht aus den USA importieren darf, dann eben aus China. Eine Burmesin sagte mir heute morgen: “Ich bin es so leid, immer nur Bilder von protestierenden Mönchen zu sehen, wenn über Birma berichtet wird.”

Sich selbst organisieren – mit Tomaten

Ich habe jetzt schon zwei Mal von der Pomodoro-Technik gehört und probiere deshalb einmal aus. Es handelt sich dabei um eine Getting-Things-Done-Methode. Man arbeitet 25 Minuten konzentriert an einem Task, dann hat man 5 Minuten Pause. Nach vier Pomodors macht man 15 bis 30 Muniten Pause. Der Name kommt von einem Küchenwecker in Tomatenform.
Bislang war ich recht gut bedient mit Remember The Milk, einer Taskliste, die ich in meine Gmail integriert habe, aber auch auf iPhone und iPad. Das Problem dabei ist: Sie sagt mir was ich tun muss, aber nicht wie.
Pomodoro ist die ideale Ergänzung: Ich prioritisiere meine Tasks und arbeite sie einen nach dem anderen ab. Pomodoro bedeutet auch, nur das zu tun. Ablenkungen sind nicht erlaubt. Wer ein Telefongespräch annimmt, startet den 25 Rythmus danach neu.
Genau hier liegt das Problem. Der Arbeitsalltag lässt es nicht zu, nicht abgelenkt zu werden. Je nach Job kommen immer wieder andere ins Zimmer oder rufen an. Was man in diesem Fall machen sollte: So viele Pomodors wie möglich abarbeiten. Manchmal kann man einfach zurückrufen. Man kann der Sekretärin sagen, sie soll die Vorlagemappe nur zur vollen Stunde bringen. Es geht dabei um Organisation und Disziplin.
Pmodoro ist kostenlos, es gibt ein Gratis Ebook auf englisch und auch Vorlagen für To-Do-Listen. Ich verwende als Küchenwecker eine iPad-App, die sogar tickt und mit der ich Tasklisten erstellen kann. Fürs erste reicht mir das, später werde ich wohl eine andere App brauchen, die mir mehr Möglichkeiten gibt (unter anderem einzutragen, wieviele Pomodors ich für einen Task brauchte oder brauchen werde).

Die Deutsche (Reichs) Bahn und die Konkurrenz

Hier in Asien reist man vor allem mit dem Bus. Bahnverbindungen gibt es wenige und die dauern meist Ewigkeiten. Zum Vergleich: Komfortabler Liege-Bus von Bangkok an die Grenze zu Laos 8 Stunden und 800 Baht, Zug 14 Stunden, Grossabteil, Kakerlaken, 800 Baht. Busreisen sind also aus vielerlei Gründen angesagt.
Nicht so in Deutschland. Ein Gesetz der Nazis (von 1934) gibt der Bahn ein Monopol. Es gibt KEINEN Grund mehr für dieses Monopol, außer den volkseigenen Betrieb zu schützen. Jetzt haben ein paar pfiffige Unternehmsngründer versucht, eine Alternative zu gründen und werden von der Bahn verklagt. Weil man sich eben auf das Nazi-Monopol beruft.

Ich kenne solches Geschäftsgebahren eigentlich nur aus Ländern wie Vietnam, wo man Konkurrenz noch nicht gewohnt ist und die Beziehungen zu Machthabern entscheiden, ob man ein Geschäft machen darf oder nicht. Es scheint aber auch in Deutschland noch gang und gäbe zu sein, Staatsbetriebe zu schützen. Man nehme die Gefälligkeiten für die Post oder eben die Deutsche Bahn.

Dass man bei der Bahn jegliche Skrupel verloren hat, erfährt man schon wenn man Kunde ist oder gar ins Bordbistro geht. Der Hauch von Mitropa ist einem Sturm an schlechtem Service gewichen. Die Stuttgart 21-Diskussion hat gezeigt, dass die Bahn sich immer noch als Staatsbetrieb versteht und mit genau den gleichen Mitteln gegen andere vorgeht, mit denen man in sozialistischen Ländern unliebsame Geschäftspartner aus dem Weg räumt.

