Category Archives: Journalismus

Hoffnung für Tageszeitungen?

Das vermeldet der von mir sehr geschätzte Branchendienst Turi2.

Print ist noch lange nicht tot: Trendbewusste junge Leute lesen gern Zeitung – und zwar vor allem deren Lokalteil. Und das soll auch in Zukunft so bleiben: Eine deutlich Mehrheit geht davon aus, dass es die gedruckte Zeitung auch in Zukunft “immer geben wird”. Diese frohe Botschaft für Mathias Döpfner, Hubert Burda und Stefan von Holtzbrinck ist das Ergebnis einer Umfrage zur Bedeutung von Zeitungen, die der Branchendienst turi2 gemeinsam mit der Word-of-Mouth Marketingplattform trnd durchgeführt hat. Erstaunliche 67 Prozent der 4015 Teilnehmer aus der trnd-Community lesen demnach mindestens ein- bis zweimal pro Woche eine Tageszeitung.

Lassen wir mal außer acht, wie repräsentativ die Gruppe ist und wie methodisch sauber die Umfrage war, dann fällt mir eines sofort auf: 67 Prozent lesen ein- bis zwei Mal pro Woche eine TAGESzeitung? Und das soll dann Hoffnung machen? Wie bitte soll dann das Geschäftsmodell aussehen?

Tatsächlich gibt es eines, dass ich sogar schon mit realisiert habe. Im Taunus habe ich weiland mitgeholfen, einen Verbund von Anzeigenblättern aufzubauen. Solche mit einem echten redaktionellen Teil Einmal die Woche lokale Informationen pur. Dort arbeiten ehemalige Tageszeitungsredakteure, und die die Berichterstattung hat den gleichen Umfang wie die lokale Tageszeitung. Außerdem kann man damit richtig schönes Geld verdienen.

Und was soll von einer Tageszeitung übrig bleiben, die nur Lokales bringt?

Online-Video bei Medienhäusern: Streaming oder Download?

Ich habe mich eben mal wieder über arte geärgert, weil man dort Videos nur 7 Tage lang anschauen kann – als Stream. Nicht wenige Portale machen das so: Videos kann man nur dort schauen, und sonst nirgends. Warum? Weil man glaubt, dass der geneigte Zuschauer dann auch die um das Video herumgebastlete Werbung zur Kenntnis nimmt, das Zuschauen sein läßt und den Werbelink klickt. Was natürlich Unsinn ist. andere Gründe können angebliche rechtliche Probleme (wenn man bei der Produktion schon an online denkt, gibt es die auch nicht) und schlicht eine Denke wie “Ich will kontrollieren, wer meine Inhalte schaut.”

Verstanden hat das zum Beispiel der WDR, der ein hervorragendes Onlineangebot hat und vieles zum Download bereithält. Die Reportageserie Hautnah ist das Beste was ich im öffentlich-rechtlichen TV kenne. Oder die Tagesschau, die zehntausende Downloads verzeichnet und als einer der ersten verstanden hat, was Zuschauer wollen.

Das ZDF dürfte Millionen Gebührengelder ausgegeben haben, ohne zu verstehen, dass keineswegs die ganze Welt vernetzt ist und man sich nur per Internetverbindung Videos anschaut. Was für Youtube und Co. gilt, nämlich eine kurze Verweildauer, liegt daran, dass die Leute sich diese Videos zur Unterhaltung im Büro anschauen. Das macht aber niemand mit einer 43 Minuten Sendung. Die will man am iPod sehen oder per Laptop oder Videoplayer. Oder mit zu Freunden nehmen, oder im ICE oder Flugzeug. (Ja, man kann Wiso und heute, Frontal und noch zwei drei andere auch abonnieren, aber mehr auch nicht)

Die Welt kann immer noch keine Videos als Feed anbieten, bei der Sueddeutschen suche ich Videos vergebens, desgleichen bei bild.de. Fehlanzeige auch beim langweiligen Videoangebot der Frankfurter Rundschau.

Was mich am meisten wundert, ist das fehlende Werbekonzept. Warum um alles in der Welt schaltet keiner Werbung in den Spots, läßt die in Feeds einlaufen und sorgt für eine Riesenverbreitung via iTunes und Co? Warum werden überhaupt Feeds nicht umfassend genutzt.

Schauen wir nach USA, dann gibt es Plattformen wie Blip.tv, die dem Zuschauer alles Möglichkeiten bieten – Flashplayer oder Download, alles in verschiedenen Formaten.

Im US-Itunes-Store finden wir auch Tageszeitungen mit Podcasts: Washington Post, New York Times, alle auch mit Video. Wo ist das Problem bei Spiegel und Co.?

Meine Vermutung: Man hat das Netz immer noch nicht verstanden. Man versucht immer noch zu kontrollieren, statt zu agieren. Bildergalerien sind der letzte Versuch, sich und die Werbekunden mit guten Zahlen zu belügen. Eine Kapitulation der Verleger, im übrigen. Und mancher Onlineredakteure.

Video wird immer noch als kleiner Unterhaltungsschnipsel gesehen und als Add-On. Audio schon überhaupt. Ich glaube, einige pennen da noch ganz schön.

Man stelle sich vor, eine Tageszeitung dürfe man nur zuhause lesen. Oder nur um Büro. Geht’s noch, würde man sagen. Warum dann bitte nicht endlich Videos zum Download anbieten, vollgestopft mit Werbung wenn es sein muss.

Ach so: Natürlich kann man sich die meisten Videos doch runterladen, wenn man den flv-File hat und diesen dann umwandeln. Das ist aber nicht im Sinne des Anbieters, auch wenn es der beste Beleg gegen die Kontroll-These ist.

Wie es weitergeht? Schaun mer mal!

