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Noch eine traurige Geschichte aus Laos

Wenn ich hier mit Nachbarn rede, dann höre ich immer wieder sehr traurige Geschichten. Eine neue ist die von einer jungen Frau, 25 Jahre alt, die in Champasak lebt, im Süden von Laos. Sie hat einen Mann geheiratet, der sie vor allem als billige Arbeitskraft sieht. Ihre Mutter denkt ähnlich. Ihr Schwägerin beschrieb mir die Situation mit “Sklavin”. Die kinderlose Frau (was ein Glück für sie) muss nicht nur das Haus in Ordnung halten, sondern auch sonst jedwede Arbeit verrichten, die ihr Bruder oder ihre Mutter ihr auftragen. Als die Mutter sich Geld geliehen hatte von einem Geschäft, das Früchte verkauft, die Schulden aber nicht zurückzahlen konnte, “lieh” sie die Tochter einfach als Arbeitskraft aus, bis sie die Schulden abgearbeitet hatte. Wenn sie nicht spurt, wird sie geschlagen.

Das ist kein Einzelfall in Laos oder anderen asiatischen Ländern. Die Frauen haben nichts, wenn sie Geschenke bekommen, dann werden ihnen diese abgenommen. Die Frau von der ich hier erzähle bekam von einer Bekannten ein wenig Goldschmuck geschenkt. sie hatte ihn noch nicht einmal getragen, da hatte der Mann ihn zu Geld gemacht.

In Laos ist es mittlerweile möglich, das Frauen die geschlagen werden, zur Polizei gehen können. Bei mehreren Vergehen kommt der Mann auch ins Gefängnis – die Mutter hingegen werden sie kaum festnehmen. Deshlab wird der jungen Frau nichts anderes übrig bleiben, als die Familie zu verlassen und in der Hauptstadt Arbeit zu suchen. Die Gefahr dabei an die Falschen zu geraten ist groß, ebenso die Gefahr, dass ihr Mann sie findet.

Es gibt hier Organisationen wir Afeip, die sich um versklavte Frauen und Männern kümmern. Mal schauen, ob sie auch in diesem Fall helfen können.

Filmcamp in Laos

Ich habe mal wieder so eine Idee: Ich moechte ein Filmcamp in Laos organisieren. Ein Filmcamp ist eine Un-Konferenz, bei der jeder mitmachen kann, der sich fuers Thema Film und TV interessiert. Es kann jeder sprechen, einen Workshop anbieten, eine Presentation machen.

Warum ein Filmcamp?

Ich habe die Erfahrung gemacht, das die Camps der beste Ort sind, komprimiert zu lernen und zu networken. Gerade weil das Umfeld zwanglos ist und alle Teilnehmer sich auf gleicher augenhoehe befinden, sind diese Veranstaltungen so erfolgreich. Und auch, weil alles sich darin einig sind, dass es gut ist, Idee und Erfahrung zu teilen.

Warum ein Filmcamp in Laos?

Weil es hier keine wirkliche Filmindustrie gibt. Es gibt durchaus talentierte Filmemacher, Kameraleute, Fotografen und sogar Schauspieler. Aber sie schauen meist nach Thailand (und nach Geld). Das Filmcamp soll die Voraussetzung schaffen fuer eine professionelle und gleichzeitig inhaltlich tiefe Auseinanderseztung mit dem Thema Film. Was ist Film, was ist Filmkunst, was ist ein gutes und was ist ein schlechtes Drehbuch. Das Filmcamp soll Filmschaffende aus Laos und Nachbarlaendern zusammenbringen und vernetzen. Ich erhoffe mir das sich daraus weitere Aktivitaeten wie Workshops ableiten.

Wer macht mit?

Bislang habe ich Unterstuetzung von Laostar, dem fuehrenden TV-Sender in Laos, dem Filmfestival Luang Prabang, der Vientienale Film Festival und einigen Filschaffenden aus Laos, Vietnam und Thailand. Ich habe naechste Woche ein Gespraech mit dem Department of Cinema, weil so ein Veranstaltung nicht ohne gruenes Licht der Regierung moeglich ist.

Wann?

Ende des Jahres. Ich werde jetzt Kontakt mit Unis und Colges aufnehmen, ob wir deren Infrastruktur nutzen koennen. Wenn dem so ist, steht einem Filmcamp nichts mehr im Weg.

Was kostet das?
Fuer Teilnehmer ist es frei. Es werden keine Spesen oder Honorare fuer Sprecher gezahlt. Ich plane mit einem Etat von 1500 Dollar, fuer T-Shirts, Essen, Wasser, Banner und Aufkleber. Mehr brauchen wir nicht.

Wie betrifft das Deutschland?
Weil ich denke je mehr Leute das wissen umso besser. Vielleicht kennt jemand einen Filmemacher, Kamermann, Schauspieler oder so in Asien, der Lust haette mitzumachen.

Die Sache mit der Atomkraft und der öffentlichen Wahrnehmung

Das vorneweg: Ich bin ein Atomkraftgegner nicht weil ich den Kraftwerken misstraue, sondern weil es kein Entsorgungskonzept gibt. So. Jetzt zu Japan.
Ich habe den Eindruck dass manche – auch deutsche Medien – eine Katastrophe herbeisehnen. N-TV ist ganz groß darin, halbe Wahrheiten als Breaking News zu vermelden. aber auch andere deutsche Medien wie ZDF und ARD vergessen jegliche journalistische Sorgfalt und Verantwortung, weil sie schneller sein wollen als “der Kurznachrichtendienst Twitter“, wie neulich zitiert wurde. Das Ergebnis sind Hamster-Geigerzählerkäufe. Und Reiseabsagen: Ganz Asien beginnt, wo es so gut aussah auf der ITB, schon wieder ein Problem mit Touristen zu bekommen, weil man in deutschen Medien keine Einschätzung geben kann, wie weit es zwischen Bangkok und Tokyo ist und was Strahlung überhaupt ist.