Wer jetzt argumentiert, die Bahn nutze nur geltendes Recht, hat den Sinn des Artikels nicht verstanden. Ich kenne moralisch ein Gesetz aus dem Jahr 1934 nicht als geltendes Gesetz an, auch wenn das 1945juristisch ein netter Trick war, nicht noch mehr Entschädigung zu zahlen.

So werde jetzt mal auf Facebook schimpfen gehen, bei der Bahn natürlich.

Ankündigung: Sex mit Kindern in Asien – ein Report

Ich sitze gerade an einem längeren Artikel über Sex mit Kindern in Asien. Es geht mir um die Frage, wer die Kunden sind. Als kleines Beispiel schon mal diese Geschichte:

Bis vor kurzem lebte bei mir gegenüber eine Familie, zu der zwei Mädchen gehörten, Mi und Joy (letztere wird so ausgesprochen, hat aber nichts mit dem englischen Wort zu tun). Beide sind 14 Jahre alt. Mi ist schüchtern, aber freundlich, lernt viel, hilft der Großmutter. Joy ist ihre Cousine und geht gerne aus, hat einen Boyfriend und einen Verehrer. Letzterer ist weit in den 50er und Lao. Er kommt ab und an vorbei, setzt sich zur Familie und läßt sich von Joy Bier einschenken. Ab und an muss sie mit ihm trinken. Und manchmal setzt er sich mit ihr bei den Nachbarn auf die Treppe und redet. Mehr nicht, zumindest nicht in meiner Sichtweite.Er gibt der Familie dafür Geld.
Eigentlich gibt es eine Rufnummer, die solche Fälle aufnimmt. Wie effektiv das ist, ist eine andere Frage. Denn eine Tages kam der Mann in Dienstkleidung – einer Uniform. Er arbeitet für die Regierung.

Ich weiß nicht ob er Sex hatte mit dem Mädchen. Ich weiß dass sie keine Jungfrau mehr ist mit 14 Jahren, wohl wegen ihres Freundes, ein Laote, der wohl in den 20ern ist.

Mehr in meinem Artikel..

iPhone im All: Wenn Medien nacherzählen, statt zu recherchieren

Es ist schon peinlich was die Massenmedien so alles abliefern: Da schicken ein Vater und sein Sohn einen Wetterballon ins all (nicht mal dahin eigentlich) und schon ist das eine Riesengeschichte. Wenn das zwei Wochen vorher ein paar Kambodschaner machen, ist das keine Geschichte. Warum nur? Weil es in den Köpfen so etwas wie einen klischeebedingten Rassismus gibt.Innovationen aus Kamboscha? Kann nicht sein. Auch wenn dort in 2 Wochen etwas erreicht wurde wofür die beiden Amis 8 Monate brauchten. Nein, Kambodscha geht nur mit Roten Khmer und Pädophilen. Ein wenig Angkor Wat noch. Ansonsten gibt es keine Geschichten aus Kambodscha. Darf es nicht geben.
Mal abgesehen davon dass es für Geeks schon lange ein Spaß ist solche Ballons in die Luft steigen zu lassen. Gerade in den USA ist das beliebt. Es gibt viele Webseiten, in denen so etwas erklärt wird.

Ich dachte eigentlich hier lesen ein paar Journalisten mit. Die müssten eigentlich die Wetterballon-Geschichte aus Kambodscha mitbekommen haben. Ich konnte nur nix in deutschen Medien finden. Bis der Papa aus den USA kam.

Das Beispiel zeigt deutlich, warum Massenmedien ein Bezahlproblem haben. Weil die meisten nur wiederkäuen was über Agenturen kommt, und selbst die Agenturen nur wiederkäuen was aus Amiland kommt. Es macht sich keine Sau mehr die Mühe und schreibt eigene Stücke oder recherchiert mal fünf Minuten.

Hier nochmal zur Erinnerung:

Naja, wenn Merkel und Co. so weitermachen wird eh bald der Regierungssprecher sagen. was geschrieben wird. Manche folgen dem ja so schon.

Tourismus-Ausschuss des Bundestages: Grundrecht auf Ballermann?