Waldemar Hartmann bei Welt Online

Man mag es mit bekannten Namen bei Welt.de, gleich, ob die laengst abgeschrieben sind oder nicht. Deshalb wohl konnte man sich auch Waldemar Hartmann holen, der Dinosaurier unter den Fussballmoderatoren und eigentlich ausgestorben. Ok, das mag Geschmackssache sein. Was mich entsetzt ist die Machart. Es ist etwas anderes, ob ich als Videoblogger mal eben aus einem Museum berichte oder ob man einen TV-Star nimmt. Den dann vor eine Wackel-Cam zu setzen, ist albern. Eigentlich dachte ich, dass man darueber hinweg sei – weiland schlug Christoph Keese mal intern vor, einfach Leuten ne Cam in die Hand zu geben und dann wuerden die schon machen. Aber wenn man bei Welt.de nicht alles Equipment verkauft hat, dann ist man durchaus in der Lage, ein wenig Licht zu geben.
Die Kunst des Authentischen beim Videobloggen ist, dass es authentisch aussieht, aber gleichwohl nicht heisst, dass man alles an Regeln vergisst. Mehr Licht, wuerde Goethe sagen. Das mal als Minumum. Dann bitte die Kamera hoeher halten, dann gehen auch die Augenringe weg und Waldi sieht weniger aus wie aus dem Bett gefallen. Auch am Hintergrund kann man arbeiten, der sieht aus wie Backstage bei einem Sporthauseroeffnung.
Der Ton ist ok, das leichte Rauschen schlage ich jetzt mal meinen Boxen zu.
Aber das waere nicht das erste Mal, dass der Koeder eher dem Angler gefaellt als den Fischen.
Und noch eine Anmerkung. Natuelrich zieht der Name Waldi, und deswegen werden schon qua Reichweite von Welt.de einige Dopanloads zusammenkommen. Aber das hat nichts damit zu tun, dass man an der Machart noch arbeiten kann.

(Disclaimer: Ich habe 2006/2007 bei Welt.de den Bereich Audio und Video aufgebaut).

Reisejournalisten die schnorren..

… habe ich je besonders gerne. Vor allem wenn es dreist wird. Ich habe selbst einst von T-Mobile Geraete zum Testen bekommen, das hatte aber keinen Einfluss auf meine Artikel, wie man sicherlich noch im Archiv der FNP nachlesen kann. Aber ich habe nicht dreist gesagt, schickt mir das gefaelligst mal zu. Man kann sich auch eine innere Unabhaengigkeit schaffen.

Auf der anderen Seite erfahre ich aber immer wieder mit welcher Unverschaemtheit manche Reisejournalisten sich durchschnorren (oder es versuchen). Gerade wieder von einem Fall erfahren: Da behauptet einer, Auftraege von zwei Tageszeitungen zu haben (was meistens ja so laeuft, dass der Journalist das anbietet und die Zeitungen sagen, er soll dann mal schicken).

Dann fragt er Reiseveranstalter an, ob sie ihm das BEZAHLEN. Alles: Hotels, Transfers, Reisefuehrer. Und beschwert sich auch noch als ihm gesagt wird, das sei schwierig, weil die Hotels ausgebucht seien und dann kostenlose Zimmer (im Jargon FOC – Free of charge) schwer zu bekommen seien. Und noch besser: Er regt sich auf, wie ein normaler Reisender behandelt zu werden.

Eigentlich sollte ich ihn machen lassen und wenn der Artikel erschienen ist, mal oeffentlich machen, wie der gute Mensch das so gemacht hat.

Wie der Spiegel Geschichten macht, auch wenn sie keine sind: Keine Billiglöhne bei Afrika-Afrika

UPDATE: Und dann hat mich die Geschichte eingeholt. Ich stehe zu den zunächst gemachten Äußerungen und dass der Spiegel nicht wirklich etwas in der Hand hatte. Das sieht jetzt anders aus, extrem anders, auch weil sich nach meinen Informationen die finanzielle Situation des Veranstalters extrem geändert hat. So ist das halt: Dinge ändern sich mit der Zeit.

Ursprünglicher Artikel:

Der Disclaimer vorab: Mein Bruder ist Pressesprecher der Firma, die Afrika-Afrika veranstaltet. Er hat mich weder gebeten hier zu bloggen, noch mache ich das um ihm oder seiner Firma einen Gefallen zu tun. Ich kenne den Zirkus Afrika-Afrika von einigen Besuchen, auch hinter der Bühne. Die folgende Geschichte ist ein Lehrstück tendenziösen unseriösen Journalismus, für den der Spiegel ja durchaus bekannt ist. Es zeigt, wie Journalisten lieber Fakten ignorieren als eine Geschichte sterben zu lassen, die sie sich so schön zurechtgelegt haben.

Heute erschien im Spiegel ein Artikel unter der Ãœberschrift “Billiglöhne für die Artisten der Show “Afrika! Afrika!”?”

In typischer Spiegelschreibe wird versucht, den Eindruck zu erwecken, die Künstler müssten für sehr wenig Geld arbeiten. Von gerade mal 400 Euro Wochenlohn ist die Rede. Und davon, das manche Künstler mehr bekommen als andere. Das Fragezeichen in der Headline hat man wohl gemacht, weil man sich vielleicht doch nicht ganz sicher war.

Nun, hier mal die Fakten, die dem Spiegel vorlagen, die aber wohl leider nicht mehr ins Layout gepasst haben.

Bei einem Treffen am 18.12.2007 in München sprachen Matthias Hoffmann (Vorstand der Prime Time Entertainment AG, die AFRIKA! AFRIKA! produziert), Robert Hofferer (Artevent GmbH, Wien und Manager von André Heller) sowie Michael Wanhoff mit Spiegel-Redakteur Eisenack über die Vorhaltungen. Zeitweise anwesend war Georges Momboye, der künstlerische Leiter der Produktion.