Mir geht es nicht darum etwas zu verharmlosen. Auch nicht darum, die Verantwortung von TEPCO kleinzureden. (Ich verste nicht warum a) die japanische Regierung nicht per Gesetz in solchen Fällen übernimmt und b)keine Roboter zum Einsatz kommen). Es geht darum, das man

– verstehen muss, das Katastrophen nunmal Katastrophen sind und wie Menschen nicht alles kontrollieren können. Das bedeutet auch, das selbst ein Worst Case Szenario noch übertroffen werden kann. Da hilft es aber nichts, zu jammern, sondern es gilt zunächst das Problem zu lösen (und für die wirklich Betroffenen zu beten/zu hoffen)

– als halbwegs gebildeter Mensch, der ein Journalist ja sein soll, Dinge in Relation setzt und erklärt. Und zwar in der Ãœberschrift und nicht in irgendeiner Box drei Seite weiter. Bei der FAZ lese ich gerade so was”Im Großraum Tokio wächst die Sorge vor einer radioaktiven Wolke.” Ja, doch das Problem was die LEute in Tokio gerade wirklich haben ist dass Hamsterkäufe die Läden leer gemacht haben. Das ist die größte Sorge. Zumal es nicht einmal eine Radioaktive Wolke gibt. Oder der Spiegel: “Fotostrecke: Die Hoffnung schwindet”. Ich glaube nicht das die Japaner die Hoffnung aufgegeben haben. Nicht die die ich kenne. Ich frage mich nur ob der Spiegel-Praktikant -Redakteur einen kennt. (wobei es bei der Zeile eigentlich gar nicht um den Reaktor gehlt, sondern um Ãœberlebende des stunamis. Macht sich aber trotzdemgut unter den Atom-Links). Oder “50 Mann sollen Japan retten”. Das ist miese Stimmungsmache, in Japan werden die als Helden gefeiert. soll halt der Spiegel-Chef dorthin und helfen. Zeitonline: “Innere Hülle von Reaktor 3 vermutlich beschädigt”. Aha, neuerdings sind es also Vermutungen, die für eine Headline taugen. “Zeitonline vermutlich Ãœberschriftengetrieben” wäre passender. Was Strahlungswerte angeht, empfhle ich diesen Link.

– gerne die deutsche Regierung für das Rumgeiere kritisieren darf und soll, aber bitte dabei bedenkt dass in der gleichen Zeit in Japan Menschen inständig hoffen, dass alles gut wird. Und im ürbrigen, wie es jemand getwitter hat, man einmal überlegen soll, was das Worst Szenario für die deutschen Medien ist.

Das ist nämlich, wenn die Radioaktivität weiter abnimmt wie bisher, die Reaktoren weiter abkühlen wie sie das bislang tun und in einem Monat zwar die Kraftwerke Schrott sind, aber die Menschen wieder in ihre Häuser können (sie sind übrigens vorsorglich evakuiert worden, was ja auch richtig ist). Wie nennt man eine Industrieanlage, die einem 8,4 Erdbeben (so stark war es wohl an Ort und Stelle), einem Tsunami, 2-3 Explosionen und zwei Bränden, ausgefallen Kühlsystemen und einem weitgehenden Verlust der direkten Kontrollsysteme standhält, und dabei zwar zu großen Teilen zerstört wird, die Gefahr einer Strahlungskatastrophe aber gebannt wurde. Wie gesagt, wenn. Wir wissen es nicht. Ich persönliche hoffe inständig, dass es so sein wird.

Heizen und Kochen – aber womit?

Hier in Asien wird in der Regel noch über offenem Feuer gekocht. Ein kleiner Griill mit Holzkohle gefüllt ersetzt den Herd. Nur langsam setzen sich moderne Küchen durch. Was ich in Deutschland immer sehr geschätzt habe, war Gas- statt Ölheizung. Heute ist es sehr einfach, günstiges Gas ins eigene Heim zu bekommen. Die Vorteile die ich beim Gas sehe: Ich brauche keinen Öltank im Haus, das Kochen ist viel einfacher und effizienter mit Gas. Und man kann zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Mit Ölheizung kann man jedoch lange noch nicht kochen.
Hier in Asien sind wir von einer zentralen Gasversorgung noch weit entfernt. Lediglich der moderne Stadtteil Phu My Hung in Saigon hatte so etwas. Dennoch habe ich zumindest meine Nachbarin überzeugen können, sich einen Gasherd anzuschaffen und so zumindest weniger Ruß und COs in die Luft zu blasen. Aber Wechsel ist schwierig: Man glaubt Gas sei immer noch teurer als Kohle, weil man für eine Gasflasche 80.000 KIP zahlen muss, während ein Sack Holzkohle nur 5000 KIP kostet. Dass das Gas länger hält verstehen die meisten nicht. Gerechnet wird im Hier und Jetzt.

Warum Reisen doch manchmal gefährlich ist

Urlaubszeit ist für manche die schönste Zeit des Jahres. Sie machen sich auf in die Ferne und lassen fünfe gerade sein. Endlich raus aus dem Alltagstrott, endlich was erleben. Neue Länder, neue Sitten. Was nicht wenige dabei vergessen: Ihren Verstand. In einem Interview mit dem Bangkok Podcast berichtete der kanadische Botschafter in Thailand neulich, dass er fast jede Woche einen Sarg nach Hause schickt. Versicherungen in Laos halten die lokalen Büros täglich mit Reisenden auf Trab, die einen Unfall hatten. Neulich starb hier ein Ehepaar bei einem Busunfall. Ein Bekannter von mir kam in Indien ums Leben, als sein Auto von einem LKW gerammt wurde. In Vietnam starb nahe unserem Haus ein amerikanischer junger Lehrer als er mit seinem Moped einem LKW nicht ausweichen konnte. Als wir in Phnom Penh wohnten wurde eine Französin von einem Motorrad gerissen, fiel vor ein Auto und wurde überfahren. In Indonesien klettert ein Tourist auf ein Baumhaus (obwohl gewarnt davor), fällt herunter und stirbt. In Vang Vieng ertrinken jährlich mehrere Menschen weil sie betrunken in Autoreifen-Schläuchen den Fluß herunterfahren und umkippen. Das sind nur die Fälle dich mir gerade einfallen.

Tai nạn ......Picture under Creative Commons License CC_BY_NC_SA by http://www.flickr.com/photos/butchicun_info/

Es sterben täglich Ausländer in Asien, aber kaum jemand weiss das. Der Grund ist meistens, dass staatliche Stellen den Tourismus nicht gefährden wollen. Schlechte Nachrichten über toten Touristen will man auf alle Fälle vermeiden. Und für die Medien im Heimatland ist jemand, der in Nord-Thailand in seinem Hotelzimmer tot aufgefunden wird, noch keine Nachricht (was sich in einem Fall ändern könnte, weil es in einem bestimmten Hotel in kurzer Zeit 3 merkwürdige Todesfälle gegeben hat.)