Das erste Mal in Kontakt mit dem Tourimus-Ausschuss des Deutschen Bundestages kam ich in Kambodscha, als die Herren und Damen Spesenritter Volksvertreter Abgeordnete sich über Tourismus informieren wollten. sie trafen zwar Regierungsvertreter (wir wissen wie undemokratisch und repreressiv die kambodschanische Regierung ist) und NGOs (was haben die mit Tourismus zu tun), nicht aber mit den Tourismus-Firmen, die fast 100 Prozent der Nicht-Asiatischen Touristen ins Land bringen (die zwar weniger in der Anzahl sind, dafür eine höhere Wertschöpfung haben). Schade auch, denn zufällig waren alle Geschäftsführer der 4 größten Anbieter deutschsprachig. aber sowohl Ausschuss als auch das Programm organisierende Botschaft hatten das für notwendig gehalten.

Nun beweist dieser merkwürdige Ausschuss erneut seine Unfähigkeit (interessant, das dies wohl parteiübergreifend ist). In Mallorca will man Schluss machen mit den Bettenburgen und Ballermann und hat feierlich mit dem Abriss des ersten Hotels begonnen. Ich lese auf n-tv:

Den Beginn der rund 600.000 Euro teuren Arbeiten verfolgten auch mehrere Abgeordnete des Tourismus-Ausschusses des Deutschen Bundestages, die Antich eingeladen hatte. Die Delegation äußerte Presseberichten zufolge die Befürchtung, dass Mallorca mit der Modernisierung künftig vor allem auf zahlungskräftigere Touristen setzen wolle.

Wie bitte? BEFÃœRCHTUNG? Haben die zuviel Sangria getrunken am Ballermann? Da wird vom nachhaltigen Tourismus geschwafelt dass es einem zu den Ohren rauskommt, und dann verlangen die Bundestagsschmarotzervertreter weiter Billigreisen nach Malle?

Was ist authentisch, wenn man reist? Nichts.

Corsspost von meinem Reiseblog: Immer wieder gibt es Anbieter und Nachfrager in der Reisebranche, die ein authentisches Reiseerlebnis haben wollen. Mit authentisch ist wohl ursprünglich und unverstellt gemeint. Was aber ist ein unverstelltes Reiseerlebnis? Ich halte authentisches Reisen für kompletten Unsinn, und dies aus mehreren Gründen.

Zum einen sind wir Gäste in einem Land und werden als solche behandelt. Für Gäste räumt man auf, kocht was Ihnen schmeckt, ist besonders freundlich. So wie wir unser Haus putzen, wenn die Schwiegermutter zu Besuch kommt (auch wenn wir sie wirklich mögen). Wir wollen einen guten Eindruck machen. Das wollen Destinationen auch. Selbst ein Homestay in einer Hütte im Mekong-Delta ist nicht authentisch, weil wir das beste (meist einzige) Bett bekommen und das Gemüse drei Mal gewaschen wird, damit wir bloß keine Bakterien zu uns nehmen. Wir können per Definition nicht Authentizität erleben, weil wir nicht Teil des Ganzen sind.

Es gibt aber noch einen anderen, viel trifftigeren Grund: Ursprünglich meint für uns immer auch ein wenig “wie früher”. Das ursprüngliche Vietnam ist das der Reisbauern, das ursprüngliche Kambodscha das von Mönchen und – auch Reisbauern. Das ursprüngliche Laos ist das von Arbeitselefanten und Opiumfarmern? Wir definieren selbst, was wir sehen wollen. Welcher Tourist geht gerne zu einer lokalen Karaoke in Asien, das wohl authetischste Erlebnis überhaupt. Ein authentisches Essen in Asien ist nicht eine Spezialität des Landes wie Fish Amok, Frühlingsrollen oder Luang Prabang Wurst. Es ist eine Schale Reis mit ein wenig Gemüse und ein fingerlanges und -breites Stück getrockneten Fisch. Bei besonderen Anlässen auch mal Fleisch. Gegessen wird auf dem Boden, wer hat, der legt eine Matte aus, manche haben nicht einmal diese. Wer diese Authentizität bewahren will, nimmt damit in Kauf, dass er Armut bewahren will.