Bei dieser Zusammenkunft wurden alle Vorhaltungen nach Angaben von Afrika-Afrika nicht nur entkräftet, sondern vollumfänglich widerlegt. “Wir gewährten Herrn Eisenack Einblick in hochvertrauliche Dokumente (Gagenliste der Künstler), legten ihm Verträge vor und leisteten eine nicht unbedingt selbstverständliche Kooperation (weil wir hierbei auch Informationen preisgaben, die wettbewerbsrelevat sind)”, so mein Bruder.

Am 17.1.2008 besuchte Spiegel-Mitarbeiterin Merlind Theile den Zirkus zur Premiere in London. “Auch an diesem Tag wurden alle Fragen beantwortet”, so Afrika-Afrika.

Nun zu den jeweiligen Artikelstellen:

Zitat: “Der Wochennettolohn der Tänzer beträgt 400 Euro. Wenn die Show gut läuft wie zuletzt in München, muss das Ensemble täglich zweimal auf die Bühne. Für diese Zusatzvorstellungen gibt es jedoch nur 50 Prozent eines Tageslohns. Branchenkenner finden das insgesamt zu wenig. “Für Zirkuskünstler muss man in der Regel mindestens 300 Euro pro Tag rechnen”, sagt etwa Bernhard Paul, Direktor des Zirkus Roncalli.”

Dazu Afrika-Afrika Sprecher Michael Wanhoff:

“Diesen Punkt haben wir bis zum Umfallen wieder und wieder dargelegt: 400 Euro NETTO beträgt die Mindestgage pro Woche (wir zahlen Gagen, keine Löhne, da die Künstler Freischaffende sind und keine Arbeitnehmer – auch x-Mal vorgetragen), die nur für einfache Cast-Member gilt. Dies bedeutet, dass die viele Künstler mehr verdienen und zweitens, dass es sich hierbei um eine NETTO/NETTO-Gage handelt. Wider besseres Wissen nimmt der SPIEGEL dann auch noch die Expertenmeinung von Bernhard Paul auf, verwechselt aber bewusst Äpfel mit Birnen, denn:

Bei AFRIKA! AFRIKA! werden die Kosten für Unterkunft (Appartements), Verpflegung, Bus/Bahn, Unfallversicherung, Krankenversicherung, Künstlersozialkasse und sogar Ausländersteuer komplett vom Unternehmen getragen. Das ist weder bei Roncalli so, noch sonst irgendwo üblich. Wir haben unzählige Male dies betont, sogar Vergleichsrechnungen aufgezeigt und dargelegt, dass unsere Künstler netto mehr verdienen als etwa Journalisten. Trotzdem vermischt DER SPIEGEL Netto- und Bruttosummen und erzeugt hierbei ganz bewusst und in voller Absicht einen Vorwurf, der eben gut in den Artikel passt (“Inhaltsverzeichnis: “Billiglöhne für die Artisten von AFRIKA! AFRIKA!”).

Gut macht sich auch immer die Diskriminierung:

Zitat: Bessergestellt sind bei Hoffmann die wenigen farbigen Artisten aus Europa und den USA, die deutlich höhere Gagen als ihre afrikanischen Kollegen bekommen. Im Fall eines französischen Breakdancers rechtfertigt sich der Produzent damit, dass dieser Künstler in Paris hohe Lebenshaltungskosten habe. Sein südafrikanischer Kollege habe diese nicht, weshalb er auch weniger Gage erhalte.”

Dazu die Gegenseite:

Völliger Unfug, auch diesen Vorwurf haben wir mehrfach gegenüber Herrn Eisenach ausgeräumt. Erstens hat der französische Artist eine Familie in Paris zu ernähren, zweitens ist er länger bei AFRIKA! AFRIKA! als sein neu hinzugekommener Kollege. Selbst Beamte in Ballungsräumen bekommen mehr Gehalt als solche, die in ländlichen Regionen Dienst tun. Die Künstler aus den USA erhalten eine andere Gage, weil sie eine völlig andere Darbietung zeigen und als King Charles Troupe eine weltweite Bekanntheit haben.

Und Gewerkschaften dürfen natürlich auch nicht fehlen, wenn es um die Rechte der Unterdrückten geht.

Zitat: “Die Gewerkschaft Ver.di sieht diese Ungleichbehandlung kritisch. Gehaltsunterschiede dürften nicht mit der Herkunft der Künstler begründet werden, “da die Beschäftigung nach deutschem Recht erfolgt”, so Wolfgang Paul, Leiter der Ver.di-Fachgruppe Theater und Bühnen. Die Afrikaner könnten nach dem deutschen Gleichbehandlungsgesetz klagen, meint Paul.”

Antwort Afrika-Afrika dazu:

DER SPIEGEL begründet angebliche Gehaltsunterschiede mit der Herkunft der Künstler, nicht wir. Bei uns gibt es keine Diskriminierung. Auch verschweigt DER SPIEGEL seinen Lesern und Herrn Paul von ver.di, dass sämtliche Künstler Freischaffende sind und keine Beschäftigten im Sinne des AGG. Also ist ver.di hierbei zwar ein interessanter Gesprächspartner wenn es um Belange von Angestellten geht, nicht aber um freischaffende Künstler.

Und wenn die armen Künstler dann auch noch bestraft werden, ist das Maß wohl voll (und die Geschichte für einen Spiegelschreiber rund).

Zitat: “Völlig unangemessen” findet der Ver.di-Mann die Strafgelder, die Hoffmann seinen Artisten bei Fehlverhalten aufbürdet. Wer verspätet zu Terminen kommt oder im Hotel zu laut ist, erhält 50 bis 100 Euro weniger Lohn. “Bad behaviour in the bus” wird ebenfalls mit 50 Euro bestraft. 30 Euro kostet es, wenn man Freunde in den Backstage-Bereich mitnimmt. Insgesamt umfasst der Strafenkatalog 18 Punkte mit Geldbußen zwischen 20 und 100 Euro.