Menschen sterben immer und überall, sei es auf natürliche Weise, durch Krankheit oder Unfall. Doch bei letzterem ist das Risiko einzuschätzen. Und gerade im Strassenverkehr verhalten sich – zumindest hier in Asien – manche Touristen so, als ob sie das erste Mal Autos sehen. Unter jungen Touristen (meist Backpacker), ist es zum Beispiel schick, sich ein Moped zu leihen und natürlich ohne Helm zu fahren (bisweilen auch betrunken). Das ist eine Frage der Zeit wann das schief geht. Andere wiederum wollen einen billigen Urlaub machen und buchen auch den billigsten Anbieter. In Vietnam sind gerade 12 Touristen ertrunken, weil sie genau diesen Fehler gemacht haben. Im Mekong Delta kam es vor 2 Jahren ebenfalls zu Toten, als ein Ausflugsboot kenterte – es waren keine Rettungswesten an Bord.

Was also machen?
1. Gesunden Menschenverstand benutzen: Sieht ein Gefährt als und nicht gewartet aus, nicht einsteigen
2. Bauchgefühl: Wer glaubt, ein Boot ist nicht sicher, steigt nicht ein.
3. Sich an Verkehrsregeln halten als wäre man zu Hause – es sterben wenig Leute weil sie an der Ampel anhalten oder langsam fahren
4. Sich vergegenwärtigen dass die Einheimischen den Verkehr gewohnt sind und auch die “unausgesprochenen” Regeln kennen
5. Bei Bustouren immer einen Sitz in der 3 Reihe oder weiter hinten buchen und darauf achten dass sicherheistgrurte vorhanden sind.
6. Im Zweifel bei Bustouren die teure Kategorie (VIP) nehmen – die ist im Vergleich zu Deutschland immer noch sehr billig
7. NIEMALS betrunken Auto oder gar Moped fahren
8. IMMER einen Helm aufsetzen, gleich ob auf dem Fahrrad oder dem Moped – gilt auch für den Sozius
9. IN der Regel bleiben Autos NICHT stehen wenn ein Fußgänger über die Straße will
10. Nicht hetzen. Hey, Ihr habt Urlaub.

Mehr zum Reisen übrigens in meinem Reiseblog

Klimawandel, Impfungen, Ärzteskepsis: Warum wir so misstrauisch werden

Ich hatte vor wenigen Tagen eine interessante Diskussion mit einem Paar aus Holland, das gerade in Laos ist. Es ging um Klimawandel und Medizin und dass beide sehr skeptisch sind. Er ist Ingenieur, sie ist Biologin. Ihre These: Wir können niecht sicher sein, dass wir alles wissen. Wir können nicht sicher sein dass CO2 schädlich ist und das Klima verändert. Wir können nicht sicher sein dass Impfungen wirklich helfen und nicht eine Erfidung der Pharmaindustrie sind.

Was ich hörte war das typische Anti-Gerede: Es gibt Wissenschaftler, die sagen dass….CO2 keine Rolle spielt, Klimawandel nicht Menschenverursacht sein kann, Impfungen nicht sinnvoll sind. Und so weiter.

Ich versuchte mit einem Beispiel, dass ich neulich aufschnappte, deutlich zu machen wie die Situation ist: Wenn ich mit einem kranken Kind zu mehreren, vielen Ärzten gehe, und die alle sagen es ist krank, und dann einer sagt, das Kind ist nicht krank, werde ich es behandeln oder nicht? Natürlich gibt es eine Chance das der eine Arzt richtig liegt, aber die ist sehr gering. Je mehr andere Ärzte ich konsultiere, umso besser wird das Meinungsbild. 100 Prozent werde ich nie erreichen.

Wir treffen täglich Entscheidungen nach diesem Wahrscheinlichkeitsmuster. Wir nennen es den gesunden Menschenverstand, gepaart mit tradiertem Wissen.Weichen wir davon ab (was bisweilen durch aus sinnvoll sein kann), wissen wir in der Regel auch, welches Risko wir eingehen, wenn wir Neuland betreten.

Nun bin ich jemand, der gerne Neuland betritt und gerne Dinge hinterfragt. Aber ich verneine sie nicht. Das ist das was Klimawandelskeptiker und Impfgegner machen. Wie Florian Freistetter bei den Scienceblogs so schön schrieb:

Das “Standardmodell der Kosmologie”, dass den Urknall und die darauf folgenden Entwicklungen bestreibt ist hervorragend durch Beobachtungen bestätigt – trotzdem herrscht in der Öffentlichkeit manchmal der Eindruck vor, die Wissenschaft hätte sich den Urknall einfach so “ausgedacht” (so ähnlich wie bei dunkler Materie und dunkler Energie wo oft die selben falschen Behauptungen aufgestellt werden). Das liegt wahrscheinlich daran, dass die Urknallkosmologie, genauso wie beispielsweise die Relativitätstheorie, erstens eine allumfassende Theorie ist die alle Aspekte unserer Umwelt berührt. Zweitens lassen sich die grundlegenden Aussagen die den Urknall betreffen in wenigen einfachen Worten zusammenfassen (was nicht heisst, dass man deswegen schon die ganze Theorie verstanden hätte 😉 ). Insofern ist es nicht verwunderlich, dass sich das öffentliche Interesse und auch das Interesse der Pseudowissenschaftler und Esoteriker auf wissenschaftliche Themen dieser Art konzentriert. Es gibt haufenweise Leute, die Urknall oder Relativitätstheorie für großen Unsinn halten (die Kritiker und Leugner der Strömungslehre oder Stereochemie sind dagegen beispielsweise deutlich in der Minderheit).

So ist es auch bei Kimawandelleugnern und Impf- und Arztgegnern: Man such sich etwas Populäres, Generelles aus, dann muss man nicht spezifisch werden.

Doch warum ist das Misstrauen gegenüber der Wissenschaft größer werdend (gefühlt)? In der Regel wird die Kritik an Wissenschaft damit begründet, dass Wissenschaftler nur Marionetten mulitinationaler Konzerne sind. Reine Forsciung gibt es nicht, weil irgendwer das bezahlen muss, und der hat Eigeninteressen. Oder wie es meine Gesprächspartnerin formulierte:

“Scientists are looking for proof of a hypothesis, not if it is wrong”.