Unser verzerrtes Klischee von anderen Kulturen bewirkt letztlich, dass wir Ihnen keine Entwicklung zugestehen. ein Burger bei Lotteria in Vietnam ist authentisch, weil es eben eine lokale Umsetzung moderner Lebensweise ist. So wie wir in Deutschland nicht jeden Tag Schweinshaxe essen, lustige Tänze aufführen und in Lederhosen herumlaufen haben auch Entwicklungsländer ein Recht auf Entwicklung.

Im übrigen bedeudet das auch, dass ein 500 Zimmer Hotel im Mekong Delta jenen eine Einkommensmöglichkeit gibt, die als Fischfarmer wegen des Klimawandels kaum noch überleben können.

Chile und die Hilflosigkeit der Medien

Es gab mal einen TV-Sender der hieß Euronews und dessen beste Sendung hieß No Comment: Man brachte einfach einen Livestream eines Ereignisses, ohne Kommentatoren-Blabla. so etwas wünsche ich mir auch aus Chile.
Denn die Rettungsaktion offenbart die Hilflosigkeit der Medien. Ich schau mir das Ereignis auf BBC, CNN, Al Jazeera und CCTV an: Alle haben das gleiche Bild, nämlich das der chilenischen Regierung. Alle haben die gleichen Informationen, und das sind nicht eben viele. Ich nehme an, Auch ARD und ZDF haben keinen Korrespondenten in der Mine.

Chile rescue
Mario Gomez, 59, is the oldest and the ninth of thirty-three miners being liberated from the collapsed San Jose mine near Copiapo, Chile on October 13, 2010. The miners have been trapped for 69 days since the collapse of the mine on August 5, 2010…*** MANDATORY CREDIT: HUGO INFANTE/GOVERNMENT OF CHILE. Lizenz: Creative CommonsAttribution, Share Alike

Das Ereignis zeigt gleich zweifach die Misere der TV-Sender: Man überträgt ohne irgendwas zu sagen zu haben. Eigentlich würde der Stream aus Chile vollkommen ausreichen. Statt dessen füllt man die eigentlich ganz nette Stille mit Dummgeblubber. Bei CNN ist das besonders schlimm, weil sie es alle paar Minuten wiederholen. DEr BBC Korrespondent hat wenigstens zugegeben, dass er weniger Ahnung habe was ein paar hunert Meter hinter ihm vor sich geht als die Kollegen in London, die Zugriff auf die offiziellen TV-Bilder haben

Es gibt aber noch ein anderes Problem: Die TV-Bilder der chilenischen Regierung sind erste Sahne. Die Kameraleute berichten nahe genug, aber nicht aufdringlich. Es gibt alle Bilder die wir brauchen um einen Eindruck zu bekommen. Hochprofessionell das Ganze, inklusive der Cam aus der Mine, dem Funkverkehr und der Dolmetscherin. Das ist Medienarbeitm vom Feinsten und ich wage zu bezweifeln dass man das in Deutschland auch so gemacht hätte (die widerwärtigen RTL-Reporter hätten wahrscheinlich einen eigenen Schacht gegraben und nur gegen Vertragsunterschrift Leute hochgeholt)

So bleibt den Reportern nur Hilflosigkeit, während die Zuschauer im Internet auf zahllosen Seiten ihren Emotionen freien Lauf lassen, Scherze machen, Weinen, sich freuen, diskutieren. Chile hat sogar einen eigenen Flickr-Stream für die Bilder vor Ort (vor Ort ist hier mal im ureigenen Sinne benutzt) und stellt die Fotos auch noch unter CC-Lizenz. Wo in Deutschland plötzlich Videos vom Stuttgart 21 verschwinden, zeigt Chile wie offene Pressearbeit funktioniert. Offen, weil sie es genau so machen wie es jeder anständige TV-Sender gemacht hätte. Die Frage ist nur, ob es noch anständige TV-Sender gibt.

Fotos aus Laos – mein Leben

Ich habe mal ein paar Bilder auf Flickr hochgeladen um ein wenig aus dem Leben in Laos zu berichten. Viele Dinge die für uns selbstverständlich sind werde wohl in Deutschland Kopfschütteln oder gar blankes Entsetzen hervorrufen. Die Texte sind in Englisch, weil ich diese Bilder auch auf anderen Blogs verwende, aber ich denke man kann sie gut verstehen.