Antwort Michael Wanhoff:

Auch wir finden die Strafgelder, die uns etwa der Bußgeldkatalog bei Ãœbertretungen im Straßenverkehr aufbürdet, völlig unangemessen. Nur verhält es sich bei AFRIKA! AFRIKA! ein wenig anders: Die Penalties sind mit den Künstlern abgestimmt und jeder der Künstler hat zugestimmt, diese Strafen bei Fehlverhalten zu akzeptieren. Auch Bayern München “bestraft” seine Spieler, wenn diese nach einer durchzechten Nacht im P1 zu spät oder vielleicht gar nicht zum Training kommen. Und auch ver.di wird seinem eigenen Mitarbeiter, der – aus welchen Gründen auch immer – die hauseigene Kantine zerlegt, keine Beförderung versprechen.

Die Londonreise von Frau Theile hatte in diesem Punkt etwas Gutes: Sie konnte sich vor Ort überzeugen, was mit den Strafgeldern passiert. Aus den in rund 1 1/2 Jahren aufgelaufenen Bußgeldern wurden Profi-Fitnessgeräte im Wert von 14.000 Euro angeschafft (hierbei hat das Unternehmen natürlich noch etwas zugeschossen), die den Künstlern im Backstagebereich zur Verfügung stehen (selbstverständlich instruiert unser eigener mitreisender Physiotherapeut die Artisten hierbei). Es war Herrn Einsenack und Frau Theile bekannt, dass die “Bußgelder” den Künstlern wieder in voler Höhe zugutekommen.

Um einmal darzulegen, wie sich das Einkommen der Künstler gegenüber einem durchschnittliche EInkommen eines deutschen Angestellten verhält, folgende Aufstellung:
Arbeitnehmer Künstler AFRIKA! AFRIKA!

Monatliches Bruttogehalt: 3077,00 EUR
Lohnsteuer: 577,50 EUR
Kirchensteuer: 46,20 EUR
Solidaritätszuschlag: 31,76 EUR

Krankenversicherung: 256,93 EUR
Pflegeversicherung: 26,15 EUR

Rentenversicherung: 306,16 EUR
Arbeitslosenversicherung: 64,62 EUR
Monatliches Nettogehalt: 1767,68 EUR 1600,00 EUR

Abzüglich

Miete (inkl. Umlagen/Strom): 500,00 EUR 0,00 EUR
Essen: 250,00 EUR 0,00 EUR
Auto (ohne AfA): 250,00 EUR 0,00 EUR
Versicherungen: 150,00 EUR 0,00 EUR
Sonstiges (Telefon etc.): 100,00 EUR 0,00 EUR
Summe: 1250,00 EUR 0,00 EUR
Verbleiben: 517,68 EUR 1600,00 EUR

(Quelle Gehaltsrechner: http://www.sueddeutsche.de/jobkarriere/erfolggeld/special/126/44082/14/index.html)

Zusätzlich erhalten die Künstler von AFRIKA! AFRIKA! folgende, für sie kostenlose, vom Unternehmen getragene Leistungen pro Monat, die der „übliche“ sozialversicherungsabhängig Beschäftigte von seinem Monats-Nettolohn bezahlen muss:

Unterbringung: 185,00 EUR
Anteil Verpflegung: 169,00 EUR
(Warenkalkulation zu Einstandspreisen,
ohne Personalanteil und Abschreibungen etc.)
Kranken- u. Unfallversicherung: 30,00 EUR
Jobticket: 20,00 EUR

Wiederum zusätzlich übernimmt das Unternehmen anfallende Ausländersteuer in voller Höhe, Beiträge zur Künstlersozialkasse und hält weitere kostenlose Infrastrukturleistungen (Busshuttle, Physiotherapeut, kostenloses W-LAN, individuelle Künstlerbetreuung, komplette Abwicklung der Visa, Behördengänge etc.) vor.

Hier nochmal die Ãœberschrift:
Billiglöhne für die Artisten der Show “Afrika! Afrika!”?”

Ich habe hier schon an verschiedenen Stellen die Art und Weise, wie Der Spiegel arbeitet, kritisiert. Nochmal: Ich schreibe das hier nicht für die Firma meines Bruders. Aber ich meine, man sollte wenigstens die andere Seite zu Wort kommen lassen. Der Spiegel hat in seinem Printartikel (leider nicht online gestellt) keinen einzigen der Vorwürfe wirklich mit Fakten unterlegt. Es ist die typische Schreibe, die unterschwellig versucht, Meinung zu machen.

Es sei ein jeder eingeladen, sich hier an einer Diskussion zu beteiligen. Das gilt auch für solche Argumente, die die Sicht von Afrika-Afrika widerlegen. Aber dann bitte Fakten, Fakten, Fakten.

Noch ne journalistische Schlamperei

Recht hat er, der Fabio, wenn er den Artikel des “Redaktionsmitglieds Alexander Kessler” korrigiert.
Der schrieb unter anderem:

Während kleinere Internetseiten wie podcast.de rund 5600 Audio- und Videodateien kostenlos anbieten, kann man bei Firmen wie iTunes (Apple) 125 000 Dateien frei herunterladen, davon 25 000 Video-Podcasts.

Das ist natürlich Unsinn: 1. ist podcast.de keine kleinere Internetseite, udn die bieten auch nix an. 2. möchte ich mal die Zahl 25.000 Videopodcasts erklärt haben. Podcast.de ist deutsch, Apple ist hier wahrscheinlich weltweit gezählt.

Schön auch das:

Mittlerweile sendet sogar die Kanzlerin regelmäßig ihren Podcast über den digitalen Äther und versucht so, junge Menschen zu erreichen

Nein, lieber Herr Kessler, die Kanzlerin macht das nicht “mittlerweile”. Richtig wäre, das auch Sie mittlerweile den Kanzerlinnenpodcast entdeckt haben.

Fast schon komisch ist dieser Satz:

Immer öfter würden jedoch die professionellen Podcasts von Firmen gemacht – Schleichwerbung inklusive.