Das mag zu einem bestimmten Grad so sein, wobei es nunmal in der Natur der Sache liegt, dass man schaut ob eine Hypothese stimmt – und wenn sie nicht stimmt, man eben bewiesen hat das sie falsch ist.

Das allein kann nicht der Grund für ein grundsätzliches Misstrauen sein.

Es liegt an der Religion. Ja. Sie lesen richtig. Ich glaube das es einen Verlust an Werten gibt, und damit Verbunden einen Verlaust an Bindung und Selbstreflektion. Religion, welche auch immer, gibt uns einen Rahmen in dem wir uns bewegen können. Den können wir eng oder weiter auslegen, aber wir haben etwas zum Festhalten. Die säkulare Gesellschaft gibt uns das nicht. Und deshalb wird “das System” permanent in Frage gestellt. Wir glauben nicht mehr an Gott, sondern nur an uns – und unsere Gebote und Weltvorstellung. Weil uns das aber nicht reicht, suchen wir nach anderen, die dasselbe glauben – und finden sie beispielsweise bei Klimawandelleugnern und Arztgegnern. Weil wir dort eben nichts beweisen müssen, sondern glauben können, macht es das so einfach. Weil wir am Ende das Metaphysische bemühen, das Irgendwas, dass uns niemals eine wissenschaftliche Sicherheit geben kann, bauen wir uns eine Art Ersatz-Glauben.

Viele der Menschen, die so so glauben, scheinen eine tiefe Unzufriedenheit in sich zu tragen – und machen dies “am System” fest. Der Job macht keine Freude, die Politik frustriert, die Lebensbedingungen sind anders. Meine These: Die Religion hat, wenn Kritik am System/Göttlichen aufkam, uns aufgefordert, in uns zu gehen und uns zu fragen, warum wir Gott in Frage stellen. Diese Selbstbesinnung fehlt, weil es eine moralischen Autorität fehlt, die uns dazu auffordert.

Nicht, das ich den Gottesstaat will. Aber ich glaube (!) fest daran, dass wir einen Rahmen brauchen, in dem wir uns innerhalb eines System definieren können. Und der uns deutlich macht, dass nicht “das System” für unsere Unzufriedenheit verantwortlich ist, sonder wir und wie wir innerhalb dessen agieren.

Laotischer Schwert Tanz




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Originally uploaded by thomaswanhoff

Das Bild ist aufgenommen bei einer Tanzvorführung im French Culture Center in Vientiane, Laos. Die Tanzgruppe kommt aus einem kleinen Dorf am Nam Ngum Lake, und es wird gesagt dass sie selten das Dorf verlassen.
Der Tanz selber, das Bild zeigt es, ist sehr ursprünglich, ich kenne das nur von Urvölkern im Amazonas oder abgelegenen Teilen Indonesiens. Insofern war es etwas überraschend zu sehen, dss es solche einfachen Tänze auch hier gibt.

Weniger ursprünglich übrigens die Socken und Schuhe, die wohl ein Tribut an die moderne Welt sind – bei späteren Tänzen wurden die Shirts dann ausgezogen. Ich vermute mal man wollte zeigen dass man nicht ganz so hinterwäldlerisch ist wie der Tanz zeigt.

Und heir noch was zum Hören:

Listen!

Warum vietnamesische Firmen es so schwer haben

Der Titel ist etwas ironisch gemeint. Tatsächlich machen sie es sich schwer, oder sie verdienen es, Hürden zu haben. In Vietnam selbst habe ich immer wieder festgestellt, dass Wettbewerb schlicht nicht akzeptiert wird. Eine Firma wird alles versuchen, um einen Wettbewerber gar nicht erst in einem Markt kommen zulassen. Und zwar meist mit äußerst unfreundlichen Methoden.

Als andere Airlines den Eintritt in den domestic market in Vietnam versuchten, rief die staatseigene Airline sofort nach der Regierung. Das dürfe man nicht zulassen. Solche Rufe kommen in Vietnam immer häufiger.

Jetzt kommen sie auch im benachbarten Laos. Eine vietnamesische Kaffeefirma, die bereits das Monopol hat beim Kaffeeanbau, will nun von der Regierung “Hilfe”, um die Produkte, vor allem Instant Coffee, auch auf dem laotischen Markt besser zu verkaufen. Das Problem. Nestle gilt als mehr modern und wird deshalb – zum gleichen Preis ürbigens – häufiger gekauft. Die Kaffeecompany verweist auf ihre Investionen ins Land, aber auch die Promotion von laotischem Kaffee. Was ironisch ist, denn diese Firma produziert – auch typisch vietnamesisch – die schlechteste Qualität.

In Asien ist es absolut üblich, sich Märkte so zu sichern, in allem Branchen. Eine Telefongesellschaft hat sich für den Verkauf fit gemacht, bekommt aber Signale, dass man das in der Regierung nicht so gerne sähe.

Wer mit westlichen Methoden in Asien Geschäfte machen möchte, muss höllisch aufpassen, wenn er gegen einen lokalen Anbieter an