Frankfurter Rundschau iPad-App: Erste Sahne

Hut ab vor dem was die Frankfurter Rundschau da aufs iPad gezaubert hat. Zum einen ist ein Pries von 79 Cent genau richtig. Es ist für mich kein Problem, pro Ausgabe diesen Preis zu bezahlen. Ich rechne nicht nach ob mich ein Monatsabo billiger käme, weil ich vielleicht nicht jeden Tag Zeit habe die FR zu lesen. Das also ist schon mal gelungen.

Ebenso gelungen ist der Inhalt und die Aufbereitung. Lesegeschichten, einfaches Vergrößern der Schrift ohne dass das Layout zerstört wird. Bilder groß und punktgenau dort untergebracht wo sie hingehören. Lieber ein großes Bild als mehrere kleine. Ausnahme sind die Bilder des Tages, ein Hingucker. Video? Fehlanzeige, dafür eine Slideshow. Kann man machen, auch wenn mir die Sprecherin nicht gefällt, die hat schon wieder diesen Erklärbar-Öffentlich-Rechtlichen-Tion drauf. Können die nicht mal entspannter reden? Ich habe an anderer Stelle, nämlich bei Kooptech schon geschrieben, dass weniger mehr ist bei Apps. Die Rundschau hält sich angenehm zurück mit technischen Spielereien, und das ist genau der richtige Weg. Ich glaube, nur die versammelten Medienblogger und -Kolumnisten wollen möglichst viele Features, der Leser will Inhalte. Und die bietet die Rundschau-App, übrigens auch mit der integrierten Onlinenachrichten-Seite.

Kambodscha: Medien-Realität und die andere, wie die Cambodian Space Mission

Ich habe heute morgen auf Radio Australia eine Bericht über Pchum Ben gehört. Das ist so eine Art Totensonntag der in Kambodscha im Oktober gefeiert wird. Das Fest dauert ein – bis zwei Wochen, je nach Standort und Pagoda. Die Kambodschaner gehen morgens in die Pagode, opfern, beten und gedenken ihrer Verstorbenen. Arbeitgeber müssen dafür freie Tage geben. manche Büros sind eine Woche lang geschlossen.

Pchum Ben ist ein traditionelles buddhistisches Fest in Kambodscha. Schon immer gewesen. Es hat nichts, aber auch gar nichts mit den Khmer Rouge zu tun. Und trotzdem reduziert Radio Australia das Fest genau auf diesen kurzen Abschnitt der kambodschanischen Geschichte. “Man gedenkt der Toten aus dem Schreckensregime”. Dabei ist der Radiosender nicht alleine: Wer mal Kambodscha googelt, wird immer wieder Khmer Rouge und Pädophile finden. Die Medien sind es, die das Land darauf reduzieren. Ich werde an anderer Stelle mal darlegen, dass das Pädophilenklischee schlicht falsch ist, weil Sex mit Minderjärhrigen ein gesamtasiatisches Problem ist und nichts mit westlichen Ausländern zu tun hat.

Worüber man wenig las war ein kleines aber feines Projekt, dass am Barcamp Phnom Penh 3 vorgestellt wurde: Die erste kambodschanische Space Mission. Tatsächlich wurde ein Ballon 30 Kilometer hoch ins all geschickt und hat dort Bilder gemacht. Wer es nicht glauben mag, die Bilder sind hier:

Ein paar Eindrücke von der Barcamp Session:

Das schöne am Barcamp Phnom Penh waren nicht nur die 1000 Leute die kamen, die vielen Sponsoren aus dem Land selbst die es unterstützen und die viellen Sessions die wir hatten und die Jobs, die angebotren wurde, sondern auch, dass nirgend die Roten Khmer und Pädophile ein Thema waren. so, wie es eben ist in diesem Land im Jahr 2010.

Übrigens wurde auf Radio Australia auch Mönche vorgestellt, die das Internet benutzen. Das ist auch nicht neu, sie machen das seit vielen Jahren. Und ja, sie haben auch Handys.