Mein Lieber, wenn Mercedes Benz einen Podcast macht und über Mercedes Benz spricht, nennen wir das dann wirklich Schleichwerbung?

Und dies hier, Herr Kessler, nennen wir eine nicht bewiesene Tatsachenbehauptung, oder ist es als Kommentar gemeint?:

Doch die Qualität ist oft wenig überzeugend, da jeder, der ein Mikrofon richtig herum halten kann, seine Meinung, seine Vorlieben und Fantastereien ins Internet einspeisen kann. Dadurch sinkt das Niveau

Die Aussage wird durch nix, aber auch gar nix belegt. Zwar haben Sie, werter Autor, wohl mit Fabio gesprochen, und sicherlich ein paar Internetseiten gegoogelt. Das wars dann aber auch. Gehen Sie zurück auf die Journalistenschule, belegen Sie einen Lehrgang “Links in Artikel online einbauen und nicht nur in eine Box”, und den Kurs “Podcasting”, sowie “Recherchieren 1 und 2”. Danke.

Im Westen nichts Neues

Eben bei Turi2 gelesen:

Das ambitionierte WAZ-Portal DerWesten.de kommt nicht recht aus den Puschen – und Online-Chefin Katharina Borchert zeigt sich im Interview mit turi2 frustriert über den schwachen Start: “Das ist für uns alle im Team enttäuschend”, aber: “peinlich geht anders”.

Ich mag mich nicht freuen darüber, aber weinen kann ich auch nicht. Hat denn ernsthaft jemand geglaubt, der Ruhrpott ist das Mekka der Blogger und Kommentierer? Tageszeitungen sind Konsumprodukte, einige Leser schreiben Briefe, aber gemessen an der Auflage ein verschwindend kleiner Teil. Und deshalb ist es an sich schon vermessen, zu glauben, gerade Zeitungsleser tummeln sich gerne auf Web-2.0-Seiten.

Wenn ich dann lese, was Frau Borchert noch sagt, wird mir einiges klar:

Zu lange Ladezeiten oder schlechte Darstellung in einigen Browsern fördern nicht eben die Akzeptanz. Außerdem haben wir noch sehr wenig Traffic von Suchmaschinen.

Suchmaschinen bringen netten Traffic, aber kann das alles sein? Sollte auch der Westen nur auf PIs schauen und nicht auf Qualität? Dann doch bitte ein paar Britney-Spears-Bildergalerien, die ziehen immer. Ich frage mich ja manchmal schon, welcher Werbekunde auf eine Seite bucht, die vielleicht mal von einer Suchmaschine gefunden wird. Das PI/Suchmaschinen-System ist eine große Abzocke der Kunden: Denen wird nämlich was vorgegaukelt an angeblicher “Auflage”, was eher Zufallstreffer sind. Soll heißen: Wenn 30 Prozent über Suchmaschinen kommt, dann sind 30 Prozent der Leser keine WAZ-Leser, sondern solche, die zufällig auf eine Seite gelangt sind. Viel Spaß, da die Zielgruppe zu definieren! Da haben die Stern-Leser in den Arztpraxen noch mehr Bezug zum Produkt.

Netzeitung und Müntefering

Lese eben den Kommentar ueber Muenteferiungs Ruecktritt und die Spekulationen, ob es nicht doch politisch motiviert war. Mal wieder sitzt ein Redakteur an seinem Schreibtisch, so schreibend als ob er wirklich was veraendern koenne, das Dilemma der politischen Journalisten schlechthin, und deswegen sinnreich spekulierend, ob Muentes Schritt wirklich der Sorge um seiner Frau galt.
Man muss nicht mehrere Semester Politik studiert haben und schon gar nicht Kolumnist der Netzeitung sein, um das zu verstehen: Vielleicht haette er eine anderere Loesung gefunden, wenn er gestern mit absoluter Mehrheit zum Kanzler gewaehlt worden waere. Vielleicht aber gerade dann zurueckgetreten. Auf jeden Fall hat er schlicht abgewogen. Ich zolle Muente, den ich Zeit seiner politischen Laufbahn nicht ausstehen konnte, grossen Respekt. Sich um seine Frau zu kuemmern, zeigt, dass da auch noch Menschen an der Regierung sind. Billig sind dann Spekulationen, wie politisch diese Entscheidung war. Wer so denkt, zeigt, dass er hilflos einer menschenlichen Entscheidung gegenuebersitzt.

Sorrz ich schreibe an einer englischen Tatsatur gerade, deswegen wohl einen Tippfehler.

Medien-Sturm über der Nordsee

So steht es bei n-tv um 19.19 Uhr Ortszeit Phnom Penh, das dürfte 13:19 Deutschland sein:

Mehrere Länder an der Nordseeküste bereiten sich auf die erste schwere Sturmflut des Herbstes vor. An der deutschen Nordseeküste, in den Niederlanden und in Großbritannien wird mit schwerem Sturm und Überschwemmungen der Küstenregionen gerechnet. Meteorologen warnen vor Stürmen mit Orkanböen von mehr als 100 Stundenkilometern und einer schweren Sturmflut.

CNN und BBC meldeten vor einer Stunde – wie auch die Deutsche Welle – dass es wohl alles nicht so schlimm ist. Schlimm nur für MEdien wie n-tv. die eine Katastrophe ankündigen, die dann einfach nicht kommen mag.

Tatsächlich müsste die Meldung so lauten:
Mehrere LänderTV-Sender an der Nordseeküste bereiten sich hoffen immer noch auf die erste schwere Sturmflut des Herbstes vor. An der deutschen Nordseeküste, in den Niederlanden und in Großbritannien wird mit hatten sie mit Bildern von schweren Sturm und Überschwemmungen der Küstenregionen gerechnet. Trotzdem warnten sendereigene Meteorologen warnenimmer noch vor Stürmen mit Orkanböen von mehr als 100 Stundenkilometern und predigten das Kommen einer schweren Sturmflut.