Preah Vihear: Hintergrund zum Thailand-Kambodscha-Streit

Seit 2008 ist der Streit zwischen Thailand und Kambodscha um den Preah Vihear Tempel heftiger geworden. Auslöser war die Anerkennung als World Heritage Site. Schon in den 60er Jahren hatte die UNO den Tempel formal Kambodscha zugesprochen. Problem dabei: Von Kambodscha ist die auf einer 500 Meter hohen Klippe gelegene Anlage nicht zugänglich.
Ich war 2005 dort, und war überascht wie professionell die Thais die Anlage gemanegt haben – und vor allem von Minen befreit haben.
2008 kam es dann zu ersten militärischen Auseinandersetzungen. Ich wohnte damals noch in Phnom Penh und habe mitbekommen, wie eine Nation stolz den Thais versuchte Widerstand zu leisten. Da das korrupte System in Kambodscha sein Geld zwar der Elite zuschiebt, nicht aber den Soldaten, fuhren viele Kambodschaner an die Grenze um den Soldaten Essen zu bringen.
Jetzt sind die Streitereien erneut eskaliert, es geht (auch) um die umliegenden Hindu-Tempel. Doch eigentlich geht es um etws ganz anderes als das Kulturerbe. Es geht um Geld und politischen Einfluss.
Kambodscha hat in Siem Reap gelernt wie man aus ein paar Ruinen Geld macht. Das einzige Fischerdorf an der Tempelanlage Angkor Wat ist zur Cash Cow des Landes geworden, ein Grossprojekt nach dem anderen entsteht dort. Ähnliches verspricht man sich auch von Preah Vihear: Als Weltkulturerbe sind Einnahmen quasi garantiert. Vor allem auch, weil viele Touristen Angkor Wat schon gesehen haben und neue Orte suchen. Kambodscha würde dort gerne mehr Tourismus entwickeln. Dumm nur, das bisher keine Infrastruktur vorhanden ist, kein Hotel, nicht mal eine geeignete Strasse.
Thailand hat die Tempelanlage in den vergangenen Jahrzehnten gepflegt und gewartet, vor allem aber von kambodschanischen Minen befreit. Der Tempel ist einer Attraktion für Reisende auf dem Weg ins Isaan-Gebiet. Das will man sich nicht nehmen lassen, und am liebsten auch nicht die umliegenden Tempel. Thailand sieht sich zu recht als der Stärkere, zumindest was militärische und wirtschaftliche Kraft angeht. Kambodscha ist wirtschaftlich abhängig von Importen aus Thailand.
Nun hat der Streit aber auch eine handfeste politische Komponente. Thailand ist im Innern seit Jahren gespalten, beide politischen Lager bewegen sich keinen Deut. Premierminister Abhisit ist der Tempel eine willkommene Gelegenheit, von seinen innenpolitischen Problemen abzulenken.
Kamboschas diktatorischer Ministerpräsident Hun Sen nutzt den Streit aus den gleichen Motiven. Er führt sein Volk in einen Krieg gegen das ungebliebte Thailand, da vergessen viele, dass er es ist, der thailändischen Investoren grosse Teile des Südwestens des Landes verkauft hat. Von seinem repressiven und korrupten System einmal abgesehen. Der alte Mann ist auch schlau genug zu wissen dass es niemals wirklich zu einem Krieg kommen wird. Er hat weder die Ressourcen noch die geringste Chance. Aber er geniesst die Aufmerksamkeit der internationalen politischen Bühne.
Wenn ich hier in Phnom Penh, wo ich gerade weile, mit einfachen Menschen wie einem Mototaxi-Fahrer spreche, dann ist das Thema Preah Vihear in aller Munde. Manche sorgen sich, manche sagen nur “have problem with Thailand”, manche aber auch haben einen nationalitischen Ton wenn sie sagen “it is Cambodian temple, Thai cannot keep it”. Ich bin überrascht wie tief in die zumindest städtische Bevölkerung der Konfilkt eingedrungen ist. Ob das Propaganda ist oder ein tatsächlich grösseres Interesse an politischen Themen, kann ich nicht beurteilen.

Integration – weltweit betrachtet

Rabbit

Ich sitze gerade zu Hause und höre ABC Australien Radio. Darin ein Bericht über die vielen Veranstaltungen die es zum Chinese New Year gibt. Australien hat eine große chinesische Bevölkerung, und die das Jahr des Hasen, das morgen beginnt, wird entsprechend gefeiert. Australier nehmen daran teil, weil es eben auch schöne Feiern sind.
In Vietnam wird entsprechend Tet gefeiert, eine Woche lang.Manche Vietnamesen können gar nicht verstehen, dass in anderen Ländern nicht Tet gefeiert wird (ein Bekannter ist gefragt worden, ob er über Tet nach Hause, also Europa, fährt, weil in Vietnam jeder Tet bei den Lieben in seiner Heimatstadt verbringt). In Vietnam wird aber auch Weihnachten gefeiert, nicht im christlichen Sinne, aber as Dekorationen angeht. In Laos feiern wir das Neue Jahr im April (Pi Mai), zusammen mit Thailand und Kambodscha. Aber auch hier wird morgen in der kleinen chinesischen Community das neue Jahr gefeiert und das beste Hotel am Platz lädt zum Löwentanz am Freitag.

Traditionen anderer Kulturen weden in Asien nicht kritisiert sonder leicht adaptiert. Das heisst nicht dass es hier nicht zu Spannungen zwiwischen Nationalitäten kommt. Aber es gibt eine politische Komponente und eine kulturelle. Letztere sorgt für ein recht entspanntes Verhalten, erster für das Gegenteil.

Minderheiten in Asien werden in der Regel aus politischen Gründen verfolgt, weil es einfacher ist sie veranstwortlichen zu machen (was in Europa ja auch nicht viel anders ist). Chinesen nehmen Vietnamesen Arbeitsplätze weg, heißt es zum Beispiel. Gleichzeitig gibt man immer mehr Lizenzen für Rohstoffe an China.

Das Beispiel Australien zeigt, dass man sich weitaus entspannter mit anderten Kulturen beschäftigen kann als das in Deutschland der Fall ist. die 85.000 Vietnamesen in Deutschland werden entweder Tet im Gastland feiern, oder, wie die meisten nach Hause fahren. Ich denke mal die meisten Nachbarn wissen darüber nichts. Gleiches gilt für die 80.000 Chinesen die in Deutschland leben. Insgesamt leben übrigens 800.000 Asiaten in Deutschland. Überhaupt sollte man sich mal diese Tabelle anschauen, wenn es darum geht woher welche Ausländer kommen, um dann zu schauen, ob es rein zahlenmäßig ein Integrationsproblem gibt.

Ich finde die Vielfältigkeit in Asien eine absolute Bereicherung, und ich gehe auch gerne zum Day Out der Australier, zum St. Patricks Day oder zum franzöischen Staatsfeiertags-Fest. Je mehr, je besser. Statt multikultureller Festivals wäre es besser, einfach zu den Festen der Kulturen zu gehen.

Foto von Steward Ho Creative Commons Licence CC-NC-SA

Die Sache mit den geklauten Taschen im Urlaub

Meine Frau hat immer wieder Fälle wie diesen: Touristen melden sich nach einem Ausflug beim Reiseleiter oder -veranstalter, man habe aus ihrer Tasche Geld gestohlen. Während man den Tempel besuchte habe man die Tasche im Bus gelassen und bei der Rückkehr war das Geld weg.

Diese Geschichte stinkt in 99 Prozent der Fälle. Erstens sagen Geschäftsbedingungen und gesunder Menschenverstand, dass man nichts im Bus zurücklassen soll (schon gar kein Geld). Zweitens rennt man nicht mit hunderten Dollar rum, dafür gibt es einen Safe. Drittens gäbe es keine Busfahrer und Tourguides mehr, wenn die alle klauen würden (mal abgesehen davon dass ein Tourguide gar nicht schlecht verdient, der wäre wirklich dumm was zu klauen.)