Ich habe ein Elektromoped




Ebike

Originally uploaded by thomaswanhoff

Es hat lange gedauert, bis ich endlich eines gefunden habe, aber der Zufall wollte es dass jemand seines verkaufen wollte. Das gute Stück ist vom Design her eine nette Fälschung der Mio Fino von Yamaha, was mir recht ist, weil ich die Fino schon in Kambodscha und Vietnam hatte und so zumindest dem Design treu bleibe.
Ich lade gerade die Batterie auf, man sagte mir, sie hält ein Jahr. Keine Ahnung wie weit ich damit komme, ich werde es mal per GPS Tracking aufzeichnen, aber dso 25 Kilometer sollte es reichen. Am besten ist wohl die Batterie über nacht aufzuladen.

Warum ein Ebike? Weil ich hier in Laos zu 90 Prozent Strom aus Wasserkraft habe und somit meinen CO2-Verbrauch wesentlich reduzieren kann. Meinen R4 benutze ich einmal in der Woche, mein Fahrrad häufiger.

Ich denke es ist schön dass man viel redet über die Umwelt, aber selbst was tun fällt den meisten dann doch schwer. Ich verzichte tagsüber so weit es geht auf eine Klimaanlage, nur nachts gönnen wir uns die im Schlafzimmer bei 27 Grad. Ich habe mal versucht auszurechnen was wir da an CO2 verbrauchen, bin aber nicht wirklich auf einen Wert gekommen. Wer da mehr weiß, gerne einen Kommentar schreiben.

Deutsche Botschaften: Ein einziges Geklüngel

Ich habe bereits in Kambodscha mich schon gewundert, was eigentlich die Mitarbeiter einer Botschaft den Ganzen Tag machen. Damals waren wir etwas verwundert, wer so alles zum Tag der Deutschen Einheit eingeladen wird. Der mit einem nicht wirklich guten Ruf behaftete Besitzer einer Kneipe an der Riverfront zum Beispiel. Meine Frau als Chefin eines internationalen Touristikunternehmens mit 50 Angestellten nicht. Es zeigte sich dort schon, was auch in Vietnam im Konsulat offenbar wurde: Es ist ein Klüngel, der sich um diese Botschaften bildet und man versucht, unter sich zu bleiben. Als eine Bundestagsdelegation sich in Kambodscha zum Thema Tourismus informierte, stand keines der 4 großen Reise-Unternehmen auf dem Programm, das von der Botschaft gestaltet wurde (die auch noch zufällig alle von Deutschsprachigen geführt wurden). Statt dessen traf man sich mit NGOs.

In Vietnam finden die monatlichen Deutschentreffs in der Kneipe des Geschäftsführers der German Business Association statt, deren vornehme Aufgabe es ist, einmal im Jahr das Oktoberfest zu organisieren. Als ich fragte, ob man sich auch mal woanders treffen könne, wo zum Beispiel Nichtraucherräume seien, wurde ich abgewiesen. Man sehe keine Notwendigkeit. Die Art und Weise, wie Vietnamesen von deutschen Personal bisweilen behandelt werden, grenzt schon an Rassismus. Ich habe mit eigenen Ohren und Augen gesehen, wie ein deutscher Botschaftsmitarbeiter Visasuchende behandelte, als ob sie Idioten seien, nur weil sie kein Deutsch sprachen. Er sprach natürlich kein Wort Vietnamesisch.

Nun naht der 3. Oktober, und auch wenn wir auf der Deutschenliste für Laos stehen und meine Frau erneut eine der wenigen Deutschen Geschäftsleute ist (und auch noch in gehobener Führungsposition), Fehlanzeige. Keine Einladung. Nicht dass wir unbedingt dabeisein wollen. Es geht eher ums Prinzip: Muss ich betteln bei der Botschaft, oder kann ich erwarten, dass die dort tätigen Wirtschaftsattachees auch über ihren Freundeskreis hinausschauen? Laos ist ein Kaff, wer in der Botschaft behauptet, er wisse nicht welche Deutschen hier was machen, sollte sich fragen ob er den richtigen Job hat.