Schirrmacher und die Zukunft der Zeitung

Der Spiegel hat es ja schon gesagt:

Die Wahrheit ist: Das Internet ist als Überbringer von Nachrichten und Analysen wie geschaffen. Es ist das aufregendste journalistische Medium, das uns derzeit zur Verfügung steht. Weil es schnell sein kann, aber nicht muss. Weil es Querverweise und Verknüpfungen zu Originalquellen ermöglicht. Weil es Lesern einen schnellen Rückkanal bietet, über den sie Meinung äußern, auf Fehler hinweisen oder Fachwissen teilen können. Und weil es Texte eben länger am Leben hält als 24 Stunden. Keine Zeitung kann ihren Lesern gleichzeitig das eigene Archiv mitliefern, eine Internetpublikation schon. Redaktionen, die das nicht verstehen wollen, sind in der Tat bedroht durch das Netz. Alle anderen brauchen sich keine Sorgen zu machen.

Zum wiederholten Male geht es nicht darum, dass das eine das andere ersetzt. Es geht um Veraenderungen. Die Zeitung wird sich veraendern muessen, eben weil sie “langsamer” ist. Ich wuenschte mir von Schirrmacher und Kollegen mal ein paar aufregende Ideen, wie man Print und Online neu gestalten kann, statt die ewige Litanei des Gedruckten lesen zu muessen.

Die “halbseidenen Nachrichten” im Internet sind auch gedruckt schion immer da gewesen – man frage mal Adlige und Schlagersaenger. Tatsaechlich informieren sich nachrichtlich die meisten Menschen bei Zeitungen und Magazinen, die gewoehnlich fuer den Qualitaetsjournalismus stehen. Das muesste auch Schirrmacher wissen.

Anders ist es mit Geruechten und Geschichten im entstehen. Behielt die der Redakteur noch bis zum Gegencheck fuer sich, so sind sie heute schnell in der Urform auf dem Markt – und da gilt es auch mal innezuhalten und zu recherchieren.

Die FAZ hat eine Menge Geld verbrannt im Internet, weil man weiland nicht zugehoert hat, sondern Masse statt Klasse wollte. Heute gilt FAZ.net nicht geradse zu denn innovativsten Webseiten – was am Management liegt, nicht an den Machern.

Aber auch die Schwester FNP kommt aus dem Dornroeschenschlaf nicht raus, die neuen Besen kehren (noch) nicht, sondern stehen in der Ecke. Von der FR erwartet man ohnehon derzeit nichts. Und genau in diese Luecke stossen die Blogs und Podcasts. Sie graben irgendwann die lokalen Inhalte ab und dann die Nischenthemen. Dann bleibt fuer die Zeitung nur noch der DPA-Ticker (ja , manche sind da schon angekommen). Oder der Hintergrund und die Analyse. Nur braucht man dafuer auch die richtigen Leute und Budgets. “Copy und Paste”stammt zwar aus der Computersprache, ist aber gerade in Nachrichtenredaktionen noch sehr beliebt. Und das ist sicher nicht die Zukunft von Print.

BTW: Die Kinderschaender-Geschichten kann ich nicht mehr hoeren. Man machte einst auch nicht die Post dafuer verantwortlich, dass sie Kinderporonos verschickte. Da moege die FAZ doch ihre journalistische Expertise nutzen und investigativ die Pornoringe sprengen.

Was ist eine Spitzenmeldung?

Ok, es ist noch irgendwie Nacht in Deutschland, als ich gerade von Kambodscha aus schauen will, was in der WELT los ist. Gleichnamige Internetseite (für die ich mal gearbeitet habe) hat eine Spitzenmeldung, die mich etwas verwundert:

Die Elektrokette Saturn legt sich eine neue Werbekampagne zu – die alte Kampagne funktioniert nicht mehr: Statt “Geiz ist geil” heißt es ab heute Abend “Wir lieben Technik. Und hassen teuer”. Garniert wird der neue Slogan mit einer unbekleideten Frau. Jetzt laufen die Spots im Fernsehen.

Jetzt weiß ich nicht, wie gut Saturn als Werbepartner ist, aber selbst wenn nicht frage ich mich, wo der Informationswert liegt. Darin, dass eine nackte Frau Werbug macht? Gähn, das dürfte wohl selbst bei der Welt keinen mehr aufregen. Weil es mal eine “Geiz”-Debatte gab? Auch nicht wirklich ein Grund.

Bleibt wohl doch der gute Kunde? Passend natürlich die Massive Werbung für die neue JuraKaffeemaschine, gleich zwei Mal neben dem Artikel, und der Verweis auf die Weltklasse, eine Anzeigensonderveröffentlichung zum Thema. (btw, der Händerfinder ist schrott! Wenn man nur den Ort eingibt, gibt er irgendwas aus)

Oder liegt es gar an DPA, die den Fotocredit geben? Läuft so was in Deutschland über die Agenturen? Selbst wenn dürfte man es bei der Welt nicht nach oben heben. Und warum muß man den DPA-Fotodienst bemühen, wenn man eine Saturn-Anzeige abdruckt? Keinen eigenen Scanner? Zu faul?

Hoffen wir mal die Abendschicht dachte, sie tut dem Kunden einen Gefallen und nimmt es nachher, wenn Deutschland wach ist, wieder raus..

ddp, Spiegel und eine Sperrfrist

Die Uni Göttingen wird einen Grund gehabt haben, folgendes zu ihrer Meldung dazuzuschreiben:

14.07.2007 02:00
Bitte beachten Sie die Sperrfrist!
Bernstein Center for Computational Neuroscience (BCCN) Goettingen
SPERRFRIST 14.07.2007 2:00:00 AM CEST

Es geht um dieses Thema:
Der schnellste Laufroboter der Welt lernt Bergsteigen – Forscher simulieren neuronale Grundlagen der Bewegungsanpassung

Und was muss ich eben bei Spon lesen?