Oftmals steckt etwas anderes dahinter: Man hat das Geld verloren oder für irgendwelchen Unsinn ausgegeben und versucht nun, die Schuld abzuwälzen. In der Regel ist das nicht erfolgreich. Gleiches gilt im übrigen für Diebstahl aus dem Hotelzimmer (oder gar dem Safe). In der Regel wird in einem Hotel nichts gestohlen. Wertsachen gehören in den Safe und den kann das Zimmermädchen NICHT öffnen. Mir ist noch nie etwas gestohlen worden, und ich habe viele Hotels gesehen. Bisweilen wird sogar Geld das aus der Hose gefallen ist dann ordentlich auf den Schreibtisch gelegt.

Wenn etwas gestohlen wird, dann in der Regel als Taschendiebstahl oder Straßenraub. Letzteres kann man verhindern in dem man nicht direkt an der Straße geht, sondern wo möglich mehr an der Hauswand, die Tasche mit einem Gurt versehen über der Brust hat, Kameras und andere Wertgegenstände nicht die ganze Zeit offen herumträgt, auch Geld nicht offen zeigt (z.B. am Geldautomaten). Taschendienstahl lässt sich weitgehend dadurch verhindern, dass die Tasche verschlossen ist (und eventuell ein weiteres Fach mit einem Reissverschluss innen hat) und man schlicht schaut, wer so neben und hinter einem ist. Und noch eine Regel: Wenn man angerempelt wird, ist der erste Griff nach der Tasche. Denn so machen die meisten Diebe Beute.

Wenn es hart und auf hart kommt und der Räuber eine Pistole oder Messer hat, gilt nur eines: Nicht den Helden spielen und sofort ihm geben was er will. Eine Tasche und selbst eine paar hundert Dollar sind weniger wert als das eigene Leben. Und das steht in einer solchen Situation auf dem Spiel.

Ich bin einmal überfallen worden: als Tankstellenwächter bei Frankfurt. Mir ist die Kamera und das Telefon gestohlen worden – als ich in Berlin wohnte. Im Ausland bin ich ein einiziges Mal bestohlen worden: Auf Boracay. Beute: Ein Leatherman und 20 Dollar. (Wir hatten den Zimmerschlüssel unbeobachtet beim Dinner auf dem Tisch liegen lassen und sind zum Buffet. Das hat ein Dieb das wohl am Strand vorbei kam genutzt).

Modernes Reisen in Asien und anderswo

Girl at the beach

Seit wir in Asien leben beobachte ich hier Touristen und die Art wie sie reisen. Natürlich gibt es da die klassischen Gruppenreisenden über 50 und die Backpacker zwischen 20 und 30. Diese sind leicht zu identifizieren – entweder an der 1,5 Liter Flasche Wasser die sie tragen oder an den Vietnam-Hüten.
Für mich wesentlich interessanter sind aber die Individualreisenden. Sie sind zwischen 25 und 60 Jahre alt, in der Regel allein oder ein Paar, und sie organisieren weite Teile der Reise selbst. Manche haben sich Bausteine im Reisebüro gebucht, Tagesausflüge zum Beispiel, aber haben sich selbst Hotels vor Ort gesucht. Flüge kann jeder schon per Internet zu guten Preisen buchen.
Ich selbst organisiere meine Reisen schon lange selbst, obwohl familär bedingt ich ja besten Zugang habe zu organisierten Reisen. In der Tat haben wir die auch gemacht. Aber wenn ich heute zum Beispiel nach Bangkok fahre, dann hole ich mir im Reisebüro das zur Firma meiner Frau gehört die Busfahrkarte, buche aber das Hotel per Agoda.
Viele meiner Freunde die mich besucht haben, hatten Flug und Hotel selbst gebucht und vor Ort nachen ausflügen geschaut.
Meien Empfehlung: In der Tag kann man von Deutschland aus die Flüge buchen und auch Hotels. Bei Ausflügen vor Ort würde ich aber immer etablierte Reiseveranstalter wie eben Diethelm Travel empfehlen. Die haben alle Büros in Südostasien und kennen ich a) aus und b) schlagen sie sichere Reiseverläufe vor. Denn nicht jedes Boot auf dem Mekong hat Rettungswesten an Bord und nicht jeder Busfahrer in Laos ist nüchtern oder fährt angemessen langsam auf Bergpässen. Neben dem Sicherheitsaspekt spricht für die Reiseveranstalter auch die Erfahrung: eine Nacht Halongbucht zum Beispiel reicht, Sihanoukville in Kambodscha braucht keiner und Luang Prabang im Dezember ist meist ausgebucht. Eine gute Beratung sichert Urlaubsspaß und manchmal macht man dank Promotions noch ein Schnäppchen.

Weltbank:Frauen an den Webstuhl und auf den Acker

Ich habe ja schon lange den Verdacht, dass die ganzen westlichen Initiativen von NGOs und Regierungsstellen dazu dienen, die armen Länder auch wirklich arm zu halten. Ein schönes Bespiel dafür ist eine Initiative der Weltbank in Laos. Zusammen mit Australien will man “junge Entrepreneurs” fördern. Und damit nicht genug, man will vor allem junge Frauen unterstützen. Die sollen eine Business-Idee liefern oder ihr schon erfolgreiches Geschäft einreichen. Soweit so gut. Als Provinzen wurden Vientiane (mit der Hauptstadt), Luang Prabang (Tourismus-Hochburg) und Champasak (Stadt Pakse, Wat Phou, Tourismus) ausgewählt. Nun sind das ohnehin die wirtschaftlichen stärksten Regionen (unter anderen herrscht in Pakse eine Frau über das Dao-Kaffeeimperium). Richtig schlimm ist aber, welche Formen der Betätigung Weltbank und australische Regierung für Frauen als geeignet ansehen:

“… such as handicraft, process food, agriculture/farming, tourism and other”. Klar, Frauen können keine Import/Export-Firma leiten, Frauen können auch keine Software programmieren oder gar eine Baufirma leiten. Deshalb bitte schön auf dem Acker bleiben.

“… meet local market needs”. Ja, bloß keine Konkurrenz zu den Weltmärkten aufbauen.

Laos braucht KEINE Initiativen in Landwirtschaft, da treten sich die NGOs schon gegenseitig auf die Füße. Laos braucht Technologietransfer, zum Beispiel in produzierendem Gewerbe. Und White Collar Jobs, zum Beispiel Outsourcing im Softwarebereich.