Tatsächlich trifft sich auf Einladung des Botschafters regelmäßig ein Kreis von NGOS und Regierungsorganisationen regelmäßig (von denen ich nach wie vor behaupte, dass sie vor allem Steuerverschwender sind). Ein Teilnehmer sagte mir neulich, man habe gemeinsam den “Tod des Botschafterhundes betrauern müssen”. Viel mehr habe ich nicht mitbekommen von Aktivitäten der Botschaft.

Als ich mich in Kambodscha in diesem Blog kritisch über die Botschaft äußerte (man hielt es nicht für notwendig das Notfallfax zu reparieren), bekam ich über Dritte die Frage gestellt, was mir einfalle, so schlecht über die Botschaft zu reden.

Als wir in Bali geheiratet haben, waren die lokalen Behörden sehr zuvorkommend. Nur der deutsche Honorarkonsul sah es als nicht möglich an, eine Heiratsurkunde innerhaben von ein paar Tagen zu übersetzen (ein Standardokument).

Boun Kao Padab Dinh (Ahnenfest) in Laos

Dieses Fest ist so etwas wie der Totensonntag bei uns. Die Ahnen werden veehrt, man geht in dem Tempel um zu beten und Opfergaben zu bringen. In der Nacht sind die Geister der Ahnen in den Straßen unterwegs, deswegen gehen Laoten in dieser Nacht nicht vor die Tür. Damit die Geister auch zu Essen haben, stellt man kleine Opfergaben an die Straße.
OpfergabeDiese erinner ein wenig an balinesische Opfergaben. Während diese hier nur auf Papier liegt, werden andere in geflochtene Papierkörbchen gelegt.

Listen!

Eine gute Beschreibung was im Tempel los ist gibt es bei 2camels

Ein Video gibt es auch:


VDO 2
Uploaded by Darly. – Up-to-the minute news videos.

Gute und schlechte Nachrichten aus Laos

Die gute Nachricht zuerst: Wir haben einen neuen Mitbewohner. Wer heisst Pimmy und ist ein etwa 6 Wochen alter Mischlingshund. Jemand hat ihn einfach an den Straßenrand gelegt. Wir haben schon alle in der Nachbarschaft gefragt, aber keiner wollte sagen dass er ihm gehört. Also haben wir ihn zu uns geholt. Nach einer Entwurmung macht er sich prächtig, frisst unaufhörlich und rennt herum wie ein Duracellhase.

Puppy in Vientiane

Die schlechte Nachricht ist eine Geschichte aus der Nachbarschaft, wie sie wohl öfter vorkommt. Meine Nachbarin ist Näherin, und hat für eine Bekannte gerade einige Blusen fertiggestellt. Die Bekannte hatte gerade einen neuen Job bekommen in einer Bank und braucht ordentliche Kleidung. Sie ist Ende 20, hat 2 Kinder und einen Ehemann, der seine Zeit mit Kartenspielen und Trinken verbringt und nicht wirklich zum Einkommen der Familie beiträgt. Die junge Frau hatte jetzt einen Mopedunfall, nicht wirklich schlimm, aber sie bekam plötzlich Kopfschmerzen. Sie fuhr 2 Stunden nach Udon ins Krankenhaus, dort hat man sie geröngt und festgestellt, dass sie einen Hirntumor hat, von dem die Ärzte sagen, sie können ihn nicht entfernen. Sie empfehlen eine Chemotherapie, die teuer ist und von der sie nicht wissen, wie hoch die Wahrscheinlichkeit einer Heilung ist.

Die Frau steht nun vor einer Entscheidung, die wohl eine der schlimmsten ist vor der man stehen kann: Soll sie das wenige Ersparte in die medizinische Versorgung stecken und riskieren, dass es nichts bringt, oder soll sie auf den Tod warten und ihren Kindern wenigstens etwas Geld hinterlassen. Meine Nachbarin sagt, ihr seien die Kinder wohl wichtiger und ihrem Mann kann sie nicht trauen, deswegen will sie wohl das Geld einer Verwandten geben die dann die Kinder versorgt, wenn sie gestorben ist.

Das Weblog von Thomas Wanhoff

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