Roboter lernt, bergauf zu stapfen

Göttinger Robotiker haben ein Laufmaschinchen konstruiert, das sich selbst beibringt, leichte Steigungen zu erklimmen. Der Weg nach oben ist hart: Der Zweibeiner muss aus Stürzen lernen, wie er eine Rampe unbeschadet hinaufkommt.

Eben jene Geschichte, ausgeliefert von ddp.
Welchen Sinn haben Sperrfristen, wenn Sie a) nicht eingehalten werden oder b) bestimmte Agenturen davon ausgenommen sind.
Oder ist der Wettbewerb schon so schlimm, dass selbst die Sperrfrist für eine Wissenschaftsmeldung keine Bedeutung mehr hat?

UPDATE: Hier der Auszug aus der DDP-Meldung

Betreff: xsi: (Sperrfrist 13 Juli 02.00 Uhr) Deutsche Forscher bringen einem Roboter das Bergsteigen bei
xsi002 4 wt 361 vvvva DDP0365
Wissenschaft/Technik/Roboter/Bergsteigen/SPERR/
(Sperrfrist 13 Juli 02.00 Uhr)
Deutsche Forscher bringen einem Roboter das Bergsteigen bei=

Scheint sich wohl jemand vertippt zu haben – ist aber bei so was wie einer Sperrfrist auch doof.

Noch kurz dieses aus den Bedingungen des Dienstes IDW, über den die Meldung kam:

Hauptberuflich tätige Journalisten haben des weiteren die Möglichkeit, mit einer Sperrfrist versehene Pressemitteilung früher als andere idw-Nutzer zur Vorrecherche zu erhalten

Ach, SpOn, was soll das mit Ebay?

Grossen ans Bein pinkeln macht ja immer Spass, und wenn es klickt umso mehr. Also bastelt sich Spiegel Online eine Storz ueber unzufriedene Ebay-Kunden. Und wie immer der Unterton, eBay habe irgend wie Schuld daran.
Nur sind es leider die Kunden, die betruegen. Soll doch mal jeder Leserbriefschreiber an Eides Statt erklaeren, noch nie fuer einen Freund mitgeboten zu haben. Das ist wie Steuerbetrug, macht ja auch keiner.

Wenn eBay scheitert, dann an seiner internen Art mit Mitarbeitern umzugehen oder aber an den Kunden, die meinen, besonders clever zu sein, wenn sie beim Verkauf bescheissen.

Alleine dieser Absatz:

EBay-Käufer Georg Kipp aus Köln erzählt, wie er von eBay Hilfe beim Ringen mit einem Rachebewerter suchte. Ein Verkäufer wollte von ihm die Rücknahme einer negativen Bewertung erzwingen. Die Drohung laut Kipp: Wir nehmen unsere negative Bewertung erst zurück, wenn sie dasselbe tun. Kipps Erfahrungen mit dem eBay-Service: “Eindeutiger kann der Tatbestand Erpressung wohl kaum erfüllt werden. Nicht so für eBay, mit völlig nichtssagenden, in keiner Weise konkret Bezug nehmenden Standardsatzblöcken wurden meine Beschwerden zurückgewiesen, meiner Aufforderung zu einer konkreten Antwort wurde wiederum hartnäckig nur mit dem Standard-Blabla von Textblöcken geantwortet.”

Also, das ist doch normal dass beide ihre Bewertung zuruecknehmen im Streitfall, oder? Und warum lesen wir nicht wirklich, was eBaz geantwortetr hat.

Nee, sorry Spiegel, das ist ein Klickartikel der die PIs hochtreiben soll. Mehr nicht. Einzelfaelle schildern und dann die Antwort von eBay posten ist kein Journalismus. ICh erwarte eine Einordnung, wie viele

Online First und wie ernst das Internet genommen wird

Eben im Jepblog dieses Zitat gefunden:

Eine aussagekräfte Umfrage des World Editors Forum: 80 Prozent der befragten Medienmanager sehen die Online-Medien als wertvolle Ergänzung zu den etablierten Medien. Hm. Schön, dass sich diese Erkenntnis so breit Bahn bricht. Andererseits: Wieder mal zu kurz gesprungen. “Wertvolle Ergänzung” klingt doch sehr nach: “Wir machen jetzt auch Internet.” Dabei sind die Warnzeichen doch recht einfach zu deuten.

Gestern war ich im Presseclub Frankfurt und habe Professor Haller (Leipzig) und Paul-Josef Raue (Chefredakteur Braunschweiger Zeitung) zugehört, was sie zum Thema “Vom Scheiber zum Communitymanager” zu sagen haben. Nichts Aufsehen erregendes Neues, Haller hat in akademischer Manier Charts rausgehauen in denen er – oh Wunder – feststellte, das Journalisten einen immer mehr akademischen Background haben.
Da ein Hochschulstudium in der Regel Voraussetzung für ein Volontariat ist, wundert das nicht wirklich.

Spannender schon Raue, der das Hohelied des Lokalen und Regionalen sang, sein Steckenpferd, und auch das des Newsdesk, den er einführte. Beides in der Tat Maßnahmen, die Print helfen können. Sorgen machte mir eher das Publikum, das über jeden noch so schlechten Second Life Witz lachte (nicht wissend, dass es Journalisten sind, die das hochschreiben), und vor allem jammerte, dass alles noch mehr Zeit kostet und überhaupt.

Noch immer sehen viele Journalisten das Internet als Bedrohung, Kanibalisierung, technische Belastung. Ihre Chefs auch. Haben sie jetzt verstanden, wenigstens eine Onlineausgabe zu haben, dann passieren im Bereich Multimedia die gleichen Fehler: Naja, machen wir auch mal ein Video oder ein Audio.

Nochmal zum Nachlesen: Medienunternehmen müssen in Medien denken. Eine Geschichte muss darauf analysiert werden, welche Kanäle wie bedient werden müssen – wie kann ich sie Online, Print, Audio, Video und oder in Bilderstrecke umsetzen.