Was die Weltbank letztlich macht, sind bestehende alte Strukturen festigen zu wollen statt aufbrechen. Oder anders gesagt: Die Frauen hier in Laos sind smart genug ohne die Hilfe der Weltbank ein Geschäft aufzubauen. Die Firma in der meine Frau arbeitet gehört zum Teil einer Laotin. Der Supermarkt hier in der Stadt, ein kleiner Lebensmittelkonzern der selber produziert, gehört einer Laotin. Eine Hotelbesitzerin hat auch eine der größten Baufirmen im Land. Eine Restaurantkette ist in Hand einer Frau. Eine Fluggesellschaft wird von einer Frau geleitet. Das ist nur ein Teil den ich kenne.

Wenn man das Land wirklich verändern wollte, dann würde man die Wirtschaft stärken und nicht vermeintliche Randgruppen. Unter 35 sind übrigens 60 Prozent der Bevölkerung. Das Land braucht Start-Up-Zentren und Business Angels, die beratend zur Seite stehen.

Hier das ganze Ausschreibungstext.
ausschreibung Weltbank

Elektro-Bike, Strom aus Wasserkraft, Bus statt Flugzeug

Mit ist gestern aufgefallen, dass ich hier in Laos wirklich umweltfreundlich lebe. Zum einen benutze ich einen Elektro-Roller. Da hier mindestens 80 Prozent des Stroms aus Wasserkraft kommen, kann ich den Roller mit ruhigem Gewissen auch was meinen CO2-Abdruck angeht benutzen.
Schon in Vietnam habe ich begonnen nicht mehr warm zu duschen. Das spart auch Energie. Wir hatten bislang eine Kaltwasser-Waschmaschine, haben aber wegen schlechten Waschergebnis jetzt auf eine umgestellt, die warmes Wasser macht. In der Regel benutzen wir 40 Grad, selten 60 Grad.
Längere Autofahrten machen wir nicht, vor allem weil es schlicht zu gefährlich ist, außerhalb der Stadt zu fahren. Noch gefährlicher ist es natürlich mit Roller, da fühle ich mich selbst mit der besten Motorradbekleidung nicht geschützt genug. Wenn wir nach Udon fahren, die nächst größere Stadt in Thailand, nehmen wir den Bus. auch wenn ich nach Bangkok reise, nehme ich den Bus (dauert 8 Stunden über Nacht).
Eingekauft wird auf dem lokalen Markt, es sei denn wir brauchen Dinge die es dort nicht gibt: Cola und Milch zum Beispiel. Die werden aber in Laos produziert, es gibt keine langen Transportwege. Meine Bananen wachsen bei mir im Garten. Anderes Obst kommt aus den benachbarten Provinzen in Laos.

Gibt es wegen dieser Lebensweise Einschränkungen? Nein, ich habe es nicht einmal bemerkt.

Der Westen oder wie er die Welt sah

Seit ich in Asien lebe, bekomme ich naturgemäß ein anderes Bild von den Verhältnissen hier. Zum Beispiel von der Facebookblockaden in Vietnam und was dahintersteckt. Oder von NGOs und wie sie Geld verschwenden. Oder IT-Communitys, die so gar nichts in Bild passen.
Viele Westler, die in Asien leben, machen diese Erfahrung: Vor allem in westlichen Medien gibt es Klischess, die nicht verändert werden dürfen. Kambodscha wird auf Angkor Wat und Rote Khmer reduziert, Vietnam auf Reis, Krieg und Kommunisten. Laos (wenn überhaupt wer weiß wo das ist) auf Eco-Tourismus (der einen verschwindend kleinen Teil ausmacht) und Burma auf ein Militärregime, dass das Land abschottet (warum ich dann Facebookfreunde aus Burma haben und meine burmesischen Freunde in Laos Skype-Calls nach Hause machen ist eine andere Geschichte).

Eigentlich wollte ich über Birma in den deutschen Medien was schreiben, aber weder bei Spiegel noch bei Welt.de fand ich zunächst einen aktuellen Artikel. (UPDATE: Jetzt steht doch was dort). Bei CNN das übliche: Keine fairen Wahlen, das wissen wir, die Militär-Freundlichen Parteien versuchen zu betrügen (was ein Wunder) und dann wieder Aung San Suu Ky, die gar nicht mitmacht und die Amis, die die Wahlen als nicht frei bezeichnen. Das übliche politische Bla Bla. Wenn man sich anschaut, was Quellen wie die DVB, die Democratic Voice of Burma dagegen über die Wahlen berichten, bekommt man ein anderes Bild. Oder selbst nach Quellen sucht. Aber das dürfte in einer durchschnittlichen deutschen Zeitungsredaktion schon zuviel verlangt sein.

Der Welt-Artikel sagt zumindest, dass Autorin Sophie Mühlmann (sitzt in Singapur) offenbar Leute aus der regierungsnahen Partei USDP gesprochen hat, die ihr auch noch Geheimisse verrieten. Die Welt bestätigte mir gerade via Twitter die guten Kontakte der Autorin. The Irrawaddy hat wohl die gleichen guten Kontakte. (Es gab übrigens auch das Angebot der Regierung, so genannter Embedded Journalist zu sein und auf eine Tour geschickt zu werden durch Wahllokale. )

Um es mal genauer zu sagen: Die Welt berichtet am 7. November, also am Tag der Wahlen, so als habe man mit USDP-Leuten gesprochen. Komisch dass The Irrawaddy diese Geschichte schon am 3. November veröffentlicht hat.
UPDATE: Nachdem ich die Welt darauf hingewiesen habe, fügte man wenigstens ein “(dazu HIER die örtliche unabhängige Nachrichtenseite Irrawady).” ein

Der Spiegel steht eindeutig besser da

Die Blogger, Facebooker und Computer-Fans in Burma wollen die Generäle auf anderen, friedlicheren Wegen in die Bredouille bringen: Für den Wahlsonntag haben sie ein illegales Netzwerk von Wahlbeobachtern gebildet. “Wir werden uns gegenseitig aus den Wahllokalen per Handy anrufen und uns über den Ablauf informieren. Wir werden uns SMS schicken, twittern und unsere Informationen ins Ausland bringen”, kündigt “Timpler” an, ein 30-jähriger IT-Fan, dessen Identität die Machthaber trotz strengster Zensur und Internetkontrolle bisher nicht haben knacken können.