Kinder auf dem Mount Everest?

Liest sich so:

Arzt schleppt Kinder auf den Mount Everest
Große Entdeckungen sind oft mit großem persönlichem Einsatz verbunden. Doch was jetzt ein britischer Mediziner plant, stößt auf massive Kritik. Um möglicherweise ein lebensrettendes Medikament für kranke Kinder zu finden, steigt er im April auf den Mount Everest. Mit ihm klettern Kinder im Alter von sechs bis 13 Jahren.

Zeilen später:

Auch Mythens eigene vier Kinder sollen in den Osterferien nicht faul zu Hause oder irgendwo in der Sonne liegen, sondern den mit 8850 Metern höchsten Berg der Welt knapp mehr als die Hälfte empor kraxeln.

Tatsächlich sind es 5400 Meter, und es geht ins Basecamp. Hmm, das ist zwar hoch,, und ja, mit der Höhenkrankheit ist nicht zu spaßen. Aber würden wir so einen Aufstand machen wenn der Arzt nach Tibet mit seinen Kindern reist? Das liegt auch so hoch. Sicher, man kann streiten ob man das mit Kindern machen sollte, aber bitte die Kirche im Dorf lassen. Auch wenn man so besser Pageimpressions bekommt.

Die Geschichte kommt übrigens von AFP.

Print und Sprache

Irgendwie gleich drei Dinge gefunden zum Thema Qualitätsjournalismus heute:

1. Die Ãœberschrift ” Taliban wollten Cheney töten” – sorry aber sie wollen das immer noch

2. Jep-Bog (das ist das der Springer-Akademie: “Da hat man gerade im Radio vom Triumph des jungen Florian Henckel von Donnersmarck gehört und sich gefreut – ein 33-jähriger bekommt für seinen ersten Film den „Oscar“! – und dann liest man in der „Welt“ ganz oben auf Seite 2: „Der deutsche Beitrag ‘Das Leben der Anderen’ hat keinen Oscar verdient.“ Das soll originell sein, aber es ist einfach nur doof.”

3. Und Ansgar Mayer hat Roger Willemsen mit einem schönen Satz zitiert:
“Ich halte es für einen Fetisch des Journalismus, Distanz zu halten. Journalisten glauben, Leidenschaftslosigkeit sei professionell. Das macht aber für mich Zeitungen immer langweiliger.”

Second Life: Ich muss mal wieder motzen

Gestern sagte mir ein Redakteur, Second Life sei relevant und wichtig, weil drüber gesprochen wird. Aha. Nun, heute wird zum Beispiel bei Onlinekosten.de darüber gesprochen.

Neben dem realen Leben flüchten immer mehr Internetuser ist die virtuelle Welt von Second Life.

Wenn man sich nicht die Mühe machen will Zahlen zu suchen und Relevanz zu begründen, ist “imemr mehr” immer gut.

Dabei handelt es sich um eine kostenpflichtige dreidimensionale Internetwelt des Anbieters Linden Lab, in der Spieler ein von ihnen selbst erfundenes zweites Leben führen.

Kann man so sagen.

Kurios ist dabei vor allem, dass Dienstleistungen in der virtuellen Welt so genannte Linden Dollar kosten, die in reale Dollar getauscht werden können. So mancher Second-Life-User soll es schon zum Millionär geschafft haben.

Auch hier wieder: Lieber unbestimmt bleiben, das gibt das Gefühl, es sei wichtig.

Jetzt aber der Knaller: Der ganze obere Sermon wäre gar nicht nötig, wie die Leserumfrage bei Onlinekostren.de zeigt:

Für den Großteil ist das virtuelle Treiben offenbar uninteressant. Beachtliche 61,70 Prozent der Umfrage-Teilnehmer gaben an, kein Interesse an Second Life zu haben. 31,46 Prozent gaben sogar an, überhaupt nicht zu wissen, was Second Life genau ist.

Wenn es also keine Sau interessiert, warum ist es dann eien Umfrage wert? Die Katrze beißt sich in den Schwanz, wie der Redakteur, der ein Thema erst dann macht, wenn die anderen drüber reden.

Zum Thema Onlinedurchsuchungen

In Wahrheit hat es eine “Online-Durchsuchung” oder gar den “Bundestrojaner”, der seit geraumer Zeit durch die Medien geistert und sogar einen eigenen [extern] Eintrag bei Wikipedia bekommen hat, nie gegeben – und es wird ihn auch nie geben. Er ist ein Hoax und beruht auf dem mangelnden Sachverstand eines Oberstaatsanwaltes, jeweils einer Falschmeldung der taz und der Süddeutschen und der Tatsache, dass alle deutschen Medien, ohne die Fakten zu recherchieren, voneinander abgeschrieben haben. Nach dem Prinzip “Stille Post” steht am Ende der Berichterstattung dann der “behördliche” Hacker, vom dem am Anfang nie die Rede war.

schreibt Telepolis völlig zu recht.

Ich hatte mich auch schon gefragt, wie das BKA bei mir einen Trojaner einschleusen will (zumal auf meienm Macbook) und Firewall und überhaupt.

Journalistenpack :-)

Ich bin nun wirklich kein großer Fan von Herrn Knüwer, aber wo er recht hat hat er recht. Meiner langen Rede Sinn.

Es gibt eine kleine Gruppe von innovativen Mitarbeitern, die das Internet mit offenen Armen empfangen, die Lust auf Blogs haben und auf Podcasts, die ohne Murren für den Online-Auftritt schreiben und sich in der Vielfältigkeit der Medien suhlen wie die Sau im Schlamm.
Und es gibt die andere Gruppe, die größere. Die jene Kollegen für genau das hält: Säue.

Ich nenne diese andere Gruppe gerne “die Schriftsteller.” Was ihr Verständnis von Informationsvermittlung angeht. Ich weiß aber auch sehr gut, dass es die Produkte der “Schriftsteller” sind, die uns noch bezahlen.