Nun gut, ich habe viele Wahlberichte ganz offen lesen können. Aber dennoch hat der Korrespondent in Bangkok bessere Kontakte.

Das Leben der Burmesen und der Alltag dort ist so völlig verschieden von dem was vor allem in den westlichen Medien geschrieben wird. Natürlich gibt es Repressionen, natürlich ist das eine Militärdikatur. aber sollen die Menschen deshalb aufhören zu leben? Sie haben andere Sorgen, auf dem Land haben sie schlichts oftmals nichts zu essen, in den Städten hingegen versucht die neue Generation das Land wirtschaftlich nach vorne zu bringen. Dabei erweisen sich Sanktionen als willkommene Hilfe für asiatische Nachbarländer: Wenn man nicht aus den USA importieren darf, dann eben aus China. Eine Burmesin sagte mir heute morgen: “Ich bin es so leid, immer nur Bilder von protestierenden Mönchen zu sehen, wenn über Birma berichtet wird.”

Tourismus-Ausschuss des Bundestages: Grundrecht auf Ballermann?

Das erste Mal in Kontakt mit dem Tourimus-Ausschuss des Deutschen Bundestages kam ich in Kambodscha, als die Herren und Damen Spesenritter Volksvertreter Abgeordnete sich über Tourismus informieren wollten. sie trafen zwar Regierungsvertreter (wir wissen wie undemokratisch und repreressiv die kambodschanische Regierung ist) und NGOs (was haben die mit Tourismus zu tun), nicht aber mit den Tourismus-Firmen, die fast 100 Prozent der Nicht-Asiatischen Touristen ins Land bringen (die zwar weniger in der Anzahl sind, dafür eine höhere Wertschöpfung haben). Schade auch, denn zufällig waren alle Geschäftsführer der 4 größten Anbieter deutschsprachig. aber sowohl Ausschuss als auch das Programm organisierende Botschaft hatten das für notwendig gehalten.

Nun beweist dieser merkwürdige Ausschuss erneut seine Unfähigkeit (interessant, das dies wohl parteiübergreifend ist). In Mallorca will man Schluss machen mit den Bettenburgen und Ballermann und hat feierlich mit dem Abriss des ersten Hotels begonnen. Ich lese auf n-tv:

Den Beginn der rund 600.000 Euro teuren Arbeiten verfolgten auch mehrere Abgeordnete des Tourismus-Ausschusses des Deutschen Bundestages, die Antich eingeladen hatte. Die Delegation äußerte Presseberichten zufolge die Befürchtung, dass Mallorca mit der Modernisierung künftig vor allem auf zahlungskräftigere Touristen setzen wolle.

Wie bitte? BEFÃœRCHTUNG? Haben die zuviel Sangria getrunken am Ballermann? Da wird vom nachhaltigen Tourismus geschwafelt dass es einem zu den Ohren rauskommt, und dann verlangen die Bundestagsschmarotzervertreter weiter Billigreisen nach Malle?

Was ist authentisch, wenn man reist? Nichts.

Corsspost von meinem Reiseblog: Immer wieder gibt es Anbieter und Nachfrager in der Reisebranche, die ein authentisches Reiseerlebnis haben wollen. Mit authentisch ist wohl ursprünglich und unverstellt gemeint. Was aber ist ein unverstelltes Reiseerlebnis? Ich halte authentisches Reisen für kompletten Unsinn, und dies aus mehreren Gründen.

Zum einen sind wir Gäste in einem Land und werden als solche behandelt. Für Gäste räumt man auf, kocht was Ihnen schmeckt, ist besonders freundlich. So wie wir unser Haus putzen, wenn die Schwiegermutter zu Besuch kommt (auch wenn wir sie wirklich mögen). Wir wollen einen guten Eindruck machen. Das wollen Destinationen auch. Selbst ein Homestay in einer Hütte im Mekong-Delta ist nicht authentisch, weil wir das beste (meist einzige) Bett bekommen und das Gemüse drei Mal gewaschen wird, damit wir bloß keine Bakterien zu uns nehmen. Wir können per Definition nicht Authentizität erleben, weil wir nicht Teil des Ganzen sind.

Es gibt aber noch einen anderen, viel trifftigeren Grund: Ursprünglich meint für uns immer auch ein wenig “wie früher”. Das ursprüngliche Vietnam ist das der Reisbauern, das ursprüngliche Kambodscha das von Mönchen und – auch Reisbauern. Das ursprüngliche Laos ist das von Arbeitselefanten und Opiumfarmern? Wir definieren selbst, was wir sehen wollen. Welcher Tourist geht gerne zu einer lokalen Karaoke in Asien, das wohl authetischste Erlebnis überhaupt. Ein authentisches Essen in Asien ist nicht eine Spezialität des Landes wie Fish Amok, Frühlingsrollen oder Luang Prabang Wurst. Es ist eine Schale Reis mit ein wenig Gemüse und ein fingerlanges und -breites Stück getrockneten Fisch. Bei besonderen Anlässen auch mal Fleisch. Gegessen wird auf dem Boden, wer hat, der legt eine Matte aus, manche haben nicht einmal diese. Wer diese Authentizität bewahren will, nimmt damit in Kauf, dass er Armut bewahren will.

Unser verzerrtes Klischee von anderen Kulturen bewirkt letztlich, dass wir Ihnen keine Entwicklung zugestehen. ein Burger bei Lotteria in Vietnam ist authentisch, weil es eben eine lokale Umsetzung moderner Lebensweise ist. So wie wir in Deutschland nicht jeden Tag Schweinshaxe essen, lustige Tänze aufführen und in Lederhosen herumlaufen haben auch Entwicklungsländer ein Recht auf Entwicklung.

Im übrigen bedeudet das auch, dass ein 500 Zimmer Hotel im Mekong Delta jenen eine Einkommensmöglichkeit gibt, die als Fischfarmer wegen des Klimawandels kaum noch überleben können.

Fotos aus Laos – mein Leben

Ich habe mal ein paar Bilder auf Flickr hochgeladen um ein wenig aus dem Leben in Laos zu berichten. Viele Dinge die für uns selbstverständlich sind werde wohl in Deutschland Kopfschütteln oder gar blankes Entsetzen hervorrufen. Die Texte sind in Englisch, weil ich diese Bilder auch auf anderen Blogs verwende, aber ich denke man kann sie gut verstehen.